Als Kommunismus (lat. communis = "gemeinsam") wird einerseits eine von Karl Marx begründete politische und wirtschaftliche Theorie, andererseits die vom Marxismus-Leninismus angestrebte Gesellschaftsform bezeichnet. Der Kommunismus entstand im 19. Jahrhundert als Kritik und Gegenentwurf zum herrschenden kapitalistischen Wirtschaftssystem, das nach Ansicht der Kommunisten auf der Ausbeutung der Arbeiterklasse beruhte (Teilung der Arbeit; Lohnarbeit; Mehrarbeit). Perspektivisch wird der Kommunismus im Sinne der historischen Dialektik, wie sie Marx, ausgehend von Georg W. F. Hegel, weiterentwickelte, als das klassenlose "Reich der Freiheit" nahegelegt, gegen welches der Kapitalismus ebenso wie die früheren Formen der Klassengesellschaft zu einem bloß vorgeschichtliches "Reich der Notwendigkeit" zu rechnen ist (Schlusskapitel des "Kapital"). Dabei stellt der Sozialismus die Übergangsstufe zwischen Kapitalismus und Kommunismus dar.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Grundprinzipien im Kommunistischen Manifest zusammenfassend dargestellt. Hauptcharakteristiken des Kommunismus sind danach die Forderung nach der Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln und der Diktatur des Proletariats, der eine klassenlose Gesellschaft folgen soll.
In Russland wurde nach dem Sturz des Zaren ein sozialistischer Staat errichtet (siehe Sowjetunion, Ostblock), der sich zunächst zum großen weltpolitischen Gegenspieler der USA aufschwingen konnte (siehe Ost-West-Konflikt), aber im letzten Drittel des Zwanzigsten Jahrhunderts an der eigenen Unfreiheit zusammenbrach. Vom sowjetischen Modell unabhängige sozialistische Regierungsformen entstanden in der Volksrepublik China, Albanien und Jugoslawien, während eine Reihe von Entwicklungsländern, wie etwa Kuba, eher dem sowjetischen Modell folgte. Mit dem ursprünglichen marxistischen hatte das aber nicht mehr viel zu tun, da nicht mehr das Proletariat im Mittelpunkt staatlichen Interesses stand, sondern eine Führungselite, in der Sowjetunion die so genannte "Nomenklatura".
Im Dritten Reich waren die kommunistischen Parteien verboten und viele ihrer Anhänger und Mitglieder wurden verfolgt und in KZs gebracht. Im Nachkriegsdeutschland verfügte das Bundesverfassungsgericht gegen die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) 1956 wegen ihrer Gegnerschaft zur Demokratie ein Parteiverbot und die Auflösung der Partei. 12 Jahre später wurde als Nachfolgepartei die DKP gegründet, die allerdings nie die Bedeutung der KPD erreichte. Das Gleiche geschah in der Schweiz mit dem Verbot der KPS (1939) und der Gründung der PdA (Partei der Arbeit) (1944) schon viel früher. Die aus der SED hervorgegangene PDS sieht sich in Teilen immer noch in der kommunistischen Tradition stehen.
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erfreuten sich kommunistische Theorien auch unter westlichen Intellektuellen, vor allem in Frankreich und Italien, großer Beliebtheit. Der Zusammenbruch der meisten kommunistischen Staaten versetzte dieser Bewegung einen lähmenden Schock. Bis heute existieren in vielen Ländern kommunistische Parteien und Gruppierungen, die nach dem Fall der Sowjetunion stark an Bedeutung verloren haben.
Verwandte Begriffe:
Bekannte Vertreter des Kommunismus:
- Karl Marx
- Friedrich Engels
- Rosa Luxemburg
- Karl Liebknecht
- Clara Zetkin
- Che Guevara
- Fidel Castro
- Lenin
- Erich Honecker
- Mao Tse Tung
- Ernst Thälmann
Siehe auch: