Elisabeth Zorell
Elisabeth Zorell, geb. Specht (* 1. März 1896 in München; † 20. April 1993 in Regensburg), war eine deutsche Pädagogin, Erziehungswissenschaftlerin und Schuldirektorin.
Leben und Wirken
Sie war die älteste von drei Töchtern eines Postamtmannes und einer bayer. königl. Putzmacherin. Trotz sehr guter Schulleistungen durfte Elisabeth Specht keine höhere Ausbildung absolvieren. Nach langer Überzeugungsarbeit genehmigte ihr der Vater schließlich, sich extern auf das Lehrerinnenexamen vorzubereiten, das sie 1915 erfolgreich ablegte. Anschließend arbeitete die junge Lehrerin an Volksschulen in Bad Tölz und München. Nebenbei holte sie das Abitur nach und studierte an der Universität von München u.a. Deutsch, Geschichte und Pädagogik. 1927 heirtatete sie und übersiedelte mit ihren Mann nach Hamburg. Dort setzte sie ihr Studium fort und unterrichtete noch an einem privaten Mädchengymnasium. Nach Scheidung (1933), Verhaftung und Schutzhaft (1935) kehrte Elisabeth Zorell über Berlin und Marquartstein (dort unterrichtete sie im hiesigen Landerziehungsheim) 1937 wieder in ihre Geburtsstadt zurück. Sie übernahm eine Dozentur am Städt. Kindergärtnerinnen-, Hortnerinnen- und Jugendleiterinnenseminar, dessen Leitung ihr 1945 übertragen wurde. Bis 1961 leitete Elisabeth Zorell die Ausbildungsstätte.
1945 promovierte sie bei Philipp Lersch über Die weibliche Entwicklung nach Leistung und Charakter. Eine experimental-psychologische Untersuchung. Die Promovendin untersuchte ca. 300 Schülerinnen im Alter von 11 bis 21 Jahren mittels eines Arbeitsversuches, um die weibliche geistige Entwickung zu verfolgen und ein Bild von der Leistungsfähigkeit und dem Wesen des weiblichen Jugendlichen zu gewinnen. Hierbei handelte es sich um das Verfahren des einstündigen pausenlosen Dauerrechnens in Gestalt des fortlaufenden Addierens, wobei Eigentempo als Bedingung und unbedingte Höchstleistung als Ziel gesetzt (Zorell 1949, S. 44) waren.
Als der Pestalozzi-Fröbel-Verband 1948 ins Leben gerufen wurde, gehörte Elisabeth Zorell zu den führenden Gründungsmitgliedern und initiierte im Oktober 1948 die Gründung einer Zweigstelle in München. Bis zu ihrem Tod gehörte sie dem Fachverband an für dessen Fachzeitschrift Blätter des Pestalozzi-Fröbel Verbandes sie viele Beiträge verfasst hatte.
Elisabeth Zorell betonte in ihren Publikationen und ungezählten Vorträgen stets den sozialpädagogischen Auftrag des Kindergartens, weil er
- a) dem Kind eine geeignete 'Spiel- und Beschäftigungswelt' schafft, wie sie eine Familie heute kaum geben kann; aber auch, weil er
- b) dem Kind zu einer seiner Entwicklung gemäßen 'Lösung von der mütterlichen Welt' hilft und ihm Freiheit schenkt für die Befriedigung seiner Interessen in einer kindgemäßen Umwelt; weil er
- c) dem Kind vor der Schule einen 'Raum' bietet, in dem Tätigsein und Liebe noch verbunden und 'Leistungen', die einer späteren Zeit vorbehalten sind, noch 'nicht verlangt' sind[1].
Quellen
- Die weibliche Entwicklung nach Leistung und Charakter. Eine experimental-psychologische Untersuchung, München 1949
- Erziehungskunde, Bad Heilbrunn 1971
- Der Schulkindergarten in: Brehm, K.(Hrsg.): Pädagogische Psaychologie der Bildungsinstitutionen, Bd. II., München 1968, S. 57-70
Literatur
- Verein zur Förderung der Sozialpädagogischen Ausbildung e. V. (Hrsg.): Erzieher in Bogenhausen. Vom Kindergärtnerinnenseminar zu den Sozialpädagogischen Fachschulen. Aspekte und Wandlungen. Festgabe für Frau Dr. Zorell, München 1981
- Manfred Berger: Frauen in der Geschichte des Kindergartens. Ein Handbuch, Frankfurt/Main 1995, S. 200-204
- Pestalozzi-Fröbel-Verband (Hrsg.): Die Geschichte des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes, Freiburg/Brsg. 1998, S. 133
Weblink
Einzelnachweis
- ↑ Zorell 1971, S. 50