Die Europäische Eibe (Taxus baccata), auch Gemeine Eibe oder nur Eibe genannt, ist die einzige europäische Art in der Gattung der Eiben (Taxus). Sie ist ein kleiner Baum oder Strauch und kann ein sehr hohes Alter erreichen.
Europäische Eibe | ||||||||||||
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![]() Blätter und Früchte der Europäischen Eibe (Taxus baccata) | ||||||||||||
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Beschreibung
Die Europäische Eibe wird 10 - 18 Meter hoch und erreicht Durchmesser bis 0,5 Meter, selten auch darüber. Sie ist häufig mehrstämmig und die einzelnen Stämme verwachsen oft zu einem Komplexstamm. Sie besitzt eine dünne grau- bis rotbraune Schuppenborke. Die oberseits dunkelgrünen Nadeln sind 1,5 - 3,5 Zentimeter lang und 2 Millimeter breit. Die Unterseite ist hellgrün. Die Blütezeit liegt von März bis April, die Samen reifen von August bis Oktober. Die Samen liegen über und keimen erst im zweiten Frührjahr. Die Samenverbreitung erfolgt durch Vögel.
Botanische Besonderheiten
Die botanischen Besonderheiten der Eibe sind vielfältig: Eiben sind zweihäusig: männliche und weibliche Blüten bilden sich auf unterschiedlichen Bäumen. Im Unterschied zu allen anderen Nadelgehölzen bilden sie keine verholzenden Zapfen, sondern eine beerenartige Frucht. Bis auf diesen Samenmantel (Arillus), der becherartig den Samen umgibt, sind alle Pflanzenteile stark giftig. Holz, Rinde, Nadeln und der Samen enthalten verschiedene Alkaloide. Schon 50 bis 100 Gramm können beim Menschen zu tödlichen Vergiftungen führen, für Pferde sind geringe Mengen der Nadeln tödlich. Wiederkäuer dagegen nehmen keinen Schaden durch den Fraß an Eiben: Für das Schalenwild sind Eibennadeln ein wohlschmeckender und ungefährlicher Leckerbissen.
Die einheimische Eibe ist in Europa selten, da sie oft als Unkraut und Pferdegift bekämpft wurde. Als einzige europäische Nadelholzart besitz die Eibe ein gutes Ausschlagsvermögen. Eiben wachsen langsam, ertragen dabei aber viel Schatten (bei weiter verringerter Wuchsleistung). Alter von über 1000 Jahren sind verbürgt, einzelne Exemplare sollen über 2000 Jahre alt sein.
Vorkommen
Die Europäische Eibe hat ein Verbreitungsgebiet von Nordwestafrika über Europa, Kleinasien bis in den Kaukasus und Nordiran. Ihr Vorkommen wird durch ihre geringe Frosthärte begrenzt. Sie steigt in den Bayerischen Alpen bis 1350 Meter, im Wallis bis 1600 Meter Höhe. Sie bevorzugt frische, nährstoffreiche, oft basische Böden in ozeanischer, feuchter Klimalage. Sie kommt in schattigen Buchen-, Tannen- und Edellaubholzmischwäldern vor. Sie findet sich heute wegen frühere Übernutzung und Verfolgung oft nur noch in unzugänglichen Schluchtwäldern und an Steilhängen. Weitere Gründe für die Seltenheit der Eibe sind die Umstellung der Forstwirtschaft von plenterartigen Eingriffen zur schlagweisen Wirtschaft, die die langsamwachsende, gegen plötzliche Freistellung empfindliche Eibe benachteiligt, und der starke Wildverbiss.
Nutzung
Die Europäische Eibe ist ein Kernholzbaum, der schmale Splint ist gelblich-weiss, der Kern weist eine rötlichbraune Farbe auf. Das feinringige Holz ist sehr schwer und hart. Dabei besitzt es eine sehr gute Elastizität. Es eignet sich daher sehr gut für den Bau von Langbögen und Armbrüsten. Eiben waren im Mittelalter einmal eine militärisch wichtige Ressource. Die heutige Seltenheit der Baumart dürfte auch dadurch begründet sein: Übernutzung und Vernichtung durch durchziehende Heere und Waffenhändler. Daneben wurde das Holz der Eibe von Schreinern, Drechslern und Bildhauern genutzt. Sie wird häufig in der Gartengestaltung verwendet. Heute steht die Eibe unter Naturschutz.
Sehenswerte Eibenbestände
In der Nähe von Klöstern besteht heute die größte Aussicht, noch alte Eibenbestände zu finden.
Bei Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz findet man am Hang des Wiesenttales noch eine schönen Bestand von Eiben. Dieses Gebiet liegt in der Regie der Bayerischen Staatsforstverwaltung und wurde als Naturwaldreservat ausgewiesen und steht unter Naturschutz.
Berühmt ist auch der Paterzeller Eibenwald. In dem 88 ha großen Naturschutzgebiet bei Weilheim wachsen über 1500 ältere Eiben in einem artenreichen Bergmischwald.
Sehenswert sind die zwei Eiben, die das Nordportal der Kirche St. Edward in Stow-on-the-world in den Cotswold Hills in England umrahmen.
Eine Reihe von sehr alte Eiben sind in den normannischen Provinzen Orne, Calvados und Eure zu finden. Dort schmücken sie die Kirchhöfe vieler Dörfer. So findet sich beispielsweise in La Haye-de-Routot eine Eibe, in deren hohlen Stamm eine durch eine Tür geschlossene Kapelle eingebaut ist. Und auf dem Friedhof von Le Mesnil Ciboult ist eine Eibe mit einem Stammumfang von 12,5 m zu bewundern.
Die Alte Eibe von Balderschwang im Allgäu soll mit über 2000 Jahren der älteste Baum Deutschlands sein.
Die Eiben in der Pflanzenheilkunde
Die europäische Eibe wird zur Herstellung des Krebsmittels Paclitaxel verwendet. Eigentlich stammt Paclitaxel aus der Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia). Da aber der Bestand zu gering ist um die nötige Menge Paclitaxel herzustellen, wird der Arzneistoff durch Partialsynthese aus der europäischen Eibe gewonnen.
Die europäische Eibe war 1994 der Baum des Jahres.