Georgi Fingow

bulgarisch-österreichischer Architekt
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Juni 2010 um 14:36 Uhr durch Vammpi (Diskussion | Beiträge) (Leben). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Georgi Dimitrow Fingow (auch Georgi Dimitrov Fingov geschrieben, bulgarisch Георги Димитров Фингов; * 13. Mai 1874 in Kalofer, Osmanisches Reich, heute in Bulgarien; † 10. Januar 1944 in Sofia) war ein bulgarisch-österreichischer Architekt. Er starb während der Bombardierung von Sofia 1944. Georgi Fingow ist Vater des Architekten Dimitar Fingow. Georgi Fingow gilt als erster Vertreter der Secession, besonders der Wiener Secession in der Bildende Kunst in Bulgarien.

Leben

Geboren wurde Georgi Fingow in der im Balkangebirge gelegene Stadt Kalofer in der Familie des Lehrers Dimitar Fingow. Kalofer war eines der Zentren der bulgarischen nationalen Wiedergeburt und sein Vater lehrte einiger der berühmtesten Persönlichkeiten dieser Epoche: der Revolutionär Christo Botew und der Schriftsteller Iwan Wasow und war später mit ihnen befreundet. Nach dem Abschluss der Zellenschule in Kalofer wurde besuchte Georgi ab 1888 das Knabengymnasium (heute Alexandrow-Gymnasium) in Plowdiw, das er 1892 mit Auszeichnung abschloss.

 
Der ehemalige Philipphof von Karl König

Noch im selben Jahr ging Georgi Fingow nach Wien, wo er an der Technischen Hochschule Architektur studierte. In Wien angekommen wurde er von Jurdan Milanow, der ebenfalls an der Hochschule Architektur studierte aufgenommen. Das Studium, das ihm bereits seine Schullehrer in Kunst Anton Mitow und Iwan Angelow nachgelegt hatten, absolvierte er 1898 ebenfalls mit Auszeichnung. Ab 1897 war er im Büro von Prof. Karl König. Dort entwirft er die Details für die Kuppel des Philipphofs (zerstört im Zweiten Weltkrieg). Im letzten Jahr seines Studiums war Fingow Assistent am Lehrstuhl für Antike Architektur bei Prof. Karl Mayreder (Autor der Stadtplanung von Köln und Salzburg). In dieser Zeit arbeitete Fingow auch im Mayreders Büro und im von ihm geleiteten Stadtregulierungsbüro beim Magistrat in Wien. So wurde war er am Bau der Wiener Karlskirche und am der Zeichnung diverser Regulationspläne beteiligt.

In Bulgarien angekommen gründete er im Plowdiw eigenes Architekturbüro. In de Zeit bis 1901 war in einer Arbeitsgemeinschaft mit W. Walkowitsch tätig und danach allein praktizierender Architekt. 1902 übersiedelte Fingow nach Sofia, wo er ab August Abteilungsleiter für Architektur bei der Gemeinde Sofia eingestellt wurde. Gleichzeitig gründete er mit Kiril Maritschkow ein gemeinsames Architekturbüro. Als 1908 Maritschkow zum Bürgermeister der bulgarischen Hauptstadt gewählt worden, beendeten sie 1909 ihre Zusammenarbeit. Ab 1903 bis 1906 war Fingow Abteilungsleiter für Bau und Erhaltung von Schlössern im Ministerium für öffentliche Bauten, Straßen und Städtebau als Nachfolger des Österreichers Friedrich Grünanger.

1907 verlässt Fingow das Ministerium und wurde selbstständig, seine Stelle im Ministerium wurde dabei von Dimo Nitschew und Nikola Jurukow besetzt. 1910 studierte Fingow gemeinsam mit Jurukow im Auftrag des Unternehmers S. Slawow Technologien der Herstellung von Steinprodukten in Italien, Deutschland und der Donaumonarchie. In Nitschew und Jurukow gründete Fingow 1911 das gemeinsame Architekturbüro Fingow, Nitschew und Jurukow (bulg. Фигов, Ничев и Юруков).

Zwischen 1912 und 1918 werden alle drei in den Balkankriegen (1912/13) und im Ersten Weltkrieg einbezogen. Nach den Kriegen verlässt Jurukow, wegen zunehmender politische Tätigkeit das gemeinsame Büro. Als Nachfolger trat bis 1926 G. Apostolow bei. Bis 1926 arbeitet Fingow mit Nitschew und Apostolow und bis 1938 selbstständig.

