Die Lettische Sprache (Lettisch) ist die Amtssprache in Lettland.
Lettisch (Latviešu) | ||
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Gesprochen in |
Lettland | |
Sprecher | 1,4 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Lettland, Europäische Union | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
lv | |
ISO 639-2 | (B) lav | (T) |
Allgemeine Beschreibung
Das Sprachkürzel nach ISO 639 ist lv bzw. lav.
Lettisch gehört zusammen mit dem Litauischen und der ausgestorbenen kurischen Sprache zur östlichen Gruppe der baltischen Sprachen innerhalb der indoeuropäischen Sprachen. Es hat sich aus dem in Lettgallen gesprochenen Lettgallischen entwickelt und ist in seiner Struktur moderner als die litauische Sprache. Das Vokabular enthält viele Lehnwörter, aus dem Deutschen, aber auch aus dem Schwedischen und Russischen und neuerdings aus dem Englischen.
Das Lettische wird mit lateinischer Schrift geschrieben. Die erste Grammatik des Lettischen wurde von einem Deutschen, J. Rehehusen, in 1644 herausgegeben (Manuductio ad linguam lettonicam facilis). Ursprünglich wurde eine an das Deutsche angelehnte Orthographie verwendet, Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch in einer radikalen Rechtschreibreform eine phonologische Schreibweise eingeführt. Diese verwendet einige diakritische Zeichen, vor allem den Überstrich zur Anzeige eines langen Vokals und das Komma unter einem Konsonanten zur Anzeige der Palatalisierung.
Typisch für die lettische Sprache ist das Fehlen von Artikeln, das Anhängen eines -s/-is an maskuline, und eines -a/-e an feminine Substantive, auch wenn es sich um ausländische Eigennamen handelt, sowie der Umstand, dass ausländische Lehnwörter und auch Eigennamen der Aussprache folgend "lettisch" wiedergegeben werden (z.B. Gerhards Šrēders für Gerhard Schröder).
Geschichte im 20. Jahrhundert
Lettisch war während der Zeit der sowjetischen Okkupation einer gezielten Politik der Sprachunterdrückung unterworfen, die letztlich wohl zum Linguizid geführt hätte, wenn Lettland nicht 1991 erneut unabhängig geworden wäre. So wurde durch gezielte Förderung der Einwanderung Lettisch fast zur Minderheitensprache im eigenen Land (1990 gerade noch 51% Lettischsprachige in Lettland, in der Hauptstadt Riga nur noch etwa 30%). Darüber hinaus wurde die lettische Sprache gezielt aus der Öffentlichkeit verdrängt und das Russische zur von allen Teilen der Bevölkerung beherrschten Sprache gemacht, so dass die Beherrschung des Lettischen für Nicht-Letten keinen praktischen Wert mehr hatte, zumal Russisch auch Amtssprache war. Es bedurfte drastischer Maßnahmen, um diesen Zustand zumindest teilweise wieder rückgängig zu machen, was dann auch die Kritik einiger westlicher Länder auf sich zog. Im Jahre 2003 sprachen wieder 63% Prozent der Einwohner Lettlands lettisch, und alle Schulkinder müssen neben ihrer Muttersprache auch Lettisch lernen, so dass man damit rechnen kann, dass in einigen Jahrzehnten Lettisch wieder den Status erreicht haben wird, der für eine Nationalsprache in Europa der gewöhnliche ist. Da viele ältere Russischsprachige sich bis heute weigern, Lettisch zu lernen, die Erlernung des Lettischen zur Erlangung der lettischen Staatsbürgerschaft für eine Zumutung halten und die Mehrheit der Kinder der russischsprachigen Minderheit auf zweisprachige Schulen geht, ist die Existenz des Russischen in Lettland auf mittlere Sicht in keiner Weise gefährdet.
Seit dem 1. Mai 2004 ist Lettisch eine der Amtssprachen in der EU.
Mit dem Beitritt Lettlands zur EU und der Übersetzung umfangreicher Gesetzestexte zeigen sich Lücken im lettischen Vokabular. Das staatliche Übersetzungsbüro prüft und verabschiedet Wortneuschöpfungen.
Alphabet
Das lettische Alphabet besteht aus 33 Zeichen: Aa Āā Bb Cc Čč Dd Ee Ēē Ff Gg Ģģ Hh Ii Īī Jj Kk Ķķ Ll Ļļ Mm Nn Ņņ Oo Pp Rr Ss Šš Tt Uu Ūū Vv Zz Žž
Aussprache
Im Lettischen liegt die Betonung fast immer auf der ersten Silbe. Es gibt wenige Ausnahmen, so werden zum Beispiel die Floskeln "labdien" (Guten Tag) oder "labvakar" (Guten Abend) auf der letzten Silbe betont.
Die Vokale mit Makron (also ā, ē, ī und ū) werden lang ausgesprochen, wogegen die normalen Vokale sehr kurz sind, am Wortende meist kaum hörbar. Das "Komma" unter beziehungsweise über den Konsonanten g, k, l und n führt zur Palatalisierung. Das ģ wird beispielsweise als eine Art "gj" ausgesprochen, tendiert aber schon leicht zum "dj". Besonders die Laute ķ und ļ bereiten Ausländern, die die Sprache lernen, Probleme. Die Buchstaben Č, Š und Ž werden wie "tsch", "sch" (stimmlos) und "sch" (stimmhaft) ausgesprochen.
Das C wird als tz gesprochen, E wird in den meisten Fällen wie ä gesprochen, seltener als e wie im Deutschen. Das wird H nicht gehaucht, sondern wie "ch" (wie in hauchen) gesprochen. Das R wird wie in vielen slavischen Sprachen oder wie im Italienischen oder Spanischen gerollt. S wird stets stimmlos, das Z als stimmhaftes s ausgesprochen. Das V wird im Gegensatz zum deutschen nie wie F, sondern immer wie das deutsche W gesprochen.
Grammatik
Wie oben erwähnt, enden Wörter des Männlichen Geschlechts bis auf wenige Ausnahmen immer auf -s, -is oder -us und weibliche Wörter stets auf -a oder -e. Es gibt einige weibliche Wörter, die auf -s enden, zum Beispiel govs (Kuh) oder pils (Burg/Schloss). Es gibt im Männlichen Geschlecht 4 Deklinationsklassen, im Weiblichen 3. Zu den uns aus dem Deutschen bekannten vier Fällen Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ kommen noch Lokativ und Vokativ.
Fall | Frage | (Jautājuma vards) |
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Nominativ (Nominatīvs) | wer? was? | kas? |
Genitiv (Ģenitīvs) | wessen? | kā? |
Dativ (Datīvs) | wem? | kam? |
Akkusativ (Akuzatīvs) | wen? was? | ko? |
Instrumental (Instrumentālis) | womit? mit wem? | ar ko? |
Lokativ (Lokatīvs) | wo? | kur? |
Vokativ (Vokatīvs) | (Anredeform) | --- |
Die Verben enden auf -ēt, -āt, -īt, -ot oder t. Es gibt 3 Konjugationsklassen.
Bemerkenswert ist, dass auf jede Präposition zwar ein bestimmter Fall folgen muss (auf pie (bei) beispielsweise folgt immer Genitiv), aber in der Mehrzahl folgt auf jede Präposition der Dativ. In diesem Beispiel heißt "Bei dem Freund" Pie drauga, aber "Bei den Freunden" Pie draugiem.
Weblinks
- http://lv.wikipedia.com/ -- Lettische Wikipedia
- http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,301705,00.html - mit Hinweisen zu Neologismen im letzten Absatz