World Vision Deutschland

deutsche Organisation
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Die als gemeinnützig anerkannte eingetragene christliche Hilfsorganistation World Vision Deutschland (WVD) mit Sitz in Friedrichsdorf betätigt sich weltweit in der Katastrophenhilfe sowie der Entwicklungshilfe, hauptsächlich durch Kinderpatenschaften. In Deutschland engagiert sie sich vor allem in Bildungsarbeit sowie Forschung für Kinder und gegen Armut. WVD ist „eine der größten Spendenorganisationen in Deutschland“.[1]

World Vision Deutschland e.V.
(WVD)
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Zweck: Humanitäre Hilfe, Entwicklungshilfe
Vorsitz: Wilfried Bohlen (Vorsitzender des Präsidiums)
Gründungsdatum: 1979
Mitgliederzahl: 19
Mitarbeiter 196 (2021)
Sitz: Friedrichsdorf, Deutschland
Website: www.worldvision.de

Die Partnerschaft mit World Vision International vermittelt der christlichen Hilfsorganisation die Einbindung in eines der größten weltweiten Netzwerke zur Humanitären Hilfe. Ähnlich wie mehrere andere World Vision Landesverbände gehört auch WVD als stimmberechtigtes Mitglied dem Vorstand des Weltweiten Roten Kreuzes an.[2][3]

Leitbild

World Vision Deutschland arbeitet als Mitglied von World Vision International aufgrund dessen „christlichen Selbstverständnisses“, das auf die Bewegung von Billy Graham zurück geht. World Vision United States, der Vorgänger von World Vision International wurde nach dem Korea-Krieg in den fünfziger Jahren gegründet.[4]

„Die Entwicklungszusammenarbeit ist christlich motiviert. Die Zusammenarbeit mit Menschen unabhängig ihres religiösen Hintergrunds wird betont.“ ‚Länder des Nordens und des Südens werden als gleichberechtigte Partner beschrieben. Ziel der Arbeit sind „über persönliche Kinderpatenschaften geförderte Regional-Entwicklungsprojekte, die neben der Nahrungssicherung auch Gesundheitsversorgung, Bildung und Gewerbeförderung umfassen.“‘[4]

Geschichte

World Vision Deutschland wurde 1979 von Manfred Kohl in Oberursel als unselbständige Einheit des Dachverbandes World Vision International gegründet.[5]

1981 unterstütze World Vision Deutschland 15.000 Patenkinder, 1985 waren es schon 30.000 und World Vision beteiligte sich an der Notfallhilfe aufgrund der Dürre in Äthiopien. 1990 untertützt es Tausende von vernachlässigten, an AIDS erkrankten Waisenkinder in Rumänien nach dem Sturz des Diktators Ceausescu.[5]

1994 wurde Günther Bitzer neuer Direktor von WVD. Nach einer Umstrukturierung zog das Büro nach Friedrichsdorf im Taunus und World Vision Deutschland wurde als Verein eingetragen. Der neue Verein wurde selbständiger Partner im Netzwerk von World Vision International.[5]

Im Jahr 2000 beteiligt sich WVD gemeinsam mit dem CVJM und der Evangelischen Allianz[6] mit dem Projekt Pavillon der Hoffnung an der Expo 2000.[5]

2003 förderte World Vision Deutschland 173 Projekte in 45 Ländern, über die Hälfte in Afrika und wurde Mitglied bei der Aktion Deutschland Hilft. 2004 wurde es Gründungsmitglied von Gemeinsam für Afrika.[5]

In Reaktion auf den Tsunami half WVD 2005 in den Ländern Indonesien, Sri Lanka und Indien. Das war seine bis dahin umfangreichste Katastrophen- und Wiederaufbauhilfe. Mit der Eröffnung des Berliner Büros wird im folgenden Jahr die „entwicklungspolitische Anwaltschaftsarbeit“ eingeläutet.

