Wunsiedel

Gemeinde in Deutschland
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Wunsiedel ist die Kreisstadt des oberfränkischen Landkreises Wunsiedel im Fichtelgebirge. Die Stadt wurde vor allem durch die alljährlichen Luisenburg-Festspiele und den Rudolf-Heß-Gedenkmarsch (bis 2005) von Neonazis bekannt.

Wappen Deutschlandkarte
Wunsiedel
Deutschlandkarte, Position der Stadt Wunsiedel hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 1′ N, 12° 1′ OKoordinaten: 50° 1′ N, 12° 1′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberfranken
Landkreis: Wunsiedel im Fichtelgebirge
Höhe: 525 m ü. NHN
Fläche: 54,88 km2
Einwohner: 9040 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 165 Einwohner je km2
Postleitzahl: 95632
Vorwahl: 09232
Kfz-Kennzeichen: WUN, MAK, REH, SEL
Gemeindeschlüssel: 09 4 79 169
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 6
95632 Wunsiedel
Website: wunsiedel.de
Bürgermeister: Karl-Willi Beck (CSU)
Lage der Stadt Wunsiedel im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge
KarteMartinlamitzer Forst-SüdTröstauer Forst-WestTröstauer Forst-OstSelbNeubauer Forst-SüdVordorfer ForstMarktleuthenThiersteinWunsiedelWeißenstadtTröstauThiersheimSchönwaldSchirndingRöslauMarktredwitzKirchenlamitzHohenberg an der EgerHöchstädt im FichtelgebirgeArzberg (Oberfranken)Bad AlexandersbadNagelTschechienLandkreis TirschenreuthLandkreis BayreuthLandkreis Hof
Karte

Geographie

Wunsiedel liegt im Fichtelgebirge im Tal der Röslau am Fuß der Kösseine.

Stadtgliederung

Zu den Stadtteilen gehören: Bernstein, Breitenbrunn, Furthammer, Göpfersgrün, Göringsreuth, Hauenreuth, Hildenbach, Hildenmühle, Holenbrunn, Johanneszeche, Juliushammer, Klause, Kösseinehaus, Krohenhammer, Luisenburg, Schneckenhammer, Schneckenmühle, Schönbrunn,Sinatengrün, Stemmasgrün, Stollenmühle, Valetsberg, Walkmühle, Wiesenmühle, Wintersberg, Wintersreuth

Geschichte

 
Notgeld von 1918: 25 Pfennig-Schein mit verschiedenen Stadtmotiven auf der Rückseite

Der Ort wurde erstmals 1163 als Sitz eines Ministerialen Adelbertus oder Albrecht urkundlich erwähnt. Der Name rührt wahrscheinlich von wunne = Waldwiesenland und sedel = Edelsitz her. Im Jahre 1285 erhielt Burggraf Friedrich III. von Nürnberg die Lehnsherrschaft durch den römisch-deutschen König Rudolf I. von Habsburg. 1326 wurden die Stadtrechte durch Burggraf Friedrich IV. verliehen und 1328 durch Kaiser Ludwig dem Bayern bestätigt. Hans von Kotzau besiegte 1430 die Hussiten in der Schlacht am Katharinenberg, 1462 siegte Jobst von Schirnding über die Böhmen ebenfalls am Katharinenberg. Wunsiedel war im Mittelalter Mittelpunkt des Zinnbergbaus und erlangte große wirtschaftliche Bedeutung durch die Herstellung von Weißblech. Ab 1613 war Wunsiedel Hauptort des Sechsämterlandes. Dem Amtshauptmann in Wunsiedel waren die Amtmänner in Hohenberg, Weißenstadt, Kirchenlamitz, Selb und Thierstein unterstellt. Bis 1791/1792 gehörte die Stadt zum hohenzollernschen Fürstentum Bayreuth, stand nach der Abdankung des letzten Markgrafen Karl Alexander von 1792 bis 1806 unter preußischer Verwaltung, war vier Jahre von napoleonischen Truppen besetzt und kam 1810 zum Königreich Bayern. Brände in den Jahren 1476, 1547, 1607, 1636, 1644, 1646, 1657 und 1731] vernichteten jeweils Teile der Stadt. Nach dem letzten Großbrand im Jahre 1834, der zwei Drittel Wunsiedels zerstörte, erhielt die Stadt ein klassizistisches Stadtbild.

