Die Weymann-Karosserie ist ein Fahrzeug-Aufbau mit Holzgerippe und Kunstlederüberzug, der zwischen Anfang der 1920er Jahre und Ende der 1950er Jahre eingesetzt wurde.
Die zugehörigen Patente besaß der Flugzeugkonstrukteur Charles Weymann (1887–1976), der neben seiner britischen Karosseriefabrik von 1924 bis 1930 die Weymann Karosserie GmbH in Köln zur Verwertung eben dieser Patente betrieb. Wichtige Karosseriehersteller, wie Gläser in Dresden, Papler in Köln, Kühlstein in Berlin und Reutter in Stuttgart waren Lizenznehmer. In England wurden hauptsächlich Busse aufgebaut, später durch Metro Cammell Weymann, die wiederum von DAF übernommen wurde.
Technik
Da zu jener Zeit die Straßen nicht asphaltiert waren und die Fahrzeuge noch keine Stoßdämpfer besaßen, neigten die Stahl- oder Aluminiumkarosserien häufig zu Rissbildungen. Weymann entwickelte eine Karosserie, die nur wenige Verbindungspunkte mit dem Fahrzeugrahmen hatte und deren Holzgerippe nicht starr war. Die einzelnen Holzteile waren mit Gummi belegt und wurden mittels Metalllaschen zusammengehalten. Dadurch konnte der Aufbau die Bewegungen des Fahrgestells ohne Klappergeräusche ausgleichen. Die Zwischenräume waren mit Isoliermaterial ausgefüllt und die Innenseite der Karosserie mit Sperrholz beplankt. Außen war die Karosserie mit lackiertem Kunstleder überzogen.
Nur die Kotflügel und die Motorhaube waren aus Metall. Probleme mit der Passgenauigkeit gab es jedoch häufig bei den Türen und Fenstern. Weymann-Karosserien wurden bis Ende 1935 gebaut.
Die Weymann-Karosserie löste die Holz-/Stahlgemischtbauweise ab und war deutlich leichter, billiger herzustellen und geräuschärmer als frühere Karosserieformen. Lediglich die Dauerhaftigkeit ließ zu wünschen übrig. Die steifere Ganzstahlkarosserie, die ab 1927 eingeführt wurde, verdrängte zum großen Teil die Weymann-Karosserien wieder.
Ähnliche Bauarten
Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden noch Karosserien in Holzrahmenbauweise hergestellt. Allerdings waren die Holzrahmen festgefügt und nicht nach dem Weymann-Prinzip gebaut. Fahrzeuge mit Holz-Kunstleder-Karosserie waren z.B. beim Lloyd und DKW.
Quelle
- Werner Oswald: Deutsche Autos 1920–1945. 10. Auflage. Motorbuch Verlag Stuttgart, 1996, ISBN 3-87943-519-7.