Bahnstrecke Luleå–Narvik

Bahnstrecke in Schweden und Norwegen
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Die Erzbahn ist die nördlichste Strecke, die mit dem übrigen Streckennetz Westeuropas verbunden ist. Sie verläuft von Südosten nach Nordwesten vom schwedischen Luleå am Bottnischen Meerbusen über die Eisenerzabbaugebiete von Malmberget und Kiruna (nördlich des Polarkreises gelegen) zum norwegischen Hafen Narvik, wo sich auf 68° 26' nördlicher Breite der nördlichste Bahnhof Westeuropas befindet. In Schweden wird die Strecke als Malmbanan (Erzbahn), in Norwegen als Ofotbanen (nach der Landschaft Ofoten bzw. dem Ofotfjord) bezeichnet.

Luleå–Narvik[1][2][3][4]
Strecke der Bahnstrecke Luleå–Narvik
Streckenlänge:473 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV 162/3 Hz ~
Strecke nach rechts und geradeausStrecke nach links und geradeaus
Abzweig nach rechts und geradeausStrecke nach rechts
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
Erzhafen Sandskär
Bahnhof
0 Luleå C
Abzweig nach linksBetriebs-/Güterbahnhof rechts
5 Notviken Wartungs- und Instandhaltungswerkstatt
Abzweig nach rechts und geradeaus
Bahnstrecke Gammelstad–Karlsvikshyttan
ehemaliger Bahnhof
9 Gammelstad
Haltepunkt / Haltestelle
14 Sunderby sjukhus (Krankenhaus Sunderby)
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
28 Sävast
Strecke nach rechts und geradeausAbzweig nach rechts
Umgehungsstrecke für Erzzüge
StreckeAbzweig nach rechts und geradeaus
Stambanan genom övre Norrland
StreckeBahnhof
36 Boden C
Strecke nach linksAbzweig nach links und geradeaus
Abzweig nach rechts
Haparandabahn
Haltepunkt / Haltestelle
123 Murjek
ehemalige Grenze
Polarkreis
Råne älv
Haltepunkt / Haltestelle
156 Nattavaara
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
166 Kilvo
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
173 Nuortikon
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
184 Ripats
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
191 Harrträsk
Bahnhof
204 Gällivare
Abzweig nach links
204 Inlandsbahn
Kopfbahnhof links (Strecke außer Betrieb)Abzweig ehemals nach rechts
211 Malmberget
Strecke nach rechts und geradeausAbzweig geradeaus, nach rechts und von rechts
204
ehemaliger Haltepunkt / HaltestelleStrecke
213 Koskullskulle
Betriebs-/Güterbahnhof StreckenendeStrecke
215 Vitåfors (Erzverladung)
Haltepunkt / Haltestelle
262 Fjallåsen
Haltepunkt / Haltestelle
265 Kaitum
265 Kaitumälven
Haltepunkt / Haltestelle
276 Sjisjka
290 Kalixälven
Betriebs-/Güterbahnhof linksAbzweig geradeaus, nach rechts und von rechts
337 Svappavaara (Erzverladung)
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
297 Råtsi
Bahnhof
304 Kiruna C
Abzweig geradeaus, nach links und von linksBetriebs-/Güterbahnhof rechts
Sjöbangården (Erzverladung)
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
305 Kiruna Malmbangård und Kiruna Lokbangård
Haltepunkt / Haltestelle
355 Torneträsk
Bahnhof
397 Abisko Östra
Haltepunkt / Haltestelle
399 Abisko Turiststation
399 Abiskojåkk
Strecke nach rechts und geradeaus (außer Betrieb)Abzweig ehemals nach rechts
Tunnel (Strecke außer Betrieb)Tunnel
404 Nuoljatunnel (alt 875 m, neu 1.431 m)
Strecke nach links (außer Betrieb)Abzweig ehemals nach links und geradeaus
Haltepunkt / Haltestelle
406 Björkliden
Tunnel
Tornehamntunnel (586 m)
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
411 Tornehamn
Haltepunkt / Haltestelle
423 Låktatjåkka
Tunnel
Kedgevaggetunnel (165 m)
Bahnhof
426 Vassijaure
Haltepunkt / Haltestelle
430 Katterjåkk
Haltepunkt / Haltestelle
433 Riksgränsen
Grenze
Grenze Schweden/Norwegen
Haltepunkt / Haltestelle
435 Bjørnfjell
Strecke nach rechts und geradeaus (außer Betrieb)Abzweig ehemals nach rechts
Norddalbrücke
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)Haltepunkt / Haltestelle
440 Søsterbekk
Strecke nach links (außer Betrieb)Abzweig ehemals nach links und geradeaus
Haltepunkt / Haltestelle
446 Katterat
Haltepunkt / Haltestelle
455 Rombak
Haltepunkt / Haltestelle
463 Straumsnes
Bahnhof
473 Narvik
Abzweig nach linksStrecke nach links und geradeaus
Betriebs-/Güterbahnhof StreckenendeStrecke
Erzhafen Narvik
Betriebs-/Güterbahnhof Streckenende
Hafen Fagernes

