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Joachim Gauck

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Joachim Gauck (2008)

Joachim Gauck (* 24. Januar 1940 in Rostock) ist ein deutscher protestantischer Pastor, Bürgerrechtler und führendes Mitglied des Neuen Forums in Rostock zur Zeit der friedlichen Revolution in der DDR. Von der im März 1990 frei gewählten Volkskammer wurde er als deren Abgeordneter zum Vorsitzenden des Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)/Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) gewählt und war einer der Hauptinitiatoren des Stasi-Unterlagen-Gesetzes der Volkskammer.

Als Bundesbeauftragter wurde Gauck mit Vollzug der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 Chef der künftigen „Gauck-Behörde“, die den Stasi-Nachlass verwaltet und kontrolliert zugänglich macht. Nach den vorgesehenen maximal zwei Amtszeiten wurde er im Oktober 2000 von Marianne Birthler in dieser Funktion abgelöst. Seither wirkt Gauck im öffentlichen Raum durch Vorträge und Medienaktivitäten, so auch in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie.

Zu der nach dem Rücktritt von Amtsinhaber Horst Köhler kurzfristig anberaumten Wahl eines neuen Bundespräsidenten am 30. Juni 2010 wurde Gauck (parteilos) von den Parteivorsitzenden der SPD und der B’90/Grünen als Gegenkandidat zu dem durch die Vorsitzenden von CDU, CSU und FDP vorgeschlagenen Christian Wulff nominiert.[1]

Biografie

Elternhaus und Kindheit (1940–1946)

Der bei Kriegsende Fünfjährige blieb von dem Bombenkrieg in Wustrow auf dem Fischland weitgehend verschont. So hat er von der Zerstörung der Altstadt Rostocks im April 1942 nur aus den Erzählungen Erwachsener erfahren, die auf dem Wustrower Deich standen, den über Rostock aufsteigenden Rauch beobachteten und bei Westwind die angewehte Asche in den eigenen Gärten vorfanden. Von Juli bis Dezember 1943 besuchte Gauck mit seiner Mutter und der jüngeren Schwester Marianne den in Gotenhafen stationierten Vater, der als Kapitän zur Marine eingezogen worden war. Das unmittelbar an der Ostsee gelegene Haus von Gaucks Großmutter väterlicherseits wurde von der Roten Armee zu militärischen Zwecken umgehend requiriert und später an einen Großbetrieb verpachtet.

„Großmutter Antonie erhielt eine beleidigend niedrige Miete, das war ihre Rente. Als die ersten Pachtverträge ausliefen, musste sie weiter verpachten, zuletzt an einen großen Staatsbetrieb aus Magdeburg. Oma Antonie lebte in wechselnden Wohnungen, zuletzt im Pfarrhaus Wustrow. Sie starb 1969 bei dem Pastorenehepaar Hanns und Renate Wunderlich in dem Ort, den sie zu ihrer Wahlheimat gemacht hatte – aber nicht in dem Haus, das sie dort errichtet hatte.[2]

Die Versorgungssituation wurde für die Mutter mit ihren drei Kindern in dem auch von Flüchtlingen aus Pommern und Ostpreußen überlaufenen Wustrow so schlecht, dass die Familie – noch ohne den bis Sommer 1946 in englischer Kriegsgefangenschaft befindlichen Vater – Ende 1945 zu den Großeltern mütterlicherseits nach Rostock zog.

Jugend (1951–1958)

Mit elf Jahren – der Vater arbeitete nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft als Arbeitsschutzinspektor für Schifffahrt auf der Rostocker Neptun Werft – begann für den Sohn Joachim eine prägende Lebensphase. Denn am 27. Juni 1951 wurde der Vater von zwei Männern zunächst gesucht und dann im Wagen weggebracht. Alle Nachforschungen bei der Volkspolizei, der Kriminalpolizei und der Staassicherheit blieben vergeblich. „Wenn die Russen Ihren Mann geholt haben, können wir nichts machen.“[3] Niemand erfuhr, dass man ihm in Schwerin vor einem sowjetischen Militärtribunal den Prozess machte. Das Urteil lautete auf zweimal 25 Jahre Freiheitsentzug, zum einen wegen Spionage, zum anderen wegen „antisowjetischer Hetze“ (als Beweisstück wurde eine nautische Fachzeitschrift westlicher Herkunft aus seinem Besitz vorgelegt). Man verbrachte ihn zum Holzfällen nach Sibirien in ein Arbeitslager, wo er binnen eines Jahres so abmagerte, dass er als „invalidisiert“ eingestuft wurde und leichtere Arbeit erhielt. „Wir wussten nichts von alledem. An Sibirien dachten wir nicht. Wenn er lebt, so die Vermutung, sitzt er in Bautzen.“[4] Alle Eingaben an staatliche Stellen und Gesuche beim Staatspäsidenten Wilhelm Pieck blieben ohne Ergebnis.

