Der Turn- und Sportverein München von 1860 e.V., kurz TSV 1860 München, oft auch nur als Münchner Löwen, Sechzig oder Die Sechzger bezeichnet, ist ein Sportverein in München, beheimatet im Stadtteil Giesing. Der Verein wurde erstmals am 15. Juli 1848 gegründet. Nach einem späteren Verbot wegen „republikanischer Umtriebe“ erfolgte die Wiedergründung am 17. Mai 1860. Die Farben des Vereins sind Grün-Gold, bekannter ist jedoch das Weiß-Blau der Fußballabteilung. Der Verein besitzt etwa 20.000 Mitglieder. Die Geschäfte der Profifußballabteilung sowie der U23 und der A-Junioren werden seit 2002 durch die aus dem Gesamtverein ausgegliederte TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA geführt, deren Aktien zu 100% im Besitz des Vereins sind.
TSV 1860 München
![]() | |||
![]() | |||
Basisdaten | |||
---|---|---|---|
Name | Turn- und Sportverein München von 1860 e.V. | ||
Gründung | 17. Mai 1860 | ||
Farben | Grün-Gold, Weiß-Blau (Fußballabteilung) | ||
Präsident | Rainer Beeck | ||
Erste Fußballmannschaft | |||
Cheftrainer | Reiner Maurer | ||
Spielstätte | Allianz Arena | ||
Plätze | 69.901 | ||
Liga | 2. Bundesliga | ||
2009/10 | 8. Platz | ||
|
Nationale und selbst europaweite Bekanntheit erwuchs dem Verein vor allem in den 1960er Jahren, als die Fußballmannschaft nicht nur den DFB-Pokal 1964 und 1966 die Deutsche Fußballmeisterschaft gewinnen konnte, sondern 1965 auch bis in das Finale des Europapokals der Pokalsieger vordrang, dort aber vor der Rekordkulisse von 100.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion West Ham United mit 0:2 unterlag. Zudem können die Fußballer auf zwei Vizemeisterschaften von 1931 und 1967 und einen ersten Pokalerfolg im Kriegsjahr 1942 verweisen.
Auch wenn 1860 München in der Öffentlichkeit hauptsächlich als Fußballverein betrachtet wird, gab und gibt es im Verein weitere Abteilungen, die zum Teil auf nationale und internationale Erfolge blicken können. So holten Sportler des TSV 1860 unter anderem dreimal Olympisches Gold und mehrere hundert deutsche Meistertitel.
Kurzhistorie
- 25. April 1899: Gründung der Fußballabteilung
- 1926: Vollendung des Stadionbaus an der Grünwalder Straße
- 1931: Deutscher Vizemeister
- 1942: Deutscher Pokalsieger
- 1963: Mitgründer der (1.) Bundesliga
- 1964: Deutscher Pokalsieger
- 1965: Finalist im Europapokal der Pokalsieger
- 1966: Deutscher Meister
- 1967: Deutscher Vizemeister
- 1972: Umzug in das neu errichtete Olympiastadion
- 1976: Rückkehr in das Stadion an der Grünwalder Straße
- 1982: Lizenzentzug mit Zwangsabstieg in die Amateuroberliga (3. Liga)
- 1992 bis 1994: Durchmarsch von der dritten Liga bis in die 1. Bundesliga
- 1996: Deutscher Hallenmaster, Qualifikation für den UEFA-Cup
- 2000: Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League
- 2001: Mitgründer der Allianz Arena
- 2004: Präsident Karl-Heinz Wildmoser tritt nach einer vorübergehenden Untersuchungshaft zurück, Nachfolger wird Karl Auer
- 2004: Abstieg in die 2. Bundesliga und Rückkehr in das Grünwalder Stadion
- 2005: Umzug in die neu errichtete Allianz Arena
Geschichte
Einen Überblick über alle Platzierungen des TSV 1860 München ist unter Saisonbilanzen des TSV 1860 München zu finden.
1848 bis 1933: Anfänge des Vereins
Erstmals gegründet wurde der Verein als Münchner Turnverein am 15. Juli 1848 im Saal der "Buttleschen Brauerei zum Bayerischen Löwen",[1] um nur ein Jahr später (1849) wegen „republikanischer Umtriebe“ gleich wieder verboten zu werden. Die erneute offizielle Gründung erfolgte dann am 17. Mai 1860, gefolgt von der Umbenennung in Turnverein München von 1860 im Jahre 1889. Zehn Jahre später, am 25. April 1899, wurde die Fußballabteilung der Löwen gegründet, welche 1902 erstmals in den offiziellen Spielbetrieb mit gegnerischen Mannschaften eintrat.
Der berühmte Löwe (zuerst nur mit einem Schwanz, später änderte man dies in zwei, um eine Verwechslung mit dem Löwenbräu-Wappen auszuschließen) schmückt seit 1911 das Vereinswappen. Im gleichen Jahr wurde auch noch das gepachtete Grundstück an der Grünwalder Straße zur neuen Heimspielstätte des TSV, auf welchem wiederum bereits 1926 das nach dem damaligen Präsidenten benannte Heinrich-Zisch-Stadion für bis zu 40.000 Zuschauer fertiggestellt wurde.
1931 erreichte die Mannschaft erstmals das Finale der Deutschen Meisterschaft, wo man der Hertha BSC unterlag.
14. Juni 1931 – Finale um die Deutsche Meisterschaft 1931
Hertha BSC – TSV 1860 München 3:2 (1:2)
Hertha BSC: Gehlhaar, Völker, Wilhelm, Appel, Müller, Stahr, Ruch, Sobeck, Lehmann, Kirsei, Hahn
1860 München: Riemke, Schäfer, Wendl, Stock, Pledl, Eiberle, Stiglbauer, Lachner, Huber, Oeldenberger, Thalmeier
Tore: 0:1 Oeldenberger (24.), 1:1 Sobeck (44.), 1:2 Lachner (45.), 2:2 Sobeck (75.), 3:2 Kirsei (89.)
Schiedsrichter: Fissenewerth (Mönchengladbach)
Zuschauer: 50.000 (Müngersdorfer Stadion, Köln)
1933 bis 1945: Der TSV im Nationalsozialismus
Im Vergleich zum damals als „Judenclub“ geschmähten FC Bayern, zählten die Münchner Löwen „zu den wenigen großen Fußballvereinen, die schon vor 1933 eine deutliche Affinität zum erstarkenden Nationalsozialismus zeigten.“[2] Als (neben Werder Bremen, dem VfB Stuttgart und dem FC Schalke 04) einer der vier „nationalsozialistischen Vorzeigevereine“, übernahmen bei den Löwen Nationalsozialisten wie die NSDAP- und SA-Mitglieder Fritz Ebenböck, Sebastian Gleixner und Emil Ketterer zudem fast alle hohen Ämter im Verein.[2]
Dabei halfen vor allem die Beziehungen zur NSDAP dem Club in den dreißiger Jahren sich vor der Insolvenz zu retten und legten gleichzeitig den Grundstein für den anschließenden Erfolg in den 1950er und 1960er Jahren.[3]
1942 konnte mit dem Gewinn des Tschammerpokals der erste Titel auf nationaler Eben geholt werden.
Bis in die 2000er Jahre beschränkten sich Berichte des Vereins über diese Zeit rein auf das sportliche Geschehen, der politische Hintergrund wurde nicht angesprochen. So wird zum Beispiel die NS-Zeit auch heute noch auf der offiziellen Internetseite der Löwen nicht erwähnt.[1]
1945 bis 1963: Nachkriegszeit und Qualifikation zur Bundesliga
Nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltete sich das sportliche Schicksal des TSV 1860 zunächst wechselhaft. 1945 war man Gründungsmitglied der neugeschaffenen Oberliga Süd und nahm 1948 als Süd-Vizemeister an der ersten Endrunde zur Deutschen Fußballmeisterschaft nach dem Krieg teil, schied allerdings bereits in der Vorrunde gegen den 1. FC Kaiserslautern aus. Dies sollte vorerst die letzte Endrundenteilnahme des TSV 1860 werden; erst an der letzten Endrunde vor Einführung der Bundesliga 1963 nahm man wieder teil. Nach dem Abstieg aus der Oberliga Süd 1953 verbrachte man mehrere Jahre in der damaligen 2. Liga Süd (1953-55 und 1956/57), ehe man ab 1957 wieder ununterbrochen in der Oberliga Süd vertreten war. 1961 übernahm Max Merkel die Mannschaft und führte diese rechtzeitig zur Einführung der Bundesliga zur Meisterschaft in der Oberliga Süd, wodurch man sich für die neugegründete Bundesliga qualifizierte.
