Theorie des kommunikativen Handelns

philosophisches Hauptwerk von Jürgen Habermas
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Die Theorie des kommunikativen Handelns bildet das Hauptwerk des Soziologen und Philosophen Jürgen Habermas. Gegenstand des Werkes ist der Versuch der Entwicklung einer Ethik moderner Gesellschaftssysteme.

Das 1981 erstmals veröffentlichte Werk ist gegliedert in zwei Bände:

  1. Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung
  2. Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft

Nach Habermas liegen die normativen Grundlagen der Gesellschaft in der Sprache, die als zwischenmenschliches Verständigungsmittel soziale Interaktion erst ermöglicht. Durch diese Teilmenge der Kommunikation versuchen Handelnde, andere Menschen dazu zu bringen, ihren Interessen gemäß zu handeln. Diese instrumentelle Rationalität führt dazu, dass sich bestimmte Interessen auf Kosten anderer Interessen durchsetzen und die eigentlichen Wahrheiten überlagern.

Nach Habermas ist der einzelne Mensch nicht zur Vernunft begabt (vgl. Subjektivitätsphilosophie und Bewußtseinsphilosophie). Als mögliche Quelle der Vernunft sieht er stattdessen die Kommunikation zwischen Menschen, insbesondere jene in Form von Sprache (vgl. Intersubjektivitätsphilosophie); dies funktioniert jedoch nur dann, wenn die Kommunikationsprozesse vernunftorientiert organisiert werden; dies wiederum bedeutet, dass die Teilnehmer des Sprechaktes darauf verzichten müssen, Wirkungen erzielen zu wollen; daneben soll alles, was wir kommunizieren, auch begründbar und kritisierbar sein. Letztendlich gibt es drei mögliche Grundlagen - sog. Geltungsansprüche - die Bezugspunkte für die Argumentation sein können. Diese sind objektive Wahrheit, normative Richtigkeit und subjektive Wahrhaftigkeit. Ergebnisse herrschaftsfreier Kommunikation, die ausschließlich unter Berufung auf diese Geltungsansprüche zustande kommen, sind nach Habermas optimal rational. Aus dieser kommunikativen Vernunft ergibt sich dann kommunikatives Handeln.

Kritiker werfen der Theorie des kommunikativen Handelns u.a. vor, dass sie von falschen Grundannahmen ausgehe, kommunikationstheoretisch unzureichend fundiert sei und sich in der Praxis nicht umsetzen lasse.

Siehe auch: Moderne und Postmoderne, Kontrafaktizität, Ulrich Beck

Gegenpositionen: Jean-François Lyotard, Postmoderne

Literatur

  • Theorie des kommunikativen Handelns (Bd.1: Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung, Bd. 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft), Frankfurt a.M. 1981. ISBN 3-518-28775-3
  • Andreas Hetzel: Interpretation. Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns, in: Interpretationen. Hauptwerke der Sozialphilosophie, Reclam, 2001, S. 249-266. ISBN 3-15-018114-3