Morsan ist eine französische Gemeinde mit 122 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022) im Département Eure in der Region Haute-Normandie. Sie gehört zum Kommunalverband Communauté de communes rurales du canton de Brionne.
Morsan | ||
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Staat | ![]() | |
Region | Haute-Normandie | |
Département (Nr.) | Eure (27) | |
Arrondissement | Bernay | |
Kanton | Brionne | |
Gemeindeverband | Communauté de communes rurales du canton de Brionne | |
Koordinaten | 49° 11′ N, 0° 36′ O | |
Höhe | 155–175 m | |
Fläche | 4,83 km² | |
Einwohner | 122 (1. Januar 2022) | |
Bevölkerungsdichte | 25 Einw./km² | |
Postleitzahl | 27800 | |
INSEE-Code | 27418 | |
![]() Mairie (Bürgermeisterei) |
Geographie
Morsan liegt 10 Kilometer nördlich von Bernay, 10 Kilometer westlich von Brionne, zwischen den Nachbargemeinden Giverville im Nordwesten, Boissy-Lamberville im Süden und Notre-Dame-d’Épine im Nordosten.[1] am Ostrand des Lieuvin.
Morsan ist eine der Gemeinden in Eure in denen die Gefahr sich plötzlich bildender metertiefer Löcher besteht. Die sogenannten Marnières sind alte Mergelgruben, die sich zum Beispiel nach starkem Regen öffnen können, wenn die Schuttfüllung in die Seitengänge geschwemmt wird. Diese Löcher haben meist einen Durchmesser von 1,5 bis 2 Metern. Im ganzen Département Eure gibt es etwa 16.000 dieser Mergelgruben.[2]
Geschichte
Alte Schreibweisen für Morsan waren Morçan (s. Cassinikarte), Morchent (1050-1066), Murcench (11. Jahrhundert), Morceng (13. Jahrhundert), Morsent oder Morseng. Der Ortsname wurde aus den lateinischen Worten muro cinctus abgeleitet, die „Mauergürtel“ bedeuten.[3] Es gehörte der Abtei Le Bec bis Jean de Morsent sich 1276 weigerte weiterhin den Zehnten zu zahlen, da er das Geld für seine Gefolgsleute in Zeiten des Krieges brauche.[4]
Morsan war Stammhaus des Zweiges Morsan der Familie Le Sens (auch Lesens oder de Sens). Chevalier Philémon Le Sens, war der erste Baron von Morsan. Er gehörte zum Hofstaat (Maison du Roi) von Heinrich IV. von Frankreich und war Gouverneur von Bernay.[5] Er ließ ein Jagdschloss in Morsan bauen. Zur Zeit von Abdon-Thomas-François Le Sens (1724-1800), der Knappe von Ludwig XV. gewesen war bevor er Marquis von Morsan wurde,[5] wurde das Jagdschloss von Ange-Jacques Gabriel (1698–1782) neu gestaltet.[6] Das Jagdschloss befindet sich heute im Privatbesitz.[7][8]
1793 erhielt Morsan im Zuge der Französischen Revolution (1789-1799) den Status einer Gemeinde und 1801 das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.[9]
Abdon-Thomas Le Sens, Marquis de Morsan, wurde 1793 verhaftet und in Bernay eingesperrt. Es gelang ihm später seine geplünderten Ländereien wiederzubekommen. Er verstarb in Paris im Jahre 1800. Sein Enkel Joseph-Philemon wohnte in Morsan im teilweise restaurierten Schloss ab 1845. 1871, während des Deutsch-Französischen Kriegs, wurde es von der preußischen Armee erneut geplündert. Sein Sohn Florian-Gaston war der letzte Marquis de Morsan, er verstarb 1929.[10]
Jahr | 1793 | 1806 | 1856 | 1881 | 1926 | 1936 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 |
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Einwohner | 423 | 478 | 321 | 222 | 125 | 111 | 130 | 93 | 70 | 92 | 106 |