1963 bis 1970: Deutsche Meisterschaft und Europapokal-Finale
Im Jahr 1963 war der TSV 1860 München Mitgründer der Fußball-Bundesliga. 1964 wurde der Verein zum zweiten Mal durch einen 2:0-Sieg im Finale gegen Eintracht Frankfurt DFB-Pokalsieger und kam ein Jahr später in das Finale des Europapokals der Pokalsieger. Das Finale verlor der TSV 1860 München vor 97.974 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion mit 0:2 gegen West Ham United. In der Spielzeit 1965/66 hatten die Löwen vom 8. bis zum 22. Spieltag die Tabellenspitze inne, wurden dann jedoch von Borussia Dortmund und zeitweilig auch vom FC Bayern München verdrängt. Erst am vorletzten Spieltag konnte der TSV durch ein 2:0 in Dortmund gegen den direkten Gegner die Tabellenführung zurückerobern. Mit einem 1:1 am letzten Spieltag gegen den Hamburger SV konnte der erste Platz verteidigt werden und der Verein wurde zum ersten und bis heute einzigen Mal Deutscher Meister (Spieler der Meistermannschaft siehe hier). Im nächsten Jahr konnte der Club noch Vizemeister werden, danach ging es allerdings kontinuierlich bergab und es folgte 1970 der Abstieg in die Regionalliga.
1970 bis 1977: Zweitklassigkeit
Saison | Platz | Tore | Punkte | Zuschauerschnitt[4] |
---|---|---|---|---|
1970/71 | 4. Platz | 59:40 | 41:31 | 9.022 |
1971/72 | 3. Platz | 62:34 | 46:26 | 14.694 |
1972/73 | 3. Platz | 79:50 | 42:26 | 13.823 |
1973/74 | 3. Platz | 74:35 | 43:25 | 28.070 |
1974/75 | 5. Platz | 64:45 | 45:31 | 22.194 |
1975/76 | 4. Platz | 78:55 | 47:29 | 14.345 |
1976/77 | 2. Platz | 78:29 | 56:20 | 19.645 |
grün unterlegt: Regionalliga Süd orange unterlegt: 2. Bundesliga |
Seit Gründung der Fußball-Bundesliga war die Regionalliga bis zur Gründung der 2. Bundesliga im Jahr 1974 die zweithöchste Spielklasse in Deutschland. Der TSV 1860 München verfehlte bis 1977 immer wieder knapp den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Am 15. August 1973 wurde beim Spiel des TSV 1860 München gegen den FC Augsburg ein ewiger Zuschauerrekord des Olympiastadions aufgestellt, als nach einem frühen Führungstor der Löwen alle Dämme brachen und das Stadion von noch draußen wartenden Zuschauern gestürmt wurde. Schätzungsweise 90.000 Zuschauer wohnten dem Spiel bei. 136 Personen wurden verletzt.
1977 bis 1982: Achterbahnfahrt und Lizenzentzug
Nur ein Jahr konnte sich der TSV 1860 München in der Bundesliga halten. Nach einem erfolglosen Bundesligaausflug musste der Verein in der Saison 1978/79 wieder in Liga 2 antreten, wo der sofortige Wiederaufstieg gelang. In der Saison 1980/81 stiegen die Löwen dann wieder aus der Bundesliga ab. Ein Jahr später entzog im Sommer 1982 der DFB dem Verein die Lizenz, da laut DFB der TSV 1860 München, der nur um einen Punkt den Aufstieg verpasst hatte, zu große finanzielle Belastungen nach dem Wiederaufstieg in die Bundesliga eingegangen war. Ab 1980 hatte der damals junge Rudi Völler beim TSV 1860 München gespielt; er verließ den Club aber auf Grund des Lizenzentzugs in Richtung Werder Bremen.
1982 bis 1994: Die mageren Jahre bis zum Wiederaufstieg
Saison | Platz | Tore | Punkte | Zuschauerschnitt[4] |
---|---|---|---|---|
1982/83 | 6. Platz | 63:49 | 41:31 | 6.844 |
1983/84 | 1. Platz | 79:38 | 51:25 | 7.273 |
1984/85 | 11. Platz | 54:53 | 31:37 | 3.410 |
1985/86 | 2. Platz | 83:44 | 48:20 | 7.350 |
1986/87 | 3. Platz | 71:41 | 50:22 | 7.310 |
1987/88 | 3. Platz | 71:42 | 40:24 | 4.120 |
1988/89 | 5. Platz | 80:49 | 38:26 | 6.240 |
1989/90 | 2. Platz | 60:25 | 44:16 | 8.447 |
1990/91 | 1. Platz | 62:21 | 54:10 | 9.750 |
1991/92 | 10. Platz | 31:32 | 30:34 | 13.866 |
1992/93 | 1. Platz | 69:35 | 48:16 | 6.500 |
1993/94 | 3. Platz | 55:38 | 47:29 | 15.865 |
orange unterlegt: 2. Bundesliga rot unterlegt: Bayernliga |
Der Zwangsabstieg in die Amateur-Oberliga Bayern (Bayernliga) bedeutete einen starken Umbruch in der Mannschaft der Löwen. Nachdem 14 Spieler den Verein verlassen hatten, wurden 20 neue verpflichtet. Dennoch reichte es deutlich nicht zum Wiederaufstieg. In der folgenden Saison wurde die Aufstiegsrunde erreicht, jedoch gewannen die Löwen dort nur ein Spiel, die anderen fünf gingen verloren. In der Saison 1984/85 drohte zeitweilig sogar der Abstieg in die Landesliga, obwohl sich vier Trainer versuchten, nämlich Bernd Patzke, Oktavian Popescu, Erich Beer und Wenzel Halama. Ein paar Mal ging es dann in den folgenden Saisons noch knapp am Aufstieg vorbei, bis er unter Trainer Karsten Wettberg 1991 endlich gelang. Allerdings stieg der Verein dann gleich wieder in die Bayernliga ab, aber nur für ein Jahr. Dann begann mit Werner Lorant der Durchmarsch in die Bundesliga.
Der Jubel der Fans war überwältigend, als in Meppen das letzte Spiel der Zweitligasaison 1993/94 abgepfiffen war, der TSV 1860 München mit einem 1:0-Sieg als erster Verein überhaupt den direkten Durchmarsch aus der Bayernliga in die Bundesliga geschafft hatte und dieser nach 13-jähriger Abwesenheit wieder angehörte. Mit allem Einsatz und viel Glück schaffte man in der folgenden Saison den Klassenerhalt.
1994 bis 2004: Die Jahre in der Bundesliga
Saison | Platz | Tore | Punkte | Zuschauerschnitt[4] |
---|---|---|---|---|
1994/95 | 14. Platz | 41:57 | 27:41 | 28.366 |
1995/96 | 8. Platz | 52:46 | 45 | 32.105 |
1996/97 | 7. Platz | 56:56 | 49 | 37.147 |
1997/98 | 13. Platz | 43:54 | 41 | 29.348 |
1998/99 | 9. Platz | 49:56 | 41 | 28.417 |
1999/00 | 4. Platz | 55:48 | 53 | 27.282 |
2000/01 | 11. Platz | 43:55 | 44 | 25.276 |
2001/02 | 9. Platz | 59:59 | 50 | 26.024 |
2002/03 | 10. Platz | 44:52 | 45 | 26.518 |
2003/04 | 17. Platz | 32:55 | 32 | 28.331 |
Bis 2000 konnte man sich stets steigern – holte Stars wie Thomas Häßler und Martin Max – und erreichte neben einigen Teilnahmen am UI-Cup sowie dem UEFA-Pokal die Qualifikation zur Champions League durch einen 4. Platz in der Bundesliga. In der Saison 1999/2000 gelang es dem TSV 1860 außerdem erstmalig, beide Derbys in einer Spielzeit gegen den FC Bayern München zu gewinnen (1:0, 2:1). Sportlich konnte man aber nicht mehr an die früheren Erfolge anknüpfen. Schließlich wurde Werner Lorant am 18. Oktober 2001 entlassen, nachdem man fünf Tage zuvor eine 1:5-Niederlage gegen den FC Bayern München erlitten hatte.
Die Stadionfrage loderte in dieser Zeit richtig auf, nachdem der Verein 1995 einen Umbau des Stadions an der Grünwalder Straße nicht mehr weiter verfolgte und die Spiele ab sofort komplett im von vielen Fans ungeliebten Olympiastadion stattfanden. Nach einer anfänglichen Euphoriewelle mit Vereinsrekorden in Sachen Zuschauerschnitt und guten Erfolgen in der Bundesliga ebbte das Interesse an den Löwen auch aufgrund nachlassender Leistungen allmählich ab. Unter den Fans gab es große Differenzen wegen der Spielortfrage, die zu einer regelrechten Spaltung zwischen verschiedenen Fangruppen führten. Hart diskutiert wurde zwischen diesen Gruppen auch der mögliche Umbau des Olympiastadions und die Beteiligung des TSV 1860 München am Neubau der Allianz Arena in Fröttmaning.