Georgi Fingow starb auf tragischer Weise am 10. Januar 1944 während der Bombardierung von Sofia im Zweiten Weltkrieg.

Bekannte Werke

Datei:Sofia-old-architecture-gruev.jpg
Das Gebäude der Staatlichen Versicherungsgesellschaft in Sofia
  • Französische Mädchenschule (1898, heute theologisches Seminariat mit Walkowitsch) in Plowdiw
  • Haus von Rimalowski (1899) in Plowdiw
  • Haus von Najden Prangow (1900) in Plowdiw
  • Evangelische Kirche (1901, Sachat Tepe) in Plowdiw
  • Bäckerei Papadopoulos (1901) in Plowdiw
  • Haus von Hariton Genadiew
  • Haus von Petar Schischkow (1902, heute Gebäude der Gemeinde Kasanlak) in Kasanlak
  • Berufsschule des Frauenvereins „Muttersorge“ (1901) in Plowdiw
  • Verwaltungsgebäude der Handelsfirma „H. Gjokow“ (1901) in Plowdiw
  • Zaun des Botanischen Gartens (1903) in Sofia
  • Haus von Adolf Funk (1902, heute Versicherungsgesellschaft) in Sofia, Bulevard Dondukow
  • Ausstellungspavillon für Marmorprodukte (1904, neben dem ehemaligen Finanzministerium, später abgetragen) in Sofia
  • Zollamt und Hafenverwaltung (1905-1907 mit Kiril Maritschkow) in Burgas
  • Haus von S. und W. Drenkowi (1905, heute Griechische Botschaft) in Sofia
  • Haus von Generalmayor K. B. Petkow (1905) in Sofia, Str. Schipka 23
  • Haus von Otto Derkens (1905, heute Europabank für Rekonstruktion und Entwicklung) in Sofia, Str. Moskowska 17
  • Königliches Jagdschloss „Zarska Bistriza“ (1905) im Rila-Gebirge, in der Nähe von Borowez
  • Pavillon in der fürstlichen Residenz (1905) in Kritschim
  • Restaurant „Battenberg“ (1905 mit Maritschkow, zerstört während der Bombardierung von Sofia 1944) in Sofia
  • Restaurierung des Klosters Hl. Dimitar (1906) in der königlichen Residenz Ewksinograd bei Warna
  • Villa im Schloss Wrana (1906) in Sofia
  • III. Knabengymnasium „Gladstone“ (1906, heute Schule Hl. Kiril und Method) in Sofia
  • Berufsschule für Mädchen „Maria Louisa“ (1907, heute Museum des Innenministeriums) in Sofia, Str. Lawele 30
  • Hotel Splended Palace (1907, heute Hotel) in Sofia, Str. Triadiza 5
  • Deutsche Schule (1907 mit Maritschkow, heute Magistratsgebäude) in Sofia, Str. Paris 5
  • Evangelische Kirche (1907 mit Maritschkow) in Sofia
  • 18. Polytechnisches Gymnasium (1907 mit Maritschkow) in Sofia
  • Krankenhaus des Roten Kreuzes (1907 mit Maritschkow, heute Teil des Unfallkrankenhauses) in Sofia
  • Haus von General Paprikow (1907 mit Maritschkow) in Sofia
  • Haus von Kap W. Lazarow (1907 mit Maritschkow) in Sofia
  • Kulturhaus „Elena und Kiril Awramowi“ (1907 mit Maritschkow) in Swischtow
  • Haus von Georgi Fingow (1907, die Kopf-Plastik am Eingang ist von Andrej Nikolow) in Sofia, Str. Schipka 38
  • Direktion der Eisenbahnen (1908 mit Maritschkow) in Sofia, Str. 6. September/Gen. Gurko
  • Haus von Elena Gorgas (1908 mit Maritschkow, heute Residenz des französischen Botschafters) in Sofia, Str. Oborischte 29
  • Haus Fingow und Maritschkow (1909 mit Maritschkow, später abgetragen) in Sofia
  • Haus für die Erben von Petko Ratschow Slawejkow (1909 mit Maritschkow) in Sofia
  • III. Progymnasium „Graf Ignatiew“ (1911-1912 mit Maritschkow) in Sofia
  • Grundschule „Georgi Sawa Rakowski“ (1911-1912 mit Nitschew und Nikola Jurukow) in Sofia
  • Bank von Sofia (1913 mit Nitschew und Jurukow, heute Zentralverwaltung der Staatlichen Sparkasse und der DSK Bank) in Sofia, Str. Moskowska 19

Literatur