Airbrush

kleine Spritzpistole, mit der ein Medium zerstäubt wird
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Ein Luftpinsel, auch im Deutschen häufig mit dem englischen Begriff Airbrush [ˈɛɹbɹʌʃ] bezeichnet, ist ein Gerät zur Zerstäubung von Farbe mittels Druckluft. Durch Aufsprühen des fein dosierten Farbnebels können besonders makellose Oberflächen und weiche Farbverläufe hergestellt werden. Airbrushspritzpistolen kommen z.B. im Modellbau, Nageldesign, Bodypainting, Makeup, Werbung und in der Kunst als Applikationswerkzeug zur Anwendung.

Spritzpistole (13,5 Zentimeter lang) mit austauschbaren Farbbehältern

Geschichte

Der Ursprung der Airbrush-Technik ist umstritten und beginnt schon in der Steinzeit wie verschiedene Höhlenmalereien beweisen. Die erste Airbrush-Pistole wurde von Francis Edgar Stanley erst im September 1876 patentiert. Das Patentamt stuft Stanley's "Zerstäuber" (US-Patent-Nr. 182389) als das erste Patent für seinen Typ und das erste in seiner Klasse und Unterklasse (239/354) ein.[1]

Die Geschichte der Spritzpistole ist eng mit der Geschichte der Airbrush verbunden. Die Patente der Herren Francis Edgar Stanley, Abner Peeler, Charles Burdick, Jens Paasche und Allen De Vilbiss waren die ursprünglichen Entwicklungen zum Verspritzen von Farbe mittels eines Zweistoff-Zerstäubers. [2]

Geschichte der Lackier-Spritzpistole

Die Erfindung der Spritzpistole geht zurück auf eine Erfindung des amerikanischen Arztes Allen De Vilbiss (1890 Toledo, US-Bundesstaat Ohio). Ziel seiner Erfindung war eigentlich die Zerstäubung von Medikamenten im Rachenraum. Sein Sohn Tom entwickelte 1907 darauf aufbauend einen Zerstäuber für Lacke. Die Farbspritzpistole ersetzte das zeitaufwändige und mühsame Lackieren mit dem Pinsel und ermöglichte daher, zusammen mit der Entdeckung der schnell trocknenden Nitrocelluloselacke, die industrielle Massenfertigung von Autos.

In Deutschland meldete Albert Krautzberger 1902 ein "durch druckluft betriebenes Malgerät" zum Patent an und begann mit der Produktion 1903. Bis heute produziert die Krautzberger GmbH Hand- und Automatikpistolen für die Oberflächentechnik. Weitere bekannte Hersteller von Fabspritzpistolen sind Sata, DeVilbiss, u.a. [3]

Funktionsweise und Anwendung

Technisch ist die Airbrush ein Zweistoff-Zerstäuber nach dem Prinzip einer Strahlpumpe, welche Druckluft als Treibmittel verwendet.

Mit der Airbrushpistole kann jede flüssige Farbe, mit feinem Pigment abhängig der Düsengröße, auf alle Untergründe aufgetragen werden. Acrylfarben, Aquarellfarben, Textilfarben und sogar verdünnte Ölfarben sind damit leicht aufzutragen. Der Auftrag von Partikelsuspensionen ist mit außenmischenden Pistolen auch möglich. Der Arbeitsdruck kann zwischen 1,5 bis 3 bar verwendet werden, wobei der Regeldruck zwischen 1,5 und 2,0 bar liegen sollte um ein bestmögliches Sprühergebnis zu zeigen.

Stark verdünnte Farben werden mit weniger Arbeitsdruck aufgetragen, zähflüssige mit über 2,0 bar. Wird mit Textil-Farben z.B. auf einem T-Shirt gearbeitet kann der Anwender mit 3-4 bar arbeiten, da die Textil-Fasern dann die Farbe aufsaugen und sehr dünne Linien möglich sind.

Wenn die Farbe nach dem ersten Auftrag nicht ausreichend deckt, ist ein zweiter Auftrag nach der Trocknung der Farbe möglich, was bei Acrylfarbe schon nach wenigen Sekunden der Fall ist. Ein zu starker Erstauftrag resultiert meist in verlaufenden, tropfenden Farben, wenn die Airbrushpistole zu dicht am Papier benutzt wird.

 
Paasche F#1 Single-Aktion außenmisch Saugbecher Airbrush

Airbrushpistolenausführungen

Single-Aktion: Einfach-Funktion - bei dieser Ausführung lässt sich nur die Druckluft über den Bedienhebel steuern.

Double-Aktion: Doppel-Funktion - bei dieser Ausführung wird die Luft- und die Farbe-Zufuhr getrennt über den Bedienhebel geregelt.

