Serben (serbisch Срби Srbi, altserbisch: Сьрби) sind eine Ethnie, derer Angehörige vorwiegend in Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro und dem von Serbien als Bestandteil des Landes angesehenen Kosovo leben. Sie sprechen mehrheitlich die Serbische Sprache, vor allem in Bosnien und Herzegowina, Kroatien und Montenegro deren Ijekavische Varietät.

Eine beachtliche Anzahl von Serben lebt heute zudem auch als Diaspora in Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch in Nordamerika und Ozeanien. Viele Serbischstämmige bezeichnen sich unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit als Serben in der Diaspora.
Ethnonym
Toponomastik
Die Toponomastik bietet sich als Werkzeug an, um vorhandene Informationen in Historien, die besonders in Europa stark kleristisch und politisch beeinflusst sind, zu verifizieren oder zu verwerfen. Ortsnamen reichen teilweise mehrere Jahrtausende zurück.
Iberien
Zu beachten ist hier die Aussprache der spanischen Sprache, z.B. ist /v/ identisch mit /b/.
Markante Beispiele in Iberien sind Orte wie Sirvozelo (Serbendorf?[1]), Carbia, Caraban, Cerbo, Cervia, Cervo, Clavijo [2], Curbian, Massorvia [3], Obre [4], Serpa, Servia, Serviz, Servoi, Sorba, Sorbas, Sorbeda, Suarbol, Suarriba (beachte Seurbi), Zierbena, Zurbino.
Etymologie
Der Wortstamm srb lässt sich heute in den meisten slawischen Sprachen wiederfinden, so z.B. im polnischen Pasierb/Pasierbica (Halbbruder/Stiefsohn, Halbschwester/Stieftochter), slowenischen Paserbok (ditto), im ukrainischen priserbiti (sich anschließen) usw. In den ersten beiden Fällen muss bedeutet haben, dass sierb/sierbica bzw. serbok in diesen Sprachen einst für Bruder und Schwester, oder Sohn, Tochter, Kind gestanden hat. Einige Slawisten führen den Wortstamm srb auf den gleichen urslawischen bzw. altindoeuropäischen Ursprung wie das russische reb, Rebenok (Kind, Säugling), aus diesem indoeuropäischen Wortursprung solle auch das deutsche erben, Erbe stammen.
Der Name dürfte nach Heinz Schuster-Šewc auf den indoeuropäischen Wortstamm srb, welcher ursprünglich „Verwandter, Verbündeter“ oder „zum selben Stamm (Sippe) gehörender“ bedeutete, zurückzuführen sein. [5][6] Die älteren Bezeichnungen dürften nach Šewc Sorab oder Surb gelautet haben. Je nach Mundart wurde Serb um Bautzen bis Cottbus, Sarb nördlich von Cottbus bis nach Köpenick und Sorb um Dresden und westlich der Elbe ausgesprochen. [6][7] [8]
Historien
Ptolemaios
Die Geographie des Claudius Ptolemäus bezeichnet mit Σέρβοι (transkr. Serboi), nach Quelle Serber, einen Stamm im asiatischen Sarmatien, der am Unterlauf der Wolga zwischen dem Keraunischen und Hippischen Gebirge neben den Orinaiern und Valern siedelte.[9][10] Hinweise, dass diese Serboi mit den Slawen etwas gemeinsam hatten, gibt es zurzeit keine. Weiterhin erwähnt Ptol. eine Stadt Σερβίτιον (Serbition) bzw. Σέρβινου (transkr. Serbinou, Serbinos ), dass in lateinischen Übersetzungen zu Servitium umgewandelt wurde. Letztere Deutungen der Koordinaten verschieben die Stadt aus dem heutigen Ungarn nach Gradiška im Nordwesten Bosniens[11].
