Afrodeutsche

deutsche Staatsbürger subsahara-afrikanischer Abstammung
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Juni 2010 um 10:28 Uhr durch Haggman (Diskussion | Beiträge) (link zu "theodor wonja michael"). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Begriffe Afrodeutsche und schwarze Deutsche sind Eigenbezeichnungen, die in den Anfängen der sich in den 1980er Jahren formierenden Schwarzen Bewegung[1] geprägt wurden. Sie entstanden durch eine verstärkte Politisierung der schwarzen Bevölkerung in Deutschland und im Bestreben, sich von externen Definierungen abzugrenzen und sich selbst einen Namen zu geben. Sie lösten Bezeichnungen der Mehrheitsgesellschaft weitgehend ab[2][3]. In den Duden wurde der Begriff erst mit der 24. Ausgabe vom Juli 2006 aufgenommen[4], zuvor war er nur im Duden-Synonymwörterbuch vertreten[5].

Fußballnationalspieler Gerald Asamoah, der 2005 an der Kampagne „Du bist Deutschland“ teilnahm

Begriffsdefinition

Der Begriff Afrodeutsche umfasst in der Regel die in Deutschland lebenden Menschen mit schwarzer Hautfarbe (bei subsahara-afrikanischer oder auch afroamerikanischer Abstammung) und bezieht sich nicht auf die genaue geografische Herkunft. Nana Odoi[6] weist darauf hin, dass es einen rechtlichen Unterschied zwischen Afrodeutschen und Schwarzen in Deutschland gibt: Nur erstere besitzen alle Bürgerrechte eines deutschen Staatsangehörigen. Zur Gruppe der Schwarzen in Deutschland gehören auch Ausländer und Staatenlose, deren Wohnsitz sich in Deutschland befindet.

Anzahl und Zusammensetzung der Schwarzen in Deutschland

Zur Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus lebten etwa zwei- bis dreitausend Schwarze in Deutschland. Sie stammten zum größten Teil aus den ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika[7]. Die aktuelle Zahl der Schwarzen in Deutschland wird auf 300.000 geschätzt[8]. Da es keine genaue Definition des Attributs „schwarz“ gibt und geben kann (→siehe Rassentheorie), handelt es sich hierbei (anders als bei der quasi „amtlichen“ Einordnung der Nationalsozialisten) um einen groben Schätzwert. Die meisten heute in Deutschland lebenden Afrodeutschen sind „Besatzungskinder“ und eingebürgerte Afrikaner bzw. deren Nachkommen sowie Kinder von Studenten oder Seeleuten, von denen viele in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Viele haben auch einen deutschstämmigen Elternteil.

Der Aufenthaltsstatus der in Deutschland lebenden nicht deutschen Schwarzen ist unterschiedlich: Es gibt (privilegierte) EU-Inländer, Menschen mit einer Niederlassungserlaubnis, mit einer Aufenthaltserlaubnis, aber auch Geduldete. Daneben gibt es Menschen ohne Aufenthaltsstatus.

In Deutschland ist der Anteil der Schwarzen an der Wohnbevölkerung deutlich höher als in den Ländern Ost- und Südeuropas, aber dennoch weit niedriger als etwa in Frankreich oder Großbritannien. Dies hat unter anderem historische Gründe. Während das deutsche Kolonialreich nur kurz bestand, existierten britische und französische Kolonien in Afrika bis weit in das zwanzigste Jahrhundert.

Bekannte Afrodeutsche

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bundeszentrale für politische Bildung Eleonore Wiedenroth-Coulibaly/Sascha Zinflou: Schwarze Organisierung in Deutschland
  2. Oguntoye, K.; Opitz (Ayim), M.; Schultz, D. (Hrsg.): Farbe Bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte. Berlin 1986
  3. Bundeszentrale für politische Bildung: Nana Odoi: Die Farbe der Gerechtigkeit ist weiß Institutioneller Rassismus im deutschen Strafrechtssystem S.1
  4. Duden 101 ausgewählte Neuwörter aus Duden – Die deutsche Rechtschreibung” (24. Auflage)
  5. Duden-Newsletterarchiv Newsletter vom 29. Oktober 2004
  6. Bundeszentrale für politische Bildung: Nana Odoi: Die Farbe der Gerechtigkeit ist weiß Institutioneller Rassismus im deutschen Strafrechtssystem S.2
  7. Exil-Club: Nazis und „Neger“ http://www.exil-club.de/dyn/9.asp?Aid=38&Avalidate=974056422&cache=66694&url=56369.asp
  8. Nina Zimnik: Nicht jeder Deutsche ist automatisch weiß „Hamburger Abendblatt“ vom 15. August 2000 http://archiv.abendblatt.de/ha/2000/pdf/20000815.pdf/HAHA20000815lf000013.pdf