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Schiffsdaten | ||
Schiffstyp: | Handelsschiff | |
Kiellegung: | ||
Stapellauf (Schiffstaufe): | 31. Mai 1937 mit Namen Goldenfels | |
Indienststellung: |
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Bauwerft: | Bremer Vulkan Schiffbau- & Maschinenbau-Gesellschaft Bau.Nr. 736 | |
Umbau zum HSK 1939/1940: | Deschimag-Werft oder Blohm & Voss | |
Reederei: | DDG Hansa in Bremen | |
Tage auf See | 622 | |
Besatzung: | ca. 347 Mann (22 Offiziere, 328 Mannschaften und Unteroffiziere); außerdem bis zu 4 Prisenkommandos | |
Technische Daten | ||
Vermessung: | 7.862 BRT | |
Wasserverdrängung als HSK: | 17.600 ts | |
Länge: | über alles:155 m KWL: 149 m | |
Breite: | 18,6 m | |
Tiefgang: | 8,7 m | |
Maschinenanlage: | 2 × 6-Zylinder-Dieselmotoren von Bremer Vulcan | |
Anzahl der Wellen: | 1 | |
Leistung: | 7.600 PS | |
Höchstgeschwindigkeit: | 17,5 kn (32 km/h) | |
Fahrbereich: | 60.000 sm bei 10 kn | |
Brennstoffvorrat: | maximal 3.500 m³ Treiböl | |
Bewaffnung | ||
Seekanonen: | 6 × 15-cm-L/45-C-13-Geschütze mit 1800 Schuss ehemalige Mittelartillerie des Linienschiffes SMS Schlesien | |
1 Anhaltekanone | 7,5-cm-L/35, Schneider/Creuzot | |
Flak | 2 × 3,7-cm-C/30 in Zwillingslafette mit 4000 Schuss | |
Einzellaffetten-Flak : | 4 x 2 cm mit 8000 Schuss | |
Torpedorohre Ø 53,3 cm |
4 als Einzelrohre seitlich über Wasser | |
Minenkapazität: | 92 Minen | |
Flugzeuge ab März 1941: |
1 He 114 B (1 Reserve) Arado 196 | |
Kommandant | ||
Kapitän zur See Bernhard Rogge |
19. Dezember 1939 bis 22. November 1941 |
Die Atlantis war ein zum Hilfskreuzer umgerüstetes deutsches Handelsschiff im Zweiten Weltkrieg. Unter der Tarnung eines scheinbar harmlosen zivilen Frachters führte sie Handelskrieg gegen die Schifffahrt der Alliierten. Bei der Seekriegsleitung wurde die Atlantis unter den Decknamen Handelsstörkreuzer 2 bzw. Schiff 16 geführt. Bei der Royal Navy war sie als Raider C bekannt.
Geschichte
Das 7.862 BRT große Frachtschiff war 1937 unter dem Namen Goldenfels für die Reederei DDG „Hansa“ in Bremen gebaut worden. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges transportierte es Stückgüter von Indien, Persien, Ceylon sowie Burma nach Europa.
Nach Kriegsbeginn wurde u. a. auch die Goldenfels von der Kriegsmarine für besondere Zwecke beschlagnahmt. Die Umrüstung zu einem bewaffneten Hilfskreuzer erfolgte bei der Deschimag-Werft in Bremen. Nach nur 99 Tagen war das Schiff einsatzbereit. Kommandant wurde Kapitän zur See Bernhard Rogge.
Kaperfahrt
Am 11. März 1940 lief der Hilfskreuzer Atlantis von Kiel aus durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach Wilhelmshaven. Dort wartete man den endgültigen Befehl zum Auslaufen ab und begann das Schiff zu tarnen. Am 31. März 1940 lief die Atlantis dann, als norwegisches Motorschiff Knute Nelson, zu ihrer Kaperfahrt aus. Sie wurde zunächst von den Torpedobooten Leopard und Wolf gesichert. In der Dänemarkstraße übernahm U 37 das Geleit, nachdem die Torpedoboote in ihre Häfen zurückkehrten.
Nach dem geglückten Durchbruch in den Atlantik konnte das Schiff am 3. Mai 1940 mit der Versenkung des britischen Frachters Scientist den ersten Erfolg seiner Kaperfahrt erzielen.
Aufgrund der Besetzung Norwegens und Dänemarks durch das Dritte Reich wurden die Pläne aber dahingehend geändert, dass Schiff 16 britische Kräfte im Südatlantik binden sollte. In der Zeit von Mai bis Dezember 1940 wurden nun im Südatlantik und im Indischen Ozean zehn Schiffe versenkt. Außerdem wurden noch drei weitere Schiffe durch Prisenkommandos besetzt und nach Frankreich, Japan sowie in das von Italienern besetzte Somalia entlassen. Die 92 mitgeführten Minen wurden bereits im Mai 1940 vor dem südafrikanischen Kap Agulhas gelegt.
