Konrad Duden

deutscher Philologe und Herausgeber des ersten deutschen Rechtschreibwörterbuchs
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Konrad Alexander Friedrich Duden (* 3. Januar 1829 auf dem Gut Bossigt in Lackhausen bei Wesel; † 1. August 1911 in Sonnenberg bei Wiesbaden) war ein Gymnasiallehrer und trat als Philologe und Lexikograf hervor. Von ihm stammt die Idee für das nach ihm benannte Rechtschreib-Wörterbuch der deutschen Sprache, den „Duden“.

Leben

 
Archigymnasium Soest
 
Konrad-Duden-Denkmal im Stiftsbezirk Bad Hersfeld
 
Rutheneum Schleiz, heute Duden-Museum
 
Konrad-Duden-Denkmal im Kurpark Bad Hersfeld
 
Dudenhaus Bad Hersfeld - Wohnhaus Konrad Dudens von 1876-1905, jetzt Ort des Konrad-Duden-Museums
 
Jugendstilgrabstein von Konrad Duden
 
Die 3. Auflage des Duden 1887
 
Der „Buchdruckerduden“ 1903

Nach seinem Abitur 1846 an dem später nach ihm benannten Konrad-Duden-Gymnasium in Wesel studierte Konrad Duden vier Semester Geschichte, Germanistik und klassische Philologie in Bonn. Dort trat er der Studentenverbindung Germania Bonn bei und beteiligte sich an den Demonstrationen der Burschenschaften im europäischen Revolutionsjahr 1848. 1854 holte er mit besonderer Genehmigung das Staatsexamen an der Universität Bonn nach, und im gleichen Jahr promovierte Konrad Duden – in absentia, das heißt aufgrund der schriftlich eingereichten Arbeit und ohne die übliche mündliche Prüfung – an der Philosophischen Fakultät der Universität Marburg mit der Dissertation "De Sophoclis Antigona". Die Referendarzeit am Archigymnasium in Soest brach er 1854 ab und nahm eine Hauslehrerstelle in Italien/Genua an; von hieraus hat er im übrigen bereits sein Promotionsverfahren in Marburg betrieben. In Messina lernte er Adeline Jakob, die Tochter des deutschen Konsuls, kennen. Dort heiratete er 1861 Adeline. Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor.

1859 nach Deutschland zurückgekehrt, arbeitete er als Lehrer und im beruflichen Aufstieg als Direktor (Prorektor) am Archigymnasium Soest. 1869 wurde er als Gymnasialdirektor nach Schleiz (Thüringen) berufen.

1876 wurde er Direktor des Königlichen Gymnasiums zu Hersfeld. Hier veröffentlichte er 1880 sein wichtigstes Werk: Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache

1905 trat er in den Ruhestand und nahm seinen Alterswohnsitz in Sonnenberg bei Wiesbaden. Er starb dort im Jahr 1911 und wurde auf eigenen Wunsch im Familiengrab in Bad Hersfeld beigesetzt.

Siehe auch: Konrad-Duden-Gymnasium

Bedeutung

Er setzte sich sein Leben lang für die Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung ein. Das im Jahre 1880 erschienene Werk „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ gilt als der „Urduden“ und enthält 28.000 Stichwörter auf 187 Seiten. 1902 beschloss der deutsche Bundesrat Dudens „Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis“ für alle Bundesstaaten des Deutschen Reiches als verbindlich, Österreich-Ungarn und die Schweiz schlossen sich an. Entsprechend ist „Schlag im Duden nach!“ ein geflügeltes Wort bei Unsicherheiten in der deutschen Rechtschreibung. Der „Duden“ in seiner aktuellen 25. Auflage (2009) enthält 135.000 Stichwörter.

Politisches Wirken

Ein weiteres geflügeltes Wort ist durch Dudens politisches Wirken begründet: „Nimmst den Duden Du zur Hand, denke stets an Denunziant!“ Die in Zürich erschienene Wochenzeitschrift „Der Sozialdemokrat – Internationales Organ der Sozialdemokratie deutscher Zunge“ berichtet im Dezember 1879 über Dudens Auftreten in der Gesellschaft und seinen Umgang mit politisch Andersdenkenden:

