Ogier Ghislain de Busbecq

Diplomat
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Ogier Ghislain de Busbecq (* 1522 in Comines bei Lille; † 28. Oktober 1592 auf Schloss Maillot in Saint-Germain-sous-Cailly bei Rouen), auch bekannt unter der latinisierten Form seines Namens Augerius Gislenius Busbequius, war ein Humanist und Diplomat.

Ogier Ghislain de Busbecq, Stich aus dem 17. Jahrhundert

Ogier Ghislain de Busbecq wurde in Flandern als Untertan Karls V. geboren, blieb er bis an sein Lebensende den Habsburgern verbunden. Er studierte in Löwen, Paris, Venedig, Bologna und Padua. Er war Schüler des Erasmus von Rotterdam und wurde auf Reisen nach England geschickt, bevor er im Herbst des Jahres 1554 vom römisch-deutschen König und späteren Kaiser Ferdinand I. als Botschafter zu Süleyman I. nach Konstantinopel geschickt wurde, um einen Waffenstillstand mit dem Osmanischen Reich auszuhandeln, um das geschwächte Reich der Habsburger zu entlasten. Tatsächlich gelang dies Busbecq, trotz mangelnder Sprachkenntnisse und diplomatischen Erfahrungen einen mehrjährigen Waffenstillstand auszuhandeln.

Busbecq fand den Sultan aber nicht in seiner Residenz vor und musste ihm weit in den Osten, in die alte Königsstadt Amasya, nachreisen. Als er den Sultan endlich antraf, hatte dieser augenscheinlich jedoch gerade keine Lust auf Friedensgespräche und wies ihn mit den Worten „Guisel, Guisel“, „schön, schön“, ab. Zum Trost schenkte er Busbecq ein paar Tulpen- und Hyazinthenzwiebeln, dazu einige Fliederpflänzchen. All dies brachte Busbecq mit nach Hause und führte diese Pflanzen, unter Vermittlung seines Freundes Charles de l’Écluse, dadurch in Westeuropa ein. Später bot ihm ein Untergebener im Namen des Sultans mit einer Prämie eine Konvertierung an, wohl wegen dessen diplomatischen Fähigkeiten, die der Sultan bemerkt hatte. Busbecq lehnte jedoch ab, woraufhin sein Gegenüber eine erstaunliche Religionstoleranz zeigte.

Titelblatt der Turcicae epistolae, 1595

Bekanntheit unter klassischen Philologen erwarb sich Busbecq dadurch, dass er unterwegs in Ankara eine fast vollständig erhaltene Kopie der Res Gestae Divi Augusti, des Rechenschaftsberichts des römischen Kaisers Augustus, entdeckte, das sogenannte Monumentum Ancyranum. Sein Reisebericht auf Latein schildert ausführlich die Karawansereien und das politische System. Noch heute werden Teile dieses Berichts für Lateinunterricht verwendet. Während seines Aufenthalts in Konstantinopel begegnete er überdies zwei Personen, die noch des Krimgotischen mächtig waren; die von Busbecq behelfsmäßig aufgezeichneten Wörter und Sätze sind unsere einzigen Zeugnisse dieser mittlerweile untergegangenen Sprache.

Nach seiner Rückkehr betätigte er sich in Wien als Lehrer der Söhne Maximilians II. – und auch dessen Tochter Elisabeth. Als diese 1570 den französischen König Karl IX. heiratete, folgte er ihr als Hofmarschall nach Paris. Auf dem Weg nach Flandern wurde er bei Rouen von Katholiken ermordet. Sein Körper wurde in der Schloßkapelle von Saint-Germain-sous-Cailly beerdigt und sein Herz nach Bousbecque geschickt, wo es im Familiengrabstatt beerdigt wurde.

Schriften

  • Bartelameus de christisch overwinnaar, Paris 1595.
    • The Turkish letters of Ogier Ghislain de Busbecq: imperial ambassador at Constantinople 1554-1562, transl. from the Latin ... by Edward Seymour Forster. Oxford 1927. Reprint 1968
    • Vier brieven over het gezantschap naar Turkije, Hilversum 1994. ISBN 90-6550-007-3
  • Opera omnia quae extant. Leiden, Elzevier 1633.
  • Les écritures de l'ambassade: les Lettres turques d'Ogier Ghiselin de Busbecq. Traduction annotée suivie d'une étude littéraire. These von Dominique ARRIGHI, 2006, Sorbonne, Paris.

Literatur

  • C. T. Forster; F. H. B. Daniell, eds., The Life and Letters of Ogier Ghiselin de Busbecq. London 1881.
  • Arend H. Huussen: Het Leven van Ogier Ghislain de Busbecq. En het verhaal van zijn avonturen als keizerlijk gezant in Turkije. 1554-1562. Leiden 1949.
  • Ignace Dalle: Un européen chez les Turcs. Auger Ghiselin de Busbecq 1521-1591, Paris 2008.
  • Ogier Ghiselin de Busbecq. Les Lettres Turques, Übersetzung in französisch von Dominique ARRIGHI, Honoré Champion, Champion Classiques collection, ISBN 978-2-7453-2038-4, Vorwort von Gilles Veinstein, ottomanische Geschichte Professor, Collège de France.
  • Victor von Kraus: Busbeck, Angerius Ghislain von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 633–635.