Zum Inhalt springen

Atlantischer Nordkaper

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Juli 2005 um 08:33 Uhr durch Birger Fricke (Diskussion | Beiträge) (falschen Interwiki-Link entfernt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Atlantischer Nordkaper
Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Ordnung: Wale (Cetacea)
Unterordnung: Bartenwale (Mysticeti)
Familie: Glattwale (Balaenidae)
Gattung: Eubalaena
Art: Atlantischer Nordkaper (E. glacialis)
Verbreitungsgebiet

Der Atlantische Nordkaper (Eubalaena glacialis) ist eine bis 18 m große Art der Glattwale, die im nördlichen Atlantik verbreitet ist.

Merkmale

Atlantische Nordkaper sind normalerweise 13-16 m groß; die wissenschaftlich gesicherte Höchstlänge liegt bei 18 m, angeblich sollen auch 21 m erreicht werden können. Das Gewicht eines solchen Kolosses liegt bei 100 Tonnen. Wie bei allen Glattwalen fehlt eine Rückenflosse. Die Farbe ist einheitlich schwarz. Auffällig ist ein extremer Parasitenbefall durch Seepocken, Walläusen und andere Krebstiere, die von weitem wie ausgedehnte weiße Flecken aussehen. Besonders dicht ist dieser Bewuchs auf der Stirn, wo die Parasiten eine regelrechte weiße "Mütze" bilden.

Es gibt auf jeder Seite des Mauls 300 Barten. Zwei Blaslöcher ergeben einen V-förmigen Blas. Der Tran macht 40 % des Körpergewichts aus; kein anderer Wal hat einen so hohen Trananteil.

Verbreitung

Atlantische Nordkaper leben im Sommer in subpolaren Regionen und im Winter in gemäßigten Breiten. Im östlichen Teil des Atlantik ist der Nordkaper vollständig ausgerottet. Vorher fand man diesen Wal im Sommer in der Nähe von Island und im Winter im Golf von Biscaya. Die westatlantischen Populationen halten sich im Sommer vor der Küste Neuenglands und im Winter im Golf von Mexiko und östlich von Florida auf.

Lebensweise

Atlantische Nordkaper sind sehr langsam schwimmende Wale, die sich mit etwa 8 km/h fortbewegen. Wie alle Bartenwale siebt er die Nahrung mit seinen Barten; hauptsächlich bleiben Ruderfußkrebse darin hängen, aber auch kleine Fische. Nordkaper haben sich früher zu den Wanderungen zu großen Verbänden von hundert Einzeltieren und mehr versammelt; wegen der extremen Seltenheit dieser Art ist das heute nicht mehr möglich.

Walfang und Schutz

Datei:Northatlrightwhale MMC.jpg
Nordkaper

Weil Atlantische Nordkaper nahe der Küste leben, gehörten sie zu den ersten von Walfängern erbeuteten Walen. Schon im 16. Jahrhundert wurden mehrere zehntausend Nordkaper getötet. Danach waren sie im Ostatlantik so selten geworden, dass europäische Walfänger auf den Grönlandwal auswichen. In den Kolonien Neuenglands dagegen entdeckte man bald, dass sich Tausende Nordkaper im Sommer vor den Küsten aufhielten. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden diese Bestände nahezu ausgerottet. Erst danach entdeckte man den Pazifischen Nordkaper, und zwischen 1805 und 1914 wurden auch sie fast ausgerottet.

Die ursprüngliche Bestandsgröße des Nordkapers wird auf 100.000 Tiere geschätzt, heute leben noch dreihundert Atlantische Nordkaper. Im Gegensatz zu anderen Walen konnte sich diese Art selbst nach dem Ende des Walfangs nicht wirklich erholen. Während der letzten Jahrzehnte ist er nicht häufiger geworden, die Gründe dafür sind weitgehend unbekannt. Die ostatlantischen Bestände, die früher zwischen Island und Frankreich gewandert sind, sind verschwunden; gelegentlich auftauchende Nordkaper sind wohl nur verirrte Einzeltiere aus dem Westatlantik.

Taxonomie

Der Atlantische Nordkaper wird manchmal mit dem Grönlandwal, dem Pazifischen Nordkaper und dem Südkaper gemeinsam in der Gattung Balaena oder Eubalaena geführt. Früher wurden Südkaper, Atlantischer und Pazifischer Nordkaper als eine Art betrachtet, DNA-Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass es sich um drei unterschiedliche Arten handelt.