Fredegar-Chronik
Das Ethnikon Srb, eines der ältesten schriftlich erwähnten als slawisch definierten Ethnika, ist erstmals in der Fredegar-Chronik für das Jahr 630/631 belegt und bezieht sich auf einen elbslawischen Stamm (...etiam et Dervanus dux gente Surbiorum, que ex genere Slavinorum erant et ad regnum Francorum iam olim aspecserant, se ad regnum Samonis cum suis tradidit (...und es hat sich Dervanus, der Fürst der sorbischen Stämme, die slawischer Herkunft sind und von alters her unter fränkischer Herrschaft gestanden haben, mit den Seinen der Herrschaft des Samo anvertraut)). Hieraus schließt man, dass die Serben/Sorben weit früher als schriftlich erwähnt dieses Gebiet besiedelten. Dieser Auffassung spricht auch die Theorie von Jožko Šavli über die Herkunft der fränkischen Fremdbezeichnung Wenden, die sich nach seiner Auffassung aus der Bezeichnung der urtümlich an der Weichsel siedelnden und von den Ostgoten unterworfenen Kultur der Veneter herleiten lässt, bei.
Annales regni Francorum
Für das Jahr 782 erwähnen die Einhardi Annales sorabische Slawen, welche Gebiete zwischen Elbe und Saale besiedelten (Allatum est, quod Sorabi Sclavi, qui campos inter Albim et Salam interiacentes incolunt, in fines Thuringorum et Saxonum, qui eis erant contermini, praedandi causa fuissent ingressi.).[6]
Hier scheint auch die erste Erwähnung des Ethnonyms Sorabi im Kontext Südosteuropas für das Jahr 822 auf. Darin ist die Rede von Soraben, die einen großen Teil der Provinz Dalmatia besiedelten (... ad Sorabos, quae natio magnam Dalmatiae partem obtinere dicitur). [12]
Bayerischer Chronograph
Für das 9. Jahrhundert beschreibt Geographus Bavarus die Surbi als einen großen slawischen Stamm östlich des Frankenreiches, der 50 Civitates besaß. Des Weiteren erwähnt er die Serben/Sorben bzw. deren Land mindestens zwei weitere Male. Im Folgenden ist zu lesen: Zeriuani, quod tantum est regnum, ut ex eo cuncte genetes Sclauorum exorte sint et originem, sicut affirmant, ducant (Zeribani, das eine so große Herrschaft ist, dass von dort alle Stämme der Slawen hergekommen sind und ihre Herkunft, wie sie bekräftigen, ableiten.). Dann erwähnt er nach den Fresiti, die Serauici, denen die Lucolane, Ungare (Ungarn) und Uuislane (Wislanen, Vlasi/Walachen?) in der Aufzählung folgen. Die Namen der Sebbirozi und Zabrozi können durch eine Lautverschiebung entstanden sein, was auch der Fall bei den Zuireani sein könnte. Dieser Name jedoch könnte auch nur ein /b/ verloren haben, so dass dessen ursprüngliche Form Zuirebani bzw. Zuirbani war, was dem Namen der oben erwähnten Zeribani nahekommt.
Da keine weiteren Informationen zur Lokalisierung gegeben sind, wird allgemein auf die Reihenfolge und dem Namensvergleich zurückgegriffen.
Zudem ist zu bemerken, dass in dieser Aufzählung keine Kroaten auftauchen.
Cosmas von Prag
Cosmas von Prag bezeichnete um 1100 die Mark Meißen als Zribia.[13] Sorbische Schöffen, welche die Gerichtsbarkeit über die Slaven in der Mark Meißen ausübten, wurden Supane genannt.[14]
De administrando imperio