Nachdem 1860 unter Lorants Nachfolger Pacult nicht an die Erfolge aus der Saison 1999/2000 anknüpfen konnte, wurde dieser im März 2003 durch Falko Götz abgelöst. Dieser musste den Kader aus finanziellen Gründen umbauen und die „Altstars“ Häßler, Max und Suker durch junge Spieler ersetzen. Nach einem ordentlichen Saisonstart geriet Götz' Mannschaft jedoch zu Beginn der Rückrunde in den Abstiegskampf. Da zudem Vereinspräsident Karl-Heinz Wildmoser und sein Sohn Karl-Heinz jun. im März 2004 wegen Bestechungsvorwürfen im Zuge des Stadionsbaus festgenommen wurden, schlitterte der Verein binnen kurzer Zeit in eine bedrohliche Krise. Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem medial unerfahrenen Großmetzger Karl Auer, der Wildmoser als Präsident nachgefolgt war, und dem Ex-Kultusminister Hans Zehetmair als Vizepräsidenten gipfelten in der Entlassung von Trainer Götz. Zehetmair, der die Demission des Trainers ohne Rücksprache mit Präsident und Geschäftsführung als erster verkündet hatte, wurde für sein Vorpreschen scharf kritisiert und trat daraufhin zurück. Nachfolger von Götz wurde der ehemalige Spieler Gerald Vanenburg, der den Abstieg der 60er in die Zweitklassigkeit jedoch nicht mehr verhindern konnte.
Später wurde das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser eingestellt, während sein Sohn, der zugleich Geschäftsführer des Vereins sowie der Stadionbetreibergesellschaft der Allianz Arena war, zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.
Seit 2004: Erneut Zweite Liga
Nachfolger Vanenburgs als Chefcoach wurde der zweitligaerfahrene Rudi Bommer, unter dessen Ägide der direkte Wiederaufstieg angepeilt wurde. Dieser wurde jedoch aufgrund sportlichen Misserfolgs bereits im November 2004 entlassen und durch Reiner Maurer, den vormaligen Co-Trainer und Cheftrainer der U23, ersetzt. Nach einer starken Rückrunde platzten die Aufstiegshoffnungen von 1860 erst am letzten Spieltag, so dass die Mannschaft am Ende nur den vierten Platz belegte.
Die erste Spielzeit in der neuen Allianz Arena begann für die Löwen vielversprechend; zu Beginn der Hinrunde war das Team zeitweilig noch Tabellenführer, zählte zur Winterpause jedoch nur noch zum erweiterten Favoritenkreis. Ein 0:0 zu Rückrundenbeginn gegen den Tabellenletzten LR Ahlen führte zur Entlassung von Trainer Maurer. Dessen Nachfolger wurde Walter Schachner, zudem übernahm Stefan Reuter den Posten als Manager.
Wirtschaftlich und sportlich war das Frühjahr 2006 für 1860 bedrohlich. Im März erklärte Präsident Auer seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen, sein Nachfolger wurde der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Alfred Lehner. Als Geschäftsführer wurde Stefan Ziffzer installiert. Kurze Zeit später rettete die Löwen erst der FC Bayern vor der Insolvenz, in dem dieser die Anteile an der Allianz Arena für 11 Millionen Euro abnahm und ein Rückkaufsrecht zusicherte. Der Verein geriet unter dem Trainer Walter Schachner in akute Abstiegsgefahr. Erst am vorletzten Spieltag sicherte sich der TSV 1860 München durch einen 1:0-Heimsieg gegen den Abstiegsmitkonkurrenten 1. FC Saarbrücken den Klassenerhalt. Letztlich beendete man die Saison auf dem 13. Platz.
Die Jugendarbeit des Clubs war dagegen von Erfolg gekrönt. Die B-Junioren (U 17) holten zum ersten Mal die Deutsche Meisterschaft. Der DFB verlieh die Fritz-Walter-Medaille an die Brüder Lars (Gold, Jahrgang 1989) und Sven Bender (Bronze, Jahrgang 1989) sowie an Alexander Eberlein (Silber, Jahrgang 1988).
Albrecht von Linde wurde am 28. März 2007 neuer Präsident des Vereins. Der Wiederaufstieg in die Bundesliga gelang jedoch auch im dritten Anlauf nicht. Nach einer Saison ohne Höhen und Tiefen erreichte der Club unter Walter Schachner und dessen Nachfolger Marco Kurz, der das Team im Frühjahr 2007 übernommen hatte, den achten Platz in der Endabrechnung. Wirtschaftlich erreichte 1860 in der Saison 2006/07 wieder ruhigeres Fahrwasser.
Nach einer guten Hinrunde in der Saison 2007/08 rutschte die Mannschaft in der Rückrunde ins Mittelfeld ab. Der Klassenerhalt wurde erst am vorletzten Spieltag mit einem 1:1 im Heimspiel gegen den VfL Osnabrück gesichert, in der Rückrundentabelle belegte der Verein sogar den letzten Tabellenplatz.[5] Nach dem Spiel gegen Osnabrück sagte Geschäftsführer Stefan Ziffzer über Präsident von Linde: „Der Fisch stinkt vom Kopf her, und bei uns ist der Kopf der Präsident. […] Dieser Präsident ist eine Schande.“ Von Linde sprach daraufhin in Gegenwart von Sponsoren, die Ziffzer applaudierten, die fristlose Kündigung aus. Grund der Auseinandersetzung waren diametrale Ansichten über den wirtschaftlichen Kurs der Fußballabteilung und vom Präsidium nicht dementierte Medienberichte über einen anstehenden Rauswurf des sportlichen Leiters Stefan Reuter. Am 26. Mai 2008 erklärte Albrecht von Linde seinen Rücktritt, der Aufsichtsrat kürte noch in derselben Sitzung einstimmig Rainer Beeck zu seinem Nachfolger.
Nach lediglich acht Siegen im Kalenderjahr 2008 und einer weiteren Niederlage im ersten Spiel des Jahres 2009 wurde Geschäftsführer Stefan Reuter beurlaubt. Manfred Stoffers folgte ihm als Geschäftsführer nach, Miroslav Stević wurde neuer Sportdirektor. Ende Februar wurde auch Cheftrainer Marco Kurz beurlaubt, seine Nachfolge trat der bisherige Co-Trainer Uwe Wolf an. Unter dessen Leitung gewannen die Löwen die nächsten beiden Spiele, in den neun anschließenden Spielen konnte die Mannschaft jedoch nur sechs weitere Punkte, wovon kein Spiel ein Sieg war, einfahren. Nach dem 32. Spieltag wurde Wolf durch Ewald Lienen abgelöst. Aus den letzten beiden Saisonspielen holte die Mannschaft einen Punkt, was zum Klassenerhalt ausreichte. Die Spielzeit 2009/10 lief zu Beginn wenig erfolgreich für den TSV 1860, zwischenzeitlich drohte das Team sogar auf den Abstiegsrelegationsplatz zu fallen. Im Laufe der Hinrunde stabilisierte sich die Löwen jedoch und beendeten die Saison schließlich auf Platz 8, was zum ersten Mal seit dem Abstieg, bis auf die Saison 2006/07, eine Verbesserung gegenüber zur Vorsaison aufwies. Im DFB-Pokal 2009/10 gelang es 1860 nach einem Sieg gegen Hertha BSC in das Achtelfinale des Pokals aufzusteigen. Dort scheiterte man schließlich am FC Schalke 04. Am Ende der Spielzeit wurde der Vertrag mit Lienen vorzeitig aufgelöst, damit dieser ein Angebot von Olympiakos Piräus annehmen konnte. Sein Nachfolger als Trainer wurde Reiner Maurer.
Aktueller Kader
Stand: 1. Juli 2010
Transfers
Zugänge Sommer 2010
|
Abgänge Sommer 2010
|
Trainerstab
- Cheftrainer: Reiner Maurer
- Co-Trainer: Alexander Schmidt
- Torwarttrainer: Jürgen Wittmann
Weitere Angehörige des Betreuer- und Funktionsteams sind auf der Unterseite Personen aufgelistet.
Amateur- und Jugendfußball
U23
Der TSV 1860 München II spielt in der Spielzeit 2010/11 in der Regionalliga Süd, die Spiele werden im Grünwalder Stadion ausgetragen. Mit einem Durchschnittsalter von 19,8 am Beginn der aktuellen Saison stellen die von Bernhard Winkler trainierten kleinen Löwen die jüngste Mannschaft der vier höchsten Ligen in Deutschland.[6] Der aktuelle Kader ist auf der Unterseite Personen zu finden, die Abschlussplatzierungen seit 1957 unter Saisonbilanzen.
1959 stieg die Reservemannschaft der Münchner Löwen erstmals in die drittklassige – damals zweigeteilte – Bayernliga auf. 1961 erreichte die Mannschaft in der Südstaffel den ersten Platz. Das Entscheidungsspiel gegen den 1. FC Haßfurt, dem Sieger der Nordstaffel, in dem normalerweise der Aufsteiger in die II. Division ausgespielt worden wäre, fand jedoch nicht statt, weil die Amateurmannschaft des TSV 1860 prinzipiell nicht zum Aufstieg berechtigt war. 1963 stieg die Mannschaft in die neugegründete viertklassige Landesliga Süd ab.
In dieser konnte sich die Amateurmannschaft der Sechzger – unterbrochen von zwei Spielzeiten in der Bezirksoberliga Oberbayern – bis 1976 halten. Nach weiteren vier Jahren in der Bezirksoberliga gelang 1980 der Wiederaufstieg in die Landesliga. Die Spielzeit 1981/82 schlossen die 1860 Amateure zwar auf Platz 2 ab, da aber der ersten Mannschaft die Lizenz für die 2. Bundesliga entzogen wurde, entschied sich der Verein dafür, mit der Reservemannschaft einige Ligen tiefer neu zu beginnen. Während die erste Mannschaft fast ein Jahrzehnt lang in der Bayernliga verblieb, spielte die zweite Mannschaft in den unteren oberbayerischen und Münchner Fußballligen.