Unter den versenkten Schiffen war auch der Frachter Automedon, zu dessen Ladung wichtige britische Dokumente gehörten. Diese Beute war der größte Erfolg der Atlantis. Dem Kommandanten Rogge wurde dafür vom japanischen Kaiser Hirohito als Auszeichnung ein Samuraischwert geschenkt.
Zwischenzeitlich erfolgte die erste komplette Überholung der Maschinen mit Bordmitteln. Die Schiffsführung arbeitete eng mit den mittlerweile in diesen Gebieten operierenden Handelsstörkreuzern (Pinguin und später auch Orion) zusammen, auch der Schwere Kreuzer Admiral Scheer operierte zu dieser Zeit in dem Seegebiet um Südafrika und es kam zu einigen Treffen mit der Atlantis. Die Atlantis versorgte bei einem Treffen die von der Admiral Scheer aufgebrachte British Advocate mit 500 t Öl, um deren Fahrt nach Frankreich zu ermöglichen.
Am 17. April 1941 wurde der ägyptische Passagierdampfer Zam Zam versenkt und 317 Personen an Besatzung und Passagieren aufgenommen. Unter ihnen befand sich auch der amerikanische Reporter David E. Sherman vom Time-Life Magazin. Während der kurzen Zeit, in der sich die Passagiere auf der Atlantis befanden, konnte er einige Fotos von dem Schiff machen. Nach der Abgabe an einen deutschen Blockadebrecher gelang es ihm sogar, eine Seitenansicht von der Atlantis zu fotografieren. Dieses Bild erschien Monate später in jenem Magazin und zeigte der Welt das Aussehen des deutschen Raiders. Weitere Versenkungen folgten. Anschließend unternahm die Atlantis noch einen relativ erfolglosen Abstecher in den Pazifik. Dort konnte am 10. September 1941 ein letztes Schiff aufgebracht werden. Es handelte sich um den norwegischen Frachter Silvaplana, der von der deutschen Prisenbesatzung erfolgreich nach Frankreich gebracht werden konnte.
Ende der Kaperfahrt
Das Ende ereilte die Atlantis, nachdem Kommandant Rogge im Oktober 1941 Befehl erhielt, den Handelskrieg abzubrechen und als U-Boot-Versorger zu fungieren. Da die Briten bei der Aufbringung von U 110 den Enigma-Schlüssel der U-Boote erbeutet hatten, konnten sie die Funksprüche an die U-Boote mitlesen und so den Treffpunkt in Erfahrung bringen. Die Funkschlüssel der Hilfskreuzer hatten sie nie dechiffrieren können, da diese zu selten funkten. Am 22. November 1941 schließlich wurde das Schiff bei der Versorgung von U 126, nordwestlich der Insel Ascension, vom britischen Schweren Kreuzer HMS Devonshire (London-Klasse), gestellt und so schwer beschädigt, dass Rogge die Selbstversenkung anordnete. Eine Verteidigung war unmöglich, da der britische Kreuzer außerhalb der eigenen Waffenwirkung (14–15 km) blieb. Acht Besatzungsmitglieder starben und 305 überlebten den Beschuss. Die Besatzung wurde von U 126 aufgenommen, teils an Bord selbst und teils in geschleppten Rettungsbooten. Die Männer wurden nach zwei Tagen an den Versorger Python abgegeben.
Dem Versorger widerfuhr genau das gleiche Schicksal wie der Atlantis. Er wurde vom britischen Kreuzer HMS Dorsetshire am 1. Dezember 1941 entdeckt und wurde ebenfalls selbstversenkt, um der Aufbringung zuvor zu kommen. Beide Besatzungen konnten jedoch nach einer groß angelegten Rettungsaktion durch die deutschen U-Boote U A, U 68, U 124, U 129 und die italienischen E. Tazzoli, G. Finzi, P. Calvi und L. Torelli nach Frankreich gebracht werden. Bis auf elf Mann erreichten alle die Heimat Ende Dezember des Jahres.
Die Kaperfahrt der Atlantis dauerte insgesamt 622 Tage. Dabei wurde eine Strecke von 102.000 Seemeilen zurückgelegt. Es war die längste ununterbrochene Fahrt eines Schiffes in der Geschichte. 22 gegnerische Schiffe (16 versenkt, sechs als Prise eingebracht), mit insgesamt 145.698 BRT, fielen ihr letztlich zum Opfer .
