Expertenkommission Forschung und Innovation

Sachverständigenrat
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Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) berät die deutsche Bundesregierung zu den Themen Bildung, Forschung und Innovation. Der sechsköpfige Sachverständigenrat wurde im Jahr 2006 per Beschluss der Bundesregierung eingerichtet. Die EFI-Geschäftsstelle befindet sich in Berlin. Die EFI leistet wissenschaftliche Politikberatung für die Bundesregierung und legt dieser jeweils Anfang März eines Jahres ein Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Darin wird auf eigene Forschungsergebnisse ebenso zurückgegriffen, wie auf Ergebnisse von externen Wissenschaftseinrichtungen, die im Auftrag der EFI erarbeitet wurden. Das erste Jahresgutachten wurde der Bundesregierung am 27. Februar 2008 übergeben.

Aufgaben und Arbeitsweise

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Die Expertenkommission Forschung und Innovation hat laut Einrichtungsbeschluss der Bundesregierung vom 26. August 2006 folgende Aufgaben:

  • Vergleichende Darstellung und Analyse von Strukturen, Leistungsfähigkeit und Perspektiven des deutschen Forschungs- und Innovationssystems,
  • Begutachtung von Schwerpunktfragen des deutschen Forschungs- und Innovationssystems,
  • Erarbeitung von möglichen Handlungsoptionen und Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung des deutschen Forschungs- und Innovationssystems.


Die Expertenkommission Forschung und Innovation bündelt den interdisziplinären Diskurs zur Innovationsforschung in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Bildungsökonomie, Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie der Technikvorausschau. Mit diesem umfassenden Ansatz, stellt die EFI sicher, dass alle für den Innovationsprozess wichtigen technischen, organisatorischen, kommerziellen und gesellschaftlichen Faktoren berücksichtigt werden. Darüber hinaus untersucht die Expertenkommission Forschung und Innovation jährlich ausgewählte Schwerpunktthemen, die für Wirtschaft und Gesellschaft von herausragender Bedeutung sind. In ihrem Jahresgutachten fasst die EFI die umfangreichen Ergebnisse in einer auch dem Laien verständlichen Sprache zusammen und formuliert Empfehlungen zur Überwindung bestehender Defizite im Innovationsprozess. In diesem Zusammenhang entwickelt die EFI bereits bestehende Indikatorsysteme zur Analyse und Beschreibung von Innovationsprozessen systematisch weiter und analysiert auf dieser Grundlage die Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems.

Die EFI verzichtet dabei auf die Bildung von „zusammengesetzten“ Innovationsindizes. Der Grund dafür ist, dass der Gebrauch von zusammengesetzten Indikatoren, die in Form von Ranglisten publiziert werden, irreführend sei kann. Schließlich können Ranglisten aufgrund einer von Interessen geleiteten Auswahl von Indikatoren beträchtlich variieren. Ohne interpretierende Diskussion der zugrunde liegenden komplexen Sachverhalte ist der Raum für Manipulation durch Selektion, Gewichtung und Aggregation groß. Um die Nachvollziehbarkeit ihrer Ergebnisse zu gewährleisten und die öffentliche Auseinandersetzung mit dem deutschen Forschungs- und Innovationssystems zu fördern, veröffentlicht die EFI ihre Jahresgutachten sowie die in ihrem Auftrag erstellten Studien zum deutschen Innovationssystem kostenlos auf ihrer Internetseite.

Das EFI-Jahresgutachten 2010

Das Jahresgutachten gliedert sich in drei inhaltliche Kapitel. Kapitel A bietet einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen für das deutsche Innovationssystem. Kapitel B beinhaltet die Untersuchungen und Handlungsempfehlungen zu fünf von der EFI ausgewählten Schwerpunktthemen. Kapitel C umfasst die grafische Darstellung und Analyse zentraler Innovationsindikatoren.

Kapitel A: Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen für das deutsche Innovationssystem (in Kürze):

  • Hohe Investitionen in Forschung und Innovation sind die Voraussetzung für den Ausbau und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Dem Ausbau von Spitzentechnologien und wissensintensiven Dienstleistungen kommt hierbei besondere Bedeutung zu.
  • Die Hightech-Strategie der Bundesregierung sollte bei ihrer Fortsetzung auf Bedarfsfelder mit hohem Zukunftspotenzial konzentriert werden. Für den Transfer von Forschungsergebnissen in kommerzielle Anwendungen sollte ein Kommerzialisierungsfond geschaffen werden.
  • Es bedarf dringend einer Verbesserung der Rahmenbedingungen sowohl für die Versorgung von Unternehmen mit Eigenkapital als auch für Business Angels und Wagniskapitalgeber.
  • Die steuerliche Förderung von Forschung- und Entwicklungsaktivitäten sollte kurzfristig eingeführt werden und auch Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft erfassen.
  • Höhere soziale Chancengleichheit beim Zugang zu Bildung muss mit noch mehr Nachdruck verfolgt werden.
  • Das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern im Bildungsbereich muss wegfallen.
  • Die Wirkungen staatlicher Maßnahmen zur Unterstützung von Forschung und Entwicklung müssen verstärkt evaluiert werden. Die Wirkungsforschung ist in einer einzigen Institution zu bündeln.

Kapitel B: Analysen und Handlungsempfehlungen zu folgenden Kernthemen:

  • Das deutsche F&I-System im internationalen Vergleich
  • Der Bologna-Prozess – eine Zwischenbilanz
  • Forschung und Innovation in Ostdeutschland
  • Elektromobilität
  • Aktuelle Entwicklung und Gestaltung des Patentsystems
  • Bildung und Qualifikation
  • Forschung und Entwicklung
  • Innovationsverhalten der deutschen Wirtschaft
  • Unternehmensgründungen
  • Patente im Wettbewerb
  • Fachpublikationen und Erträge der Wissenschaft
  • Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung

Mitglieder

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Mitglieder der Expertenkommission sind im Jahre 2010

  • Prof. Dietmar Harhoff, Ph.D. (Vorsitzender), Vorstand des Instituts für Innovationsforschung, Technologiemanagement und Entrepreneurship der Ludwig-Maximilians-Universität München; Professor für Betriebswirtschaftslehre
  • Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner (stellv. Vorsitzende) wissenschaftliche Co-Direktorin des Center for Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS), Inhaberin des KfW-Stiftungslehrstuhls für Entrepreneurial Finance, Technische Universität München
  • Prof. Jutta Allmendinger, Ph.D., Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung; Professorin für Soziologie an der Humboldt-Universität Berlin
  • Prof. Dr. Alexander Gerybadze, Leiter der Forschungsstelle Internationales Management und Innovation sowie Professor für Betriebswirtschaft an der Universität Hohenheim
  • Prof. Dr. Patrick Llerena, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Université de Strasbourg/Frankreich
  • Prof. em. Dr. Joachim Luther, ehemaliger Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) und Chief Executive Officer des Solar Energy Research Institute of Singapore.
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