1990, ein Jahr bevor die erste Mannschaft in den bezahlten Fußball zurückkehrte, stieg die zweite Mannschaft wieder in die Bezirksoberliga Oberbayern auf, in der sie bis 1995 blieb. Von 1995 bis 1997 stiegen die 1860 Amateure – wie die Profimannschaft in den Jahren zuvor – zweimal in Folge auf und traten ab der Spielzeit 1997/98 in der drittklassigen Regionalliga Süd an. Nach drei Saisonabschlussplatzierungen im Mittelfeld, stiegen sie 2001 wieder in die Bayernliga ab.
Die Mannschaft wurde fortan als U23 weitergeführt, um junge Spieler an die erste Mannschaft heranzuführen. Nachdem die kleinen Löwen 2002 und 2003 die Spielzeit jeweils auf Platz 2 abgeschlossen hatten, kehrten sie 2004 als Bayernligameister wieder in die Regionalliga zurück. In den folgenden beiden Spielzeiten wären sie jeweils sportlich abgestiegen, verblieben jedoch in der Regionalliga, da andere Vereine keine neue Lizenz mehr erhielten. 2007 sicherte 1860 II den Klassenverbleib erst am letzten Spieltag durch einen 8:3-Sieg in Kassel. 2008 verpasste die Mannschaft die Qualifikation zur neuen 3. Liga um drei Punkte.
Die beiden bisherigen Spielzeiten der neuen viertklassigen Regionalliga schloss 1860 II im Mittelfeld ab.
Für den DFB-Pokal konnten sich die kleinen Löwen im Gegensatz zu den Reservemannschaften anderen Bundesligisten nie qualifizieren. 1997, 1998 und 2003 gewannen sie zwar den Toto-Pokal auf oberbayerischer Ebene, auf gesamtbayerischer Ebene – wo ein Sieg zur Teilnahme am DFB-Pokal berechtigt – konnten sie sich nicht durchsetzen.
Trainiert wurde die Reservemannschaft des TSV 1860 oftmals von ehemaligen Spielern der Löwen. In der jüngeren Vergangenheit wurden einige der Trainer der zweiten Mannschaft später auch Cheftrainer der Profis, beispielsweise Reiner Maurer oder Marco Kurz. Die Konstante im Trainerstab des TSV 1860 II ist Klaus Koschlick, der seit 1997 den Posten des Assistenz-Trainers bekleidet und dabei auch einige Male vorübergehend als Cheftrainer fungierte.
Jugendmannschaften
Die U19 spielt derzeit in der Bundesliga, ebenso wie die erste Mannschaft der U17. Auch die C-, D-, E-, und F-Junioren spielen in der jeweils höchsten Spielklasse.[7]
Größte Erfolge waren der Gewinn der deutschen B-Junioren-Meisterschaft 2006 und die DFB-Junioren-Vereinspokalsiege 2000 und 2007.
Das damals von Ernst Tanner geleitete Nachwuchsleistungszentrum des TSV 1860 wurde 2008 von der Prüfungskommission des DFB und der DFL mit 3 Sternen ausgezeichnet und belegt in der Rangliste der deutschen Profivereine einen der vorderen Plätze[8]. Im Sommer 2009 übernahm Jürgen Jung die Leitung des Nachwuchsleistungszentrums.
Seit 2002 gehörten insgesamt 30 Spieler, die zuvor mindestens in der U19 des TSV 1860 gespielt hatten, für mindestens eine Partie dem Profikader der Löwen an.
Traditionsmannschaft
Die Traditionsmannschaft, der zahlreiche ehemalige Löwenspieler angehören, nimmt nicht am Ligabetrieb teil. Das von Matthias Imhof und Peter Zacher geleitete Team tritt hauptsächlich zu Freundschafts- und Benefizspielen an.[9] 2009 konnte die Traditionself im dritten Anlauf den Löwen Cup – ein Kleinfeldturnier mit Mannschaften aus verschiedenen Bereichen und Umfeld des TSV 1860 – für sich entscheiden, 2010 verteidigten sie den Titel.[10]
Schiedsrichterabteilung
Die Fußball-Schiedsrichter des TSV 1860 sind für Spiele im lokalen Bereich bis hin zu Ligaspielen auf oberbayerischer Ebene qualifiziert.
Erfolge im Fußball
Meisterschaften
- Südbayerischer Meister (3): 1922, 1943, 1961 (II. Mannschaft)
- Bayerischer Meister (6): 1941, 1984, 1991, 1993, 1997 (Amateure), 2004 (II. Mannschaft)
- Süddeutscher Meister (2): 1963, 1979
- DFB-Pokalsieger (2): 1942, 1964
- Deutscher Meister (1): 1966
- DFB-Hallen-Pokal (1): 1996
- B-Junioren-Meister (1): 2006
- DFB-Junioren-Vereinspokal (1): 2007
Weitere Erfolge
- Deutscher Vizemeister (1): 1931, 1967
- UEFA-Pokal-Teilnehmer (2): 1997, 2000
- Finalist im Europapokal der Pokalsieger (1): 1965
- Champions-League-Qualifikationsteilnehmer (1): 2000
Erfolge von Spielern des TSV 1860 München
Torschützenkönig:
- 1965: Rudolf Brunnenmeier (24 Tore)
- 2000: Martin Max (19 Tore)
- 2002: Martin Max (18 Tore)
Tor des Jahres:
- 2002: Benjamin Lauth
Fritz-Walter-Medaille des DFB für Nachwuchsspieler:
- 2006: Lars Bender (Gold Jahrgang 1989)
- 2006: Sven Bender (Bronze Jahrgang 1989)
- 2006: Alexander Eberlein (Silber Jahrgang 1988)
- 2008: Florian Jungwirth (Silber Jahrgang 1989)
Weitere Statistik
(Stand 13. Mai 2008)
- 18-mal Spitzenreiter der 1. Bundesliga.
- Platz 18 der ewigen Tabelle der Fußball-Bundesliga mit 884 Punkten.
Spielstätten
Als die Fußballer des TV 1860 27. Juli 1902 ihr erstes Spiel austrugen, fand dieses auf der Schyrenwiese statt. Dieser „Jugendturnspielplatz“ war 1896 von der Stadt errichtet worden und wurde nun der Spielmannschaft des TV 1860 „zum Zwecke der Spielpropaganda“[11] zur Verfügung gestellt. Nachdem den Sechzgern im Frühjahr 1904 die weitere Nutzung der Schyrenwiese untersagt worden war, fanden sie erst am Heumarkt, kurz darauf am Flaucher eine neue Spielstätte. Beide Stätten waren allerdings zum Fußballspielen nur bedingt geeignet, sodass sich die Spieler im Sommer 1904 eine neue Spielstätte suchten. Diese fanden sie in Holzapfelkreuth, wo der TV 1860 einen eigenen Waldspielplatz errichtete, der am 9. August 1904 eröffnet wurde. Da dieser Platz aber relativ abgelegen war, wurde er bald nur noch sonntags genutzt, werktags trainierten die Fußballer auf der Theresienwiese. 1908 pachtete Wilhelm Hilber, der als Halbstürmer in der dritten Mannschaft spielte, eine umzäunte Wiese am Giesinger Alpenplatz. Der Platz wurde jedoch bald zu klein für die acht Mannschaften, die im TV 1860 im Jahr 1910 Fußball spielten. Anfang des Jahres 1911 zogen die Sechzger zum fünften Mal in ihrer erst zwölfjährigen Fußballgeschichte um.
Hilber pachtete ein bis dato landwirtschaftlich genutztes Gelände an der Grünwalder Straße im Süden Giesings. Im Frühjahr 1911 wurde darauf ein Sportplatz mit Tribüne errichtet, am 23. April wurde das erste Spiel ausgetragen. 1922 kaufte 1860 das bisher gepachtete Gelände und baute den Sechzgerplatz in den folgenden Jahren zum Sechzgerstadion aus, Ende 1925 war das Stadion an der Grünwalder Straße errichtet. 1937 musste das Stadion an die Stadt verkauft werden, um Schulden zu tilgen. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurden bis 1958 neue Tribünen auf allen Seiten des Stadions errichtet, es fasste nun rund 50.000 Zuschauer. Bereits 1948 war der Zuschauerrekord aufgestellt worden, als sich 58.200 Zuschauer beim Aufeinandertreffen des TSV 1860 und des 1. FC Nürnberg um das Spielfeld drängten. In den 1960er Jahren feierten die Löwen im Grünwalder Stadion ihre größten sportlichen Erfolge.