Geschichte

Erst der Bau der Bahnstrecke ermöglichte die Ausbeutung der Eisenerzvorkommen bei Kiruna. Daher wurde sie bereits im 19. Jahrhundert in Angriff genommen. Allerdings hatten die zunächst britisch geführten Baugesellschaften mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen und es kam im Verlauf zu mehreren Unterbrechungen und Insolvenzen. Daher konnte im 19. Jahrhundert nur der Teil von Kiruna nach Luleå fertiggestellt werden. Dies war wegen der langen Transportwege und der Vereisung des Hafens von Luleå im Winter noch keine befriedigende Lösung. Die Vollendung des Teilstücks nach Narvik wurde schließlich um die Jahrhundertwende in Angriff genommen, nachdem der schwedische Staat (Schweden und Norwegen bildeten damals eine Union) das Projekt übernommen hatte. 1903 schließlich war die Bahnstrecke fertiggestellt. Das Teilstück zwischen Riksgränsen auf dem Rücken des 500 Millionen Jahre alten kaledonischen Gebirgszuges und Narvik am Ofotfjord war hierbei eine besonders große Herausforderung, da hier auf 40 km Bahnstrecke, teils an steilen Berghängen entlang, ein Höhenunterschied von 520 m zu überwinden war.

Die Elektrifizierung erfolgte zwischen 1915 und 1923.

 
Denkmal zur Errichtung der Erzbahn in Kiruna
 
Die längste Brücke, auf norwegischer Seite gelegen, wurde lediglich aus strategischen Gründen errichtet und ist inzwischen außer Betrieb

Andere nördlichste Eisenbahnstrecken Westeuropas

  • Die nördlichste Eisenbahnstrecke befand sich auf Spitzbergen, wo ein Kohlebergwerk eine 3 km lange schmalspurige Grubenbahn betrieb. Das Bergwerk wurde 1963 stillgelegt.
  • Die nördlichste Eisenbahnstrecke, die in Betrieb steht, ist die normalspurige Grubenbahn der Eisenerzgrube Sydvaranger bei Kirkenes. Die 8 km lange Strecke war von 1997 bis September 2009 stillgelegt.[5]

Betrieb

 
SJ-Nachtzug im Björnfjell

Der Personenfernverkehr Narvik–Kiruna–Luleå bzw. weiter nach Stockholm wird schon seit vielen Jahren mit von Rc bespannten Wagenzügen, teilweise mit Kinowagen („bio på tåg“) und Speisewagen, durchgeführt. Im Januar 2000 übernahm nach gewonnener Ausschreibung Tågkompaniet die Verkehre von der SJ, seit Juni 2003 fährt Connex (heute Veolia Transport). In der Regel nutzen die „privaten“ Betreiber von der Staatsbahn angemietetes Material. Auffallend waren allerdings die bis 2002 eingesetzten ehemaligen deutschen Rheingold-Aussichtswagen, von denen Tågkompaniet fünf Stück im Einsatz hatte. Seit 2008 wird nur noch ein Zugpaar von Veolia Transport gefahren, die übrigen Züge wieder von der SJ.

Zwischen Narvik und verschiedenen Endpunkten auf norwegischem Gebiet gab es Regionalverkehr, der mit norwegischen Triebwagen der Reihe Bm 68 gefahren wurde. Er wurde in den 1990er Jahren eingestellt.

Ebenfalls vorrangig dem Regionalverkehr dient ein Zugpaar, das morgens von Kiruna nach Narvik und abends zurück fährt. Dieser sogenannte „Karven“ wurde im Jahr 2005 von der neuen Narviker Bahngesellschaft OBAS (Ofotbanen AS) im Auftrag von Connex gefahren, weil letztere in Norwegen nicht selber fahren durfte. Sie setzte dazu angekaufte ältere norwegische B3-Reisezugwagen und eine El 13 ein. Heute wird der Regionalverkehr wieder von Connex selbst durchgeführt, wobei der Nachtzug auch Teil des regionalen Angebotes ist.

Eisenerzzüge

 
Dm3 von Narvik her vor Kiruna mit einem leeren Erzzug
 
IORE mit leerem Erzzug am Torneträsk
 
IORE 110+109 in Gällivare 11. August 2004

Das Eisenerz wird in Selbstentladewagen transportiert, die leer 20 Tonnen wiegen und mit 80 Tonnen Erz beladen werden können. Die Züge bestehen aus 52 Wagen und wiegen somit 5200 Tonnen. Wegen des hohen Zuggewichts sind die Wagen mit SA3-Mittelpufferkupplungen (Klauenkupplung) sowjetischer Bauart ausgerüstet. Sie verkehren beladen mit 50 km/h und leer mit 60 km/h.

