Die Tour de France 2010 ist die 97. Austragung des wichtigsten Etappen-Radrennens der Welt. Sie begann am 3. Juli 2010 in Rotterdam – damit zum fünften Mal nach 1954, 1973, 1978 und 1996 in den Niederlanden – und wird am 25. Juli 2010 traditionsgemäß auf der Avenue des Champs-Élysées in Paris enden.
Tour de France 2010 | |
Austragungsland | ![]() |
Austragungszeitraum | 3. bis 25. Juli 2010 |
Etappen | 21 |
Gesamtlänge | 3642 km |
Starterfeld | 198 in 22 Teams |
Verlauf | |
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Sie ist mit einer Gesamtdistanz von 3642 km rund 180 km länger als die letztjährige Austragung, umfasst 20 Etappen sowie – im Gegensatz zu 2008 und 2009 – wieder einen Prolog in Form eines kurzen Einzelzeitfahrens. Der Streckenverlauf auf der Karte folgt dem Uhrzeigersinn, womit zunächst die Alpen, dann die Pyrenäen durchfahren werden.[1] Aufgrund des 100-jährigen Jubiläums der ersten Pyrenäenüberquerung liegt der Fokus der Tour de France 2010 auf den Pyrenäen. So wird der als besonders schwer angesehene Col du Tourmalet gleich zweimal überquert.
Teilnehmerfeld
Die Rennleitung lud 22 Teams ein: die 18 UCI ProTour Teams sowie 4 Professional Continental Teams. Jedes Team besteht aus neun Fahrern. Insgesamt gingen 197 Radrennfahrer (Xavier Florencio wurde bereits vor Rennbeginn suspendiert[2]) aus 31 Nationen an den Start, darunter 15 Deutsche, 5 Schweizer, 3 Österreicher und 2 Luxemburger. Wie im Vorjahr ist das Team Milram die einzige Mannschaft mit deutscher Lizenz.
→ Detaillierte Starterliste: Fahrerfeld 2010
Als Favoriten auf den Gesamtsieg galten im Vorfeld neben dem Titelverteidiger Alberto Contador die ehemaligen Toursieger Carlos Sastre (2008) und Lance Armstrong (1999–2005), der beste Nachwuchsfahrer der Austragung von 2009, Andy Schleck, der Sieger des Giro d’Italia 2010, Ivan Basso, sowie der amtierende Straßen-Weltmeister, Cadel Evans. Auch Bradley Wiggins, Alexander Winokurow und Denis Menschow wurden nach guten Resultaten in der Vergangeheit realistische Chancen zugesprochen.
Mit Thor Hushovd (2005 & 2009), Robbie McEwen (2004 & 2006) und Óscar Freire (2008) standen drei ehemalige Gewinner der Punktwertung auch in diesem Jahr auf der Starterliste. Tom Boonen, Sieger der Wertung im Jahr 2007, musste seine Teilnahme aufgrund von Knieproblemen absagen.[4] Der Brite Mark Cavendish hat nach sechs Etappensiegen im Vorjahr mit die größten Chancen auf das Grüne Trikot, sollte er Paris erreichen. Alessandro Petacchi, der seit 2004 erstmals wieder an einer Tour-de-France-Austragung teilnimmt, Robert Hunter und Tyler Farrar gelten ebenfalls als Anwärter auf die Puntewertung. Die deutschen Hoffnungen auf einen Etappensieg im Massensprint ruhen vor allem auf Gerald Ciolek.
Die Bergwertung war vor Rennbeginn wieder einmal völlig offen, da die Tour zum vierten Mal in Folge ohne einen ehemaligen Gewinner des Gepunkteten Trikots startete.
Ältester Teilnehmer ist mit 39 Jahren und 15 Tourstarts der Franzose Christophe Moreau. Der älteste deutsche Fahrer ist Jens Voigt. Nach seiner frühzeitigen Aufgabe im Vorjahr, startete der 38-jährige 2010 zum 13. Mal bei einer Tour de France.[5] Der 1990 geborene Fabio Felline ist der jüngste Teilnehmer im diesjährigen Starterfeld. Insgesamt fallen 38 Fahrer, also knapp ein Fünftel, in die Nachwuchswertung.[6]
Etappenübersicht
Der Streckenverlauf für die diesjährige Austragung wurde am 14. Oktober 2009 bekanntgegeben.[1] Ungewöhnlich ist, dass es abgesehen vom Prolog nur ein Einzelzeitfahren geben wird; auch ein Mannschaftszeitfahren ist nicht vorgesehen. Der Streckenplan beinhaltet ferner neun Flachetappen, vier hügelige Etappen sowie sechs Bergetappen mit drei Bergankünften. Insgesamt müssen 25 Anstiege der Kategorien 2, 1 und HC bewältigt werden, darunter gleich zweimal der Pyrenäenpass Col du Tourmalet.