Konstantins VII. Porphyrogennetos Werk De administrando imperio (DAI) bezeugt als umfangreichste Quelle die frühe Geschichte der Serben in Byzanz und widmet ihr ein eigenes Kapitel. Darin wird unter anderem erwähnt, dass die Serben von den „ungetauften“ Serbloi (griechisch: αβαπτιστων Σερβλων), die auch „Weiße“ genannt wurden, aus einer Gegend namens Boiki (Böhmen?) abstammen und dort, in Serbien, zwei Brüder den Vater beerbten, wobei sich der eine mit der Hälfte des Volkes nach Südosteuropa aufmachte. Dieses Serbien befand sich nach dem DAI jenseits der „Türken“ (wahrscheinlich ein Turkvolk in der panonnischen Tiefebene oder der Ukraine). Als Nachbarn der Serben in „Boiki“ nennt Porphyrogennetos das Frankenreich und ein Großkroatien, dass ebenso wie die Kroaten und Serben auch Weiß genannt wurde. Laut DAI seien die byzantinischen Serben im 7. Jahrhundert während der Herrschaft Herakleios' nach der faktischen Landnahme der durch die letzten Einfälle asiatischer Steppenvölker verödeten Regionen offiziell angesiedelt worden. Hier erwähnt er auch die erste Niederlassung bei Belgrad, die Grenzstadt der damaligen kultivierten, christlichen Welt zu den aus seiner Sicht heidnischen, archaischen und kriegerischen Steppenvölkern, die wohl ihren gewohnten Lebensbedingungen entsprechend die pannonische Tiefebene beherrschten, als Wahl nach der erfolgten Besiedlung der nahezu gesamten Balkanhalbinsel. Hier könnte ein Handel der serbischen Stammesvorsteher mit dem Kaiser abgeschlossen worden sein, der einerseits die imperialen nördlichen Grenzen des kaiserlichen Reichs verstärkte. Andererseits durch die aufgedrängte Ansiedlung der für die damalige Zeit unglaublichen Massen und durch deren Anerkennung seiner Suzeränität ein, nach den Kriegen in Vorderasien dringend benötigtes, steigendes Steueraufkommen bedeutete. Den Serben eröffnete die Besiedlung das Tor zur zivilisierten Welt unter dem Schutz eines organisierten Staatswesens gegen die vernichtenden Einfälle der Asiaten in Mittel- und Südosteuropa. Seit dieser Zeit trägt ein Ort nahe Thessaloniki den Namen nach der ersten begründeten serbischen Provinz Serblia, heute Servia.[15][16]
Arabische Quellen
Vom arabischen Geographen al-Masudi (Murudj al-dhahab) stammt eine Notiz, vermutlich aus dem frühen 8. Jahrhundert, die sich wahrscheinlich auf die „weißen Serben“ Porphyrogennitos' bezieht: In einer Beschreibung slawischer Stämme Nord- und Zentraleuropas nennt al-Masudi die „ehrfurchtgebietenden“ (muhīb) Sarbīn.
Im 10. Jahrhundert erwähnte der Reisende Ibrahim b. Yakub die „weißen“ (Lausitzer) Serben als südliche Nachbarn der Nakoniden.[17]
Verbreitung
Autochthone Bevölkerung
Serben leben vor allem in Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina (überwiegend in der Republika Srpska) und in Kroatien. Die größten urbanen Zentren der serbischen Bevölkerung befinden sich in Belgrad, Novi Sad, Kragujevac und Niš in Serbien sowie in Banja Luka und in dem stark wachsenden Istočno Sarajevo in der Republika Srpska.
Serben leben als anerkannte autochthone Minderheit weiterhin in Mazedonien (ca. 35.000), Rumänien (ca. 22.500), Slowakei (k.A.) und Ungarn (ca. 3.800).
Mazedonien
In Mazedonien leben annähernd 35.000 Serben. Die meisten Serben leben in der Hauptstadt Skopje, in Kumanovo und in der Gemeinde Čučer Sandevo. In Skopje stellen sie nach den Albanern und Roma mit etwa 14.200 Einwohnern oder 2,8% die drittgrößte Minderheit. In der Stadt Kumanovo stellen sie mit etwa 9.000 Einwohnern oder 8,6% die zweitgrößte Minderheit. Den verhältnismäßig stärksten Anteil in einer mazedonischen Gemeinde bilden die Serben mit etwa 28% oder etwa 2.400 Einwohner in der Gemeinde Čučer Sandevo. [18]
Slowenien