Günther Bitzer trat zum 15. Juni 2007 als Direktor zurück. Seine Vertretung übernahm kommissarisch Urs Winkler, Geschäftsführer von World Vision Schweiz.[7]

Die Erste World Vision Kinderstudie wird 2007 veröffentlicht. Im folgenden Jahr wird Christoph Waffenschmidt Vorstandsvorsitzender. Im Jahr 2009 fördert WVD dreißig Jahre nach seiner Gründung unterstützt durch über 150.000 Patinnen und Paten 253 Projekte in 49 Ländern.[5]

Projekte

Schwerpunkt im Ausland

 
World Vision Deutschland: Projektländer im Finanzjahr 2008

World Vision Deutschland hat 2009 insgesamt 79 Projekte der humanitären Hilfe in 29 Ländern durchgeführt (Humanitäre & Katastrophenhilfe).[8] Die Finanzierung dieser Projekte erfolgte überwiegend über Kooperationen mit dem Auswärtigen Amt, der Europäischen Union, dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), so wie über Kooperationen mit Aktion Deutschland Hilft. Im Finanzjahr 2009 wurden insgesamt 239 Hilfsprojekte in 48 Ländern durchgeführt.[9] Dabei stehen immer über Kinderpatenschaften geförderte Regional-Entwicklungsprojekte im Mittelpunkt, die neben der Nahrungsmittelsicherung auch medizinische Versorgung, Bildung, Aids-Bekämpfung und Gewerbeförderung umfassen.[10] Nach eigenen Angaben der Organisation unterstützen mehr als 160.000 deutsche Paten und Spender zur Zeit diese Arbeit.

Kinderpatenschaften und Entwicklungsprojekte

Wichtigster Maßstab für den Erfolg ist für WVD das Wohlergehen der Kinder, das WVD an Wirkungsindikatoren wie den sogenannten Kindeswohlindikatoren (wörtlich: „Child Well-Being-Outcome Indicators“) beobachtet, misst und auswertet.[11]

Eine World Vision-Kinderpatenschaft dient dazu, die Lebensumstände von mittellosen Kindern und ihres Umfelds zu verbessern, beispielsweise durch "medizinische Versorgung, Zugang zu Trinkwasser, Verbesserungen im Bereich der Bildung und Ernährung", so World Vision[12]. Die Paten können selbst entscheiden, mit welchem Betrag ab 1 Euro monatlich sie das Kind unterstützen. World Vision führt mit diesen Finanzmitteln auch Entwicklungsprogramme in der Region durch, wo das Patenkind lebt. Man möchte die Entwicklung des Kindes sinnvoll in die Weiterentwicklung seiner Umgebung einbetten. Dazu bauen sie u.a. Brunnen, Schulen und Krankenstationen auf.[13]

Es wurde kritisiert, dass Gelder häufig nur das Patenkind erreichten und dies Neid bei denen erzeuge, die keine persönlichen Spender hätten. Heute werden die Patengelder weiter gestreut und so ganze Schulklassen und Dörfer betreut.[1]

Die Stiftung Warentest hat 2004 die Verwaltungskosten unterschiedlicher Organisationen, die Kinderpatenschaften vermitteln, verglichen und kam zu dem Ergebnis, dass diese bei WVD mit etwa einem Drittel der Gesamtausgaben vergleichsweise hoch lagen.[14]

Katastrophenhilfe

World Vision Deutschland beteiligt sich zusammen mit World Vision International und anderen World Vision Landesorganisationen am UNHCR-Projekt „Sphere“, um Minimalstandards der Katastrophenhilfe zu erarbeiten.[2] Ein Schwerpunktregion stellt seit dem Erdbeben vom 12. Januar 2010 Haiti dar.[15]

Schwerpunkt im Inland

Ein zentraler Bereich, in dem World Vision innerhalb Deutschlands tätig ist, ist das Programm „Peer Up“[16]. Das Hilfswerk möchte Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren unterstützen, sich für entwicklungspolitische Themen zu engagieren. Dieses Programm wird von der EU gefördert und findet in Deutschland, Rumänien und Österreich statt. Schwerpunkte sind: HIV/Aids (2010), Kinder- und Muttergesundheit (2011) und Ernährungssicherheit (2012). Junge Leute sollen motiviert werden, sich für Jugendliche in anderen Ländern zu engagieren - beispielsweise durch Austauschreisen in andere Länder in Europa und weltweit. Über den direkten Kontakt hinaus bietet World Vision Lehrmaterial an und hilft bei der Ausgestaltung und Durchführung von Aktivitäten. Jugendclubs, Kirchengemeinden, Sportvereine und Schulen können sich an „Peer Up“ beteiligen[17].

