Paul von Lettow-Vorbeck

deutscher Kolonialbeamter und General
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Paul von Lettow-Vorbeck (* 20. März 1870 in Saarlouis, † 9. März 1964 in Hamburg) war preußischer Generalmajor und Schriftsteller.

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Paul von Lettow-Vorbeck

Von Lettow-Vorbeck nahm an der Niederschlagung des Boxeraufstandes (1900/1901) in China teil. In der deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika hatte er zwischen 1904 und 1908 ein Kommando bei der Bekämpfung der Aufstände der Herero und der Nama inne.

Tätigkeit in Deutsch-Ostafrika

Im 1. Weltkrieg war von Lettow-Vorbeck Kommandeur der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika. Ihm gelang es, Deutsch-Ostafrika als einzige deutsche Kolonie bis zum Ende des Krieges gegen die britischen, indischen, belgischen und portugiesischen Truppen zu verteidigen, obwohl diese sowohl zahlenmäßig als auch Ausrüstung und Nachschub betreffend weit überlegen waren. Hierbei wendete er äußerst erfolgreich kühne Guerilla-Taktiken an; von einer Gebietsverteidigung der deutschen Kolonien konnte keine Rede sein - sie waren flächenmäßig fast vollständig in der Hand der Entente. Trotzdem kämpfte er mit seiner Truppe, die nur zu einigen Hunderten aus Weißen bestanden, bis 1918 weiter. Er kapitulierte schließlich einige Tage nach der Abdankung des Kaisers, nachdem er bereits in die englische Kolonie Nordrhodesien einmarschiert war, dort bei Kasama. Die Nachricht über den deutschen Waffenstillstand erreichte ihn erst durch den britischen Unterhändler, da er keine Kommunikationsmöglichkeiten mehr nach Deutschland hatte (ein von Deutschland aus entsandter Zeppelin hatte über dem Sudan umkehren müssen).

Zurückgekehrt nach Deutschland unterstützte er die Maßnahmen von Gustav Noske.

Freikorps / Kapp-Putsch

In Hamburg begannen am 23. Juni 1919 Aufstände wegen verdorbener Lebensmittel (die sogenannten Sülze-Unruhen). Vier Tage nach Beendigung der Kampfhandlungen marschierte Lettow-Vorbeck mit dem »Korps Lettow« am 1. Juli 1919 in Hamburg ein, obwohl bereits wieder Ruhe eingekehrt war. Das Korps verhielt sich wie in einer besetzten Stadt in Feindesland. Von Lettow-Vorbeck trat mit seinem Korps der von Korvettenkapitän Hermann Ehrhardt geführten Brigade Ehrhardt als Divisionskommadeur bei. 1920 schied er wegen Teilnahme am Kapp-Putsch aus dem aktiven Militärdienst aus. Während des Putsches beanspruchte Lettow-Vorbeck die Herrschaft über Mecklenburg.

Weimarer Republik und "Drittes Reich"

Bereits kurz nach Ende des Kriegs veröffentlichte er zwei Bücher, die sich mit seiner Zeit in Ostafrika beschäftigten (s.u.), die heute umstritten diskutiert werden. Darin forderte er die Rückgabe der Kolonien mit der Begründung, die Siegermächte hätten sie sich zur Erweiterung eigener Kolonialbestände einverleibt, von "Befreiung" könnte keine Rede sein. Von 1929 bis 1930 war er Abgeordneter der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) im Reichstag. Von 1933-1945 hieß ein Gymnasium in Bremen nach ihm Lettow-Vorbeck Schule, das heutige Hermann-Böse-Gymnasium, wo er Vorträge hielt, in denen er desgleichen die Rückgabe der Kolonien forderte.

Von Lettow-Vorbeck wurde 1933 von Hitler umworben und erfolglos zum Eintritt in die NSDAP aufgefordert. 1938 ernannte Hitler den 68jährigen trotzdem zum General zur besonderen Verwendung. Im gleichen Jahr wurde auch die Leeraner Kaserne nach ihm benannt.

Letzte Jahre

Nach Kriegsende, inzwischen 75jährig, verdingte er sich u.a. als Gärtner. Da die Bundesregierung eine Rente nicht vorsah, sammelte sein Gegner aus dem 1. Weltkrieg, Jan Christiaan Smuts, unter seinen Offizieren finanzielle Unterstützung für ihn. Als von Lettow-Vorbeck 1964 in Hamburg starb, reisten eigens einige noch lebende Askaris der ehemaligen Schutztruppe an, um "ihrem" General die letzte Ehre zu erweisen.

Literatur

  • Meine Erinnerungen aus Ostafrika, Koehler Verlag, Leipzig 1920
  • Heia Safari!, von Hase Verlag, Leipzig 1920 (Kurzfassung des o.e. Werkes)
  • Afrika, wie ich es wiedersah, J. F. Lehmanns Verlag, München 1955
  • Mein Leben, Koehlers Verlaggesellschaft, Biberach an der Riss 1957
  • Kwa Heri Bwana, Paul von Lettow-Vorbeck, Kleins Verlaganstalt, Lengerich 1925-30