In Slowenien leben nach der Volkszählung 2002 etwa 39.000 Serben. Im Dezember 2008 revidierte die Regierung Sloweniens die Entscheidung von 1992 zur Ausbürgerung derer, die im zerfallenden Jugoslawien nicht fristgerecht einen Antrag auf slowenische Staatsbürgerschaft gestellt hatten, wovon mehr als 30.000 Serben betroffen waren. Die Betroffenen konnten offiziell nicht ausreisen, eine andere Staatsbürgerschaft stellen oder eine Beschäftigung aufnehmen und mussten fürchten, da sie zu Migranten bzw. Asylanten zurückgestuft wurden, ausgewiesen zu werden. Frühere Volkszählungen im ehemaligen Jugoslawien wurden dementsprechend angepasst und der Anteil der offiziell in Slowenien lebenden Serben verringert.[19] Somit wurden etwa 30.000 Serben in der letzten Volkszählung 2002 nicht berücksichtigt. Im Jahr 2000 wurde diese Entscheidung vom Verfassungsgericht in Slowenien als verfassungswidrig eingestuft. Im Dezember 2008 wurde das Urteil des Verfassungsgerichts schließlich politisch umgesetzt. Entschädigungen für die etwa 16 Jahre der Staatenlosigkeit und Desintegration sollen nach Aussagen der slowenischen Regierung den Opfern zugesprochen werden. Es ist weiterhin nicht geklärt inwieweit die nunmehr fast 70.000 Serben eine autochthone Minderheit in Slowenien bilden und ob sie deswegen in Zukunft offiziell als neue Minderheit mit entsprechenden Rechten in der Europäischen Union anerkannt werden.[20]
Slowakei
Die Slowakei sprach im Februar 2010 den Serben den Status einer nationalen Minderheit zu, was sie zu einer autochthonen Minderheit erhebt. Die genaue Zahl der Serben ist nicht bekannt. Sie stellen nach Schätzung weniger als ein Prozent der Bevölkerung der Slowakei, womit einige zehntausend Personen zu zählen sind. In der letzten Volkszählung 2002 sind sie mit anderen Ethnien zusammen mit zwei Prozent vertreten. Mit dem Status haben die Serben einen Sitz im Parlament der Slowakei und national und international, besonders auf der Ebene der EU, eine deutlich bessere Position. Mit dieser Geste der Slowakei kam der EU-Mitgliedsstaat der ehemaligen Republik Jugoslawiens Slowenien zuvor.[21]
Serbien
In Serbien leben laut Volkszählung 2002 6.212.838 (82,86 %) Serben. Im Kosovo leben, laut Angaben der CIA etwa 130.000 Serben (7 %)[22], hauptsächlich im Nordkosovo, im nördlichen Teil von Kosovska Mitrovica und in einigen weiteren von der KFOR bewachten Enklaven. Vor 1999 und der Übergabe der Administration an die UNO lebten in der südserbischen Provinz insgesamt 320.000 Serben.[23]
Bosnien und Herzegowina
In Bosnien und Herzegowina leben ca. 1.700.000 Serben (ca 37,1%) als eines der drei konstitutiven Völker, der überwiegende Anteil, ca. 1,5 Mio., in der Republika Srpska.
Montenegro
In Montenegro sind es laut Zensus 2003 198.414 (32,00 %), dazuzuzählen sind etwa 15.000 vertriebene Serben aus der Föderation Bosnien und Herzegowina und dem Kosovo. Der Status der Serben ist hier unklar. Sie werden in der Verfassung aufgeführt, jedoch wurde es bewusst vermieden, sie eindeutig entweder als Minderheit oder als staatstragendes Volk auszuzeichnen. Nach dem abgehaltenen Referendum über die Unabhängigkeit Montenegros 2006 votierten etwa 44,5 % oder 185.002 für den Verbleib Montenegros in der Union mit Serbien.[24]
Kroatien
In Kroatien leben lt. Zensus 2001 202.000 Serben (4,5%) als anerkannte Minderheit, während es vor dem Kroatienkrieg nach der Volkszählung 1991 581.633 (12,1%)[25] waren. Sie waren jedoch vor der Änderung der Verfassung Kroatiens 1990 als eines der beiden konstituierenden Völker der jugoslawischen Republik Kroatien statuiert. Zur Zeit klagt Serbien vor dem internationalen Gerichtshof gegen Kroatien wegen des Genozids an Serben ab 1990.
Zu Zeiten des Unabhängigen Staates Kroatien von 1941 bis 1945 hatte die Ustascha einen Völkermord an Serben verübt.