Der deutsche Kinderpreis

Der deutsche Kinderpreis wird seit 2007 von World Vision Deutschland mit Unterstützung durch Wayne Carpendale, Sophie Schütt, Susanne Uhlen, Birgit Schrowange, Marc Bator, Görtz, Landliebe und bellybutton seit 2008 jährlich verliehen.[18]

Im Jahre 2010 erhielten den Kinderpreis unter anderem, ein Projekt für Kinderreporter, die Internet-Zeitung „sowieso“[19], die Offenbacher Kinder- und Jugendfarm in der Kategorie „Kinder bewegen Umwelt“[20], die Rathenower Schülerfirma „Spassgalaxis“ in der Kategorie „Kinder bewegen Unternehmen“[21], der Verein „Schule machen ohne Gewalt“ (SMOG) für das Projekt „Klassenrat“[22] und das Projekt „Hoffnungsliebe“ von Andrea Cruse in der Kategorie „Kinder bewegen Kultur“.[23]

Den „Ehrenpreis für Kampf gegen Kindesmissbrauch“ erhielt Stephanie zu Guttenberg.[24]

Vorgänger dieses Preises war der World Vision Journalistenpreis 2006 „Zukunft für Kinder“ dieser wurde nur im Jahre 2006 verliehen[25][26]

World Vision Kinderstudie

Das World Vision Institut für Forschung und Entwicklung hat durch Klaus Hurrelmann mit der World Vision Kinderstudie 2010 aufgrund einer repräsentativen Befragung von 2500 Kindern eine Studie an sechs- bis elfjährigen Kindern erhoben. Die Eltern dieser Kinder wurden ebenfalls befragt. Die Studie soll ein repräsentatives Bild von der Lebenssituation, den Wünschen, Bedürfnissen und Interessen der Kinder in Deutschland zeichnen.[27]

Ergebnis ist unter anderem, dass in hoch entwickelten Ländern junge Männer in allen Stufen des Bildungssystems im Sektor der schulischen Erfolge mehr und mehr zurückfallen. Er fordert eine „gezielte Förderung von Buben in den Bereichen, in denen sie ihre Schwächen haben“. Er folgert, dass es fundamentale Unterschiede in der natürlichen Disposition von Mann und Frau gäbe. „Männer würden beispielsweise ihre Umwelt „erobern“ wollen, während Frauen beispielsweise die besseren Netzwerkerinnen und Kommunikatorinnen seien.“[28]

Der Sozialwissenschaftler Gunnar Heinsohn folgert aus der Studie, dass die Ein-Kind-Familie ein „in jedem Fall sehr belastetes Modell“ sei. Vermehrt träten hier Zuwendungsdefizite auf. Laut Studie beklagen 40 Prozent der Sechs- und Siebenjährigen, die mit nur einem Elternteil aufwachsen, dass ihre Eltern zu wenig Zeit für sie hätten. In Familien, in denen die Mutter Teilzeit arbeitet, sagen das nur zehn Prozent.[29]

Die World Vision Kinderstudien sind methodisch ähnlich den Shell-Jugendstudien, die seit 1953 herausgegeben werden.

Bildungsarbeit

Seit 2005 engagiert sich die Organisation auch zunehmend im Bereich der entwicklungsbezogenen Bildungsarbeit.[4] Ziel dieser Arbeit ist es nicht nur, auf Not und ungerechte Strukturen in den armen Ländern aufmerksam zu machen, sondern Menschen hierzulande zum Reflektieren über das eigene Verhalten anzuregen. Ein Beispiel für dieses Engagement ist eine Informationskampagne über die rund 15 Millionen durch HIV und AIDS verwaisten Kinder (vor allem) in Afrika (TROTZ AIDS-Kampagne). Ein weiteres Beispiel ist das online-Spiel für Schüler „Ein Dorf entsteht“, das in Zusammenarbeit mit dem DG-Verlag und den Volks- und Raiffeisenbanken für die Klassenstufen 8-13 entwickelt wurde.[30]

WVI beteiligte sich an der weltweiten Aktion „Das Große Lesen“.[31]

World Vision Institut für Forschung und Entwicklung

WVI betreibt das World Vision Institut für Forschung und Entwicklung. Dort sollen Antworten auf die großen globalen Fragen wie Armut, Ernährung, Energie, Bevölkerung und Klima gefunden werden.[32]

Dazu gehören ein Mentoring-Programm für Studierende der Universität Mannheim, die World Vision Kinderstudie 2010, eine Studie zum Schutz vor Genitalverstümmelung, sowie die Betreuung von Studienarbeiten und Dissertationsprojekten.[33]

WVD setzt auf Dialog statt auf Zwang und betreibt mehrere Kampagnen zu diesem Thema. Die TaskForce für effektive Prävention von Genitalverstümmelung hält den Schutz weiblichen Patenkinder vor der Beschneidung nicht für ausreichend und fordert eine Garantie, dass keines der Mädchen beschnitten werde bevor es Hilfsleistungen geben dürfe. WVD hält diesen Ansatz für völlig falsch. Burkhard Wilke vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) meint dazu: „Man könne die Hilfsleistungen nicht immer gegeneinander abwägen. Es könne fatale Folgen haben, ein Dorf nicht mehr zu versorgen, um politische Forderungen durchzusetzen.“[1]

