Das Corps Thuringia Leipzig ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es gehört dem Schwarzen Kreis im KSCV an. Es vereint Studenten sowie ehemalige Studenten der Universität Leipzig und ehemalige Studenten der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Die Corpsmitglieder werden „Leipziger Thüringer“ genannt.
Thuringia hat die Farben „karmesinrot-weiß-schwarz“ mit silberner Perkussion, wobei das Band mit 25 Millimetern leicht schmaler ist als üblich. Dazu wird eine karmesinrote Mütze als Hinterhauptcouleur getragen. Die Füchse (bei Thuringia als Renoncen bezeichnet) tragen ein Fuchsenband in den Farben „karmesinrot-weiß-karmesinrot“.
Der Wahlspruch lautet „Durch Kampf zum Sieg!“, der Wappenspruch „Amico pectus, hosti frontem!“ (deutsch: „Dem Freund die Brust, dem Feind die Stirn!“).
Geschichte
Das erste Corps Thuringia in Leipzig wurde erstmals am 30. September 1807 gegründet. Diese Thuringia (I) bestand bis 1817. Ihr gehörte zu dieser Zeit unter Anderen auch der deutsche Dichter Theodor Körner an. Drei Mitglieder dieser ersten Thuringia gründeten währenddessen das Corps Saxonia Leipzig (gestiftet 1812). Verfolgungsbedingt wurden Studentenverbindungen mit Einsetzen der Restauration nach den Befreiungskriegen unterdrückt und bestanden zeitweilig im Verborgenen.
Am 26. Juni 1847 wurde von Studenten an der Universität Leipzig eine neue Thuringia (III) gestiftet. Die Gründer waren die Studenten und Mitglieder des Corps Misnia Leipzig (III) (chronologisch nach der Reihenfolge ihres Eintritts):
- Hermann Hohnbaum, früher Mitglied der Corps Saxonia Göttingen, Misnia Leipzig (III) und Guestphalia Leipzig,
- Ludwig von Kessinger, früher Mitglied des Corps Misnia Leipzig (III),
- Ludwig Hagemann, früher Mitglied des Corps Misnia Leipzig (III),
- Friedrich Girardet, früher Mitglied der Corps Misnia Leipzig (III) und Guestphalia Leipzig,
- Siegfried Crusius, früher Mitglied des Corps Misnia Leipzig (III),
- Otto Freiherr von Berlepsch, früher Mitglied des Corps Misnia Leipzig (III),
- Carl von Wuthenau, früher Mitglied des Corps Misnia Leipzig (III),
- Robert Wahnschaffe, früher Mitglied des Corps Misnia Leipzig (III),
- Ludwig Feller, früher Mitglied des Corps Misnia Leipzig (III),
- Carl Bernhart Edler von der Planitz, früher auch Mitglied des Corps Misnia Leipzig (III)
- Robert Freiherr von Welck, auch Mitglied der Corps Guestphalia Heidelberg, Guestphalia Leipzig und Misnia Leipzig (III).
Das Corps Thuringia Leipzig (III) gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Kösener Senioren-Convents-Verbands (KSCV), der im Jahre 1848 gegründet wurde. Auch diese Thuringia (III) stand nicht durch und mußte sich in den Wirren des Progress nach 1852 wieder zu tun. Am 18. Januar 1868 entstand das heutige Corps Thuringia Leipzig aus einer 1854 gestifteten Landsmannschaft, die durch Rezeption in den Senioren-Convent zu Leipzig zum Corps wurde. 1935 musste Thuringia im Dritten Reich erneut schliessen, weil studentische Corps nicht in die Gedankenwelt der Nationalsozialisten passten. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich Thuringia Leipzig vorübergehend von 1953 bis 1971 mit dem Alltherrenverband des Corps Rhenania Bonn zusammengeschlossen. Am 18. Januar 1971 wurde das Corps durch Christian Helfer, Mitglied der Corps Lusatia Leipzig, Rhenania Bonn und Misnia Leipzig (IV), sowie durch jeweils ein Mitglied des Corps Hannovera Göttingen und des Corps Teutonia Marburg als eigenständiges Corps in Saarbrücken wieder eröffnet. Nach der deutschen Wiedervereinigung kehrte das Corps in seine Heimat nach Leipzig zurück.
Aufgrund der Struktur seiner Verhältnisse zu anderen Corps wird das Corps Thuringia heute zum „Schwarzen Kreis“ innerhalb des KSCV gezählt.
Bekannte Mitglieder
- Anton Friedrich Hohl (1811-1862), Professor für Geburtshilfe
- Rudolf Baumbach (1840–1905), Schriftsteller
- Otto Julius Bierbaum (1865–1910), Schriftsteller
- Carl Hauß († 1942), Präsident des Reichspatentamts
- Christian Helfer (1930–2008), Rechtssoziologe, Universitätsprofessor
- Max Hochrein, Internist
- Theodor Körner (1791–1813), Dichter und Schriftsteller
- Richard Mucke (1846-1925), Geograph und Ethnologe in Dorpat
- Norbert Pfretzschner (1850–1927), Bildhauer und Schriftsteller
- Franz Rotzoll († 1927), Präsident der Klosterkammer Hannover
- Samuel Hanson Stone (1849–1909), Auditor of Public Accounts des Staates Kentucky
Träger der Klinggräff-Medaille
Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurde ausgezeichnet:
- Steffen Päßler (2009)
Literatur
- Kösener Korpslisten 1910, Nr. 155
Weblinks
Siehe auch
Koordinaten: 51° 21′ 39,8″ N, 12° 22′ 23,1″ O