Avignon

Stadt und Gemeinde in der Provence in Südfrankreich
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Juni 2010 um 15:16 Uhr durch (Benutzername entfernt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Entlinkt - nein danke!

|département=Vaucluse (Präfektur) |arrondissement=Avignon |canton=Chef-lieu von 4 Kantonen |insee=84007 |cp=84000 |intercomm= |intercomm_alt=Communauté d'agglomération du Grand Avignon |maire=Marie-Josée Roig |mandat=2001-2008 |longitude=04/48/30/E |latitude=43/56/55/N |alt moy=20 |alt mini=10 |alt maxi=122 |km²=64.78 |siteweb=http://www.avignon.fr/ |image=Avignon Panorama.jpg |image-desc=Avignon von der Rhôneinsel Ile-de-la-Barthelasse }}

Avignon [aviˈɲɔ̃] ist eine Stadt in der Provence in Südfrankreich am östlichen Ufer der Rhône mit knapp 90.000 Einwohnern. Sie ist Sitz der Präfektur des Départements Vaucluse.

Die charmante Altstadt von Avignon mit ihren prächtigen, mittelalterlichen Häusern ist von einer intakten und imposanten Befestigungsmauer umgeben. Die Altstadt mit dem gotischen Papstpalast (Palais des Papes) aus dem 14. Jahrhundert und der berühmten Brücke Pont St. Bénézet zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe.


Geographie

Die Rhône bildet bei Avignon die Grenze zum Département Gard. Gegenüber am rechten Ufer der Rhône befindet sich die Stadt Villeneuve-lès-Avignon. Im Süden befindet sich das Département Bouches-du-Rhône (Dép. 13).

Geschichte

In der vorchristlichen Antike lebten die mit der ligurischen Urbevölkerung vermischten keltischen Cavaren als Fischer in Avignon. Sie nannten den Ort „Aouenion“, zusammengesetzt aus „Aouen“ oder „Aven“ - d.h. Strudel oder Abgrund - und „ion“ - d.h. Herr, was als „Herr über den Wassern“ gedeutet werden kann -, womit der heutige Domberg bezeichnet wurde. In frühgeschichtlicher Zeit war Avignon (Avenion) eine Handelsniederlassung der griechischen Kolonie von Massalia, dem heutigen Marseille.

Die Römer nannten die gallorömische Stadt „Aven(n)io“. Man glaubt, dass Augustus auf dem seit Urzeiten für heilig gehaltenen Felsen einen Tempel für den Mistral, den Nordwind, hat bauen lassen. In der Nachfolge Roms wurde Avenion nacheinander von Burgundern, Westgoten und Franken besetzt und musste sich im 8. Jahrhundert den Arabern unterwerfen. Zusammen mit dem Königreich Burgund kam es im 11. Jahrhundert zum Römisch-Deutschen Reich. Die Stadt Avignon, wie auch Marseille und Arles, wurde rechtlich nicht Teil der gleichnamigen Grafschaft, sondern war kaiserliche Reichsstadt. Sie entwickelte eine Kommunenregierung nach italienischem Muster.

