Bill Clinton

42. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Juli 2005 um 21:14 Uhr durch 62.245.75.55 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

William “Bill” Jefferson Clinton (* 19. August 1946 in Hope, Arkansas als William Jefferson Blythe IV) war von 19932001 der 42. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Er war der Nachfolger von George H. W. Bush (Senior) und Vorgänger von George W. Bush (Junior). Er gehört der Demokratischen Partei an. Clinton ist Baptist und seit 1975 mit Hillary Clinton verheiratet, mit der er die gemeinsame Tochter Chelsea Clinton hat.

Clinton 1997

Clinton gilt als einer der populärsten Präsidenten der USA.

Bill Clinton 1995 im britischen Parlament

Kindheit

Clinton wurde drei Monate nach dem tödlichen Verkehrsunfall seines Vaters geboren. Er wuchs mit Alkohol und Gewalt in seiner Familie auf und lernte früh, mit privaten Problemen umzugehen und sie von der Öffentlichkeit fernzuhalten. Als er vier Jahre alt war, heiratete seine Mutter Virginia Kelley nach wechselnden Lebensgefährten den aus Hot Springs, Arkansas stammenden Roger Clinton. In Bills High-School-Zeit nahm er dessen Zunamen an. Bill Clinton hat einen jüngeren Bruder Roger Clinton.

Ausbildung

Clinton machte einen Abschluss an der Georgetown University in international affairs und ging mit einem Rhodes-Stipendium für ein Jahr an die Universität Oxford nach England, womit er auch eine Einberufung zum Wehrdienst in Vietnam umging. Er gehörte offenkundig zur 68er-Generation und war ein guter Student. Zu Studienzeiten war er politisch sehr interessiert, experimentierte auch mit Haschisch (ohne zu inhalieren!). Er äußerte später, froh zu sein, in den 1960er Jahren aufgewachsen zu sein, einer Zeit mit viel Idealismus, so Clinton.

Im Jahr 1973 machte er seinen Abschluss in Rechtswissenschaften an der Yale-Universität, wo er auch seine spätere Frau Hillary Rodham Clinton kennenlernte, und ging in die Politik, für die er sich schon früh interessierte.

Politische Laufbahn

1974 kandidierte er für einen Abgeordnetensitz im Repräsentantenhaus, unterlag aber knapp dem republikanischen Amtsinhaber John Paul Hammerschmidt.

1976 wurde Clinton in das Amt des Justizministers von Arkansas gewählt. Zwei Jahre später erhob man ihn mit nur 32 Jahren zum Gouverneur von Arkansas, dem damals jüngsten Regierungschef eines US-amerikanischen Bundesstaates.

1980 wurde Clinton jedoch wieder abgewählt, was für ihn nach eigener Aussage sehr lehrreich war. 1982 trat Clinton jedoch erneut an und wurde wieder Gouverneur von Arkansas bis er Präsident der USA wurde.

Erste Amtszeit

Wahlkampf

Datei:Bill Clinton mit Al Gore.jpg
Clinton, Gore

1991 beschloss Clinton, als Präsident zu kandidieren. Während der gesamten Wahlkampfzeit lag er nicht zuletzt wegen seiner erfolgreichen Anknüpfung am historischen Mythos des früheren Präsidenten John F. Kennedy, mit dem er anfangs oft verglichen wurde, mit deutlichem Vorsprung in Führung.

Bei den Präsidentschaftswahlen vom 3. November 1992 gewann Clinton mit 43 % vor dem amtierenden George H. W. Bush (38 %) und dem unabhängigen Kandidaten Ross Perot (19 %). Er zog daraufhin am 20. Januar 1993 als 42. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ins Weiße Haus ein.

Als Vizepräsident wurde Al Gore vereidigt.

Innenpolitik

Innenpolitisch waren Clintons vorrangigste Ziele während seiner Amtszeit die Einführung der Krankenversicherung, die Aussöhnung mit Vietnam, die Bekämpfung von Drogenmissbrauch, Waffengewalt und Armut in den USA. Als Angehöriger der Woodstock-Generation setzte sich Clinton für eine Demokratisierung in sozialen und kulturellen Fragen ein, etwa durch sein Engagement gegen AIDS, den Rassenhass und bei der Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften.

Vor allem aber hatte sich Clinton der Aufgabe verschrieben, die von seinen Amtsvorgängern Ronald Reagan und George Bush hinterlassene höchste Staatsverschuldung in der Geschichte der USA, sowie jährliche Haushaltsdefizite von über 200 Milliarden US-Dollar abzubauen.