Überregional bekannt wurde Wunsiedel durch die jährlichen Neonaziaufmärsche, die seit den 90ern im August am Grab von Rudolf Heß stattfanden. Nachdem der Bayerische Verwaltungsgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht die "Gedenkmärsche" für zulässig erklärt hatten, kamen im Jahr 2004 rund 4500 Demonstranten. Um zu zeigen, dass sie sich nicht mit diesen Aufmärschen identifizieren, organisierten Bürger Wunsiedels Gegendemonstrationen und gründeten Bürgerinitiativen, die sich für Toleranz, Engagement und Zivilcourage einsetzen. 2005 wurde der Aufmarsch verboten, diese Entscheidung wurde vom Verwaltungsgericht Bayreuth, dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof und dem Bundesverfassungsgericht bestätigt.

Politik

Stadtrat

Die Kommunalwahlen 2002 und 2008 führten zu den folgenden Sitzverteilungen im Stadtrat:

2002 2008
CSU 13 11
SPD 7 5
Bündnis 90/Die Grünen 1 1
Freie Wähler 3
Aktive Bürger 3
Bunte Liste 1
Wählergemeinschaft e.V./Freie Bürger 3
Gesamt 24 24

Wirtschaft

Die Wirtschaft der Stadt Wunsiedel ist geprägt durch die chemische (Farbenwerke, Dronco), Bekleidungs-, Porzellan-, Glas-, Steinverarbeitungs- und Bauindustrie. Außerdem haben einige Autohäuser dort ihren Sitz, wovon die Autowelt König die meisten Beschäftigten hat. Zwei Brauereien sowie diverse Handwerksbetriebe sind in Wunsiedel beheimatet.Insbesondere im Dienstleistungsgewerbe sind viele Beschäftigte tätig. Ein beliebtes Exportprodukt ist der Kräuterlikör Sechsämtertropfen. Im Gemeindegebiet wird der Wunsiedler Marmor abgebaut.

Öffentliche Einrichtungen

 
Blick über Wunsiedel vom Bundesstein im Felsenlabyrinth aus

Staatliche Einrichtungen

An staatlichen Einrichtungen sind in Wunsiedel das Landratsamt, das Finanzamt, das Vermessungsamt, das Amtsgericht, Amt für Landwirtschaft und Forsten, AOK-Direktion, das staatliche Schulamt sowie eine Polizeiinspektion vorhanden.

Bildungseinrichtungen

  • Städtische Sing- und Musikschule
  • Jean-Paul-Schule (Grund- und Hauptschule)
  • Luisenburg-Gymnasium
  • Sigmund-Wann-Realschule
  • Staatliche Wirtschaftsschule
  • Staatliche Fachschule für Steinbearbeitung mit dem Deutschen Naturstein-Archiv
  • Europäisches Fortbildungszentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk
  • Staatliche Berufsschule Marktredwitz-Wunsiedel
  • Landesjagdschule des Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverbandes (BJV)
  • Stadtarchiv
  • Stadtbibliothek
  • Haus des Fichtelgebirgsvereins
  • Volkshochschule des Landkreises Wunsiedel i. Fichtelgebirge

Freizeit- und Sportanlagen

Neben der Fichtelgebirgshalle und dem Fichtelgebirgsstadion gibt es das städtische Freibad mit Sauna und das Hallenbad. Auf dem Katharinenberg existieren eine Jugendherberge sowie ein unter städtischer Regie geführtes renoviertes Jugendzentrum. Zur Naherholung dient auch das Freizeitgelände um den Wunsiedler Eisweiher (Minigolf. Kegeln, Kahn fahren, Tennis). Neben den Sportanlagen der Vereine gibt es in der Stadt verschiedene Kinderspielplätze. Am 21. Dezember 2009 wurde im Gebäude der ehemaligen Zuckerfabrik die höchste Kletteranlage Nordbayerns eröffnet (Zuckerhut).

Verbindungen

  • Schülerverbindung Absolvia Wunsiedel von 1911 im FAC

Städtepartnerschaften

Entwicklung des Stadtgebietes

Eingemeindungen

Im Jahr 1975 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Schönbrunn und 1978 wurden die ebenfalls selbständigen Gemeinden Hildenbach, Holenbrunn und Bernstein eingemeindet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Luisenburg-Felsenlabyrinth, bürgerlicher Landschaftsgarten, nationaler Geotop
  • Luisenburg-Festspielbühne auf der Luisenburg (älteste Naturbühne Deutschlands)
  • Bürgerpark Katharinenberg
  • Grabmal des in Nürnberg verurteilten NS-Hauptkriegsverbrechers Rudolf Heß auf dem Friedhof
  • Auf dem gleichen Friedhof befinden sich Einzel- und Reihengräber von 30 jüdischen KZ-Opfern, die bei einem der Todesmärsche in den letzten Kriegstagen 1945 ihr Leben verloren[2]
  • Greifvogelpark Wunsiedel mit Falknerei auf dem Bürgerpark Katharinenberg
  • Rotwildgehege, „Lernort Natur“
  • Historischer Stadtrundgang durch die klassizistische Altstadt (Jean-Paul-Geburtshaus. Koppetentor, Epitaphien, „Kreuzfall“)
  • Jean-Paul-Rundwanderweg in Wunsiedel-Nord
  • Markus-Zahn-Allee mit Kapelle St. Josef