Als Zuglok dient entweder die dreiteilige Dm3 (mit Stangenantrieb, 7200 kW, Baujahr 1960–1970) oder eine der neun neuen IORE-Doppelloks (10.800 kW). Die sechs norwegischen El 15, die in Doppeltraktion unterwegs waren, sind seit Ende 2003 nicht mehr im Einsatz – sie wurden Ende 2004 an das südschwedische Unternehmen Hector Rail verkauft.

Mit den IORE-Loks und neuen Wagen können schwerere, längere und schnellere Züge gebildet werden. Jeder der neuen Wagen fasst bei gleichem Leergewicht 100 Tonnen Erz. Aus 68 Wagen lässt sich somit ein 700 Meter langer und 8160 Tonnen schwerer Zug bilden, der beladen mit 60 km/h und leer mit 70 km/h verkehren kann.

Die vom südafrikanischen Hersteller Transwerk hergestellte erste Serie neuer Wagen bewährte sich nicht. Sie war nicht hinreichend wintertauglich und die Schellingdrehgestelle führten zu einer erhöhten Abnutzung der Weichenherzstücke. Weiter stellte sich erst nach Auftragsvergabe heraus, dass das Volumen des Trichters zu klein gewählt wurde, so dass nicht von allen Erzprodukten 100 Tonnen in den Wagen passten. 2004 wurde deshalb die Verträge mit Transwerk gekündigt und einem schwedischen Konsortium der Auftrag zur Entwicklung eines neuen Wagens gegeben. Im Herbst 2006 hat LKAB 680 neue 120-Tonnen-Wagen bestellt. Den Bodenrahmen stellt Kockums Industrier AB in Malmö her, den Aufbau Kiruna Wagons. Die Lieferung soll 2010 abgeschlossen sein.

Für die neuen langen Züge musste die Achslast der Erzbahn von 25 auf 30 Tonnen erhöht werden. Der Ausbau der Strecke Vitåfors-Luleå war 2000 abgeschlossen, der Ausbau Kiruna-Narvik war 2008 noch im Gang, wobei die Streckengleise bereits durchgängig mit 30 Tonnen befahren werden können. Die Verlängerung der Ausweichgleise für die 700 Meter Züge ist aber noch im Gange.

Containerzüge

Der reguläre Güterverkehr erfolgt mit Container-Ganzzügen, die gegenüber dem Personenverkehr Vorrang haben. Bekannt ist der von Green Cargo geführte ARE (Arctic Rail Express) von Oslo durch Schweden nach Narvik mit einer Rc Lok. Weiter wird versucht, einen Verkehr Narvik-Russland aufzubauen. Diese Züge könnten Teil einer Verbindung Nordamerika-China sein, die ab Nordschweden den Landweg benutzt.[6]

Übrige Güterzüge

TGOJ fährt mit einer Lok der Reihe Ma Kupferschlick von der Aitikgruvan bei Gällivare zum Schmelzwerk in Skelleftehamn. Das Material wird auf Tragwagen mit mehreren runden blauen Behältern transportiert. Weiter verkehren Holzzüge ab Murjek und ein täglicher 4500-Tonnen-Stahlzug von der SSAB-Eisenhütte nach Borlänge.[2]

Literatur

  • Ernst Didring: „Pioniere – Roman aus dem Norden“. Roman der „Erz“-Trilogie.
  • Richard Latten: Vom Femarnsund zum Nordkap. Eisenbahn in Skandinavien Band 2, Verlag Schweers und Wall, 1995, ISBN 3-921679-86-9.
  • LKAB in Bildern. Herausgeber: Luossavaara-Kiirunavaara Aktiebolag. Erschienen ca. 1965 - 1970, Geschenkband von LKAB, nicht im Buchhandel erhältlich, Ausgabe 36.000 Stück (davon 6.000 in engl., 5.500 in dt. und 3.500 in frz. Sprache), S/W- Fotos.
Commons: Malmbanan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Fahrplan Luleå-Boden-Kiruna-Narvik, Stand 11. April 2010
  2. a b järnväg.net: Malmbanan
  3. Statsbanan Luleå - Riksgränsen (Malmbanan)
  4. Tunnlar vid Malmbanan, Kiruna–Riksgränsen.
  5. Präsentation von Northern Iron - S. 7 zeigt die Betriebsaufnahme der Bahn im September 2009.
  6. fremover.no - BEAR er på sporet (norwegisch)