Albanien
In Albanien waren die Serben als Minderheit bis 2004 nicht anerkannt, weswegen Informationen über sie in Statistiken spärlich sind und ihre genaue Zahl bis heute nahezu nicht bestimmt werden kann. Die erste offizielle Bestätigung Albaniens war die Benennung von 100 Serben und Montenegrinern in der Volkszählung 1989 [26]. Die Diskriminierung ging soweit, dass die serbische Sprache und serbische Namen in öffentlichen Dokumenten nicht auftauchen durften und serbischer Schulunterricht oder das Lehren der serbischen Sprache verboten war. Nach Schätzungen der serbisch-orthodoxen Kirche und der Regierung in Serbien leben etwa mehrere Tausend bis mehrere Zehntausend Serben in Albanien. Die Serben sind seit 2004 als Minderheit mit den Rechten, die ihnen vorher verwehrt wurden, anerkannt worden, jedoch sind sie neben den Griechen in Albanien in der Realität weiterhin erheblichem Druck ausgesetzt. [27]
Diaspora
Das serbische Ministerium für die Diaspora geht von bis zu 3,5 Millionen in der Diaspora lebenden Serben mit serbischstämmigen Hintergrund aus[28]. Es ist beabsichtigt in nächster Zukunft vollständige Analysen durchzuführen und die serbische Diaspora durch Dachverbände besser zu organisieren, um den politischen Willen dieser Menschen im Ausland, sowie in Serbien effektiver in die politische Entscheidungsfindung einzubringen und das wirtschaftliche Potenzial dieser großen Anzahl von Emigranten effizienter auszuschöpfen.[29]
In den USA, Kanada, Australien, Deutschland, Österreich, Schweden und der Schweiz bilden sich die größten serbischen Gemeinschaften. Große innerstädtische Gemeinden haben sich in Chicago, Stuttgart, Wien und in Zürich gebildet.
Englischsprachiger Raum
Laut Volkszählung in den USA von 2004 haben sich 150.000 als Serben deklariert. In Kanada haben sich 55.540 Einwohner als Serben bezeichnet (vergl. Volkszählung von 2003). Im Zensus von 2001 in Australien bekannten sich 97.310 explizit als Serben.
Deutschsprachiger Raum
Wie auch in anderen Staaten ist die genaue Zahl der im deutschsprachigen Raum lebenden Serben nicht genau bestimmbar, da bei Volkszählungen oder ähnlichen Erhebungen die Ethnie üblicherweise nicht erhoben wird, sondern nur Zahlen über die jeweilige Staatsangehörigkeit existieren. Während die Serben in Deutschland nach den Türken, Italienern , Griechen und Polen die fünftgrößte nicht-deutschstämmige Bevölkerungsgruppe in der Bundesrepublik Deutschland und in der Schweiz die viertgrößte ausländische Bevölkerung stellen[30], sind sie in Österreich die größte ausländische Bevölkerungsgruppe[31]. Am 31. Dezember 2008 betrug die Anzahl der serbischen Staatsbürger in Deutschland genau 136.152 [32] Bis 2003 wurden rund 200.000 Jugoslawen eingebürgert. Wie viele davon serbischer Abstammung sind, lässt sich nicht mehr ermitteln. Wenn man sich dabei auf Baden-Württemberg bezieht, waren darunter mehr Kroaten als Serben. Der Zentralrat der Serben in Deutschland spricht zwar von bis zu 600.000 Serben in Deutschland[33], aufgrund der Zahlen des statistischen Bundesamtes ist jedoch eine Anzahl von ungefähr 200.000 ethnischer Serben eher wahrscheinlich.
In Österreich lebten zum Zeitpunkt der Volkszählung von 2001 143.077 aus Serbien und Montenegro (bis zu 80 % Serben)[34] Gleichzeitig bezeichneten bei der Volkszählung 2001 177.320 Menschen serbisch als ihre Umgangssprache, dies beinhaltet auch Doppelangaben deutsch/serbisch. Von diesen Personen besaßen 41.944 die österreichische Staatsbürgerschaft. In Wien leben besonders viele Serben, Schätzungen zufolge etwa 70.000, sehr viele davon, die sich vor den Gastarbeitergenerationen in Wien zur Kaiserzeit ansiedelten. Wie die persönliche Präferenz dieser Menschen zur Volkszugehörigkeit ist, lässt sich mit den erhobenen Daten des Zensus nicht feststellen.