Ende 1972 zogen sie in das zu den Olympischen Spielen 1972 errichtete Olympiastadion am Oberwiesenfeld um. Im Sommer 1973 wurde dort im Spiel gegen den FC Augsburg mit geschätzten 90.000 bis 100.000 Zuschauern der Zuschauerrekord im damals offiziell knapp 80.000 Leute fassenden Stadion aufgestellt. Bis 1982 pendelte der TSV 1860 nun in unregelmäßigen Abständen zwischen Olympiastadion und Grünwalder Stadion. Erst mit dem Lizenzentzug kehrten die Löwen wieder für über ein Jahrzehnt heim auf Giesings Höhen. Doch auch in der Bayernligazeit wurden einige Spiele im Olympiastadion ausgetragen, jeweils einmal mussten die Sechzger sogar ihre Heimspiele in Erding, Lohhof, Fürstenfeldbruck und Vaterstetten ausrichten, da aufgrund von Zuschauerausschreitungen eine Platzsperre für das Grünwalder Stadion verhängt worden war. Mehrere Pokalspiele fanden am Trainingsgelände statt.
Als 1860 1994 wieder ins Fußball-Oberhaus zurückgekehrt war, trugen die Löwen die Mehrzahl der Heimspiele im Stadion an der Grünwalder Straße aus, vier Spiele mit erhöhtem Sicherheitsrisiko fanden im Olympiastadion statt. Nach der Saison 1994/95 zog der TSV 1860 scheinbar endgültig ins Olympiastadion, wo er bis zum Abstieg im Sommer 2004 blieb. Nur für einige UI-Cup-Spiele wichen die Sechzger ins Grünwalder Stadion und ins Augsburger Rosenaustadion aus. In der Spielzeit 2004/05 wurden wie zehn Jahre zuvor die meisten Spiele auf Giesings Höhen ausgetragen, sechs sicherheitsrelevante Spiele im Olympiastadion.
Am 30. Mai 2005 eröffnete der TSV 1860 mit einem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg die im Münchner Norden neu errichtete Allianz Arena, die die beiden großen Münchner Vereine gemeinsam geplant und gebaut hatten. Eine Besonderheit der Arena ist die aus ETFE-Folienkissen bestehende Fassade, die blau, weiß oder rot beleuchtet werden kann. Ein Jahr vor der Fertigstellung waren der damalige Präsident Karl-Heinz Wildmoser und sein gleichnamiger Sohn, der zu diesen Zeitpunkt Geschäftsführer der KGaA gewesen war, wegen Verdachts auf Untreue und Bestechlichkeit bei der Ausschreibung des Projekts verhaftet worden. Bis April 2006 gehörte die Allianz Arena GmbH jeweils zur Hälfte den beiden Münchner Vereinen, dann aber musste der TSV 1860 seine Anteile an der Arena, in der einige Wochen später das Eröffnungsspiel der WM 2006 stattfand, an den FC Bayern verkaufen, um eine drohende Insolvenz abzuwenden. Gleichzeitig unterschrieb der damalige Geschäftsführer Stefan Ziffzer einen bis 2025 gültigen Mietvertrag mit der Allianz Arena GmbH. Vertreter des TSV 1860 äußerten in der folgenden Zeit immer wieder Bedenken über den Verbleib des TSV 1860 in der Arena, die zu überdimensioniert für die Ansprüche der Münchner Löwen sei.
Im März 2009 wurde schließlich eine „Projektgruppe Stadionzukunft“ eingesetzt, die sich in den folgenden Monaten mit Lösungsansätzen auseinandersetzte, die dem TSV 1860 mittel- und langfristig eine Verbesserung der Stadionsituation bringen sollen. Anfang November 2009 veröffentlichte die Gruppe ihre Ergebnisse, in denen sie sich einstimmig für eine Rückkehr in ein auf 30.000 bis 35.000 Zuschauer fassendes ausgebautes Grünwalder Stadion aussprach. Inwieweit diese Anregung verwirklicht werden kann, ist jedoch ungewiss.[12]
Trainingsgelände
Am Vereinsgelände an der heutigen Grünwalder Straße 114 spielen seit 1928 die Nachwuchsmannschaften des TSV 1860. Die U19 trägt seit 1996 allerdings ihre Ligaspiele zumeist im Grünwalder Stadion aus. 1968 errichtete der Verein ein Umkleide- und Verwaltungsgebäude. In den 1990er Jahren wurde die heutige Geschäftsstelle und das Gebäude des Jugendinternats gebaut. Im Jahr 2009 gibt es auf dem Gelände vier Trainingsplätze und einen Kunstrasenplatz.
Ausrüster und Sponsoren
Zeitraum | Ausrüster | Sponsor[13] | Branche |
---|---|---|---|
1963–1973 | adidas | kein Sponsor | |
1973–1976 | Frucade | Getränke | |
1976–1979 | Puma | ||
1979–1981 | Doppeldusch | Hautpflege | |
1981–1983 | Hedos | Bekleidung | |
1983–1986 | Vereinigte | Versicherung | |
1986–1989 | Löwenbräu | Brauerei | |
1989–1990 | Karnehm | Möbel | |
1990–1991 | Hacker-Pschorr | Brauerei | |
1991–1993 | Lancia | Automobile | |
1993–1994 | Lotto | Ha-Ra | Reinigung |
1994–1995 | Löwenbräu | Brauerei | |
1995–1999 | Nike | ||
1999–2002 | FTI | Touristik | |
2002–2005 | Liqui Moly | Schmierstoffe | |
2005–2006 | Festina | Uhren | |
2006–2007 | Kappa | bwin | Sportwetten |
2007–2008 | trenkwalder | Personaldienstleister | |
2008–2009 | Erima | ||
2009–2010 | Liqui Moly | Schmierstoffe | |
ab 2010 | Comarch | Software |
Als der TSV 1860 ab Sommer 1963 an der ersten Bundesligasaison teilnahm, trug die Mannschaft ihre Spiele in Trikots und Hosen von adidas aus. Bis 1976 war adidas der offizielle Ausrüster der Münchner Löwen. Von 1976 bis 1993 wurden die Sechzger von Puma ausgerüstet. Nach der erneuten Rückkehr in den Profifußball war ab 1993 Lotto für zwei Jahre Ausrüster des TSV 1860. Zwischen 1995 und 2006 spielten die Löwen in Trikots von Nike, danach lieferte zwei Jahre lang Kappa die Spielkleidung. Seit 2008 rüstet Erima den TSV 1860 mit Trikots, „Trainings- und Ausgehbekleidung sowie Sportgeräten und -zubehör“[14] aus.
Im Sommer 1973, als die Trikotwerbung noch umstritten war, gab es bei 1860 München erstmals einen Sponsorenschriftzug auf den Trikots. Der Getränkehersteller Frucade war bis 1979 sechs Spielzeiten lang Hauptsponsor der Münchner Löwen. In den folgenden Jahren wechselte der Hauptsponsor immer wieder nach wenigen Spielzeiten. Doppeldusch, die Bekleidungsfirma Hedos und Lancia warben jeweils zwei Jahre lang auf den Trikots der Sechzger, die Möbelfirma Karnehm, die Brauerei Hacker-Pschorr und der Putzmittelhersteller Ha-Ra jeweils ein Jahr. Drei Bayernligaspielzeiten lang war die Vereinigte Versicherung Hauptsponsor der Löwen, ebenso wie direkt darauf die Brauerei Löwenbräu. Von 1994 bis 1999 war Löwenbräu nochmals Sponsor des nun in der Bundesliga spielenden Vereins. Im Anschluss warb der Reiseveranstalter FTI drei Jahre lang auf den Trikots des TSV 1860, von 2002 bis 2005 war Liqui Moly der Hauptsponsor der Löwen, in der Saison 2005/06 der Uhrenhersteller Festina.
Im Mai 2006 schloss der TSV 1860 einen langfristigen Vertrag mit dem Sportwettenanbieter betandwin ab. Aufgrund der umstrittenen Legalität der Werbung für private Wettanbieter gab es dadurch jedoch bald Probleme für den Verein, so beobachtete die Münchner Staatsanwaltschaft mehrere Tage lang die Präsentation und den Verkauf der Trikots am Trainingsgelände.[15]. Am 3. August 2006 verbot der VGH Bayern die Werbung[16], sodass betandwin, das seit 1. August bwin hieß, nicht mehr auf den Trikots und auf Werbebanden werben durfte. Der TSV 1860 lief von da an mit dem Schriftzug „we win“ auf den Trikots auf. Werder Bremen, das auch von bwin gesponsert wurde und ebenso rechtliche Probleme mit der Werbung hatte, übernahm kurz darauf das „we win“. Auch wenn sich die Führung des TSV 1860 in den folgenden Monaten auf eine Aufhebung des Werbeverbots bemühte, konnte kein Erfolg erzielt werden. Gegen Ende der Spielzeit wurde das Vertragsverhältnis zwischen bwin und den Löwen schließlich vorzeitig aufgelöst.