Deutsches Institut für Armutsbekämpfung

Das Deutsche Institut für Armutsbekämpfung (DifA) befasst sich mit den Ursachen von Armut und will sinnvolle Wege ihrer Bekämpfung aufzeigen und globalen Lernen propagieren. Dazu betereibt es die Netzseite www.ARMUT.de.[34] Zu den Experten des Institutes gehört Professor Dennis Dijkzeu.[35]

Organisation

Der 1979 gegründete Verein hat derzeit 19 Mitglieder[8] und circa 120 Mitarbeiter.[36]

Seit Januar 2010 berät ein Kuratorium das Präsidium. [37]

Spendenfinanzierung

Der Verein trägt das Spenden-Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI)[38][39] WVD gibt jährlich etwa 6,5 Prozent des Gesamthaushaltes für Anzeigen aus. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen meint, es ginge nicht immer ohne Werbung und attestiert World Vision Deutschland, sein Marketing sei „seriös, ethisch akzeptabel [...] und [werde] zu angemessenen Kosten durchgeführt“. [1] WVD ist Mitglied der übergeordneten Organisation World Vision International.

In ihrer Kinderpatenschaftsstudie stellte Annete Scheunpflug fest, dass Im Jahr 2003 67 Prozent der Gesamteinnahmen der Organisation aus Einnahmen aus Kinderpatenschaften stammten.[4]

2009 erreichte World Vision Deutschland den zweiten Platz beim Transparenzpreis, der durch PricewaterhouseCoopers und dem Lehrstuhl für Rechnungslegung und Prüfung an der Georg-August-Universität Göttingen vergeben wird.[40]

Mitgliedschaften, Arbeitsbeziehungen und Netzwerke

World Vision Deutschland ist als Mitglied der internationalen Bewegung World Vision zu deren überkonfessionellem christlichen Selbstverständnis verpflichtet.[41] Innerhalb von World Vision International sind alle Mitgliedsorganisationen selbständig und haben das gleiche Stimmrecht.[42]

World Vision Deutschland ist Mitglied im Koordinierungsausschuss Humanitäre Hilfe des Auswärtigen Amtes,[43] im Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO)[44] und Mitglied im Deutschen Spendenrat.[45] Um die humanitäre Hilfe bei Katastrophen mit anderen Organisationen zu koordinieren, ist World Vision Deutschland auch Mitglied bei Aktion Deutschland Hilft.[46] Schirmherr dieses Bündnisses von zehn deutschen Hilfswerken ist der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Weitere Mitgliedschaften von World Vision Deutschland bestehen beim Aktionsbündnis gegen AIDS,[47] beim Bund Katholischer Unternehmer, beim Deutschen Bündnis Kindersoldaten,[48] Gemeinsam für Afrika,[49] bei der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung [50] sowie bei VOICE (Voluntary Organisations in Cooperation in Emergencies).[51] Die deutsche Sektion des Hilfswerkes ist auch Mitgliedsorganisation des globalisierungskritischen Netzwerkes attac.[52]

Öffentlichkeitsarbeit

World Vision ist für seine deutschlandweiten und internationalen Kampagnen häufig ausgezeichnet worden. Die Organisation setzt in ihrer Öffentlichkeitsarbeit neben TV, Funk und Presse und Events auch sogenannte „World Vision-Botschafter“ als Multiplikatoren ein.

Zu den Prominenten, die sich für World Vision Deutschland einsetzen, gehören unter anderem Francis Fulton-Smith, Wigald Boning, Wolfgang Niedecken, Bastian Reinhardt, Sabine Kuegler, Arne Kopfermann, Caroline Link, Ingo Lenssen, Kristina Bach, Judy Bailey, Mariella Ahrens, Mladen Petric, Peter Maffay, Piotr Trochowski, Sky du Mont, Söhne Mannheims und Susanne Uhlen.[53] World Vision hat sich zudem im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit an diversen Events wie dem christlichen Gospel Award beteiligt.