Nach dem Prolog im niederländischen Rotterdam führen die ersten drei Etappen das Fahrerfeld durch Belgien. Unter anderem wird in Brüssel und Spa Halt gemacht. Die erste Zielankunft innerhalb der französischen Grenzen findet in Arenberg, einer von elf erstmalig angefahrenen Etappenorten, statt. In der zweiten Hälfte der ersten Woche fährt die Tour an Paris vorbei nach Süden. Zwischen Montargis und Gueugnon erfolgt mit 227,5 km der längste Tagesabschnitt.
Die 7. Etappe weist die ersten Alpenpässe auf, es folgen zwei durch den ersten Ruhetag getrennte Hochgebirgsetappen und ein weiterer hügeliger Abschnitt. Drei Überführungsetappen bringen das Feld in etwa 100 km Abstand zur Mittelmeerküste an den Rand der Pyrenäen. Vier Hochgebirgsabschnitte und der zweite Ruhetag in Pau eröffnen die dritte Tourwoche, die letzte Pyrenäenetappe beendet die Bergankunft auf dem Tourmalet.
Die anschließende Flachetappe und das Einzelzeitfahren von Bordeaux nach Pauillac führen die Tour wieder Richtung Norden. Die letzte Etappe beginnt wie üblich nahe Paris und endet mit der mehrmaligen Umrundung der Champs-Elysées.
Etappen | Typ | Tag | Start–Ziel | km | Etappensieger | Zeit (h) | Schnitt (km/h) |
Gelbes Trikot |
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Prolog | EZF | Sa., 3. Juli | Rotterdam (NED) – Rotterdam | 8,9 | Fabian Cancellara | 0:10:00 | 53,400 | Fabian Cancellara |
1. Etappe | So., 4. Juli | Rotterdam – Brüssel (BEL) | 223,5 | Alessandro Petacchi | 5:09:38 | 43,309 | ||
2. Etappe | Mo., 5. Juli | Brüssel – Spa (BEL) | 201 | Sylvain Chavanel | 4:40:48 | 42,949 | Sylvain Chavanel | |
3. Etappe | Di., 6. Juli | Wanze (BEL) – Arenberg | 213 | Thor Hushovd | 4:49:38 | 44,125 | Fabian Cancellara | |
4. Etappe | Mi., 7. Juli | Cambrai – Reims | 153,5 | Alessandro Petacchi | 3:34:55 | 42,854 | ||
5. Etappe | Do., 8. Juli | Épernay – Montargis | 187,5 | Mark Cavendish | 4:30:50 | 41,538 | ||
6. Etappe | Fr., 9. Juli | Montargis – Gueugnon | 227,5 | Mark Cavendish | 5:37:42 | 40,420 | ||
7. Etappe | Sa., 10. Juli | Tournus – Station des Rousses | 165,5 | Sylvain Chavanel | 4:22:52 | 37,776 | Sylvain Chavanel | |
8. Etappe | So., 11. Juli | Station des Rousses – Avoriaz | 189 | Andy Schleck | 4:54:11 | 38,547 | Cadel Evans | |
1. Ruhetag | Mo., 12. Juli | |||||||
9. Etappe | Di., 13. Juli | Morzine – Saint-Jean-de-Maurienne | 204,5 | Sandy Casar | 5:38:10 | 36,284 | Andy Schleck | |
10. Etappe | Mi., 14. Juli | Chambéry – Gap | 179 | Sérgio Paulinho | 5:10:56 | 34,541 | ||
11. Etappe | Do., 15. Juli | Sisteron – Bourg-lès-Valence | 184,5 | Mark Cavendish | 4:42:29 | 39,188 | ||
12. Etappe | Fr., 16. Juli | Bourg-de-Péage – Mende | 210,5 | Joaquin Rodriguez | 4:58:26 | 42,321 | ||
13. Etappe | Sa., 17. Juli | Rodez – Revel | 196 | |||||
14. Etappe | So., 18. Juli | Revel – Ax-3 Domaines | 184,5 | |||||
15. Etappe | Mo., 19. Juli | Pamiers – Bagnères-de-Luchon | 187 | |||||
16. Etappe | Di., 20. Juli | Bagnères-de-Luchon – Pau | 199,5 | |||||
2. Ruhetag | Mi., 21. Juli | |||||||
17. Etappe | Do., 22. Juli | Pau – Col du Tourmalet | 174 | |||||
18. Etappe | Fr., 23. Juli | Salies-de-Béarn – Bordeaux | 198 | |||||
19. Etappe | EZF | Sa., 24. Juli | Bordeaux – Pauillac | 52 | ||||
20. Etappe | So., 25. Juli | Longjumeau – Paris, Champs-Élysées | 102,5 |
Wertungen im Tourverlauf
Die Tabelle zeigt den Führenden in der jeweiligen Wertung bzw. die Träger der Trikots oder Rückennummern am Ende der jeweiligen Etappe an.