Im Sommer 2007 wurde der bisherige „Presenter“, der Personaldienstleister Trenkwalder, Hauptsponsor.[17] Trenkwalder startete die „Löwen-Job-Offensive“, die jedem arbeitssuchenden Anhänger des TSV 1860 eine Arbeitsstelle vermitteln sollte, um den Verein „zu dem Klub in Deutschland mit der geringsten Arbeitslosenquote unter den Fans zu machen.“[18]
Als Trenkwalder im Sommer 2009 sein Sponsorenengagement beim TSV 1860 beendete, wurde erneut Liqui Moly Hauptsponsor. Ein Jahr später übernimmt die polnische Softwarefirma Comarch, die zuvor seit Dezember 2009 als „Presenter“ zu den Sponsoren des TSV 1860 zählte, die Rolle des Hauptsponsors. Der Sponsorenvertrag läuft bis zum Sommer 2013.[19]
Des Weiteren gibt es neben mehreren Sponsorenkontrakten mit geringerem Umfang Verträge mit den „Premium Partnern“ Hacker-Pschorr, Maxi DSL, Neoplan, der Stadtsparkasse München, expert Techno Markt, dem Kunststoffverarbeiter DSH, der Automobil-Handelsgesellschaft Mahag, Coca-Cola und dem Edelstahlhändler Linster.[20]
Seit der Spielzeit 2007/08 hat die U23 des TSV 1860 einen eigenen Hauptsponsor.[21] Hacker-Pschorr, das bereits seit Sommer 2004, als Löwenbräu seine Sponsorentätigkeit bei 1860 beendete, als Premium Partner der ersten Mannschaft tätig ist, weitete sein Engagement aus und wirbt seitdem auf den Trikots der kleinen Löwen. Die Jugendmannschaften des TSV 1860 werden von der Stadtsparkasse München gesponsert.
Anhänger
Mitglieder
Mit rund 20.000 Mitgliedern zählt der TSV 1860 München zu den fünfzehn größten Sportvereinen Deutschlands.
1964, im ersten Jahr in der neu gegründeten Fußball-Bundesliga, hatte der Verein 3944 Mitglieder. Bis 1968 war die Zahl auf 6492 gestiegen, sank aber in den beiden folgenden Jahren wieder auf 4.814. In der sich anschließenden Regionalligazeit hatte der TSV 1860 zwischen 4.000 und 5.000 Mitglieder. Von 1974 bis 1993 blieb die Mitgliederzahl relativ konstant zwischen 5.500 und 7.000, auch die zehn Jahre in der drittklassigen Bayernliga wirkten sich dabei nicht negativ auf die Zahlen aus. Mit dem erneuten Aufstieg in die 2. Bundesliga 1993 begann auch die Mitgliederzahl wieder anzusteigen. 2001 wurde schließlich der Höchststand von 23.602 Mitglieder erreicht. Seitdem ging die Mitgliederzahl allmählich zurück. Im Sommer 2007 fiel die Mitgliederzahl erstmals seit zehn Jahren unter 20.000. 2009 haben die Münchner Löwen laut Präsident Beeck „eine Trendwende geschafft“,[22] im Januar hatte der TSV 1860 wieder 20.079 Mitglieder, am 1. Mai 2009 waren es 20.762.[23] Im Sommer 2009 hatte der Verein 19.490 Mitglieder. Die Differenz zum Mai ist dadurch zu erklären, dass alle Vereinsaustritte eines Jahres jeweils zum 30. Juni gültig werden.
Der Großteil der Mitglieder kommt aus der Fußball-Abteilung des TSV 1860 München, der im Mai 2010 18.037 Mitglieder angehörten.
Eine ausführliche Mitgliederentwicklung ist auf der Unterseite Daten zu finden.
Zuschauer
Schon in der Oberliga hatten die Löwen jedes Jahr einen Zuschauerschnitt von rund 15.000. In der Bundesligaspielzeit 1963/64 wollten durchschnittlich 31.949 Zuschauer die Spiele des TSV 1860 sehen. Von da an sanken die Zahlen kontinuierlich, lediglich in der Meistersaison 1965/66 wurde mit 29.316 nochmal ein hoher Schnitt erreicht. In der ersten Regionalligaspielzeit 1970/71 kamen nur mehr 9.022 Zuschauer ins Stadion, danach stiegen die Zahlen wieder an. In der letzten Regionalligasaison 1973/74 wollten durchschnittlich 28.070 die Sechzger spielen sehen. In den beiden Bundesligaspielzeiten 1977/78 mit 28.094 und 1979/80 mit 28.067 wurden abermals hohe Zahlen erreicht. In der Bayernliga, der die Löwen zwischen 1982 und 1991 angehörten, war die Zuschauerzahl für Amateur-Oberligaverhältnisse sehr hoch. 1984/85 wurde ein Tiefststand von im Schnitt 3.410 Zuschauern vermeldet, 1990/91 kamen durchschnittlich 10.400 zu den Drittligaspielen des TSV 1860. In den anderen Bayernligaspielzeiten bewegten sich die Zuschauerzahlen im Bereich von 6.000 bis 8.500.
Nach der Rückkehr in den Profifußball 1993 stiegen die Zahlen schnell wieder an. 1993/94 kamen in der 2. Bundesliga 17.647 im Schnitt Zuschauer zu den Spielen der Münchner Löwen, ein Jahr später waren es in der 1. Bundesliga 30.576. 1996/97 wurde mit 38.794 ein neuer Höchststand erreicht, danach fielen die Zahlen wieder. Nur in der Saison 2000/01, der sportlich erfolgreichsten der letzten Jahrzehnte, konnte mit 32.706 Zuschauern ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr vermeldet werden. Auch in der Abstiegssaison 2003/04 kamen wieder mehr Zuschauer ins Stadion als zuvor, hier wurde ein Schnitt von 28.331 erreicht. In der ersten Zweitligasaison kamen durchschnittlich 20.117 zun den Heimspielen des TSV 1860, ein Jahr später spielten die Sechzger ihre erste Saison in der Allianz-Arena. Hier konnte ein neuer Höchststand vermeldet werden, im Schnitt sahen 41.371 Zuschauer die Spiele. In den folgenden Spielzeiten fielen die Zuschauerzahlen erneut, 2008/09 kamen im Schnitt 28.135.
Eine ausführliche Entwicklung der Zuschauerzahlen ist auf der Unterseite Daten zu finden.
Fans
Der TSV 1860 hat zwei hauptamtliche Fanbetreuer, die sich um die Belange der Fans kümmern. Seit Oktober 2008 besteht der Fanrat, dem Vertreter der größten Fangruppen angehören: ARGE, Aktive Amateurefans, Allesfahrer, Cosa Nostra, Löwenfans gegen Rechts, PRO1860, Southside Supporters. In beratender Funktion gehören auch die beiden Fanbeauftragten und das Fanprojekt München zum Fanrat.
Gruppierungen
- Die Arbeitsgemeinschaft der Fanclubs des TSV 1860, kurz ARGE, ist die Dachorganisation zahlreicher Fanclubs des TSV 1860. 1977 wurde die ARGE gegründet, 2009 sind rund 500 Fanclubs Mitglied der ARGE, deren Mitglieder summieren sich auf rund 53.000 Anhänger.[24]
- PRO1860 wurde im Februar 2006 ins Leben gerufen. Die Motivation der Gründer war, dass es auch für die nicht in Fanclubs organisierten Fans eine repräsentative Gruppe geben sollte, so wie es die Arge für die Fans in den Fanclubs ist. Heute sieht sich PRO1860 als Vertreter des einzelnen Fans, dabei ist es egal, ob er bereits einer anderen Gruppe im Umfeld des TSV 1860 angehört, oder ob er für sich alleine steht.[25]
- Die Cosa Nostra ist die Ultrà-Gruppierung des TSV 1860. 2001 gegründet, hat die Cosa Nostra heute 60 aktive Mitglieder.[26]
- Die Löwenfans gegen Rechts bestehen seit 1995, sie setzen sich gegen Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung, Sexismus und Homophobie im Umfeld des Fußballs ein.[27] 2009 wurden sie für ihr Engagement vom DFB mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet.[28]
Weitere Abteilungen
Im Jahr 2010 bestehen neben der Fußballabteilung folgende Abteilungen: Basketball, Bergsteigen, Boxen, Kegeln, Leichtathletik/Fitness, Ringen, Ski- und Radsport, Tennis, Turn- und Freizeitsport sowie Wassersport. Dazu gab es in der Geschichte des Vereins noch weitere Abteilungen, die später aufgelöst wurden oder sich einer anderen Abteilung anschlossen.
Turnen und Freizeit
Mehrere Jahrzehnte lang bildeten die Turner das Zentrum des Vereins. Erst im 20. Jahrhundert rückten die anderen Sportler in den Vordergrund. Seit den 1860ern nehmen die Turner regelmäßig an den Deutschen Turnfesten teil. 1889 waren sie Mitausrichter des VII. Deutschen Turnfests in München. 1896 erregte der Verein breites Aufsehen, als ein Turner auf der Zugspitze den höchsten Handstand Deutschlands ausführte.
Bei den Turnfesten konnten die Turner zahlreiche Erfolge feiern. Unter anderem errangen sie 1903 beim 10. Deutschen Turnfest in Nürnberg neun Meistertitel. Der größte Erfolg für die Abteilung war Innozenz Stangls Goldmedaille im Mannschaftsturnen mit der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1936. Insgesamt konnten die Turner des TSV 1860 in der Vergangenheit auf nationaler Ebene mehrere Dutzend Mannschafts- und Einzeltitel erringen.
