Betty Williams

nordirische Friedensaktivistin, Friedensnobelpreisträgerin
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Juli 2005 um 23:19 Uhr durch Elya (Diskussion | Beiträge) (Leben: ergänzt.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Betty Williams (geboren: Elisabeth Smyth; * 22. Mai 1943 in Belfast, Nordirland) ist Mitbegründerin der nordirischen Organisation "Community of Peace People", die sich für den Frieden in Nordirland einsetzt. Für ihr Engagement auf diesem Gebiet wurde ihr 1976 der Friedensnobelpreis verliehen.

Leben

Betty Williams wuchs in Belfast als Tochter eines protestantischen Vaters und einer katholischen Mutter (deren Vater Jude war) in einfachen Verhältnissen auf; ihr Vater arbeitete in einem Metzgerladen, ihre Mutter war Hausfrau. Sie besuchte die katholische Grundschule St. Theresa's und das St.-Dominic's-Gymnasium in Belfast und absolvierte anschließend Kurse an einer Handelsschule. Als sie 14 Jahre alt war, erlitt ihre Mutter einen Schlaganfall und wurde zum Pflegefall; Betty war seitdem für die Erziehung ihrer fünf Jahre jüngeren Schwester mitverantwortlich.

Nach ihrer Ausbildung arbeitete Betty Williams in diversen Jobs, nach eigenen Aussagen hielt es sie nie lange an einem Arbeitsplatz, sie wurde jedoch auch regelmäßig entlassen. Bevor sie mit der politischen Tätigkeit begann, arbeitete sie am Wochendene als Kellnerin, tagsüber als „Mädchen für alles“ in einem Beratungsunternehmen.

Mit 18 Jahren heiratete sie 1961 den protestantischen Ralph Williams, der von den Bermudas stammte. 1962 wurde ihr Sohn Paul, 1970 Tochter Deborah geboren. Williams war während ihrer Ehe stets berufstätig, „um klar im Kopf zu bleiben“.

Durch die interkonfessionelle Ehe ihrer Eltern war Betty Williams bereits früh sensibilisiert für die politischen Vorgänge in ihrem Land. Ihr protestantischer Großvater wurde in den 40er-Jahren am Arbeitsplatz tätlich angegriffen und dauerhaft gemobbt, als die Eheschließung seines Sohnes mit einer Katholikin bekannt wurde. Zwei ihrer Cousins wurden in den 70er-Jahren eher zufällig auf offener Straße getötet — der eine durch Protestanten, der andere durch die katholische IRA.

Einen Wendepunkt in ihrem Leben bildete der 10. August 1976: zwei IRA-Aktivisten versuchten in ihrem Auto britischen Soldaten zu entkommen; der Fahrer wurde am Steuer erschossen und sein Begleiter schwer verletzt. Das Auto erfasste eine Frau und ihre drei kleinen Kinder, darunter ein Baby. Die Mutter überlebte schwerverletzt, alle drei Kinder starben.

Betty Williams, die in dieser Straße im Vorort Andersonstown lebte, hörte den Aufprall des Autos und wurde so Augenzeugin der Ereignisse. Geschockt und überwältigt fasste sie den unmittelbaren Entschluss, etwas gegen die alltägliche, sinnlose Gewalt zu unternehmen: Sie begann vor ihrer eigenen Tür und versuchte die Nachbarn aufzurütteln. Als die Medien über ihr Engagement berichteten und ihr Appell gegen die Gewalt und für Versöhnung zwei Tage nach dem Ereignis im Fernsehen ausgestrahlt wurde, wuchs innerhalb kürzester Zeit die Unterstützung, und es gab Friedensdemonstrationen mit (geschätzt) einer halben Million Menschen in ganz Großbritannien und Nordirland. Ihre ersten und engsten Mitstreiter waren Mairead Corrigan, die Tante der drei getöteten Kinder, und der Journalist Ciaran McKeown, der ihnen seine Hilfe anbot — die drei trafen sich auf der Beerdigung der drei Kinder. Am nächsten Tag versammelten sich auf einen Aufruf Betty Williams hin bereits 10.000 Menschen zu Demonstrationen in Andersonstown.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Nordirlandkonflikt in seinem siebten Jahr; rund 1600 Menschen hatten bereits ihr Leben verloren, es gab zwar einige kleinere Friedensbewegungen, die aber selten mehr als einige Tausend Menschen aktivieren konnten.