Allerdings ist die Organisation World Vision für seine mediale Arbeit auch verschiedentlich kritisiert worden. Volker Lilienthal nutzte bei einer vom Adolf-Grimme-Institut in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung ausgerichteten Tagung PR-Praktiken von World Vision als Beispiel für die zunehmende Vermengung seriöser Berichterstattung und gekaufter Presseberichte.[54] World Vision geriet wegen aggressiver[55] oder irreführender Spendenwerbung[56] und Verzögerungen bei der Verteilung der Spenden wiederholt in die Medienkritik. 2003 und 2004 zahlte World Vision jeweils 15.300 Euro an die Bavaria Film, um Schleichwerbung in der ARD-Fernsehserie Marienhof zu platzieren.[57] World Vision hatte 2004 elf Auslandsreportagen des Nachrichtensenders n-tv aus seinem PR-Etat praktisch vollständig finanziert.[58] In den Filmen wurden die jeweiligen Hilfsprojekte von World Vision positiv dargestellt. Andere Hilfsorganisationen waren ähnlich vorgegangen.[59] Dieses Vorgehen wurde auch vom Deutschen Journalisten-Verband ausdrücklich kritisiert. Der Verband forderte die Medienanstalt Berlin Brandenburg auf, die Vorgänge zu untersuchen.[60] Der Deutsche Rat für Public Relations sah in diesem Vorgang dagegen kein unzulässiges Verhalten, da im Abspann der Berichte World Vision für die Unterstützung gedankt worden war.[58] Im Jahr 2005 bekräftigte die ARD-Clearingstelle gegen Schleichwerbung ihre Darstellung, nach der die Organisation ihre Botschaften in der Fernsehserie „Marienhof“ gegen Bezahlung unterbringen ließ. World Vision dementierte die Vorwürfe.[61]

Der Spiegel schreibt 1998, dass professionell produzierte TV-Spots World Vision „den Durchbruch“ gebracht hätten und berichtet, dass 11,6 Prozent der Spendengelder für Werbung ausgegeben wurde, genausoviel, wie für die Verwaltung aufgewendet wurde.[62]

WVD wirbt mit Emotionen, „es geht auch um die Spender selbst. Um das gute Gefühl einer bestimmten Person zu helfen.“ Sein Erfolg kommt „auch durch die große Werbemaschinerie“. WVD hat auf die Kritik reagiert, katalogartige Werbung zu verwenden, seit längerem werden Kinder nicht mehr katalogartig auf Webseteien angeboten.[1]

Der Finanzbericht von World Vision Deutschland e. V. weist für das Jahr 2008 für Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit Ausgaben von 5,1 Millionen Euro aus, was 6,7 Prozent der Gesamtausgaben entspricht und vergleichbar mit den Ausgaben für die Verwaltung ist. Hinzu kommen noch Mittel für satzungsgemäße Kampagnen-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in Höhe von 3,5 Millionen Euro (4,6 Prozent der Gesamtausgaben), die der Schaffung von öffentlicher Aufmerksamkeit und öffentlichem Bewusstsein im Rahmen der sogenannten Anwaltschaftsarbeit dienen.[63] Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen hält 10 bis 20 Prozent Kostenanteil für Verwaltung sowie Informations- und Öffentlichkeitsarbeit für vertretbar und angemessen.[64]

World Vision beteiligt sich immer wieder auch an protestantisch geprägten Aktivitäten, die auf den ersten Blick nichts mit Entwicklungszusammenarbeit, humanitärer Hilfe und entwicklungspolitischer Lobbyarbeit zu tun haben. So initiierte sie beispielsweise 2005 und 2006 mit der Evangelischen Kirche in Deutschland, dem Fernsehsender RTL Television und der Programmzeitschrift Gong einen Wettbewerb namens „Message Music Contest“ 2006, der sich ausdrücklich an die christliche Musikszene richtet. Ziel der „Initiative Message Music“ ist „eine breit angelegte Werte-Offensive“. Peter Maffay erhielt im Rahmen des Finales den „World Vision Charity Award“ für sein Engagement als Schirmherr der Tabaluga-Kinderstiftung.[65]

Neben langfristiger Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe engagiert sich World Vision Deutschland im Bereich entwicklungspolitischer Lobbyarbeit, die der Verein als Anwaltschaftsarbeit bezeichnet. Ziel dieser Tätigkeit ist es, politische Entscheidungsträger verstärkt für die Bekämpfung der Armut und gerechtere Strukturen zu gewinnen. Um dafür effektiv tätig zu sein, wurde 2006 in der Hauptstadt das Berliner Büro eröffnet.