Von 1806 bis 1936 ist die Bevölkerungszahl beständig gesunken. Am wenigsten Einwohner hatte Morsan 1990 (70).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Kirche de la sainte Trinité (heilige Dreifaltigkeit) stammt aus dem 13. Jahrhundert, aus jener Zeit ist nur das Kirchenschiff erhalten geblieben. Im 17. Jahrhundert wurden größere Fenster eingesetzt. Der Chor stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts.[11] In der Kirche befinden sich mehrere Objekte, die als Monument historique (historisches Denkmal) klassifiziert sind: ein großer Altaraufsatz aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit korinthischen Säulen, der ein Tabernakel enthält. Rechts steht in einer Nische eine Skulpturengruppe aus Holz, die unter anderem den Erzengel Gabriel zeigt. Links steht eine Holzstatue, die Germanus von Auxerre darstellt. In der Mitte befindet sich ein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert, das die Heilige Familie darstellt. Außerdem befinden sich dort fünf Betstühle aus dem 18. Jahrhundert im Stil Louis-seize und ein Adlerpult aus dem Ende des 17. Jahrhunderts im Stil des Louis-quatorze.[12]
Wirtschaft
Wichtige Erwerbszweige der Morsanais sind Ackerbau und Viehzucht. Es werden vor allem Getreide, Futterrüben und Äpfel angebaut und Hausrinder gezüchtet.[13]
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Dorfschule
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Kirche de la sainte Trinité
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Morsan auf der Cassini-Karte Lisieux-Honfleur
Quellenangaben
- ↑ Morsan auf annuaire-mairie.fr (französisch)
- ↑ Dossier d'Information Communal des risques majeurs de la commune Morsan (französisch)
- ↑ Ernest Nègre: Toponymie générale de la France. Band 1. Librairie Droz, 1990, ISBN 978-2-600-02884-4, S. 393 (in Google Books [abgerufen am 11. Februar 2010]). (französisch)
- ↑ Auguste Le Prevost, Léopold Delisle, Louis Paulin Passy, Andrew Dickson White: Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l'histoire du département de l'Eure. Société d'agriculture des belles-lettres, sciences et arts de L'Eure, Evreux 1864, S. 425 (in Google books). (französisch)
- ↑ a b Edouard de Magny: Nobiliaire de Normandie. Band 2. Paris 1863, S. 475 f. (text auf Gallica). (französisch)
- ↑ Bruno Brismontier: Brionne, une douce folie normande. Normandy, an original Splendor. In: Dominique Guiou (Hrsg.): Propriétés de France. 114, September/Oktober. Le Figaro, 2008, S. 32 f. (englisch/französisch)
- ↑ Judith Miller: The Style Sourcebook: The Definitive Illustrated Directory of Fabrics, Wallpapers, Paints, Flooring, Tiles. Firefly Books, 2003, ISBN 978-1-55297-791-0, S. 19. (englisch)
- ↑ Phillipe Seulliet: Vie de Château. Les Liaisons Dangereuses de l'amour à la folie. In: Maisons Normandes. 37, Oktober/November, 1996, S. 20–31. (französisch)
- ↑ a b Morsan auf Cassini.ehess.fr (französisch)
- ↑ Franck Beaumont, Philippe Seydoux: Gentilhommières des pays de l'Eure. Editions de la Morande, Paris 1999, ISBN 978-2-902091-31-7, S. 297–299. (französisch)
- ↑ Morsan auf der Seite des Fremdenverkehrsbüros des Kantons (französisch) Abgerufen am 27. Oktober 2009
- ↑ Morsan in der base Palissy (französisch) Abgerufen am 11. Februar 2010
- ↑ http://www.quid.fr/communes.html?mode=detail&id=15922&req=27&style=fiche Morsan auf quid.fr (französisch), seit dem 25. März 2010 nicht mehr abrufbar.
Weblinks
- Morsan auf der Webpräsenz der Prefecture von Eure (französisch)