Der St. Petri-Dom zu Schleswig zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern Schleswig-Holsteins.
Vorgeschichte
850 entstand die Missionskirche in Haithabu. In den Jahren 947/49 richtete Otto I. drei Bistümer auf der kimbrischen Halbinsel ein: das Bistum Ripen, 947 das Bistum Schleswig und 948 das Bistum Aarhus. Nach der Gründung des Bistums Schleswig 947 wurde der erste Dom in Schleswig gebaut, von dem man weder die Lage noch die Größe kennt.
Baugeschichte
1134 wurde der Grundstein für die neue dreischiffige romanische Basilika gelegt. Die Bauarbeiten an der romanischen Basilika wurden erst um 1200 abgeschlossen, weil zusätzlich das heute noch erhaltene romanische Querschiff gebaut wurde. Als Baumaterial wurden Granit, Tuffstein aus dem Rheingebiet und Backstein verwendet. Im Jahr 1134 erschlugen die Mitglieder einer Schleswiger Kaufmansgilde im St. Petri-Dom den dänischen König Niels. Dort liegt auch
Nach dem Einsturz zweier Türme und einiger Teile der Basilika im Jahr 1275 entstand bis 1300 der hochgotische Hallenchor und der Schwahl.
Die spätgotische Hallenkirche wurde von 1200 bis 1408 errichtet und im 16. Jahrhundert vollendet. 1894 erhielt diese Backsteingotik-Kathedrale ihre endgültige äußere Form. Erst 1888, als Schleswig Provinzhauptstadt geworden war, begann auf Wunsch des preussischen Königs die Errichtung des neugotischen Westturmes, der mit 112 Metern im Verhältnis zu den Proportionen des Domes allzu hoch geriet und 1894 fertiggestellt wurde. Auf dem Turm befindet sich in 65 Metern eine Aussichtsplattform mit Blick auf Schleswig, die Schlei und die ehemalige Fischersiedlung Holm. Im Rahmen spezieller Führungen ist sogar eine Besichtigung der Glocken oberhalb der Aussichtsplattform möglich.
Neben dem gotischen Dreikönigsaltar (um 1300) im südlichen Nebenchor, einer Bronzetaufe im Hochchor aus dem Jahr 1480 von Ghert Klinghe und der über vier Meter hohen geschnitzten Holzplastik mit der Gestalt des Christophorus ist das Prunkstück dieses Domes der berühmte Bordesholmer Altar.
Das Petri-Portal
Durch das romanische Petri-Portal, das aus der Zeit um 1180 stammt, betritt man den Dom.
Für das Portal wurden unterschiedliche Baumaterialien verwendet: Granit, roter Sandstein aus Schonen, Kalkstein aus Gotland und Tuff aus dem Rheinland.
Auf dem Tympanon ist Christus zwischen Evangelisten und Heiligen abgebildet. Vermutlich ist derjenige, der den Schlüssel erhält, der Jünger Simon Petrus, und der andere, dem Christus das Schriftband mit dem Missionsauftrag übergibt, Paulus.
Neben dem Petri-Portal befindet sich eine verwitterte Löwen-Plastik, eine weitere ist in der Außenwand der Kanonikersakristei eingemauert. Die Kanonikersakristei aus der Zeit um 1230 war anfangs Sakristei und Versammlungsraum des Domkapitels, ab 1567 Hörsal der Domschule. Ende des 15. Jahrhunderts entstand die sogenannte Fürstengruft als Sakristei des Domkapitels, nach der Reformation erfolgte der Umbau zur Fürstengruft als Grabstätte der Gottorfer Herzöge. Dort ist auch das Grabmal Friedrichs I., König von Dänemark und Norwegen, Herzog von Schleswig und Holstein.
Der Hohe Chor
Der Bischof Berthold ließ den Hohen Chor gegen Ende des 13. Jahrhunderts erweitern und ausmalen. Die Motive der Fresken sind Verkündigung, Marienkrönung, St.Katharina, St. Philippus, St.Petrus, Deesis, Engel. Das Chorgestühl wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts von einem unbekannten Künstler unter dem Pseudonym Magister rusticus angefertigt.
Der Schwahl
Der dreiflügelige Kreuzgang, der sich an der Nordseite des Kirchenschiffes befindet, wurde 1310 bis 1320 aus Backstein gebaut. Er wird der Schwahl genannt. Dieser Name bedeutet im Dänisch-Niederdeutschen kühler Gang. Es handelt sich um einen Prozessionsgang, der aus der Kirche heraus- und wieder in die Kirche hineinführt. Hier befinden sich restaurierte Fresken aus der Erbauungszeit. Sie zeigen in den einzelnen Wandfeldern das Leben Jesu und in den Gewölben Fabelwesen. In der Vorweihnachtszeit findet hier ein Kunsthandwerker-Markt statt.
Der Brüggemannaltar
Der vermutlich aus Walsrode stammende Bildhauer Hans (Johannes) Brüggemann (* um 1480 in Walsrode, † um 1540 in Husum) gilt als der führende Meister der Schnitzkunst Schleswig-Holsteins.