Publikationen

World Vision Deutschland publiziert jährlich seinen Jahresbericht, der online eingesehen werden kann. Daneben werden das Spendermagazin Hilfe Direkt (Seit 1983) und durch das World Vision Institut die wissenschaftliche Reihe Theorie und Praxis herausgegeben.[66]

Von 1997 bis 2008 publizierte es Bausteine zur Selbsthilfe ... : Berichte aus unseren Patenschaftsprojekten.

Bücher

  • Klaus Hurrelmann, Sabine Andresen et al.: Kinder in Deutschland 2007 - 1. World Vision Kinderstudie. Herausgeber: World Vision Deutschland, Fischer, Frankfurt/Main, 2007, ISBN 978-3-89331-841-4 (Auch im Nachdruck kostenlos über die Bundeszentrale für Politische Bildung zu beziehen)
  • Klaus Hurrelmann, Sabine Andresen et al.: Kinder in Deutschland 2010 - 2. World Vision Kinderstudie. Herausgeber: World Vision Institut, Fischer, Frankfurt/Main, 2010, ISBN 978-3-596-18640-2
  • Unterrichtsmaterialien Mauretanien : Unterrichtsmaterialien für je zwei Unterrichtsstunden in den Klassenstufen 5 bis 7 und 8 bis 10 / World Vision, Friedrichsdorf : World Vision Deutschland
  • Todestanz : Sex und Aids in Afrika ; eine Foto-Ausstellung von Ursula Meissner in Kooperation mit World Vision Deutschland e.V., Friedrichsdorf : World Vision Deutschland 2004
  • Kurt Bangert und Thomas Schirrmacher (Hg.).: HIV und AIDS als christliche Herausforderung / erarbeitet von World Vision Deutschland im Auftr. von Idea (Idea-Dokumentation)

