Bernd Eisenfeld

deutscher Historiker und DDR-Oppositioneller
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Bernd Eisenfeld (* 9. Januar 1941 in Falkenstein/Vogtl.,† 12. Juni 2010) in Berlin, Pseudonym Fred Werner, war ein deutscher Historiker und DDR-Oppositioneller.

Leben

Bernd Eisenfeld wird 1941 in Falkenstein im Vogtland geboren. Sein Vater wurde als NSDAP-Mitglied von den Sowjets in ein Arbeitslager gesteckt, aus welchem er 1949 als Invalide heimkehrt. Nach der Schule erlernt Eisenfeld 1955 zunächst den Beruf des Bankkaufmanns. Über den zweiten Bildungsweg studiert Finanzwirtschaft an der Fachschule in Gotha. Ab 1962 arbeitet er bei der Deutschen Notenbank in Karl-Marx-Stadt. Trotz einer erfolgreichen Eignungsprüfung wurde er 1965 nicht zum Fernstudium der Philosophie und Kulturwissenschaften an der Universität Halle zugelassen.

Wehrdienstverweigerung

1966 verweigert Eisenfeld den Wehrdienst an der Waffe, da er keinen Eid auf die SED leisten will. Als dieser dennoch in den Unterlagen als geleistet vermerkt wird, legte Eisenfeld Protest ein.[1] Als sogenannter Bausoldat kommt er in Kontakt mit anderen Oppositionellen. Nach seiner Dienstzeit wird er von der Staatsbank entlassen und mit einem Berufsverbot belegt. Fortan organisiert er Bausoldatentreffen unter dem Dach der Kirche.

Verhaftung wegen Unterstützung des Prager Frühlings

Nachdem er im März 1968 auf einer Diskussionsveranstaltung in Halle den Verfassungsentwurf von 1968 kritisiert, sich offen für Informationsfreiheit und Demokratie ausspricht und dabei auf die reformkommunistische Bewegung Dubčeks in der ČSSR verweist, leitet die Staatssicherheit den operativen Vorgang „Bank“ gegen ihn ein. Zusammen mit zweien seiner Brüder reist er im Mai 1968 nach Prag. Aus Kritik an der Intervention des Warschauer Paktes verfasst er am 23. August einen Solidaritätsbrief an die tschechoslowakische Botschaft. Mitte September druckt er rund 180 kritische Flugblätter, die er auf dem Theaterplatz in Halle verteilt. Auf diesen zitierte er, ohne jeglichen Kommentar, LeninsDekret über den Frieden“. Als er Tags darauf weitere Flugblätter im Kino verteilen will, wird er festgenommen. Es folgte Untersuchungshaft beim Staatssicherheitsdienst und später die Verurteilung zu zweieinhalb Jahren Haft wegen „staatsfeindlicher Hetze“ der schweren Kategorie. Er durchlief die Haftanstalten Berlin-Rummelsburg, Cottbus und Bautzen I und musste, da er eine Zurücknahme seiner Äußerungen verweigerte, die Haftstrafe vollständig absitzen. Auch während seiner Haft wurde er mittels eines Zellen-Informators von der Stasi überwacht. Seiner Lebensgefährtin bot man eine Rente, sofern sie sich von ihm trennen würde, was diese verweigerte. Nach seiner Entlassung engagiert er sich wieder im Friedenskreis Halle und in der Bausoldatenbewegung.

Leben im Westen

Nach mehreren abgelehnten Ausreiseanträgen können Eisenfeld und seine Familie 1975 die DDR in Richtung West-Berlin verlassen. Dort leben sie zunächst ein halbes Jahr in einem Zimmer des Notaufnahmelagers Marienfelde. Zunächst als freier Autor unter dem Pseudonym Fred Werner verfasste er zahlreiche Werke zur Wehrdienstverweigerung in der DDR. Als Vorsitzender des Verbandes ehemaliger DDR-Bürger in West-Berlin half er politisch Verfolgten aus der DDR. Ab 1985 arbeitete er beim Gesamtdeutschen Institut. Bis 1989 wurde Eisenfeld weiterhin vom MfS operativ bearbeitet. So beeinträchtigte die Staatssicherheit erfolgreich seinen beruflichen Werdegang, indem sie den Verdacht auslöste, Eisenfeld selbst arbeite für die Stasi. Ferner plante man, ihn während eines DDR-Besuchs anlässlich der Konfirmation seines Neffens erneut zu verhaften. Mit der Auflösung des Gesamtdeutschen Instituts wechselte Eisenfeld zur Bundeszentrale für politische Bildung nach Bonn, ehe er 1992 eine Anstellung bei der Gauck-Behörde in Berlin bekam. Seit 2000 war er Leiter des Sachgebiets Forschung bei der BStU. 2001 unterzeichnete Eisenfeld einen offenen Brief des Bürgerbüros Berlin, in welchem zur Nichtwahl der PDS aufgerufen wurde.[2]

Werke

Quellen

Einzelnachweise

  1. Vgl. Neubert, Ehrhart: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989, Berlin 1997, S. 193.
  2. Vgl. Presseerklärung des Bürgerbüros vom 9. Oktober 2001.