Kontrollierte Double-Action - oder auch auf Deutsch: gekoppelte Doppelfunktion. Es gibt nur wenige Modelle mit dieser Methode. Alle drei Hersteller sind deutsche Firmen (EFBE Airbrush - Hannover, GABBERT - Leipzig, Harder & Steenbeck - Norderstedt). Bei diesen Geräten wird - wie bei dem normalen Double-Action-Typ - die Farbmenge mit dem Finger reguliert. Allerdings muss nur noch der Hebel zurück gezogen und nicht mehr nach unten gedrückt werden. Diese Geräte eignen sich für das detallierte Arbeiten und werden von Einsteigern als leichter bedienbar eingestuft.

Fließbecherpistole: Von einem oben liegenden Farbbecher fließt das Spritzmaterial durch die Schwerkraft zur Farbdüse. Dieses Zufließen wird durch die Sogwirkung der Druckluft unterstützt und reguliert.

Saugbecherpistole: Die Farbe befindet sich hier in einem hängenden Saugbecher, in den ein Steigrohr hineinragt. Die an der Farbdüse vorbeiströmende Zerstäuberluft verursacht einen Unterdruck, wodurch das Material aus dem Behälter angesaugt wird.

Seitenanschluss-System: Bei dieser Geräteart befindet sich eine Bohrung an der Seite des Airbrushgerätes. Der Anwender hat die Möglichkeit das Fließsystem mit einem Saugsystem auszutauschen. Nachteil: Gewicht liegt auf der Seite. Vorteil: Freier Blick auf die Illustration.

Die Erfindung von Jens Paasche ist eine ganz besondere Ausführung der Airbrush. Diese Airbrush arbeitet mit einer Miniturbine, die die Farbnadel bewegt. Dadurch kann der Anwender, über die Drehzahl der Turbine, die Farbzufuhr ganz gezielt steuern.

Der Unterschied zwischen Lackieren und Airbrush

Bei der Lackiertechnik wird das Medium (Farbe) normalerweise Nass in Nass aufgetragen. Das bedeutet, es wird so viel Farbe aufgetragen, dass die Oberfläche in sich zerfließt. Das Problem hierbei ist, dass Tränen oder Nasen (Läufer) entstehen, sobald zu viel Farbe aufgetragen wird. Dafür hat diese Technik den Vorteil, dass hochglänzende Oberflächen erzeugt werden können. Bei der Airbrush-Technik wird Trocken in Trocken gearbeitet. Die Farbe wird hierbei nur als feiner "Farbstaub" aufgetragen, der beim Auftreffen auf den Untergrund bereits trocknet. Der Untergrund wird niemals Nass. Um einen satten Farbton zu erreichen, muss die Farbe in mehreren feinen (trockenen)Schichten aufgetragen werden. Der Vorteil ist, dass hier extrem detailliert gearbeitet werden kann, der Nachteil ist, dass keine glänzenden Oberflächen erstellt werden können. Um eine Airbrush-Oberfläche glänzend zu bekommen muss abschließend ein glänzender Lack mit der Lackiertechnik aufgetragen werden. Da bei der Airbrush-Technik wesentlich weniger "Material" (Farbe) verbraucht wird, werden hier wesentlich feinere Düsendurchmesser verwendet. Die feinste Düsengröße in der Airbrush-Technik hat einen Durchmesser von 0,15mm. Die Düsengrößen variieren bis zu einer Düsengröße von 1,2mm. Entscheidend bei der Wahl der Düsengröße ist die Größe der Farbpigmente; je gröber die Farbe pigmentiert ist, um so größer muss die Düsenöffnung sein. Daher ist bei Airbrush-Farben eine Angabe der Mindest-Düsengröße wichtig.

Airbrush-Farbe

Normalerweise werden in der Airbrush-Technik spezielle ungiftige Airbrush-Farben (Acryl-Wasser-Basis) verwendet, bei denen eine ganz bestimmte Pigmentgröße eingehalten und gewährleistet wird. Je feiner die Pigmentierung, um so feiner kann die Airbrush-Düse sein. Je feiner und genauer die Pigmentierung in der Farbe ist, um so feiner und genauer kann mit dieser Farbe letztendlich gearbeitet werden, was aber die Herstellungkosten der Farbe erhöht. Normale Farbe oder Lacke sind nur sehr bedingt airbrushfähig, da bei der Herstellung der Farbe auf die Größe der Pigmente kein besonderes Augenmerk gelegt wird. Die verbreitetste Airbrush-Farbe ist auf Acryl-Basis, sie ist vergleichbar mit Dispersionsfarbe. Acryl-Farben trocknen wasserfest, aber nicht kratzfest auf. Kratzfest werden diese Farben erst durch einen Überzug von Klarlack. Für feine, detaillierte Illustrationen werden gerne Eiweißlasurfarben verwendet, diese Farben sind unpigmentiert, lassen sich daher extrem fein, mit feinsten Düsen, verarbeiten. Der Nachteil dieser Farben ist, dass sie nicht wasserfest aufrocknen, außerdem kann dieser Farbtyp nur auf saugenden Untergründen (z.B. Karton) verwendet werden. Für die Airbrush-Technik gibt es auch lösungsmittelhaltige Farben, die allerdings aufgrund der gesundheitsgefährdenden Inhaltsstoffe nur im Freien oder in gut durchlüfteten Räumen (mit Atemschutz) verwendet werden sollen. Für Airbrush-Design auf der Haut (Bodypainting, Airbrush-Tattoo usw.) müssen unbedingt hautverträgliche, bzw. dermatologisch getestete Farben verwendet werden, um allergische Reaktionen auszuschließen. Der Airbrush-Fachhandel bietet mittlerweile Farbe für alle Bereiche, von Lederfarben, Textilfarben, Glas- und Porzellanfarben, Lebensmittelfarben, Kunststoff-Farben usw.

