Breitenbrunner Kalksandstein

Kalkstein aus dem Leithagebirge (Österreich)
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Die Kanzel im Wiener Stephansdom

 
Kanzel des Stephansdomes

Die zwischen 1510 und 1515 entstandene Kanzel hat von Anfang an durch die unbeschreiblich zarte, für Steinarbeit kaum verständliche Ausführung ihres Rankenwerkes und der Figuren allgemeine Bewunderung erweckt. Bei dieser Zartheit der Formen waren Beschädigungen unvermeidlich [1] Ältere Restaurierungen sind von 1597 und 1652 überliefert. Der Altbestand der Kanzel ist aus einem sehr feinkörnigen, weißgelblichen Leithakalksandstein, von dem einzelne Stücke eine gewisse Ähnlichkeit mit feinem Margarethener Stein haben, sich von diesen aber durch die ungleich geringere Härte unterscheiden. Andere Teile, wie die Brüstungsplatte mit Papst Gregor, sind aus einem ganz weißen Stein. Beide miteinander durch alle Übergänge verbundenen Abarten sind als Breitenbrunner Stein anzusprechen. Die Bestimmung der Steine war dadurch besonders erschwert, dass sich ihre Oberfläche größtenteils durch Reste alter Anstriche stark gelb, stellenweise tiefbraun verfärbt hatte, andererseits fast keine frischen Bruchflächen zugänglich waren.

Wenn man verwirrt vor der Vielgestaltigkeit des Rankendickichts am Unterbau und den tief unterhöhlten Formen der Brüstung mit ihren Baldachinen und Bildnisbüsten steht, erscheint es unverständlich, wie es technisch möglich war, diese zarten Formen in so feiner Weise auszuarbeiten. Die Bewunderung für die kunstvolle Arbeit steigert sich, wenn man die Steinfugen sucht und dabei feststellt, dass das ganze Werk aus einigen wenigen großen Blöcken besteht. Das Unterbau besteht aus nur drei großen Steinblöcken. Die Kanzelbrüstung besteht aus vier Werkstücken. Innerhalb jedes dieser vier Werkstücke ist alles, der Baldachin samt dem Brüstungsgesims und der Bildnisbüste, aus demselben Block herausgearbeitet.

Während hinsichtlich der Porträtskulptur kein Zweifel an der überkommenen Zuschreibung bestehen, nämlich Anton Pilgram[2], spricht der Kanzelaufbau mit seinen dreidimensional vorschwingenden Maßwerkformen und gebogenen Fialen eine deutlich andere stilistische Sprache, die nur schwer für den Bildhauer Pilgram in Anspruch zu nehmen ist. Die technische Virtuosität des aus zwei Steinblöcken herausgearbeiteten, nicht aus Einzelteilen zusammengefügten Sockels legt eine Arbeitsteilung zwischen Bildhauer und Steinmetz nahe, wie sie sich ohnedies bei einem so komplexen Kunstwerk anbietet. Die Zeichnung eines Sakramentshauses, mit großer Ähnlichkeit zur Kanzel, besitzt die zeitgenössische Aufschrift „Michel Fröschl die zeit paw maister hie zu Wien“ und verweist auf den seit 1517 als Parlier und seit 1526 als Baumeister amtierenden Steinmetzen.

Hofoper

 
Wiener Opernhaus um 1900

Für den Bau der Hofoper verwendbares Steinmaterial[3], Bericht vom 5. November 1863:

Geprüft wurde Wöllersdorfer Stein, harter und mittelharter Kaiserstein, Kehlheimer Stein, Joiser Stein, Sóskúter Stein und Breitenbrunner Stein. Der Kehlheimer Stein wurde als Hauptstein entschieden. Der Breitenbrunner kann in drei Qualitäten geliefert werden.

  • der „Gewöhnliche“, in der Farbe sehr ähnlich dem Kehlheimer, jedoch etwas poröser und nicht tragfähig, kann daher wo selber gegen einen starken Druck oder Abnützung geschützt ist, ganz gut verwendet werden.
  • der „Bildhauerstein“ von gleicher Farbe, sehr feinkörnig, bildsam, witterungsbeständig und auch tragfähiger, kann zur Verwendung neben dem Kehlheimerstein bestens empfohlen werden.
  • der „Bodenstein“, ähnlich dem letzteren, nur noch fester, steht dem guten Kehlheimer noch näher.

Besichtigung der Breitenbrunner Brüche

Um den Zeitplan einzuhalten, war es notwendig, die Bautätigkeit zu beschleunigen. Franz Wilt, k.k.Leiter der Bau-Inspektion berichtete dem k.k.Staatsministerium am 7. April 1864:

.. am 24. März erfolgte in Gesellschaft des Herrn Professor von Sicardsburg die Besichtigung und gefunden, dass im vergangenen Winter sehr wenig geleistet worden sei. Es wurde mit den dortigen Steinbruchbesitzern Winkler und Putz Verträge auf die Lieferung von monatlich insgesamt 5.000 Kubikfuß abgeschlossen und in der Folge die Breitenbrunner Steinbrüche auch lebhaft betrieben werden.

Protokoll in der Baukanzlei des Hofopernhauses

Die Steinmetzmeister geben am 7. Oktober 1864 zu Protokoll: wegen der Schwierigkeiten, den Kehlheimer Stein in so großen Quantitäten und in der raschen Zeit beizustellen, es gestattet werden solle, den Breitenbrunner Stein zu verwenden. Herr Wilt fordert, dass wenigstens eine besonders sorgfältige Auswahl bester Qualität beobachtet werde und alle zu weichen Stücke auszuscheiden seien ..

Einzelnachweise

  1. Alois Kieslinger: Die Steine von St. Stephan, Verlag Herold Wien 1949, S 266ff
  2. Johann Josef Böker: Der Wiener Stephansdom, Architektur als Sinnbild für das Haus Österreich, Verlag Anton Pustet 2007, S 244-248
  3. Verwaltungsarchiv, Stadterweiterungsfonds Hofoper fasc. 107, Bericht: BauComité der k.k.Hofoper an das Staatsministerium