In der Schweiz leben bis zu 210.000 Staatsangehörige aus Serbien und Montenegro (die meisten davon, etwa 150.000 per Definition Kurzaufenthalt, Stand 2004) von diesen und weiteren Staatsbürgerschaften, wie der kroatischen und bosnisch-herzegowinischen sind es geschätzt 120.000 Serben. Man kann davon ausgehen, dass die etwa 132.000 orthodoxen Gläubigen in der Schweiz größtenteils aus Serbien kommen und dass es auch serbische Atheisten gibt.[30]
Die erste große Auswandererwelle kam aufgrund des Bedarfs an Gastarbeitern in den 1960er bis 1980er Jahren, die zweite folgte mit dem Zerfall Jugoslawiens 1991 und den darauf folgenden Krisen.
Romanischsprachiger Raum
In Frankreich leben nach Schätzungen der serbischen Auslandsvertretungen und Kulturvereine bis zu 120.000 Serben.
In Italien leben nach der Volkszählung aus dem Jahre 2005 65.000 Staatsangehörige Serbien-Montenegros, davon sind bis zu 30.000 Serben. In diesem Fall kann man davon ausgehen, dass unter 50% serbischstämmig sind, denn Italien ist seit je her ein beliebtes Immigrationsziel der albanischstämmigen Bevölkerung aus dem Kosovo.
In Rumänien gibt es eine starke serbische Minderheit im Banat rund um Timişoara und Orşova mit zum Teil rein serbischen Ortschaften wie Ivanda (Kreis Timiş), Belobreşca, Câmpia, Divici, Liubcova, Măceşti, Moldova Veche, Pojejena, Socol, Zlatiţa (alle Kreis Caraş-Severin) und Sviniţa (Kreis Mehedinţi).
Skandinavien
Die Volkszählung Ende 2005 in Schweden erfasste die Ausländer nach dem Geburtsland. Dabei sind 78.000 in Serbien-Montenegro geboren. Gleichzeitig wird ausgesagt, dass 107.000 Personen selber oder Eltern haben, die in Jugoslawien geboren sind. Bezieht man noch die Einbürgerungen seit über 40 Jahren, ebenso wie ein Drittel der in Bosnien-Herzegowina geborenen (insg. 55.000), ein, so kann man von ca. 100.000 Serben in Schweden ausgehen.
In Norwegen leben ca. 10.000-15.000 Serben. Die Angaben stammen vom Januar 2007. Dabei kommen 12.500 Menschen aus Serbien und 15.667 aus Bosnien-Herzegowina (ca. eine Drittel serbischstämmig).
Quellen: siehe Tabelle
Literatur
Die Südslawen und ihre Identität(en) - Eine Untersuchung in Deutschland lebender Bosnier, Kroaten und Serben Autor: Katja Kukolj
Gajić Zoran (2005): Wiener Serben. Universität Wien, Wien
Kultur
Sprache
Serben sprechen die serbische Sprache, in Serbien überwiegend die ekavische Variante. Die Sprache entspricht weitgehend dem im 19. Jahrhundert standardisierten Serbokroatischen. In Bosnien und Herzegowina, Kroatien und Montenegro wird das Serbische überwiegend in der ijekavischen Variante gesprochen. Zudem existiert auch die ikavische Variante, die jedoch keine Schriftsprache darstellt und mundartlich kaum noch angewendet wird, höchstens als halbikavisch oder halbijekavisch[35][36]. Im Klerus der serbisch-orthodoxen Kirche wird noch das Kirchenslawisch serbischer Varietät bewahrt. Eine Besonderheit bilden die serbischen Walachen. Nach der letzten Volkszählung 2002 deklarierte sich etwa ein Drittel der etwa 55.000 Walachisch Sprechenden als Serben.[37]
Schrift
Sowohl das kyrillische Alphabet, die Azbuka vom serbischen Reformator Vuk Stefanović Karadžić, als auch das lateinische Alphabet, ergänzt durch serbische Sonderzeichen, sind im Gebrauch, wobei in der Verfassung Serbiens von 2006 festgelegt wurde, dass das Kyrillische den Vorzug vor der lateinischen Schrift besonders in Behörden, wie auch im Schulunterricht, hat[38].