Versenkungen durch den Hilfskreuzer Atlantis
22 Schiffe:
Name | Typ | Land | Datum | Tonnage in BRT | Verbleib |
Scientist | Frachter | Großbritannien | 3. Mai 1940 | 6.200 | versenkt |
Tirranna | Frachter | Norwegen | 10. Juni 1940 | 7.230 | Prise |
City of Bagdad | Frachter | Großbritannien | 11. Juli 1940 | 7.505 | versenkt |
Kemmendine | Frachter | Großbritannien | 13. Juli 1940 | 7.770 | versenkt |
Talleyrand | Frachter | Norwegen | 2. August 1940 | 6.730 | versenkt |
King City | Frachter | Großbritannien | 24. August 1940 | 4.745 | versenkt |
Athelking | Tanker | Großbritannien | 9. September 1940 | 9.555 | versenkt |
Benarty | Frachter | Großbritannien | 10. September 1940 | 5.800 | versenkt |
Commissaire Ramel | Passagierschiff | Frankreich | 20. September 1940 | 10.060 | versenkt |
Durmitor | Frachter | Jugoslawien | 22. Oktober 1940 | 5.620 | erobert |
Teddy | Tanker | Norwegen | 9. November 1940 | 6.750 | versenkt |
Ole Jakob | Tanker | Norwegen | 10. November 1940 | 8.305 | Prise |
Automedon | Frachter | Großbritannien | 11. November 1940 | 7.530 | versenkt |
Mandasor | Frachter | Großbritannien | 24. Januar 1941 | 5.145 | versenkt |
Speybank | Frachter | Großbritannien | 31. Januar 1941 | 5.150 | Prise |
Ketty Brövig | Tanker | Norwegen | 2. Februar 1941 | 7.300 | Prise |
Zam Zam | Passagierschiff | Ägypten | 17. April 1941 | 8.300 | versenkt |
Rabaul | Frachter | Großbritannien | 14. Mai 1941 | 6.810 | versenkt |
Trafalgar | Frachter | Großbritannien | 24. Mai 1941 | 4.530 | versenkt |
Tottenham | Frachter | Großbritannien | 17. Juni 1941 | 4.760 | versenkt |
Balzac | Frachter | Großbritannien | 22. Juni 1941 | 5.375 | versenkt |
Silvaplana | Frachter | Norwegen | 10. September 1941 | 4.790 | Prise |
versenkte Tonnage: 145.960 BRT
Tage auf See: 655
Literatur
- Ulrich Moor, Arthur Sellwood: Atlantis – Kaperfahrt und 10 Flaggen. Wilhelm Heyne Verlag, München 1975, ISBN 3-453-00502-3, (Zahlreiche Auflagen).
- Wolfgang Frank und Bernhard Rogge: Schiff 16. Tatsachenbericht. Die Kaperfahrten des schweren Hilfskreuzers Atlantis auf den 7 Weltmeeren. Genehmigte Taschenbuchausgabe. 10. Auflage. Heyne, München 1982, 251 S., ISBN 3-453-00039-0
- Otto Mielke: Hilfskreuzer „Atlantis“. Der erfolgreichste Hilfskreuzer des 2. Weltkrieges. Stade, Kiel 2004, (Schiffe - Menschen - Schicksale, Schicksale deutscher Schiffe 125, ZDB-ID 1325248-3).
- Gerhard Hümmelchen: Handelsstörer. Handelskrieg Deutscher Überwasserstreitkräfte im Zweiten Weltkrieg. 2. Verbesserte Auflage. J.F. Lehmanns Verlag, München 1967.
- Jochen Brennecke: Die Deutschen Hilfskreuzer im Zweiten Weltkrieg. 4. Auflage. Koehler Verlag 2001, ISBN 3-782-20828-5
Verfilmungen
- Sotto dieci bandieri (Unter zehn Flaggen, Italien 1960, Regie: Duilio Coletti, mit Van Heflin in der Rolle von Kapitän zur See Bernhard Rogge)
Weblinks
- Technische Daten (engl.)
- Goldenfels und Atlantis – Fotos aus dem Einsatz
- Seite über die DDG-Hansa, für die das Schiff ursprünglich in den Dienst gestellt wurde.
- Die Piraten des Diktators – Die abenteuerliche Reise des Hilfskreuzers Atlantis; Film von Jürgen Stumpfhaus (Koproduktion von WDR und Radio Bremen 1999)
- Hilfskreuzer Atlantis – Filmaufnahmen (YouTube)
- Rezension des Spielfilms Unter zehn Flaggen in dem Artikel Film. Seekrieg. Alle guten Geister, in: Der Spiegel, Nr. 31 v. 27. Juli 1960, S. 58-60 [[1]]