Verwendung der Airbrush-Technik in der Kosmetik

Die Airbrush-Technik ist seit längerem auch im kosmetischen Bereich zu finden. Mit den feinen Airbrush-Pistolen wird eine extrem konzentrierte Bräunungslotion auf die Haut als Nebel aufgetragen. Da sich der Nebel bei richtiger Anwendung absolut gleichmäßig auf der Hautoberfläche verteilt, ist eine gleichmäßige Bräunung möglich. Der Vorteil dieser Bräunungsmethode liegt neben der ebenmäßigen, natürlich aussehenden Bräunung hauptsächlich im gesundheitlichen Bereich. Das Geheimnis heißt Dihydroxyaceton ist ein Wirkstoff, der mit Aminosäuren in der obersten Schicht der Haut braune Pigmente bildet. DHA wird seit über 30 Jahren in der Kosmetikindustrie problemlos verwendet. Gute airbrushfähige Bräunungslotionen enthalten keine Pflegemittel oder Duftstoffe, um das Allergie-Risiko auszuschließen. Im Gegensatz zu Bräunungsduschen wird die Bräunungslotion sehr fein aufgesprüht, daher entsteht eine ebenmäßige braune Haut, die von der echten Sonnenbräune kaum zu unterscheiden ist. Die Bräunung mit der Airbrushtechnik ist auch bekannt unter Spray-Tanning.

Seit der hochauflösenden Aufnahmetechnik (HDTV) für Film und Fernsehen arbeiten Visagisten auch mit airbrushfähigen Make-ups. Der Vorteil der Airbrush-Technik im Make-up-Bereich ist die extrem feine Pigmentierung des Make-ups und vor allem die Möglichkeit, dieses Make-up extrem fein und berührungslos aufzutragen. Die Vorteile der Airbrush-Technik, feinste Farbübergänge erstellen zu können, kommen hier voll zur Geltung.

Verwendung in der Kunst

 
Farbtube von Manfred Behrens
 
Dambulla von Marcus Brazel

Die ersten Bilder, die mit der Airbrush gemalt waren, wurden von Kunstliebhabern und Museen mit dem Argument abgewiesen, sie seien mit „nicht künstlerischen Mitteln“ gemalt worden. Von der praktischen Anwendung in Grafik und Illustration stieß die Airbrush-Technik schließlich durch die Stile Bauhaus und Pop-Art in den Bereich der Kunst vor. Um 1960 entwickelten sich eigene Kunstformen wie Fotorealismus oder Hyperrealismus als klassische Betätigungsfelder für Airbrush. Erst um 1970 wurde Airbrush als Kunstrichtung anerkannt. Einer der ersten Airbrush-Künstler in Deutschland ist Gernot Bubenik. Einer der bekanntesten Airbrush-Künstler ist z.B. H. R. Giger oder Paul Wunderlich. Heute wird die Airbrushtechnik in den unterschiedlichsten Bereichen angewandt, wie zum Beispiel Custompainting, Körperbemalung, Modellbau, Nail Design, Mural Painting, Schminke, usw. Es ist ein geeignetes Malmittel, um Strukturen und kleinste bis sehr große Farbverläufe herzustellen.

Gesundheitsrisiken

Lösungsmittelhaltige Farben sowie Wasserlacke dürfen zum Schutz der eigenen Gesundheit nicht im Wohnraum verwendet werden und bedürfen einer ausreichenden Lüftung und Abzugs. Beim Verarbeiten von Lacken oder lösemittelhaltigen Medien mit der Airbrushpistole sollte man außerdem geeignete Schutzkleidung (am besten einen Lackiereranzug) sowie Schutzbrille und Atemschutzmaske tragen. Sehr wichtig ist auch das Tragen von undurchlässigen Handschuhen, da Lösemittel, die mit der Haut in Kontakt kommen vom Körper aufgenommen werden.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Die Geschichte der Airbrush
  2. Über Airbrush - Alles, was man über Airbrusch und seiner Geschichte wissen muss
  3. Die Historie von der Krautzberger GmbH