St. Kastor (Koblenz)

Kirchengebäude in Koblenz
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Die Basilika St. Kastor (auch: Kastorkirche) ist die älteste Kirche in Koblenz. Sie befindet sich hinter dem Deutschen Eck. Auf dem Vorplatz vor der Basilika steht der so genannte Kastorbrunnen aus napoleonischer Zeit, als die Stadt im Besitz der Franzosen war. Papst Johannes Paul II. hat am 30. Juli 1991 die Kastorkirche zur basilica minor erhoben. Diese Kirche, in der deutsche Geschichte gemacht wurde, ist auch nach Kriegszerstörung, Wiederaufbau und neuerlicher gründlicher Restaurierung sehenswert.

Basilika St. Kastor (2003)

Geschichte

 
Das Taufbecken der Kirche

Die erste Kastorkirche wurde 817-836 unter Erzbischof Hetti von Trier mit Unterstützung Kaiser Ludwig des Frommen in Koblenz erbaut und am 12. November geweiht. Zu dieser Zeit gehörte die Stadt zum Königsgut. Schon 842 wurden hier die Bestimmungen über die fränkische Reichsteilung von 110 Bevollmächtigte der Söhne des damaligen Statthalters Ludwigs des Frommen, Lothar I., Karl II. dem Kahlen und Ludwig II., dem Deutsches ausgehandelt, die dann in den Vertrag von Verdun unterzeichnet wurden. Ergebnis dieses Vertrags war, dass das Fränkische Reich in drei Teile geteilt wurde.

Weitere Versammlungen:

im 11. und 12. Jahrhundert erhielt die Kirche nach mehrmaligen An- und Ausbauten ihre heutige Gestalt. Von 1496 bis 1499 wurde die Einwölbung errichtet. Am 6. November 1944 wurde sie vollkomen zerstört. Nachdem genügend Geld für einen Wiederaufbau zusammengekommen war, begann 1948 die 25-Jährige Renovierung. Bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 war St. Kastor ein Chorherrenstift mit staatlicher Klosteranlage und einem vor dem Westwerk gelegene Friedhof.

Aufbau und Ausstattung

 
Ostansicht mit Chor

Der Grundriß entspricht einer dreischiffigen Basilika. Das schmale östliche Querhaus überragt die Flucht der Seitenschiffe dabei nicht. Der quadratische Chor hat zu beiden Seiten der runden, dreigeschossigen Apsis je einen fünfgeschossigen Turm. Der Ostchor der Kirche stammt von 1208 und wurde 1495-1499 eingewölbt. Das dritte Geschoß der Apsis besteht aus einer Zwerggalerie mit 21 Säulenarkaden.

Über dem Eingang befindet sich eine Kapelle des Heiligen Michael. Ihm ist auch das Motiv des 1963 errichteten Gefallenendenkmals in der Vorhalle ist.

Unter Erzbischof Johann I. von Trier wurde die durch Kriegseinwirkungen fast baufällige Kirche Ende des 12. Jahrhunderts wiederhergestellt und teilweise verändert.

Erst Anfang des 13. Jahrhunderts wurden die Giebelgeschosse mit dem steilen Rhombendach des Westbaus errichtet. Nur die beiden durch Pilaster einfach gegliederten Untergeschosse der Westtürme stammen aus karolingischer Zeit.