Außenpolitik

Datei:Bill Clinton spielt vor Boris Jelzin Saxofon.jpg
Boris Jelzin verfolgt Clintons Spiel am Saxofon

Clinton sah sich selbst als Multilateralist und Weltbürger.

Im Nahostkonflikt gelang es Clinton zwischen Jassir Arafat und Jitzhak Rabin zu vermitteln und trug damit maßgeblich zu einer Entspannung im Nahen Osten bei, die bis September 2000 anhielt.

Zudem bemühte Clinton sich um die Aussöhnung der USA mit der Volksrepublik China, die Demokratisierung Russlands und die Beseitigung der politischen Folgen des Kalten Krieges. Insbesondere die Beziehungen der USA zu Deutschland, das er oft bereiste und zu dem er auch privat gute Kontakte hatte, intensivierte er.

Rückblickend äußerte Clinton sich 2005 zum Völkermord in Ruanda: „Was habe ich falsch gemacht? Dass wir nicht in Ruanda einmarschiert sind. Das ist damals innerhalb von 90 Tagen geschehen, dieser Völkermord. Ich weiß, dass ich nur ganz schwer die Zustimmung des Kongresses erhalten hätte. Aber ich hätte es versuchen sollen. Ich hätte Leben retten können. Das war ganz sicher das schwerste Versäumnis meines Lebens. Ich werde das nie verwinden.“ (übersetzt aus dem Englischen)

Der Nato-Einsatz gegen Jugoslawien 1999 wurde von Clinton maßgeblich mitentschieden. Nach dem misslungenen Einsatz in Somalia war die Devise der Clinton-Regierung “No Dead”: unter keinen Umständen sollte es amerikanische Tote geben. Der Krieg wurde deswegen vor allem mit Bombern geführt und die amerikanischen Truppen bei der folgenden UNO-Friedensmission verhielten sich sehr passiv.

Zweite Amtszeit

Bestätigung im Amt

Die Präsidentschaftswahl 1996 gewann Clinton mit 50 % der Stimmen klar gegen seinen republikanischen Herausforderer Bob Dole (41 %) sowie den unabhängigen Kandidaten Ross Perot (8 %) und wurde somit im Amt bestätigt.

Lewinsky-Affäre

Die zweite Amtszeit wurde von einer Affäre mit einer Praktikantin Monica Lewinsky überschattet, mit der er Oralsex im Weißen Haus hatte. Der Ort der Handlung wurde spöttisch als Oral-Office (statt Oval-Office) bezeichnet.

Clinton sah sich selbst als Zielscheibe einer Hetzkampagne der politischen Rechten der USA. Tatsächlich war man mit allen Mitteln bemüht, belastendes Material gegen Clinton zu finden. Auch seine Frau Hillary blieb von den langwierigen Untersuchungen durch Sonderermittler Kenneth Starr nicht verschont. Dabei wurde auch ein zweifelhaftes Grundstücksgeschäft aus seiner Zeit als Gouverneur in Arkansas bekannt (Whitewater-Affaire). Während der Ermittlungen beklagten mehrere Frauen sexuelle Belästigung durch Bill Clinton, mindestens einer zahlten die Clintons in einer außergerichtlichen Einigung eine Entschädigung für ihr weiteres Schweigen.

In der Folge der Kampagne wurde ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn eingeleitet, das jedoch scheiterte. Auch in Clintons Privatleben fanden sich keine strafrechtlich belastenden Punkte. Clinton klärte nach anfänglichem Leugnen die Affäre auf und kritisierte später die Heuchelei in Gesellschaft und Politik. Hierbei bekam er internationale Unterstützung, etwa durch Auftritte Nelson Mandelas oder König Hussein II. im US-Fernsehen.

Er sah sich nicht als Opfer der Kampagne und äußerte, die offene Schlacht gewonnen zu haben, wenngleich die Affäre in seinem Privatleben eine Niederlage darstellte. Tatsächlich stand ein großer Teil der Bevölkerung trotz der Affäre hinter ihm und verurteilte die Versuche der Republikaner gegen Clinton und ließen 1998, als alle Fakten bekannt waren, Clintons Demokraten gegen die Republikaner siegen. Auch seine Ehefrau Hillary verzieh ihm letztlich die Affäre, selbst wenn es ihre Ehe schwer belastete. An Rücktritt dachte er während der Affäre nie, wie er später beteuerte.