Sehenswürdigkeiten

 
Pont Saint-Bénezet
 
Papstpalast
 
Die spätgotische Fassade der Kirche St-Pierre d’Avignon
  • Von der Pont Saint-Bénézet genannten steinernen Brücke, deren zweiundzwanzig Brückenbogen im 14. Jahrhundert über die Rhône gebaut wurden, hielten der Flut von 1668 nur vier Bogen stand, so dass die Brücke heute im Fluss endet. Das Bauwerk, das eine erstmals im 12. Jahrhundert errichtete und mehrfach erneuerte Holzkonstruktion ersetzte, ist durch das Volkslied Sur le pont d’Avignon, … (Auf der Brück' von Avignon, …) bekannt geworden, einer zum Kinderlied verharmlosten Version des ursprünglichen Spottliedes Sous le pont d´Avignon“, (Unter der Brücke von Avignon“). Letzteres spielte auf den in päpstlicher Zeit am Ufer des Flusses in Hafennähe gelegenen Ort an, an welchem die jungen Mädchen und Burschen miteinander anbandelten und sich zum Tanz trafen.
  • Der Papstpalast war von 1309 bis 1417 Sitz des sogenannten Avignonesischen Papsttums und Residenz der Päpste. Der französische König Philipp IV. hatte im Jahr 1309 durch machtpolitische Ränkespiele die Wahl eines französischstämmigen Papstes durchgesetzt, der nicht mehr in Rom, sondern in Avignon residierte. Philipp umstieß somit das fundamentale Selbstverständnis der katholischen Kirche, nämlich dass ihr Oberhaupt in Rom residieren soll weil der erste Papst, der Apostel Petrus, traditionell als erster Bischof von Rom gilt. Freilich dienten auch Viterbo und Anagni im Laufe der Papstgeschichte als langfristige Papstresidenzen, aber eher aus praktischen Gründen. Avignon wurde zu einem Stein des Anstoßes, um französische Macht zu betonen: Beginnend mit Clemens V. nahmen sieben aus Frankreich stammende Päpste ihren Sitz in Avignon. Im Jahr 1377 verlegte Gregor XI. seine Residenz wieder nach Rom, was jedoch die französischen Kardinäle nicht anerkannten, die im Folgejahr einen Gegenpapst wählten und damit das Schisma einleiteten, das der katholischen Kirche bis zum Ende des Konzils von Konstanz (1417) zwei Päpste bescherte, die sich gegenseitig nicht anerkannten.
    Der Papstpalast wurde hauptsächlich gebaut von Benedikt XII. und Clemens VI., den dritten und vierten französischen Päpsten. Clemens VI. kaufte außerdem die Stadt Avignon von Königin Johanna von Neapel. Bis zur französischen Revolution blieb die Stadt somit Teil des Kirchenstaates.
  • Die Pfarrkirche St-Pierre d’Avignon ist eine um 1356 im Südwesten des Papstpalastes errichtete ehemalige Kollegiatskirche mit einer sehenswerten spätgotischen Fassade aus dem frühen 16. Jahrhundert. Die schönen Flamboyantornamente stammen von dem damals in Avignon ansässigen Glasmaler Philippe Garcin und sind der Fassade als flaches Relief aufgeblendet. Das Portal schmücken kostbare hölzerne Renaissance-Türflügel, die der burgundische Bildhauer Antoine Volard im Jahr 1551 schuf.

Regelmäßige Veranstaltungen

 
Gotische Fassade der Kirche St.Agricol
  • Festival d'Avignon: jährlich im Juli findet seit 1947 das Festival von Avignon statt, mit zahlreichen Theater-, Tanz- und Gesangsvorführungen. Neben den „In“-Aufführungen, die von öffentlichen Einrichtungen gefördert werden, gibt es auch hunderte „Off“-Aufführungen privater Theatergruppen. Während des Festivals herrscht ein reges Treiben in den Straßen, besonders in der Rue des Terniers und auf dem Place d'Horloge und dem Place am Palais des Papes.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter:


Personen mit Bezug zur Stadt:

  • Francesco Petrarca (1304-1374), italienischer Dichter, lebte in Avignon und Vaucluse
  • Adalbertus Ranconis de Ericinio (1320-1388), tschechischer Theologe und Philosoph, war zeitweise päpstlicher Verwalter in Avignon
  • John Stuart Mill (1806-1873), englischer Philosoph, Ökonom und Politiker, in Avignon verstorben
  • Harriet Taylor Mill (1807-1858), englische Frauenrechtlerin und Ehefrau von John Stuart Mill, verstarb in Avignon (an Tuberkulose)
  • Édouard Daladier (1884-1970), französischer Politiker, 1953 bis 1958 Bürgermeister von Avignon
  • Daniel Auteuil (*1950), französischer Schauspieler, verbrachte seine Kindheit in Avignon

Städtepartnerschaften

(frz.: Jumelages)


Galerie

Literatur

Sachbücher

  • Otto Berthold u.a. (Hrsg.): Kaiser, Volk und Avignon. Ausgewählte Quellen zur antikurialen Bewegung in Deutschland in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, WBG, Darmstadt 1960
  • Anneliese Maier: Der letzte Katalog der päpstlichen Bibliothek von Avignon (1594), Ed. di Storia e Letteratura, Roma 1952
  • Ralf Nestmeyer: Provence & Côte d'Azur. Reisehandbuch, Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2007, ISBN 978-3-89953-367-5
  • Ralf Nestmeyer: Provence und Côte d'Azur. Literarische Reisebilder aus dem Midi, Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-93654-8
  • Cony Ziegler: Provence mit Camargue Reisehandbuch Tipps für Individuelle Entdecker, Iwanowski Verlag, Dormagen 2004, ISBN 3-933041-19-8

Belletristik


Commons: Avignon – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Vorlage:Navigationsleiste Weltkulturerbe in Frankreich