"—k— Kassel, 5. Dezember. Einen Beweis dafür, daß die schuftigen Piloth’s noch immer nicht ausgestorben sind, und daß das deutsche Denunziantenwesen keineswegs mit dem Attentatswahnsinn ein Ende genommen hat, lieferte vor Kurzem der Hersfelder Gymnasialdirektor Dr. Duden. Dieser sich auf seine „humanistische“ Bildung nicht wenig zu gute thuende Gelehrte ist im gewöhnlichen Leben wegen seiner anmaßenden Rechthaberei und seines Pedantismus ein nichts weniger als angenehmer Gesellschafter, welche Eigenschaften durch seinen fanatischen Liberalismus nicht genießbarer werden. Es vertragen sich deshalb mit dem Schulzopf auch nur wenige Menschen und selbst in Beamtenkreisen ist er ziemlich gemieden. Am antipathischsten aber war ihm der Kreisthierarzt Fürer, ein wirklich gebildeter und erfahrener, in Hersfeld allgemein beliebter Mann, der trotz seiner amtlichen Stellung offen den fortgeschrittensten politischen und sozialen Anschauungen huldigte und in diesen Punkten mit der Sozialdemokratie übereinstimmte, welche er, namentlich auch gelegentlich der Attentate, oft gegen die wüthenden Anfeindungen der sogenannten „bessern Gesellschaft“ Hersfelds und besonders auch gegen den Sozialistenfresser Duden in Schutz nahm. Insbesondere ließ Fürer den Duden, als dieser einmal in Gegenwart einiger Beamten, Bürger und auch Gymnasiasten mit ihm Streit über den Sozialismus angefangen hatte, bös abblitzen, indem er ihm seine kolossale Unwissenheit in dieser Materie so schlagend nachwies, daß der ordnungswüthige Schulmann zum Gespött Hersfelds wurde. Ehren-Duden aber wußte sich in glänzender Weise zu rächen. indem er sich hinsetzte und eine gepfefferte Denunziation gegen den schneidigen Kreisthierarzt schrieb ! Er führte aus, daß er es nicht nur nicht für unehrenhaft, sondern geradezu für seine Pflicht halte, einen königl. Beamten, der an einem öffentlichen Orte sozialdemokratische Lehren zum Vortrag bringe und die der Duden’schen Aufsicht übergebenen Schüler für die sozialistische Sache zu gewinnen suche, bei seinen Vorgesetzten zur Anzeige zu bringen. Und diese Vorgesetzten, nämlich das Provinzial-Schulkollegium dahier, waren des wackeren Duden durchaus würdig, indem sie die Denunziation begierig annahmen und „behördlichst“ weiter leiteten. Natürlich wurde nun gegen den „pflichtvergessenen“ Beamten, der sich herausgenommen hatte, anders als die Regierung zu denken und die vogelfreien Sozialisten zu vertheidigen, eine gewaltige hochnothpeinliche Untersuchung eingeleitet, — deren Ende war, daß der Berliner Disziplinargerichtshof Kreisthierarzt Fürer wegen „Dienstvergehens“ zur Absetzung verurteilte. — Herr Fürer wird sich als renommirter Veterinär wohl auch ohne die Beamtenqualität weiter zu helfen wissen, um so mehr, als ihm die Sympathie aller Wohlmeinenden sicher ist. Der Schuft Duden aber mag hiemit an den verdienten Schandpfahl genagelt werden !"[1]


Werke

  • Die deutsche Rechtschreibung. Abhandlung, Regeln und Wörterverzeichniß mit etymologischen Angaben. Für die oberen Klassen höherer Lehranstalten und zur Selbstbelehrung für Gebildete, Verlag B.G. Teubner, Leipzig 1872 (sog. Schleizer Duden)
  • Anleitung zur Rechtschreibung, (2. Auflage 1878)
  • Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache, nach den neuen preußischen und bayerischen Regeln, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig 1880. Faksimile: Bibliographisches Institut, Mannheim 1980.
  • Orthographischer Wegweiser für das praktische Leben. Verzeichnis sämtlicher deutschen und der meisten Fremdwörter, zahlreicher Eigennamen aus der Geographie und Geschichte, sowie vieler Personennamen der Gegenwart, in einheitlicher Schreibung. Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig 1881.
  • Vollständiges Orthographisches Wörterbuch für die Schule. Nach den amtlichen Regeln der neuen Orthographie. Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig 1882.
  • Etymologie der neuhochdeutschen Sprache, 1893
  • Orthographisches Wörterverzeichnis. Reihe Meyers Volksbücher. Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien o.J. [1902].
  • Rechtschreibung der Buchdruckereien deutscher Sprache, Leipzig und Wien 1903 (auch bekannt als „Buchdruckerduden“)

Trivia

Ins Reich der Legende muss folgende, amüsante Anekdote verwiesen werden, da bei ihr schon der Vorname der Ehefrau nicht stimmt:

Konrad Duden amüsiert sich mit seinem Zimmermädchen und wird dabei von seiner Ehefrau ertappt. Diese empört sich: "Konrad, ich bin überrascht!", worauf dieser ungerührt antwortet: "Irrtum, Mathilde, Du bist erstaunt. Der Überraschte bin ich."

Literatur

  • Wilhelm Kroh: Konrad Duden (1829-1911) / Gymnasialdirektor. In: Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830-1930. Herausgegeben von Ingeborg Schnack. Vierter Band. Marburg a. L. 1950, S. 52-59.
  • DUDEN. Gedenkschrift zu seinem 150. Geburtstag am 3. Januar 1979. Herausgegeben von der Stadt Bad Hersfeld. Bad Hersfeld 1979.
  • Wolfgang Ullrich Wurzel: Konrad Duden. 2. durchgesehene Aufl. Leipzig 1985.
  • Pierre Even: Konrad Duden in Sonnenberg und Wiesbaden. In: Nassauische Annalen Bd. 105, Wiesbaden 1994, S. 223-233.
  • Wolfgang Ullrich Wurzel: Konrad Duden. Leben und Werk. Mannheim und anderswo 1998, ISBN 3-411-70701-1
  • Anke Goldberg: Konrad Duden. Schreibe, wie Du sprichst. Sutton Verlag, Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-093-9
  • Otto Basler: Duden, Konrad Alexander. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 153 f. (Digitalisat).
  • Stefan Alles: Duden, Konrad Alexander, in: Hessische Biographie, Online auf dem Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen (LAGIS), Website bei der Philipps-Universität Marburg
  1. Der Sozialdemokrat Nr. 12 v, 21.12.1879