1972 gründeten ehemalige Fußballer der Löwen die Abteilung Freizeit. Neben dem Freizeitfußball gab es einige Jahre später auch Angebote im Bereich Fitness und Kondition. 2005 schlossen sich die beiden bis dahin eigenständigen Abteilungen Turnen und Freizeit zu einer Abteilung Turn- und Freizeitsport zusammen. Der Freizeitbereich wird heute durch Angebote wie Eltern-Kind-Turnen, Gymnastik und Selbstverteidigung abgedeckt, während in der Sparte der rhythmischen Sportgymnastik Leistungs- und Wettkampfsport betrieben wird. In dieser Sportart sorgte in jüngerer Vergangenheit Bernadine Madl für Erfolge, sie holte seit 2004 mehrere bayerische Meistertitel und einstellige Platzierungen bei den deutschen Meisterschaften.
Vor allem in den Anfangsjahren gab es neben der „körperlichen Ausbildung“ weitere Aktivitäten. Bereits ein Jahr nach der Wiedergründung des Vereins wurde im Jahr 1861 ein Sängerkreis ins Leben gerufen, der dazu beitrug, „das gesellige Leben im Verein zu verschönern und [...] die Pflege des Gemütes, der Seele wahrzunehmen.“[29] 1890 wurde eine Tambourriege ins Leben gerufen, Anfang des 20. Jahrhunderts eine Hausmusikriege. Auch die Artistenriege sorgte Anfang des 20. Jahrhunderts für Ansehen im gesellschaftlichen Leben.
Heute existiert neben der Abteilung Turn- und Freizeitsport noch eine Kegelabteilung, die 1950 gegründet wurde. Bis in die 1990er gab es eine Tanzsportabteilung, 1971 holten hier Peter und Hanni Neubeck den Amateurweltmeistertitel im Bereich der Lateinamerikanischen Tänze. In den 1920ern und 1930ern bestand auch eine Motorsportabteilung.
Leicht- und Schwerathletik
Die Leichtathletikriege besteht seit 1908, sie ist eine der erfolgreichsten Abteilungen des Vereins. Eine herausragende Athletin war Marie Babette Kießling, sie gewann 1920 bei den ersten deutschen Meisterschaften für Frauen alle vier Wettbewerbe: 100-Meter-Lauf, Weitsprung, Kugelstoßen und die 4-mal-100-Meter-Staffel zusammen mit Zenta Bauer, Emma Heiss und Maria Rädler. Rosa Kellner holte 1928 Olympia-Bronze in der 4-mal-100-Meter-Staffel. Zwei Jahre später holte sie zusammen mit Lisa Gelius, Luise Holzer und Agathe Karrer den Weltrekord in dieser Disziplin. Hermann Eberlein erlief 1939 den deutschen Meisterteitel über 5000 Meter.
In den 1950ern gehörten die Leichtathleten der Münchner Löwen zur deutschen Spitze. 1954 und 1956 wurde Karl Oweger deutscher Meister im Diskuswurf, 1957 holte Gerd Hilbrecht den Titel. Zenta Kopp lief 1956 mit 10,6 Sekunden zum Weltrekord im 80-Meter-Hürdenlauf. Almut Brömmel wurde 1955, 1956 und 1957 dreimal deutscher Meister im Speerwurf. 1957 und 1958 erlief Walter Konrad den deutschen Meistertitel über 10.000 Meter. Von 1947 bis 1959 holte der TSV 1860 dreizehnmal in Folge den Titel des deutschen Mannschaftsmeisters. Die Frauen erreichten 1958 zum ersten Mal diesen Titel, den sie 1959, 1960 und 1964 bestätigen konnten. 1961 wurde Dieter Urbach deutscher Meister im Kugelstoßen.
Josef Schwarz sprang 1970 8,35 Meter weit, was einen neuen Europarekord und eine Weltjahresbestleistung darstellte. Auch die späteren Olympiasieger Klaus Wolfermann und Eva Wilms gehörten der Leichtathletikabteilung des TSV 1860 an.
1992 ging die Abteilung eine Startgemeinschaft mit der Leichtathletikabteilung des TV Fürth 1860 ein, das LAC Quelle. 1996 bis 1999 gewann sie viermal in Folge den deutschen Mannschaftsmeistertitel der Männer, von 1993 bis 1999 siebenmal den der Frauen. In jüngerer Vergangenheit sorgten Karin Ertl und Christian Blum für Erfolge, auch Verena Sailer gehörte bis Ende 2008 zum TSV 1860. Die Startgemeinschaft wurde Ende 2009 nach der Insolvenz der namensgebenden Quelle GmbH beendet, womit sich der TSV 1860 auch aus dem Spitzensport zurückzieht und sich in Zukunft nur noch im Schülerbereich engagiert.
Seit 1976 richten die Leichtathleten des TSV 1860 jährlich das Werner-von-Linde-Sportfest in der Werner-von-Linde-Halle im Olympiapark aus. Neben den aktiven Athleten gehören heute auch die Fitness-Löwen, eine reine Fitness- und Gesundheitssportabteilung, zur Leichtathletikabteilung.[30]
Auch die Gewichtheber, die von 1912 bis in die 1990er in einer eigenen Kraftsportabteilung organisiert waren, erreichten mehrere Titel. 1926 wurden sie erstmals deutscher Mannschaftsmeister. Josef Straßberger gewann 1928 die olympische Goldmedaille im Schwergewicht, 1932 die Bronzemedaille. Hans Wölpert holte 1928 die Bronzemedaille und 1932 die Silbermedaille im Federgewicht. Heinz Schattner und Josef Schuster wurden in den 1930ern deutscher Meister. Insgesamt 54 Mal gewannen Gewichtheber des TSV 1860 einen deutschen Meistertitel.
Die Ringerabeteilung besteht seit 1913.
Ski- und Radsport mit Golf und Rollhockey
1907 gründete Andreas Sattler die Skiriege. Die größten Erfolge für die Abteilung konnte Marina Kiehl einfahren, die zwischen 1984 und 1987 fünf deutsche Meistertitel und sieben Weltcupsiege errang und 1988 bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille in der Abfahrt holte. Schon in den 1940ern wurde Günther Meergans dreimal deutscher Meister in der Nordischen Kombination. Während es früher auch eine Skibob-Abteilung gegeben hatte, wird heute nur noch der alpine Skisport betrieben.[31]
1930 wurde die 60er-Hütte in der Nähe der Partnachalm eingeweiht und auf den Namen Andreas Sattlers, eines der Gründungsmitglieder der Abteilung, getauft. Auch heute noch wird diese Hütte durch die Skiabteilung, aber auch weitere Sparten, erhalten und regelmäßig genutzt.
1998 wurde das Ressort Mountainbike ins Leben gerufen. Zwei Jahre später wurde es in Radsport umbenannt, nachdem zu den Bereichen Cross Country und Marathon auch Straßenrennen gekommen waren. 2001 wurde das Ressort mit den Bereichen Triathlon und Inlineskaten erweitert.[32]
Anfang 2009 wurde eine Rollsport/Rollhockeyabteilung gegründet.[33] Auch das Ressort Golf gehört als Unterabteilung zur Abteilung Ski.
Weitere Ballsportarten
In der 1899 gegründeten Spielriege wurden anfangs Ballspiele wie Faustball, Tamburello oder Schleuderball gespielt, Fußball kam dabei erst nach einiger Zeit dazu. Später wurden Abteilungen für Basketball, Faustball, Handball, Hockey und Volleyball gegründet. 1923 errang die Schlagballmannschaft den ersten deutschen Meistertitel, 1937 wurden die Handballfrauen bayerischer Meister.
Volleyball
Die Volleyballherren konnten in ihrer Geschichte mehrere Titel erringen. Sie gehörten in den 1970ern in der Volleyball-Bundesliga zu den Spitzenmannschaften. 1973, 1975, 1978 und 1980 wurden sie Deutscher Meister, 1973, 1975, 1978, 1979 und 1980 holten sie den DVV-Pokal. Von 1975 bis 1980 war Stelian Moculescu Spielertrainer der erfolgreichen Mannschaft. In den 1980er Jahren verließen die Volleyballspieler den TSV 1860 und schlossen sich dem TSV Milbertshofen an. Auch in späteren Jahren wurde weiter Volleyball gespielt, allerdings auf Freizeitniveau und nicht mehr im Ligabetrieb.
Basketball
1965 wurde die Basketballabteilung aus Spielern des Polizei SV und Post SV gegründet. Ein Jahr später gehörten die Basketballer der Löwen zu den Gründungsmitgliedern der Basketball-Bundesliga, der sie mit Unterbrechungen insgesamt fünf Spielzeiten lang angehörten. Am erfolgreichsten schnitten sie dabei in der ersten Spielzeit 1966/67 ab, in der sie den vierten Platz belegten. 1975 gingen sie eine Spielgemeinschaft mit dem USC München ein, der sie bis zum Abstieg 1977 angehörten. Aus dieser Spielgemeinschaft ging der eigenständige Verein München Basket hervor, der heute unter dem Namen Telemotive München im Ligabetrieb antritt. Der TSV 1860 München hat seit 1977 wieder eine eigene Basketballmannschaft, die in den unteren Amateurligen spielt.