Er schuf im Auftrag von Herzog Friedrich den dreiflügeligen Bordesholmer Passionsaltar 1514 bis 1521 in der Übergangszeit von der Spätgotik zur Renaissance für die Chorherrenkirche des Augustiner- Stifts in Bordesholm.
Nachdem das Stift aufgelöst worden war, ließ der Gottorfer Herzog Christian Albrecht das Meisterwerk 1666 im Schleswiger Dom aufstellen.
Der aus Eichenholz gefertigte Altar ist 12,60 Meter hoch und schildert (nach Holzschnitten aus Dürers Kleinen Passion) mit 392 Figuren die biblische Geschichte von der Gefangennahme Jesu bis zu Christi Himmelfahrt. Im Mittelfeld sind Kreuztragung und Höllenfahrt durch größere Formate hervorgehoben. Himmelfahrt und Pfingsten werden auf den Seitenflügeln abgebildet. Neben dem hochgezogenen Mittelteil sind Adam und Eva dargestellt. Über allem schwebt Christus als Pantokrator.
Zu Brüggemanns weiteren Arbeiten gehören der Engel vom verlorenen Tabernakel der Husumer Kirche (1520), ferner ein Altar in der Marienkirche von Bad Segeberg.
Brüggemann soll, durch die Reformation brotlos geworden, im Armenhaus in Husum verstorben sein.
Die Blaue Madonna
Jürgen Ovens (1623 - 1678) malte 1669 für den Dom seine Blaue Madonna, die ursprünglich Heilige Familie mit dem Johannesknaben hieß. Sie befindet sich an einem Pfeiler zum nördlichen Seitenschiff. Die kostbar gerahmte "Blaue Madonna", die in der der Zeit des Barocks entstanden ist, zeigt den Einfluß von Anthonis van Dyck.
Der 1623 in Tönning geborene Jürgen Ovens war ein Schüler Rembrandts und Hofmaler der Gottorfer Herzöge. Sein bekanntestes Werk ist die Blaue Madonna. Ein Selbstbildnis von ihm aus dem Jahre 1691 befindet sich in der Laurentius-Kirche in Tönning. Weitere Werke von Jürgen Ovens befinden sich in den Sammlungen des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums auf Schloss Gottorf.
Literatur
- Reimer Pohl: Christiansen, Hartmut (Hrsg.): Deutsche Übersetzungen: der lateinische Text im Schleswiger Dom. Schleswig o.J.
- Richard Haupt: Die Domkirche St. Petri zu Schleswig. Schleswig 1897.
- Richard Haupt: Die Domkirche St. Petri zu Schleswig. Neubearbeitung Schleswig 1905.
- Richard Haupt: Der Dom St. Petri zu Schleswig. Schleswig 1921.
- Freerk Haye Hamkens: Der Truthahn im Dom zu Schleswig, in: Germanenerbe 5, 1940, 155-156.
- Alfred Stange: Der Schleswiger Dom und seine Wandmalereien. Berlin 1940, 60, Tf. 15, Tf. 31 und Anm. 91.
- Dr. Fritz Fuglsang: Der Dom zu Schleswig. 2. Aufl., Schleswig 1951
- Hinnerk Scheper: Restaurieren und Berufsethos In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 109 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
- Joachim Goll: Kunstfälscher. E.A.Seemann Verlag Leipzig, 1. Aufl. 1962 (mit Literaturverzeichnis)
- Dietrich Ellger: Die Kunstdenkmäler der Stadt Schleswig: Der Dom und der ehemalige Dombezirk. Bd. 2, Beseler, Hartwig (Hrsg.) München, Berlin 1966.
- Adolf Rieth: Vorzeit gefälscht. Tübingen 1967, 144-148.
- Ausstellungskatalog Essen und Berlin: Fälschung und Forschung. Hrsg.: Museum Folkwang, Essen, und Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin. 1976. ISBN 3-7759-0201-5.
- Günter Grass: Werkausgabe Band 11 Die Rättin. Steidl Verlag, Göttingen 1997, 493 Seiten, ISBN 3-88243-492-9.
- Baedeker (Allianz Reiseführer): Schleswig-Holstein. Verlag Karl Baedeker 1999.
- Horst-Dieter Landeck: Schleswig. Ein Reisebegleiter durch die Kulturhauptstadt Schleswig Holsteins. Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co. Heide 2001. ISBN 3-8042-1009-0.
Bilder
Weblinks
- Der Schleswiger Dom
- Klaus J. Hennig: Malskat, jetzt müssen Sie ran!
- Peco: Die Truthähne im Schleswiger Dom
- Helmut Söring: Der Meister-Fälscher von Lübeck
- A History of Art Forgery
- Politisch-religiöse Symbolik im St.-Petri-Dom zu Schleswig am Beispiel des Grabmales Friedrichs I., Königs von Dänemark und Norwegen, Herzogs von Schleswig und Holstein