Vorlage:GKD

Einzelnachweise

  1. a b c d e Benjamin Hammer: Spenden mit Gefühl - World Vision wird 30. DW-World.de, 30. September 2009, archiviert vom Original am 16. Juli 2010; abgerufen am 16. Juli 2010 (Redaktion: Silke Ballweg).
  2. a b Sphere Project: Humanitarian Charter and Minimum Stardards in Disaster Response, Oxfam, 2001, ISBN 0855984627, ISBN 9780855984625, S. 294.
  3. The Sphere Project - Humanitarian Charter and Minimum Standards in Disaster Response. Steering Committee for Humanitarian Response (SCHR), 29. August 2001, abgerufen am 29. Juni 2010 (Abschnitt: International Committee of the Red Cross – Voice Members).
  4. a b c d Annette Scheunpflug: Die öffentliche Darstellung von Kinderpatenschaften : Eine kritische Bestandsaufnahme aus entwicklungspädagogischer Sicht. (PDF) Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 10. Juni 2005, archiviert vom Original am 7. Juli 2010; abgerufen am 7. Juli 2010.
  5. a b c d e f Daten zur Geschichte. (PDF) Archiviert vom Original am 13. Juli 2010; abgerufen am 13. Juli 2010.
  6. Wal gestrandet : Spatenstich für den „Pavillon der Hoffnung“ auf der Expo Hannover. BauNetz, 25. Juni 1999, archiviert vom Original am 13. Juli 2010; abgerufen am 13. Juli 2010.
  7. Günther Bitzer verlässt World Vision Deutschland. 6. Juni 2007, archiviert vom Original am 17. Juli 2010; abgerufen am 17. Juli 2010.
  8. a b World Vision Deutschland: Jahresbericht 2009 (PDF) 2009.
  9. Seit 30 Jahren Hilfe für Kinder und Familien weltweit. Archiviert vom Original am 29. Juni 2010; abgerufen am 29. Juni 2010.
  10. World Vision Deutschland: Jahresbericht (PDF) 2008.
  11. World Vision Deutschland: Jahresbericht 2009, S. 13 (Auch online).
  12. World Vision. Abgerufen am 29. Juni 2010.
  13. ixes AG news. Abgerufen am 29. Juni 2010.
  14. Gib und dein Geld!, in: Finanztest 12/2004, S. 37-39.
  15. World Vision Deutschland: Haiti: Stand der Hilfe ein halbes Jahr nach der Erdbeben-Katastrophe. Haiti: Wiederaufbau wird ein Marathon - Spenden ermöglichen verlässliche Hilfe und langfristige Perspektive
  16. Peer Up. Abgerufen am 30. Juni 2010.
  17. World Vision Peer Up. Abgerufen am 30. Juni 2010.
  18. Wo in Deutschland gibt es vorbildhafte Projekte für Kinder? Bewerben Sie sich für den Deutschen Kinderpreis! World Vision Deutschland, archiviert vom Original am 29. Juni 2010; abgerufen am 29. Juni 2010.
  19. Projekt für Kinderreporter bekommt Preis, Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung vom 7. Juni 2010, abgerufen am 29.06.2010
  20. Jugendfarm ausgezeichnet in: F.A.Z. Rhein-Main-Zeitung vom 8. Juni 2010, Seite 43.
  21. Rathenower Schülerfirma erhielt am Wochenende in Brühl den Kinderpreis in Märkische Allgmeine vom 7. Juni 2010
  22. Kinderhilfswerk ehrt Prävention in: Hersfelder Zeitung, Seite Lokales vom 8. Juni 2010.
  23. Nina Dobratz Lehe: Aus Frust wird Kreativität in: Nordsee-Zeitung vom 23. Juni 2010, Seite Lokalteil Nordholz-Langen.
  24. Ehrenpreis für Kampf gegen Kindesmissbrauch. In: Focus-online. 26. Mai 2010, archiviert vom Original am 19. Juni 2010; abgerufen am 29. Juni 2010.
  25. World Vision-Journalistenpreis "Zukunft für Kinder" in Berlin vergeben. World Vision Deutschland, 23. Mai 2006, archiviert vom Original am 14. Juli 2010; abgerufen am 14. Juli 2010.
  26. Weitere Quellen: [1], [2], [3], [4]
  27. Andrea Völkerling: Studien und Berichte zur (statistischen) Erfassung von Kinderarmut. In: Deutscher Bildungsserver. Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, abgerufen am 9. Juli 2010.
  28. Krise kleiner Kerle. Abgerufen am 29. Juni 2010.
  29. Stefan von Borstel und Dorothea Siems: Die Republik gespaltene Die Fantasy-Autorin Die Ladenbesitzerin Die Verlegerin in: Welt am Sonntag vomn 27. Juni 2010, seite 14 (Panorama).
  30. http://www.jugendstiftung-perspektiven.org/service/show/466537.html
  31. [http://www.webcitation.org/5qqJ5XNhF Cornelia Funke und der Räuber Hotzenplotz und eure Geschichten in einem Buch: Weltweite Aktion „Das Große Lesen“.] World Vision Deutschland, archiviert vom Original am 29. Juni 2010; abgerufen am 29. Juni 2010.
  32. [http://www.webcitation.org/5qqJBU8mk Willkommen beim World Vision Institut für Forschung und Entwicklung.] Archiviert vom Original am 29. Juni 2010; abgerufen am 29. Juni 2010.
  33. World Vision Deutschland: Laufende Projekte. Archiviert vom Original; abgerufen am 29. Juni 2010.
  34. Ziele und Aufgaben. Archiviert vom Original am 29. Juni 2010; abgerufen am 29. Juni 2010.
  35. Unser Experten-Team. Archiviert vom Original; abgerufen am 29. Juni 2010.
  36. Stand Januar 2008, InWEnt (Hrsg.): Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit. 11. überarb. Aufl., InWEnt, Internationale Weiterbildung und Entwicklung, Bonn 2008. ISBN 978-3-939394-20-4, S. 383.
