Mondkalender (Babylonien)

Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Juni 2010 um 10:13 Uhr durch NebMaatRe (Diskussion | Beiträge) (Grundlagen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der babylonische Mondkalender war ein von babylonischen Astronomen entworfenes theoretisches Lunarkalendermodell, das aus gemittelten synodischen Mondmonaten bestand. Der babylonische Mondkalender diente als einheitliches Zeitsystem der Vorausberechnung von lunaren sowie planetarischen Ereignissen. Er besaß daher den Charakter eines astronomischen Vorhersagekalenders, dessen Prognosen mit den Aufzeichnungen von tatsächlich eingetretenen Ereignissen im babylonischen Kalender korrespondierten.[1]

Animation der Mondphasen.

Grundlagen

Die Babylonier unterteilten den mittleren synodischen Monat in 30 planetare Ephemeriden-Einheiten, die hinsichtlich zur Großkreis-Berechnung der Himmelskugel als Zeiteinheit angewendet wurden. Die so ermittelten Zeiteinheiten hatten keine spezielle Bezeichnung und wurden schlicht „Tage“ genannt.

Neulichttage fielen im babylonischen Mondkalender immer auf den 1. oder 30. Tag, wobei der Grunsatz galt: Wenn das Neulicht am 30. Tag zu beobachten ist, gilt dieser Tag als 1. Tag des Folgemonats. Die beiden Schaltmonate Addaru II und Ululu II hatten die gleiche Systematik als Grundlage.[2]

Monatsnamen

Die babylonischen Namen der Mond- und Kalendermonate, die aus der altbabylonischen Zeit (2000–1600 v. Chr.) stammen, leiteten sich aus dem älteren Kalendersystem aus Nippur ab.

Monatsnamen in verschiedenen Epochen und Regionen
Monats-Nr. Babylonischer Kalender Nippur-Kalender Ur-III-Kalender Lagaš-Kalender
1
Nisannu (bar)
Bara-zag-gar-ra
Maš-du-ku
Gan-maš
2
Ajaru (gu4)
Ezen-gu4-si-su
Šeš-da-ku
Gu4-du-bi-sar-sar
3
Simanu (sig4)
Sig4-ga
U5-bi-ku
Ezen-dLi9-si4
4
Du'uzu (šu)
Šu-numun
Ki-sig-dNin-a-zu
Šu-numun
5
Abu (izi)
NE-NE-gar-ra
Ezen-dNin-a-zu
Munux-(DIM4)-ku
6
Ululu (kin)
Kin-dInanna
A-ki-ti
Ezen dDumu-zi
7
Tašritu (du6)
Du6-ku
Ezen-dŠul-gi
Ezen-dŠul-gi
8
Araḫsamna (apin)
Apin-du8-a
Šu-eš-ša
Ezen-dBa-ba6
9
Kislimu (gan)
Gan-gan-e
Ezen-maḫ
Mu-šu-du7
10
Tebetu (ab)
Ab-e
Ezen-an-na
Amar-a-a-si
11
Šabatu (ziz)
Ziz-a
Ezen-me-ki-gal
Še-gur10-ku5
12
Addaru (ša)
Še-gur10-ku5
Še-gur10-ku5
Še-il-la
S
Addaru II (DIR, dirig)
Ululu II (KIN-2-KAM, 2-KAM)

Literatur

Anmerkungen

  1. Otto Neugebauer: The exact sciences in antiquity. S. 128.
  2. Lis Brack-Bernsen: Zur Entstehung der babylonischen Mondtheorie. S. 38.