Johano Strasser

deutscher Politologe, Publizist und Schriftsteller
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Juli 2010 um 02:56 Uhr durch Bembo (Diskussion | Beiträge) (Leben: Preis "Das politische Buch" ergänzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Johano Strasser (* 1. Mai 1939 in Leeuwarden, Niederlande) ist ein deutscher Politologe, Publizist und Schriftsteller. Seit 1995 war er Generalsekretär des deutschen PEN-Clubs, seit 2002 ist er dessen Präsident.

Johano Strasser (Juli 2008)


Leben

 
Johano Strasser (rechts), 1973

Johano Strasser stammt aus einer internationalen Familie. Sein Vater wurde als Sohn einer Französin und eines Österreichers in St. Louis (USA) geboren, seine Mutter war Niederländerin. Die beiden Pazifisten lernten sich auf einem Esperanto-Kongress in Paris kennen; dieser Plansprache entspricht auch die Schreibweise seines Vornamens.

Seit 1945 lebte die Familie in Deutschland. Nach dem Abitur 1958 am Ratsgymnasium Rotenburg (Wümme) studierte Johano Strasser am Auslands- und Dolmetscherinstitut der Universität Mainz in Germersheim und wurde Diplom-Übersetzer. 1961/1962 arbeitete er in diesem Beruf bei den Ford-Werken in Köln. Anschließend studierte er in Mainz Philosophie und promovierte dort 1967.

In den folgenden Jahren forschte und lehrte er in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland. 1977 habilitierte er sich in Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin; anschließend lehrte er dort als Privatdozent.

Eine Professorenstelle an der Pädagogischen Hochschule West-Berlin, wurde ihm, ausgelöst durch ein Sittlichkeitsverfahren, verweigert.[1] Johano Strasser war im Oktober 1970 von einer Strafkammer des Landgerichts Mainz in der Berufungsinstanz wegen Beleidigung (telefonische sexuelle Belästigung mehrer Frauen) rechtskräftig verurteilt worden, seine Revision war 1971 zurückgewiesen worden. [2]

In den 1970er-Jahren engagierte er sich als programmatischer Vor- und Querdenker bei den Jungsozialisten; von 1970 bis 1975 war er stellvertretender Bundesvorsitzender. Seit 1975 ist er Mitglied der Grundwertekommission der SPD.

Von 1980 zu ihrer Einstellung 1988 war Strasser Redakteur und (mit Heinrich Böll, Günter Grass und Carola Stern) Herausgeber der politisch-literarischen Zeitschrift L 80. In seinen politischen Schriften kritisiert er das ökonomisch zentrierte Denken.

Seit 1983 betätigt er sich als freier Schriftsteller. Als sein gelungenstes Werk gilt der Roman Stille Jagd von 1995. Der Verband deutscher Schriftsteller (VS), heute in ver.di, wählte ihn auf der Bundesdelegiertenkonferenz in Hamburg (24. bis 26. September 1987) in den Bundesvorstand, dem er bis 1988 angehörte.

Johano Strasser wurde katholisch erzogen, trat aber nach dem Abitur aus der Kirche aus. Erst 1964 erwarb er die deutsche Staatsangehörigkeit. Er lebt heute am Starnberger See.

Ausgewählte Schriften

Politische Schriften

  • Die Zukunft der Demokratie. Grenzen des Wachstums – Grenzen der Freiheit? (1977)
  • Grenzen des Sozialstaats? Soziale Sicherung in der Wachstumskrise (1979)
  • Die Zukunft des Fortschritts – Der Sozialismus und die Krise des Industrialismus (1981)
  • Die Wende ist machbar (1994)
  • Wenn der Arbeitsgesellschaft die Arbeit ausgeht (1999)
  • Leben oder Überleben. Wider die Zurichtung des Menschen zu einem Element des Marktes (2001)
  • Kopf oder Zahl. Die deutschen Intellektuellen vor der Entscheidung (2005)

Literarische Schriften

  • Der Klang der Fanfare (Roman, 1987)
  • Dengelmanns Harfe (Erzählung, 1992)
  • Stille Jagd (Roman, 1995)
  • Ein Lachen im Dunkeln (Roman, 1999)
  • Bei Regen über Regen reden (Gedichte, 1999)
  • Die Tücke des Subjekts. Handreichungen für Unverbesserliche (Satire, 2002)
  • Als wir noch Götter waren im Mai (Autobiografie, 2007)
  • Bossa Nova. Ein Provinzroman (Roman, 2008)

Einzelnachweise

  1. Die Stimme. In: Der Spiegel. Nr. 44, 1973, S. 102 (online).
  2. „Die Welt v. 24. Oktober 1973 Nr. 249 1/1; Kölner -Stadtanzeiger v. 2. November 1971, Nr. 255 1/2