Bill Clinton erhielt den Deutschen Medienpreis 1999 in Baden-Baden. Die Stadt Aachen ehrte Clinton 2000 mit dem Karlspreis.

Außenpolitik

Auch in der zweiten Amtszeit lag ein großer Schwerpunkt Clintons auf internationaler Politik. So war er bemüht, das Verhältnis zwischen Vietnam und den USA zu normalisieren. Auch wurde unter Clinton das Kyoto-Protokoll unterschrieben, welches durch die spätere Bush-Regierung dann wieder abgelehnt wurde. Im Wesentlichen hat die Clinton-Regierung ihre Außenpolitik an wirtschaftlichen Gegebenheiten ausgerichtet: jede außenpolitische Entscheidung musste diesen Abwägungen standhalten, bevor sie durch den Senat ratifiziert wurde. Aus diesem Grund kam es in der Ära Clinton zu keinen wesentlichen Veränderungen in der Außenpolitik der USA.

Internationaler Terrorismus

In die Amtszeit Clintons fielen verstärkte Aktivitäten des Terrornetzwerkes Al Kaida. So kam es 2000 auch zu einem Angriff auf das US-Militärschiff USS Cole (DDG-67) durch Terroristen in der jemenitischen Hafenstadt Aden. Die Regierung Clinton begann mit der Suche nach Osama bin Laden, dessen Terror-Organisation nach Clintons Amtszeit verantwortlich für die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA war. Die Informationslage zu Clintons Zeit war jedoch nicht ausreichend, bin Laden aufzufinden. Zudem fehlten Clinton noch rechtliche Möglichkeiten zu einer umfassenderen Terrorbekämpfung, die erst seinem Nachfolger nach den Anschlägen gegeben wurden.

Leben nach der Präsidentschaft

Clinton konnte seine Präsidentschaft am 20. Januar 2001 als einer der erfolgreichsten Präsidenten abschließen. Er galt sowohl als national als auch international ausgesprochen beliebter Präsident. Seit dem Tag seines Ausscheidens aus dem Amt gehört seine Ehefrau Hillary Clinton dem US-Senat an.

Umweltpolitik und Gesundheitspolitik seines Amtsnachfolgers George W. Bush kritisierte Clinton, deutete jedoch politische Unterschiede meist nur dezent an. Den Einsatz in Afghanistan noch unterstützend, kritisierte er seinen Nachfolger dafür, dass er den Golfkrieg begann, obwohl UN-Waffeninspektor Hans Blix seine Arbeit noch nicht abgeschlossen hatte und eine Frist von wenigen Wochen forderte, in der der Irak weitere Untersuchungen zulassen sollte. Bush marschierte dennoch im Irak ein. Versuche Bushs, einen angeblichen Zusammenhang zwischen Bin Laden und Saddam Hussein darzustellen, kritisierte Clinton ebenfalls.

Seine Autobiografie Mein Leben (original My Life) erschien in Deutschland am 8. Juli 2004 und liefert eine persönliche, aber auch eine politische Rückblende. Sie zu schreiben bezeichnete Clinton als hart, aber befreiend. Das Buch wurde weltweit ein großer Erfolg, Clinton erhielt ein Honorar in zweistelliger Millionenhöhe.

Beim Wahlkampf 2004 unterstützte Clinton John Kerry, mit dem er auch privat befreundet ist.

Im September 2004 wurde bekannt, dass Clinton sich einer Bypass-Operation am Herzen unterziehen musste, welche er aber komplikationslos überstand.

Im November 2004 wurde in Hope die William J. Clinton Presidential Library eröffnet. Die Kosten des von James Polshek geplanten Gebäudes betrugen 165 Mio. Dollar, die durch Spenden finanziert wurden. Zur Eröffnung sagte der amtierende Präsident: „Wenn Clinton die Titanic wäre, würde der Eisberg sinken“.

Am 1. Februar 2005 wurde Clinton von UN-Generalsekretär Kofi Annan zum Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen für die Koordination der Hilfs- und Wiederaufbaumaßnahmen nach der Tsunami-Katastrophe in Südostasien ernannt.

Zitate

  • “I did not have sexual relations with that woman.” (Bill Clinton im Zusammenhang mit der Affäre Lewinsky)
  • “Ich habe nicht inhaliert" (Clintons Aussage bezüglich des Drogenvorwurfs)

Literatur


Vorlage:Wikiquote1 Vorlage:Commons1

Vorlage:Navigationsleiste Präsidenten der USA