Brigitten-Madonna

 
Marienbild Brigitten-Madonna

Im 2. Joch des südlichen Kirchenschiffs ist das Marienbild Brigitten-Madonna untergebracht. Hinter dem Bild befindet sich ein Papier, in dem wir über die (falsche) Geschichte lesen:
Das ist jenes Bild, dem die Heilige Brigitta mit besonders frommer Verehrung ergeben und welches in dem Zisterzienserkloster Alvastra in der Nähe von Lincoping durch Wunder berühmt war; von dort wurde es im Jahre 1519 von der Durchlauchigsten Königin Eleonora, des Kaiser Karl V. Schwester und Christian III., König von Dänemark, Schweden und Norwegen Gemahlin nach Dänemark gebracht.
Nah einer kunstkritischen Untersuchung kann das Tafelbild erst zwischen 1350 und 1410 entstanden sein, und das in Böhmen oder von einem böhmisch geprägten Künstler.
Seit 1672 ist das Bild nachweisbar. Es befand sich damals im besitz des Weihbischof Otto Reinhold von Andrimot, der es bei seiner Wahl zum Dechanten des Liebfrauenstift Wetzlar mit dorthin brachte. Bis zur Säkularisation 1802/03 blieb die Brigitten-Madonna dort. Danach viel sie - wie viele kirchliche Güter - in weltliche Hände. Nach einer im Pfarrarchiv befindlichen Urkunde kam es 1822 in den Besitz des Geheimen Medizinalrates Dr. Joseph Maria Settegast. Lange behalten hat er es aber nicht, denn schon am 26. Februar 1936 bekommen das Tafelbild die Schwestern von der Kongregation des Heiligen Borromäus, die in einem Koblenzer Bürgerhospiz kranke und alte Menschen pflegten. Dieses Hospiz gehörte zusammen mit einem Kloster zur Pfarrei von St. Kastor, wohin die Brigitten-Madonna 1849 ihre letzte Reise antrat.

Garten

Sonnernuhr

 
Die Sonnenuhr vor dem Ostchor

Im Bereich des Kirchgartens befindet sich eine von der Industrie- und Handwerkskammer (IHK) Koblenz gestiftete Stabsonnenuhr, die neben der Uhrzeit auch das Datum anzeigt, wenn man die Jahreszeit kennt. Der Schatten des Stabes zeigt die Uhrzeit auf dem ebenen, zum halbkreis gewellten Ziffernblatt an. Die angezeigte Zeit ist um einen entsprechenden positiven oder negativen Wert auf der Achterschleife (Höhe des Lichtpunktes) abzulesen. Da die Sonnenuhr auf MEZ geeicht ist, muss während der Sommerzeit (MESZ) eine Stunde abgezogen werden. Der Lichtpunkt ist so ausgerichtet, dass die Sonnenstrahlen senkrecht durch die Blende fallen. Seine Höhe auf dem muss auf dem Ziffernblatt während des Frühlings so weit links, bzw. während des Herbst so weit nach rechts verschoben werden, bis sie auf die Ekliptikkurve trifft. Von diesem Punkt aus muss man sich eine Senkrechte denken, die auf der oberen Skala das Datum im Monat anzeigt. Gleichzeitig kann man damit den Bereich des jeweiligen Sternbildes ablesen.

Vorplatz

Archäologische Untersuchungen aus dem Jahre 1990 haben eindeutig erwiesen, dass der Platz schon seit dem ersten Jahrhundert für kultische Zwecke genutzt wurde. Ein gallorömischer Umgangstempel stand dort bis spätestens Anfang des 7. Jahrhunderts, als eine Memoria mit (christlichem) Friedhof angelegt wurde.

Kastorbrunnen

Auf dem Vorplatz befindet sich ein sehenswertes Kuriosum der Geschichte. Hier ließ der französische Präfekt Jules Doazan zur Erinnerung an den Russlandfeldzug Napoleons etwas voreilig einen Brunnen wegen dessen siegreichen Ausgangs errichten. Als dieser dann mit einer furchtbaren Niederlage Napoleons endete und Koblenz von Preußen und Russen befreit wurde, hatte der russische Stadtkommandant genug Humor, am 1. Januar 1814 seine Bestätigung in französisch unter die eingemeißelte Lobpreisung Napoleons als Sieger zu setzen.

"Vue et approuvé par nous, le Commandant Russe de la Ville de Coblence."
(dt.: Gesehen und genehmigt von uns, dem russischen Kommandanten der Stadt Koblenz.)

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