Anmerkungen:
- ↑ David Millar trug als Dritter der Punktwertung auf der 1. Etappe das grüne Trikot, da der Erste der Punktwertung, Cancellara, das Gelbe und der Zweite nach Punkten, Martin, als Führender der Jungprofiwertung das weiße Trikot trug.
- ↑ Alessandro Petacchi trug als Zweiter der Punktwertung auf der 3. Etappe das grüne Trikot, da der Erste der Punktwertung, Chavanel, das Gelbe Trikot trug.
- ↑ Robert Gesink trug als Zweiter der Jungprofiwertung von der 10. bis zur 12. Etappe das weiße Trikot, da Andy Schleck als Führender der Gesamtwertung das Gelbe Trikot trug.
Preisgelder
Insgesamt werden Preisgelder in Höhe von 3,2 Millionen Euro ausgeschüttet.[7]
- Einmalige Sonderwertungen:
- Souvenirs Jacques Goddet (16. Etappe) und Henri Desgrange (17. Etappe) für den jeweils Ersten auf dem Col du Tourmalet: je 5.000 €
Kontrollen
Unabhängige Beobachter der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) werden die Dopingkontrollen der Tour de France 2010 überwachen. Darauf einigten sich die WADA und der Weltradsportverband Union Cycliste Internationale (UCI). Hintergrund sind die Vorwürfe der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD gegen die UCI, bei der Tour 2009 ineffektive Kontrollen durchgeführt zu haben.[8]
Am 18. Juni 2010 teilte die UCI mit, bei der Tour erstmals Scanner einzusetzen, die möglicherweise in den Rädern versteckte Motoren sichtbar machen können (sog. „Motor-Doping“).[9]
Berichterstattung
Die deutschen Sender ARD und ZDF übertragen jeweils eine Stunde pro Tag[10], nachdem 2008 sowie 2009 wegen der Doping-Vorkommnisse im Radsport nur 30 Minuten täglich übertragen worden waren und die Sender während der Tour de France 2007 aus der Live-Berichterstattung ausgestiegen waren. Eurosport wird 80 Stunden live übertragen, davon viele Etappen von Beginn an.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b letour.fr: Streckenverlauf der Tour de France 2010. Abgerufen am 3. Juli 2010.
- ↑ Focus online: Cervelo nimmt Florencio aus dem Tour-Team. 3. Juli 2010, abgerufen am 4. Juli 2010.
- ↑ letour.fr: Teams der Tour de France 2010. Abgerufen am 3. Juli 2010.
- ↑ Süddeutsche.de: Ex-Rad-Weltmeister Boonen am Knie operiert. 15. Juli 2010, abgerufen am 16. Juli 2010.
- ↑ ARD Sportschau MediaBox: Tour-Veteranen. Abgerufen am 16. Juli 2010.
- ↑ LIVE Radsport.ch: Starterliste Tour de France 2010. Abgerufen am 16. Juli 2010.
- ↑ radsport-news.com: Tour de France schüttet 3,2 Millionen Euro Preisgelder aus. 1. Juli 2010, abgerufen am 16. Juli 2010.
- ↑ radsport-news.com: WADA-Beobachter überwachen Dopingkontrollen bei der Tour. 22. Juni 2010, abgerufen am 16. Juli 2010.
- ↑ radsport-news.com: UCI setzt bei der Tour de France Scanner ein. 18. Juni 2010, abgerufen am 16. Juli 2010.
- ↑ tv-kult.com: Mehr Berichterstattung über die Tour de France bei ARD und ZDF. 30. Juni 2010, abgerufen am 16. Juli 2010.