Hans-Jürgen Scharfenberg (* 9. April 1954 in Annaberg) ist ein deutscher Politiker (Die Linke). Seit 2004 ist er Abgeordneter im Landtag Brandenburg.
Leben und Beruf
Nach dem Abitur und dem Grundwehrdienst bei der NVA absolvierte er von 1974 bis 1978 ein staatswissenschaftliches Hochschulstudium an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften in Potsdam-Babelsberg. Von 1978 bis 1985 war er wissenschaftlicher Assistent, später Oberassistent am Lehrstuhl kapitalistischer Staaten und promovierte 1982 erfolgreich.
Er war von 1986 bis Mitte 1989 stellvertretender Parteisekretär an der Akademie. Von 1991 bis 2004 war er Mitarbeiter der PDS-Landtagsfraktion im Landtag Brandenburg, insbesondere mit der Zuständigkeit für den Bereich Innen- und Rechtspolitik.
Hans-Jürgen Scharfenberg ist verheiratet und Vater von drei Kindern.
Politik
Seit 1990 ist er Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Potsdam und wurde 1995 Vorsitzender der dortigen PDS-Fraktion. 2002 kandidierte er erfolglos für das Amt des Oberbürgermeisters von Potsdam. Er unterlag in der Stichwahl knapp Jann Jakobs (SPD).
Bei der Landtagswahl 2004 zog er über die Landesliste in den Landtag Brandenburg ein. Er ist Vorsitzender des Ausschusses für Inneres und innenpolitischer Sprecher der Fraktion.
Im Januar 2008 wurde bekannt, dass eine Mitarbeiterin seines Wahlkreisbüros verdeckt recherchierenden Journalisten des ZDF Ratschläge gab, wie man als Empfänger von Arbeitslosengeld II anrechnungspflichtige Einkünfte versteckt und Sozialleistungen erschleicht.[1]
Scharfenberg kandidierte bei der Brandenburgischen Landtagswahl 2009 für ein Direktmandat im Potsdamer Wahlkreis 22.
Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit
Seit 1978 war Scharfenberg als IM-Vorlauf „Johnson“ für das Ministeriums für Staatssicherheit tätig. Eine Verpflichtungserklärung als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) „Hans-Jürgen“ unterschrieb er 1980. Er berichtete regelmäßig über Kollegen, Vorgesetzte und Nachbarn. Er wurde als ehrlich und aufrichtig dem MfS gegenüber eingeschätzt und forderte, dass die ausreisewilligen politischen Gegner mit „geeigneten Mitteln“ bekämpft werden müssen.[2] Zudem soll er über „homosexuelle Neigungen“ von Arbeitskollegen und „Exzessen mit Frauen“ im Umfeld der Akademie für Staat und Recht berichtet haben.[3] Die Zusammenarbeit mit dem MfS endete 1985 auf eigenen Wunsch. Scharfenberg legte seine MfS-Tätigkeit 1995 offen[4], als er Fraktionsvorsitzender in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung wurde, ohne jedoch Details zu seiner Zusammenarbeit zu nennen. 1992 hatte er versucht, seine Enttarnung zu verhindern, indem er eine Stasi-Überprüfung verweigerte.[5] Im Zuge seiner Kandidatur zum Oberbürgermeisteramt in Potsdam forderte die Partei Die Linke einen Nachweis von Scharfenberg, dass dieser seine Stasi-Tätigkeit tatsächlich gemäß Parteitagsbeschluss von 1991 offengelegt habe.[3]
Sonstiges
Scharfenberg ist ehrenamtlicher Vorsitzender der Abteilung Volleyball beim SC Potsdam.
Einzelnachweise
- ↑ Martin Klesmann: "Politikerin der Linken bedauert Empfehlung zum Rechtsbruch" - Berliner Zeitung vom 21. Januar 2008
- ↑ Hubertus Knabe: Honeckers Erben. Die Wahrheit über DIE LINKE. Propyläen, Berlin 2009, ISBN 978-3-549-07329-2
- ↑ a b Vgl. Märkische Allgemeine: Scharfenberg gerät weiter unter Druck - Linken-Vorstand will Nachweis der Offenlegung der IM-Zeit entsprechend Parteibeschluss von 1991.
- ↑ Vgl. Berliner Zeitung: PDS-Fraktionschef outet sich.
- ↑ Vgl. Tagesspiegel: Stasi-Enttarnung jahrelang verhindert.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Scharfenberg, Hans-Jürgen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (Die Linke) |
GEBURTSDATUM | 9. April 1954 |
GEBURTSORT | Annaberg |