Museen

  • Fichtelgebirgsmuseum, größtes bayerisches Regionalmuseum mit umfangreicher Gesteins- und Mineraliensammlung
  • Deutsches Natursteinarchiv, größte einschlägige Sammlung der Welt mit 5500 Musterplatten von Naturwerksteinen aus aller Welt

Bauwerke

  • Stadtpfarrkirche St. Veit
  • Spitalkirche St. Maria
  • Stadtpfarrkirche zu den zwölf Aposteln
  • Friedhofskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit
  • Kirchenruine St. Katharina auf dem Katharinenberg, ältestes Baudenkmal der Stadt
  • Rathaus von 1835/1837
  • Koppetentor, einzig erhaltenes Tor der ehemaligen Stadtbefestigung (errichtet 1471)
  • Jean-Paul-Geburtshaus (ehemaliges Schulhaus) mit Jean-Paul-Büste von Ludwig Schwanthaler
  • Schloss Bernstein

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Luisenburg-Festspiele Juni bis August auf der ältesten Freilicht- und Naturbühne Deutschlands
  • Brunnenfest am Samstag vor dem 24. Juni (Johanni)
  • Volks- und Wiesenfest auf dem städtischen Festplatz jeweils von Freitag bis Dienstag in der ersten Juliwoche
  • Wunsiedler Kultnacht am zweiten Samstag im Mai
  • Museumsfest im Fichtelgebirgsmuseum am zweiten Sonntag im September
  • Wunsiedler Kneipennacht Anfang November
  • Wunsiedler Holztage (zweijähriger Rhythmus) im September 2011
  • Toyotatreffen am Parkplatz der Luisenburg. Jedes erste Wochenende im September

Verkehr

  • Straße: Zwei Kilometer südlich von Wunsiedel führt die B 303 vorbei, die bei Bad Berneck in die A 9 München–Berlin einmündet (Ost-West-Verbindung zwischen Tschechischer Republik und A 9). In Nord-Süd-Richtung verläuft die neue A 93 Hof–Regensburg, Ausfahrt Wunsiedel oder die Staatsstraße 2177 Hof–Wunsiedel
  • Eisenbahn/Bus: Der nächste Bahnhof Wunsiedel–Holenbrunn befindet sich im Wunsiedler Ortsteil Holenbrunn (ca. drei Kilometer). Der nächste Bahnhof von überregionaler Bedeutung befindet sich in Marktredwitz (Hauptlinien München–Regensburg–Hof–Nürnberg–Prag) Busverbindungen gehen ab Busbahnhof Wunsiedel in alle Richtungen (Hof–Marktredwitz–Selb–Arzberg)
  • Flugverkehr: Internationaler Flugverkehr ab Nürnberg (ca. 130 km), Leipzig–Halle, Leipzig–Altenburg, Erfurt, München, Frankfurt, Prag und demnächst auch Karlsbad (Tschechische Republik) ca. 75 km. Für den nationalen Flugverkehr steht der Regionalflugplatz Hof-Plauen (ca. 40 km) zur Verfügung
  • Früher gab es die Nebenstrecken Holenbrunn–Wunsiedel–Tröstau–Leupoldsdorf sowie Holenbrunn-Selb. Diese Strecken wurden inzwischen stillgelegt; die Trasse wird teilweise als Fahrradweg genutzt.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Dr. August Tuppert, Arzt (1883)
  • Friedrich Meinel (1894)
  • Dr. Heinrich Hohenner, Professor der Geodäsie (1946)
  • Elisabeth Jäger, Stadtchronistin und Stadtarchivarin (1987)
  • Monsignore Heinrich Benno Schäffler, katholischer Geistlicher und Gymnasiallehrer (2008)

Söhne und Töchter der Stadt

 
Jean-Paul-Denkmal

Einzelnachweise

  1. Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern, Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2023; Basis Zensus 2022 (Hilfe dazu)
  2. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 200

Literatur

Die Kunstdenkmäler von Oberfranken, Bd. 1: Landkreis Wunsiedel und Stadtkreis Marktredwitz. 1954. ISBN 978-3-486-41941-2

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