  37. World Vision setzt Kuratorium ein. 26. Januar 2010, archiviert vom Original am 17. Juli 2010; abgerufen am 17. Juli 2010 (Alternativlink).
  38. Einzelauskunft des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen zu "World Vision Deutschland e.V.", Stand Februar 2007: „Der Verein leistet satzungsgemäße Arbeit. Werbung und Information sind wahr, eindeutig und überwiegend sachlich. Der Anteil der Werbe- und Verwaltungsausgaben an den Gesamtausgaben ist nach DZI-Maßstab angemessen ('angemessen'= 10 bis unter 20 Prozent). Mittelbeschaffung und -verwendung sowie Vermögenslage werden nachvollziehbar dokumentiert. Eine Kontrolle des Vereins und seiner Organe ist gegeben. Das Auskunftsverhalten gegenüber dem DZI ist offen. 'World Vision Deutschland e.V.', Friedrichsdorf, wurde das DZI Spenden-Siegel zuerkannt. Der Verein ist förderungswürdig.“ (Die vollständige Einzelauskunft ist nicht online verfügbar, kann aber gegen eine Gebühr von drei 55-Cent-Briefmarken beim DZI bestellt werden)
  39. "Spenderberatung: Organisationen mit DZI Spenden-Siegel". Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen, November 2009, abgerufen am 5. Dezember 2009.
  40. PricewaterhouseCoopers: Verleihung des Transparenzpreis 2009. Der Preis gibt Auskunft über die vorbildliche Arbeit einer Spendenorganisation und die Verwendung von Spendengeldern. [5]
  41. World Vision: Christliches Selbstverständnis (PDF) von World Vision.
  42. United Nations Industrial Development Organization: Matters related to intergovernmental, non-governmental and other organisations - Applications from non-governmental organizations for consultative status vom 2. mai 2002, auch online (PDF). „Dachverband“ - wörtlich: umbrella organisation. Zitat: Each member organization is autonomous while working within the WVI network. All members have an equal vote within the inter-national council of WVI.
  43. Arbeitsstab und Koordinierungsausschuss Humanitäre Hilfe, Auswärtiges Amt, abgerufen am 29.06.2010
  44. VENRO Mitgliederliste, abgerufen am 29.06.2010
  45. Mitglieder des Deutschen Spendenrates e.V., abgerufen am 29.06.2010
  46. Aktion Deutschland Hilft - Das Bündnis der Hilfsorganisationen, abgerufen am 29.06.2010
  47. Die Organisationen im Aktionsbündnis gegen AIDS, Website Aktionsbündnis gegen AIDS, abgerufen am 29.06.2010
  48. Mitglieder des "Deutschen Bündnis Kindersoldaten", abgerufen am 29.06.2010
  49. Partner & Sponsoren der Aktion GEMEINSAM FÜR AFRIKA, abgerufen am 29.06.2010
  50. Teilhabende Organisationen der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung, abgerufen am 29.06.2010
  51. Liste der NGO Mitglieder von VOICE, abgerufen am 29.06.2010
  52. Homepage des attac-Netzwerkes; eingesehen am 17. Mai 2010
  53. World Vision: Prominente Unterstützer; Homepage von World Vision Deutschland.
  54. Volker Lilienthal: Political Placement - Seilschaften, Journalistenbetreuung und Verführungsversuche. Einige Unsitten im Überblick und ihre mögliche Verhinderung. Abgerufen am 6. Januar 2010.
  55. Matthias Drobinski: "Spenden in Deutschland: Das Mitleid hat seine eigenen Gesetze". Süddeutsche Zeitung, 25. Dezember 2007, abgerufen am 4. Dezember 2009.
  56. Klaus Pokatzky: "Der Kampf um die schlechten Gewissen: Die Hilfsorganisation World Vision im Kreuzfeuer". Die Zeit, 28. Januar 1983, abgerufen am 4. Dezember 2009.
  57. Klaus Seitz: "Werbung für Kinderpatenschaften in „Marienhof“". Zeitschrift Entwicklungspolitik, , abgerufen am 6. Dezember 2009.
  58. a b Deutscher Rat für Public Relations: DRPR-Spruch 2006/4: Hilfswerk World Vision und n-tv. Abgerufen am 6. Januar 2010.
  59. Hannah Pilarczyk: "n-tv setzt eine gute Idee in den Sand: Peinliche Entwicklungshilfe". die tageszeitung, 23. Februar 2003, abgerufen am 10. Dezember 2009.
  60. Deutscher Journalisten-Verband: n-tv riskiert seine Unabhängigkeit. Pressemitteilung vom 23. Februar 2005.
  61. Evangelischer Pressedienst: ARD bleibt dabei: World Vision war Kunde für Themen-Placement. epd medien, Nr. 75 vom 24. September 2005.
  62. Susanne Koelbl, Dirk Meissner, Annette Siebeneck: "Spenden: Das kalkulierte Mitgefühl". Der Spiegel, 21. Dezember 1998, abgerufen am 5. Dezember 2009.
  63. Christoph Waffenschmidt, Christoph Hilligen: Mittelverwendung im Finanzjahr 2008. In: Jahresbericht 2008. World Vision Deutschland e. V., Friedrichsdorf, 2008, S. 38-39, abgerufen am 2. Januar 2010.
  64. Karin Schlottmann: Wem kann ich meine Spenden anvertrauen? Sächsische Zeitung, 7. Februar 2008, abgerufen am 1. Januar 2010.
  65. TV Media & Consulting GmbH-Presseinfo vom 05.03.2006: „Opposition of One“ gewinnt den „Message Music Contest“ 2006. Medien-News der Arbeitsgemeinschaft Rundfunk Evangelischer Freikirchen (AREF), archiviert vom Original am 28. September 2007; abgerufen am 6. Januar 2010.
  66. Publikationen - Institut. World Vision Deutschland, archiviert vom Original am 30. Juni 2010; abgerufen am 30. Juni 2010.