Einige Tage nach der Beerdigung trafen sich die zwei Frauen und Ciaran McKeown und verfassten die Declaration of Peace People, die aus wenigen, einprägsamen Formeln bestand:

  • Wir wollen leben und lieben und eine gerechte und friedliche Gesellschaft aufbauen.
  • Wir wollen für unsere Kinder, ebenso wie für uns selbst, zuhause, am Arbeits- und am Spielplatz, ein Leben voller Frieden und Freude.
  • Wir erkennen an, dass der Aufbau eines solchen Lebens uns harte Arbeit und Mut abverlangt.
  • Wir erkennen an, dass es viele Probleme in unserer Gesellschaft gibt, die Quellen von Konflikten und Gewalt sind.
  • Wir erkennen an, dass jede einzelne Kugel, die abgefeuert wird, und jede explodierende Bombe diese arbeit schwieriger macht
  • Wir lehnen die Bombe und die Kugel und alle Techniken der Gewalt ab.
  • Wir verpflichten uns, mit unseren Nachbarn in Nah und Fern, Tag und Nacht am Aufbau dieser friedlichen Gesellschaft zu arbeiten, in der die Tragödien, wie wir sie kannten, eine böse Erinnerung und eine stetige Warnung sein werden.

Es folgte die so genannte Peace Rallye, in der überall in Nordirland Woche für Woche Friedensdemonstrationen stattfanden. Die Hauptaktivisten der Community of Peace People reisten dazu in Bussen von Stadt zu Stadt.

Im Dezember 1977 wurden Betty Williams und Mairead Corrigan für ihr Engagement für die Peace People mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Betty Williams, die oft als die treibende Kraft der Bewegung gesehen wird, hielt stellvertretend für beide die Dankesrede. In ihr sagte sie:

Mitgefühl ist wichtiger als Intellekt, um die Liebe hervorzurufen, die die Friedensarbeit benötigt, und Intuition kann oftmals eine weit mächtigere Orientierungshilfe sein als kalte Vernunft. Wir müssen denken, hart nachdenken, aber wenn wir kein Mitgefühl haben, noch bevor wir überhaupt anfangen zu denken, werden wir den Kampf sehr wahrscheinlich nur über Theorien führen.

Die Verwendung des Preisgeldes von umgerechnet knapp 80.000 britischen Pfund sorgte für einigen Unmut innerhalb der Peace People: statt wie angekündigt Projekte in Entwicklungsländern zu unterstützen oder es für Projekte der Organisation zu verwenden, behielten die Frauen auf Initiative Betty Williams' jeweils ihre Hälfte der Summe für sich. Williams erklärte 1986 in einem Interview, dass sie zu dieser Zeit vollständig mittellos gewesen sei und das Geld angesichts ihrer gescheiterten Ehe und dem zeitaufwendigen politischen Engagement dringend für ihren Lebensunterhalt gebraucht habe.

Für die Peace People war dies nur ein Anfang aufkommender Konflikte: Finanzielle und persönliche Differenzen, Meinungsverschiedenheiten über die Ausrichtung der Organisation, aber auch die Emotionalität des Engagements führten Anfang 1980 zu einer Eskalation. Im Februar verließ Betty Williams die Peace People im Streit.

und emigrierte 1982 mit ihrem zweiten Ehemann, James Perkins, nach Florida/USA. Seitdem engagiert sie sich in internationalen Friedensorganisationen, so ist sie zum Beispiel Mitglied des Ehrenrates der UNO-Friedensuniversitiät (UPEACE) in Costa Rica.

Auszeichnungen

Literatur

  • Christiane Grefe; Wir sind zum Durchhalten da, nicht zum Erfolghaben, in Charlotte Kerner; Nicht nur Madame Curie - Frauen, die den Nobelpreis bekamen, Belz Verlag Weinheim und Basel 1999, ISBN 3-407-80862-3
  • Ciaran McKeown, The Passion of Peace, Belfast, 1984
  • Richard Deutsch: Mairead Corrigan, Betty Williams. Two Women Who Ignored Danger in Campaigning for Peace in Northern Ireland, 1977
  • Sarah Buscher, Bettina Ling, Mairead Corrigan and Betty Williams. Making Peace in Northern Ireland, 1999