Nachnamen
Schätzungen zufolge haben mehr als zwei Drittel der serbischen Nachnamen ein ić als Endung. Das ić ist ein serbisches Diminutiv. Da der Buchstabe ć in Westeuropa nicht gebräuchlich ist, wurde er früher in der Regel als ich, itch, itsch oder itz umschrieben. Das ć wird dabei als ein weiches tsch ausgesprochen. Serbische Nachnamen sind zumeist Patronyme oder Metronyme. Bei Patronymen wird, je nachdem was für ein Konsonant oder Vokal am Ende des Namens steht, ein ev, ov bzw. v eingefügt. Bei männlichen Namen, wie Nikola oder Kosta, entfällt das a und wird nur mit einem ić ersetzt, was zu Nikolić bzw. Kostić führt. Das gilt auch für die Metronyme, da nahezu alle weiblichen Namen mit einem a enden, wie in den Beispielen Marić von Mara und Radić von Rada. So bedeuten z.B. die serbischen Familiennamen Martinović, Konstantinović sowie Stefanović - Martin, Konstantin und Stefan sein Kindlein/Sprössling.
Bei serbischen Nachnamen gibt es im Gegensatz zu Russischen keine Angleichung bezüglich des Geschlechts des Namensträgers. Weitere Endungen sind u.a. -in, -ski, -ev, -ov, -ac, -ak, -ca, seltener -elj. Die am weitesten verbreitetsten Familiennamen sind Jovanović (von Johannes), Petrović (von Peter), Marković (von Marko) sowie Djordjević (von Georg). [39]
Religion
Die ethnischen Serben bekennen sich mit einer sehr großen Mehrheit zur Serbisch-Orthodoxen Kirche und damit zum orthodoxen Christentum (serbisch Pravoslavlje Православље).[40] An zweiter Stelle folgen die sich als Atheisten bekennende Serben. Neben diesen gibt es auch einige sich als Protestanten, römische Katholiken, Muslime und Anhänger anderer Religionen bekennende Serben. Einige Ethnologen sind der Meinung, dass Serben, Bosniaken und Kroaten ihre Volkszugehörigkeit vor allem durch ihre Religionszugehörigkeit bzw. ihren Standpunkt zur Religion definieren und sich damit mit dem entsprechenden Kulturkreis identifizieren.
Die serbische Identität und Kultur ist stark vom orthodoxen Christentum geprägt. So wurde die Schrift über die missionierenden orthodoxen Mönche und sog. Slawenlehrer Kyrill und Method den Serben bekannt gemacht. Diese Errungenschaft die Angleichung der griechischen kyrillischen Schrift an das bis dato an den christlichen Höfen belächelte einfache Altserbische war entscheidend für die kulturelle Entfaltung serbischer Literatur, Kunst, Baukunst, Politik und Religiosität, weshalb Kyrill und Method heute als Heilige verehrt werden. Die orthodoxe Kirche hat des Weiteren die ersten Bildungsinstitutionen bei den Serben eingeführt und im 12. Jahrhundert das erste geschriebene Gesetzbuch, das Nomokanon des heiligen Sava von Serbien etabliert. Sie wird als Bewahrerin der serbischen Identität, Tradition und Geschichte angesehen.
Serbischer Gruß
Ein markantes Symbol der Serben ist der serbische Gruß, bei dem Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger emporgestreckt werden. Die drei Finger (Tri prsta) sind religiösen Ursprungs und gehen auf die von der serbisch-orthodoxen Kirche gelehrte Dreifaltigkeit Gottes zurück. Als Gruß in Verwendung ist er mittlerweile zudem zum serbischen Pendant des englischen Victoryzeichens geworden. Gerne wird der Gruß von serbischen Sportlern und Politikern genutzt.
Serbisches Kreuz
Ein weiteres Symbol ist das serbische Kreuz. Das Symbol wird heute dahin gedeutet, dass die Symbole als kyrillische S als Abkürzung für den Slogan Samo Sloga Srbina Spasava (Nur die Eintracht rettet den Serben) stehen.
Kolo
Bis in die heutige Zeit überlebte bei den Serben der altertümliche Reigen der auf serbisch Kolo (kyr. коло) genannt wird. Heute wird der kollektive Tanz üblicherweise mit Blasmusik und Akkordeon begleitet, wo früher überwiegend Flöte, Gusla und andere mittelalterliche Instrumente verwendet wurden. Es gibt unzählige Varianten des Kolo unter denen die berühmtesten das Srpsko und Užičko Kolo sind.
