Clara M. Thompson (* 3. Oktober 1893 in Providence, Rhode Island, † 20. Dezember 1958) war eine amerikanische Ärztin, Psychotherapeutin und Vetreterin der Neopsychoanalyse.
Biographie
Die für Ihre Karriere entscheidende Begegnung machte Clara Thompson 1917, ein Jahr nach Beginn ihrer klinischen Ausbildung an der John Hopkins Klinik in Baltimore: Sie begegnete Lucille Dooley, einer Schülerin von G. Stanley Hall, die schon 1910 psychologische Fragen mit Freud, Jung und Adolf Meyer besprechen konnte. 1918 lernte sie William Alanson White und Edward Kempf vom St. Elizabeth’s Hospital in Washington kennen, die ihren Studenten empfahlen, bei ihrer Arbeit mit psychiatrischen Patienten psychoanalytische Konzepte anwendeten.
Nach ihrem Abschluss im Jahre 1920 an der John Hopkins Klinik in Baltimore entschied Clara Thompson sich für Psychiatrie zu spezialisieren. 1922 begann sie eine dreijährige psychiatrische Ausbildung bei Adolf Meyer an der John Hopkins Klinik. 1923 lernte sie Harry S. Sullivan kennen, dessen neue Ansätze zur therapeutischen Behandlung der Schizophrenie sie interessierte. 1930 wurde Thompson zur Präsidentin der Neuen Psychoanalytischen Vereinigung von Washington und Baltimore gewählt.
Von 1931 -1933 unterzog sich Thompson einer Analyse bei Sandor Ferenczi in Budapest, der mit seiner analytischen Technik bereits über Freud hinaus geschritten war. Nach Ferenczi’s Tod kam Tompson 1933 an das New Yorker Psychoanalytische Institut zurück, wo sie den Kontakt zu Sullivan und Silverberg wieder aufnahm und Karen Horney und Erich Fromm kennen lernte. Die ganze Gruppe (Zodiac Club) traf sich jeden Montag, um sich mit Sullivans Konzept der Interpersonalen Psychiatrie auseinander zu setzen.
Nach einer Kontroverse zwischen den traditionellen Anhängern der Libidotheorie und denjenigen, die emotionale Prozesse als Grundlage der Persönlichkeitsbildung erkannten, verliessen die „fünf Rebellen“ (Horney, Thompson, Robbins, Ephron, Kelman) das New Yorker Institut und gründeten 1941 „The American Association for the Advancement of Psychoanalysis“. Doch auch hier gab es Auseinandersetzungen, dieses Mal zwischen Horney und Fromm. Dies führte 1943 zur Gründung des William Alanson White Institut in New York durch Thompson und Fromm. Clara Thompson führte dieses Institut während 15 Jahren in einem freiheitlich-wissenschaftlichen Stil und verband dabei psychoanalytische Konzepte mit Anthropologie und Sozialpsychologie.
Literatur
- Clara Thompson, Die Psychoanalyse: ihre Entstehung und Entwicklung, Dt. Erstauflage im Pan-Verlag, Zürich 1952, ISBN 3-85999-011-X
- Clara Thompson, Interpersonal psychoanalysis: The selected papers of Clara M. Thompson, 1964, ASIN B0006D9DDG