Boxen
Nach ihrer Gründung im Jahr 1919 war die Boxabteilung recht erfolgreich, so wurde unter anderem Ludwig Haymann 1924 deutscher Schwergewichtsmeister, danach holte er bei den deutschen Meisterschaften noch dreimal Bronze und war viermal süddeutscher Meister. Hans Ziglarski holte 1932 bei den Olympischen Spielen die Silbermedaille im Bantamgewicht.
Nachdem die Boxabteilung lange Zeit in der Versenkung verschwunden war, übernahm 1997 der ehemalige Boxprofi Ali Çukur deren Leitung. Seitdem hat sich der TSV 1860 zu einer der bedeutendsten Amateurmannschaften Bayerns entwickelt. Çukurs Bruder Levent boxte für den TSV 1860, bevor er Profi wurde. Mit Alfonso Fusco gehört heute ein vierfacher süddeutscher Meister und dreimaliger Dritter bei den deutschen Meisterschaften zur Mannschaft, die unter anderem vom fünffachen armenischen Meister und russischen Nationalboxer Sergej Hokobyan trainiert wird.[34]
Wassersport
1903 wurde eine Schwimmriege gegründet, wenig später wurde sie um eine Faltbootabteilung erweitert. Im Lauf der Zeit entstand daraus die heutige Wassersportabteilung. 1925 konnte die Abteilung ihren ersten deutschen Meistertitel feiern, als die beiden Sportler Lampl und Schweiger im Faltboot-Zweier gewannen. Auch in späterer Zeit waren Kanuten des TSV 1860 erfolgreich, so wurde unter anderem bei den deutschen Meisterschaften 1970 ein erster Platz eingefahren und bei der Weltmeisterschaft 1975 in Skopje ein dritter Platz erreicht.
In den 1990ern wandte sich die Abteilung verstärkt dem Breitensport zu. Sie ist heute in den Sparten Kanu, Kajak, Surfen, Tauchen und Segeln aktiv. Vereinspräsident Rainer Beeck ist wie der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Lutz Mitglied der Wassersportabteilung. Das Bootshaus an der Floßlände in Thalkirchen dient auch den anderen Abeteilungen für diverse Veranstaltungen.[35]
Tennis
Die Tennisabteilung besteht seit 1973. Hinter dem Trainingsgelände der Fußballer entstanden im Gründungsjahr ein Clubhaus und sieben Spielplätze. Heute ist der Tennisclub Grün-Gold im TSV 1860 München wie die Profifußballabteilung aus dem Gesamtverein ausgegliedert.[36]
Bergsteigen
Im Mai 1901 wurde die Bergsteigerabteilung von zwölf bergbegeisterten Turnern gegründet. 1910 erwarb die Abteilung eine Jadghütte in der Nähe der blauen Gumpe im Reintal. An dieser Stelle wurde 1922 und 1923 eine neue Hütte errichtet, die bis heute besteht.
Siehe auch
- Saisonbilanzen des TSV 1860 München – Diese Seite gibt einen Überblick über die Spielklassen, in denen der TSV spielte und über die Endplatzierungen in den jeweiligen Spielzeiten.
- TSV 1860 München/Personen – Diese Seite listet alle Präsidenten, Trainer und Nationalspieler sowie einige weitere bekannte Spieler des Vereins auf.
- TSV 1860 München/Daten – Diese Seite enthält Rekorde zum TSV 1860 München, alle Europapokal-Spiele des Clubs sowie einen Überblick über die Mitgliederzahlen.
- Liste der Spieler des TSV 1860 München – Liste aller Löwenspieler seit 1945 mit Pflichtspieleinsätzen und -toren
- Liste der Spieler des TSV 1860 München/Liga – Ligaeinsätze und -tore aller Löwenspieler seit 1945, aufgespalten nach den jeweiligen Ligen
Einzelnachweise
- ↑ a b TSV 1860 München: Geschichte der Münchner Löwen. http://www.tsv1860.de/de/verein/klubinfo/index.php, Stand: 30. Juli 2009.
- ↑ a b Anton Löffelmeier: Die „Löwen“ unterm Hakenkreuz: Der TSV von 1860 München im Nationalsozialismus. Verlag Die Werkstatt, 2009, ISBN 3-89533-645-9
- ↑ Nils Havemann: Fussball unterm Hakenkreuz: Der DFB zwischen Sport, Politik und Kommerz. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-593-37906-6
- ↑ a b c d e f Hardy Grüne, Christian Karn: Das große Buch der deutschen Fußballvereine. AGON-Sportverlag, Kassel 2009, ISBN 978-3-89784-362-2, S. 339.
- ↑ Hin- und Rückrundentabelle der Saison 2007/2008 der 2. Bundesliga auf kicker.de
- ↑ Mannschaften der Regionalliga Süd 2010/2011 auf transfermarkt.de, abgerufen am 12. Juli 2010
- ↑ jungloewen.de - Internetauftritt der Nachwuchsmannschaften des TSV 1860 München
- ↑ 3 Sterne für Nachwuchsförderung auf tsv1860.de, abgerufen am 31. Juli 2009
- ↑ Traditionsmannschaft 2009/2010 auf tsv1860.de, abgerufen am 12. Juli 2010
- ↑ LÖWEN Cup 2010: Traditionsteam verteidigt Titel auf tsv1860.de, abgerufen am 12. Juli 2010
- ↑ Roman Beer: Kultstätte an der Grünwalder Straße. Die Werkstatt, Göttingen, 2004, ISBN 3-89533-463-4, S. 22
- ↑ Projektgruppe Stadionzukunft, Abschlussbericht auf tsv1860.de, abgerufen am 3. November 2009
- ↑ Hauptsponsoren/Ausrüster auf tsv1860.de
- ↑ ERIMA ab Sommer neuer Löwen-Ausrüster auf tsv1860.de, abgerufen am 2. November 2009
- ↑ Neue Trikots von der Staatsanwaltschaft begutachtet auf tsv1860.de, abgerufen am 2. November 2009
- ↑ Beschluss des VGH Bayern vom 3. August 2006
- ↑ Trenkwalder ist neuer Hauptsponsor der Löwen auf tsv1860.de, abgerufen am 2. November 2009
- ↑ Löwen-Profis unterstützen die Trenkwalder Job-Offensive auf tsv1860.de, abgerufen am 2. November 2009
- ↑ Comarch ziert künftig die Löwen-Brust auf tsv1860.de, abgerufen am 5. Mai 2010
- ↑ Sponsorenpyramide auf tsv1860.de, abgerufen am 17. Dezember 2009
- ↑ Hacker-Pschorr neuer Hauptsponsor von 1860 II auf tsv1860.de, abgerufen am 2. November 2009
- ↑ Münchner Merkur: „Unsere Identität steht nicht auf dem Spiel“, abgerufem am 9. September 2009
- ↑ Rainer Beeck: Editorial im Vereinsmagazin Die Sechzger 01/09, S. 3
- ↑ Website der ARGE
- ↑ Website von PRO1860
- ↑ Website der Cosa Nostra
- ↑ Website der Löwenfans gegen Rechts
- ↑ Thomas Hackbarth: Julius-Hirsch-Preis: Mutige Löwen gegen rechte Rattenfänger auf dfb.de, abgerufen am 9. September 2009
- ↑ aus der Chronik zum 100. Jahrestag der Vereinsgründung
- ↑ Website der Leichtathletikabteilung
- ↑ Website der Skiabteilung
- ↑ Website des Radsportressorts
- ↑ Website der Rollhockeyabteilung
- ↑ Website der Boxabteilung
- ↑ Website der Wassersportabteilung
- ↑ Website des TC Grün-Gold
Literatur
- Jörg Althoff, Thomas von Wittern, Oliver Kreth: Werner Lorant. Proteus, München 1998, ISBN 3-933920-01-9
- Roman Beer: Kultstätte an der Grünwalder Straße. Die Werkstatt, Göttingen 2004, ISBN 3-89533-463-4
- Hardy Grüne, Claus Melchior: Legenden in Weiß und Blau. Die Werkstatt, Göttingen 1999, ISBN 3-89533-256-9
- Hardy Grüne: Die Löwen. 1860 München – Eine Legende ist wieder da. Agon Sportverlag, Kassel 1999, ISBN 3-89609-125-5
- Peter Linden: Einmal Löwe, Immer Löwe. Verlag Georg Simader, Frankfurt 1991, ISBN 3-927515-26-4
- Anton Löffelmeier: Die "Löwen" unterm Hakenkreuz: Der TSV von 1860 München im Nationalsozialismus. Die Werkstatt, Göttingen 2009, ISBN 3-89533-645-9
- Claudius Mayer: Geschichte eines Traditionsvereins – TSV München von 1860 (erweiterte 3. Auflage). Gotteswinter Verlag, München 2007, ISBN 3-00-002204-X
- Christian Ortlepp: Das Löwen-Wunder. Sportverlag, Berlin 2000, ISBN 3-328-00892-6
Weblinks
Koordinaten: 48° 6′ 7,1″ N, 11° 33′ 55,1″ O