Einzelnachweise
- ↑ selo=Dorf, zudem slawisches Toponym
- ↑ (Slawija?)
- ↑ (Bassorbia zu Bessarabien?)
- ↑ (slaw. Obri für Awaren)
- ↑ Heinz Schuster-Šewc, Poreklo i istorija etnonima Serb
- ↑ a b c H. Brachmann: Sorben. In: Lexikon des Mittelalters, 1999, VII, Sp. 2057.
- ↑ Hilza Elina, Die Sorben/Wenden in Deutschland, Haus für sorbische Volkskultur Bautzen
- ↑ Darstellung von Heinz Schuster-Šewc
- ↑ A. Kazhdan: Serboi. In: Oxford Dictionary of Byzantium, 1991, III, 1875.
- ↑ Alfred Stückelberger, Gerd Graßhoff (Hrsg.): Ptolemaios, Handbuch der Geographie, Schwabe Verlag, Basel 2006, S. 530f
- ↑ Alfred Stückelberger, Gerd Graßhoff (Hrsg.): Ptolemaios, Handbuch der Geographie, Schwabe Verlag, Basel 2006
- ↑ Zoran Konstantinović: Deutsche Reisebeschreibungen über Serbien und Montenegro. Südosteuropäische Arbeiten 56 (1960).
- ↑ E. Bohm: Elb- und Ostseeslaven. In: Lexikon des Mittelalters, 1999, III, Sp. 1782.
- ↑ K. Blaschke: Meißen. In: Lexikon des Mittelalters, 1999, VI, Sp. 477.
- ↑ Г. Острогорски (Hrsg.): Византијски извори за историју народа Југославије, 1959, II, 47.
- ↑ Constantine Porphyrogenitus, De administrando imperio, übersetzt von R.J.H Jenkins, griech. Text von GY. Moravcsik, 1967 Trustees of Harvard University (englisch), ab S. 153
- ↑ P.B. Golden: AL-ṢAḲĀLIBA. 1. The Ṣaḳāliba of Northern and Eastern Europe. In: Encyclopaedia of Islam2, 1995, VIII, 875-876.
- ↑ Daten zu Ethnien der Volkszählung 2002 in Mazedonien
- ↑ Statistische Auswertung zu VZ in Slowenien
- ↑ RTS-Bericht zu der Wiedereinbürgerung der in Slowenien lebenden Serben (serbisch)
- ↑ Offizielle Bestätigung
- ↑ CIA The World Factbook - Kosovo
- ↑ IDP Serben aus dem Kosovo in Serbien
- ↑ Statistisches Amt Montenegro
- ↑ Bevölkerungsveränderung in Kroatien
- ↑ Hinweis auf Daten Volkszählung 1989
- ↑ Diskriminierung der Serben in Albanien Serbisches Ministerium für die Diaspora Bericht über Situation der Serben in Albanien Archiv Veröffentlichung der serbischen Regierung zur Situation der Serben in Albanien Information und Historie Serbianunity zur Situation der Serben in Albanien Bericht UNHCR zu Minderheiten
- ↑ Government of the Republic of Serbia – Ministry for Diaspora
- ↑ Außenministerium der Republik Serbien
- ↑ a b 2004 210.000 Staatsangehörige aus Serbien Montenegro
- ↑ Statistik Austria
- ↑ Statistisches Bundesamt Deutschland: [1]
- ↑ Über uns | Zentralrat der Serben in Deutschland
- ↑ Statistische Daten 2001 Österreich
- ↑ Karte 1 Serbokroatische Mundarten
- ↑ Karte 2 Serbokroatische Mundarten
- ↑ Volkszählung 2002: Rumänen: 34.576; Muttersprache rumänisch: 34.515; Walachen: 40.054; Muttersprache walachisch: 54.818 (etwa +30%)
- ↑ Constitution of the Republic of Serbia - I CONSTITUTION PRINCIPLES - Article 10
- ↑ Serbische Nachnamen
- ↑ Zensus zur Religionzugehörigkeit