„Ich begann, für meinen Vater zu beten. Unsere Familie war nicht sonderlich religiös, schlicht norddeutsch protestantisch, tägliche Gebete gehörten keineswegs zu unserer Gewohnheit. Aber ich zwang mich, jeden Abend in meinem Kinderzimmer an den Abwesenden zu denken. Nicht, dass ich eine besonders enge Bindung an ihn gehabt hätte, aber leben sollte er doch, und wiederkommen sollte er auch.[5]

Die geringe Sozialunterstützung, die der Mutter ausgezahlt wurde, genügte so wenig zum Leben, dass sie sich trotz der Schwierigkeiten, die man der Frau eines „Abgeholten“ machte, um eine eigene Arbeitsstelle bemühte, letztlich erfolgreich. Der nach dem Vater benannte Joachim und seine beiden Geschwister aber wurden zu strenger Ablehnung jener staatlichen Obrigkeit erzogen, der das spurlose Verschwinden des Vaters angelastet wurde:

„Das Schicksal unseres Vaters wurde zur Erziehungskeule. Die Pflicht zur unbedingten Loyalität gegenüber der Familie schloss auch die kleinste Form der Fraternisierung mit dem System aus. Das machen wir nicht, vermittelte uns die Mutter unmissverständlich. Ich hatte dieses Gebot so verinnerlicht, dass ich nicht einmal mehr durch die Freizeitangebote der FDJ in Versuchung geriet. Dafür lebte ich in dem moralisch komfortablen Bewusstsein: Wir sind die Anständigen. Intuitiv wehrte ich das Werben des Regimes für die Akzeptanz seiner moralischen und politischen Ziele ab, denn über uns hatte es Leid und Unrecht gebracht.[6]

Nach eigenem Bekunden äußerte Gauck seine Abwehr aller schulischen Beeinflussungsversuche recht freimütig, mitunter pubertär-großmäulig und dabei stets in dem Bewusstsein, Recht und Moral auf seiner Seite zu haben. So wurde der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 zu einem elektrisierenden Erlebnis für ihn, denn auch auf der Neptun Werft streikten am 18. Juni 5.000 Arbeiter und forderten den Rücktritt der Regierung. Der sowjetische Militärkommandant verhängte das Kriegsrecht über Rostock, und der Aufstand wurde wie überall in der DDR gewaltsam niedergeschlagen. Dennoch zeigte sich für Gauck auch im Schulalltag vorübergehend eine Lockerung des streng „klassenkämpferischen“ Kurses der SED.

Im September 1953 erfuhr die Familie, dass der Vater noch am Leben war und in einem näher bezeichneten sibirischen Lager arbeitete, so dass man nun Briefkontakt zu ihm unterhalten konnte. Seine Rückkehr im Oktober 1955 als Folge der westdeutschen Moskauer Verhandlungen von Bundeskanzler Konrad Adenauer, der die Freilassung von 10.000 deutschen Kriegsgefangenen und 20.000 Zivilinternierten als wichtigstes Anliegen vorgetragen hatte, änderte nichts an der ablehnenden Haltung der ganzen Familie gegenüber dem SED-Regime.

Studium und Ausübung des Pastorenamtes (1951–1989)

Noch im Sommer 1955, unmittelbar vor der Rückkehr des Vaters aus Sibirien, war Gauck als Fünfzehnjähriger auf Einladung gemeinsam mit einem Cousin ins Saarland gefahren und für einen Tag per Anhalter nach Paris gekommen. Auch in Hamburg, auf Fahrradtour in Schleswig-Holstein und häufig via S-Bahn in West-Berlin lernte er bis zum Mauerbau 1961 westliches Flair kennen, ohne aber ernsthaft an ein „Rübermachen“ zu denken: „Meine Heimat liebte ich seriös, meinen Westen wie eine Geliebte.“[7] In Gaucks Umfeld war das bis zur Errichtung der „Friedensgrenze“ und des „antifaschistischen Schutzwalls“ oft ganz anders:

„‚Republikflucht’ war vor 1961 ein Massenphänomen. Aus manchen Abiturklassen ging Ende der fünfziger Jahre die Mehrheit der Schüler, bei vielen war die Entscheidung vorhersehbar. Zum Jurastudium beispielsweise wurden nur überzeugte Kommunisten zugelassen. Wenn jemand Apotheker oder Arzt werden wollte, selbst aber aus einer Apotheker- oder Arztfamilie stammte, hatte er kaum Chancen zur Universität delegiert zu werden. Bevorzugt wurden Arbeiterkinder – darunter fielen allerdings auch die Kinder von Funktionären.[8]

Die Berufschancen des den sozialistischen Gehorsam verweigernden Gauck waren in der DDR erst recht beschränkt. Seine Wunschprofession Journalismus schied angesichts der Umstände von vornherein aus. So blieb ihm, wenn er blieb, nur die Wahl, eine Lehre anzufangen oder Theologie zu studieren. Er entscheid sich für Letzteres und studierte von 1958 bis 1965 in Rostock. Bei der Entscheidung für die Theologie ging es ihm anfänglich aber nicht um die Qualifizierung für eine Pfarrstelle, sondern vornehmlich um philosophischen Erkenntniszuwachs und um Argumente gegen den obrigkeitlich verordneten Marxismus. Dafür boten allein die theologischen Fakultäten in der DDR einen Freiraum.

„Mein Weg zur Theologie war in der DDR nicht ungewöhnlich. Vor und nach mir haben sich viele aus ähnlichen Motiven für diesen Beruf entschieden – was das starke Engagement vieler Pastoren beim politischen Aufbau 1989 erklärt. […] Anders als die elterliche oder die staatliche Autorität bot der Glaube die Möglichkeit, sich einer Wahrheit anzuvertrauen, die von niemandem befohlen und von niemandem genommen werden konnte. Er vermittelte eine geheimnisvolle Kraft, die uns befähigte, den Minderheitenstatus durchzuhalten, mutig zu bleiben, wo andere sich schon angepasst hatten, und Anständigkeit, Treue und Glauben für wichtiger zu halten als Wohlstand, Karriere oder öffentlichen Erfolg.[9]

Noch nach dem Studium war die Entscheidung für den Pfarrberuf nicht gefallen. Erst während seines Vikariats in Laage stellte sich bei Gauck im Kontakt mit den Gemeindemitgliedern das Zutrauen ein, dem Pastorenamt als Person und im Glauben gewachsen zu sein.

„In der Begegnung mit den Gemeindemitgliedern aber habe ich die Angst verloren, vom Zweifel verschlungen zu werden. Ich konnte geistlich wachsen und selbst etwas ausstrahlen. Ich lernte, dass Glaube eigentlich ein Dennoch-Glaube ist, ein Glaube auch gegen den Augenschein; und dass es erlaubt ist, mit dem Zweifel in den Kreis der Glaubenden einzutreten, auch mit dem Zweifel zu leben und zu predigen. Ohne diese Erfahrung hätte ich das Leben als Pastor wohl nicht ausgehalten, denn oft gelangte ich an die Grenzen meiner theologischen Möglichkeiten.[10]

Die Pfarrstellen betreute Gauck, der seine Jugendliebe Hansi als Student geheiratet hatte, nach seiner Ordination zugleich als Vater. Für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs arbeitete er als Pastor zunächst in Lüssow. Hier betreute er eine ländliche Gemeinde, in der der Kirchgang vieler Gemeindemitglieder noch regelmäßig stattfand und in der die Kinder einen großen Bewegungsradius im Grünen genossen. Als die Familie dann 1971 in die Wohnsiedlung Rostock-Evershagen umzog und Gauck die dortige Pastorenstelle annahm, war für alle Familienmitglieder vieles anders. Hier hatte Gauck zur Gewinnung einer ansehnlichen Gemeinde intensive Missionsarbeit zu leisten und merklich weniger Zeit für die Familie, zumal er nun auch als Kreis- und Stadtjugendpfarrer tätig war. Zwischen 1982 und 1990 war er der Leiter der Kirchentagsarbeit in Mecklenburg.

Gauck hat vier Kinder. Zwei Söhne sind Ende 1987 und eine Tochter im Juni 1989 in den Westen ausgereist.[11] 1990 ließ er sich von seiner Ehefrau Hansi scheiden.[12] Seit 2000 ist Gauck mit der Nürnberger Journalistin Daniela Schadt liiert.[13]

Bürgerrechtler und Volkskammerabgeordneter in der Wende-Ära (1989–1990)

Als sich 1989 in der Bevölkerung der Widerstand gegen die Regierung formierte, wurde Gauck Mitglied des Neuen Forums Rostock, zu dessen Sprecher er bald avancierte. Er leitete die wöchentlichen Gottesdienste und führte die anschließenden Großdemonstrationen an.

Ab März 1990 bis zur Auflösung der DDR im Oktober desselben Jahres vertrat Gauck als Abgeordneter das Neue Forum in der Volkskammer. Dort übernahm er die Leitung des Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)/Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) und wurde zu einem der Initiatoren des Stasi-Unterlagen-Gesetzes der Volkskammer. Am 28. September wurde Gauck in der letzten Arbeitssitzung der Volkskammer zum Sonderbeauftragten für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR gewählt und am 3. Oktober 1990, dem Tag des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, von Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl als Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes in dieser Funktion bestätigt.

Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen (1990–2000)

Mit Inkrafttreten des Stasi-Unterlagen-Gesetzes am 2. Januar 1992 wechselte die Bezeichnung dieses Amtes noch einmal: Gauck war jetzt Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Die 2000-Mitarbeiter-Behörde wurde, aufgrund ihres sperrigen offiziellen Titels, umgangssprachlich oft nach ihrem Leiter als „Gauck-Behörde“ bezeichnet. Die erste Amtszeit dauerte bis 1995, Gauck wurde danach für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Da dieses Amt per Gesetz nur zwei Amtszeiten lang bekleidet werden darf, stellte sich Gauck 2000 nicht einer Wiederwahl. Seine Nachfolgerin im Amt wurde Marianne Birthler.

Angebote als Leiter der Bundeszentrale für politische Bildung oder als Bundestagsabgeordneter für die SPD lehnte der Parteilose ab, so dass er seit 2000 keine politischen Ämter mehr innehat. Gauck tritt weiterhin regelmäßig als Redner bei verschiedenen Veranstaltungen auf. Eine 2007 zum Jahrestag der deutschen Einheit im Sächsischen Landtag gehaltene Rede wurde dabei durch die Fraktion der Partei Die Linke boykottiert.[14]

Vom 3. bis zum 4. Oktober 1990 war er von der Volkskammer nominierter Bundestagsabgeordneter, bis er wegen seiner Funktion als Sonderbeauftragter das Mandat niederlegte. Er war somit das bisher am kürzesten amtierende Mitglied des Deutschen Bundestages.

Rede am Vorabend des 20. Jahrestages des Nationalfeiertages in der Paulskirche in Frankfurt (2009)

Gauck betrachtet die Vereinigung von Bündnis 90, dessen Mitglied er war, mit den Grünen im Jahre 1993 sehr kritisch und distanziert sich heute von der Partei.[15] Joachim Gauck ist seit 2003 Vorsitzender des Vereins Gegen Vergessen – Für Demokratie.[16] Sich selbst bezeichnet er als „linken, liberalen Konservativen“ und „aufgeklärten Patrioten“.[17] Gauck räumt ein, der Kapitalismus sei nicht perfekt und erzeuge unter anderem Gier, wandte sich aber anlässlich der Finanzkrise 2008 auch gegen größere Kapitalismuskritik.[18] Er ist Mitglied des Vereins Atlantik-Brücke[19] und Mitglied im Senat der von Helmut Schmidt, Kurt Biedenkopf u. a. gegründeten Deutschen Nationalstiftung.[20]

Gauck sprach sich erfolglos dagegen aus, die am 31. Dezember 1997 auslaufende Verjährungsfrist für mittelschwere Straftaten aus Zeiten der DDR zu verlängern. Als Begründung nannte er, dass er nicht genügend Erfolge durch die bisherige Verlängerung gesehen habe. Auch sprach er sich ein Jahr später dagegen aus, die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit zu beenden, da noch immer eine große Zahl von Anträgen auf Akteneinsicht in seiner Behörde unbearbeitet geblieben waren. „Erinnerung“, so Joachim Gauck in der Süddeutschen Zeitung vom 13. Oktober 1997, „ist ein therapeutischer Prozess. Nur so kann man lernen.“

Zum 10. Jahrestag des Mauerfalls, am 9. November 1999, sprachen im Bundestag neben Joachim Gauck der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow, der ehemalige US-amerikanische Präsident George H. W. Bush, die ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Helmut Kohl sowie der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

Lebenslauf nach der Zeit als Bundesbeauftragter (2000–2010)

Gauck bei einer IGFM-Pressekonferenz (2002)

Von Januar bis November 2001 moderierte er in der ARD die 14-tägig ausgestrahlte WDR-Sendung Joachim Gauck. Von 2001 bis 2004 war Joachim Gauck ehrenamtlich als Vertreter Deutschlands Mitglied des Verwaltungsrates der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Wien.[21]

Gauck plädiert für die Errichtung eines Zentrums gegen Vertreibungen in Berlin.[22] Er ist einer der Erstunterzeichner der Prager Erklärung (der u. a. die Ausrufung des 23. August als Europäischer Gedenktag an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus forderte) und der Erklärung über die Verbrechen des Kommunismus.[23][24]

1999 wurde Gauck innerhalb der CSU als Bundespräsidentschaftskandidat vorgeschlagen. 2010 kandidiert er für das Amt nun auf Vorschlag von SPD und Grünen.

Werk

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • 1991: Die Stasi-Akten. Das unheimliche Erbe der DDR. (= rororo 13016) Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1991. ISBN 3-499-13016-5
  • 1992: Von der Würde der Unterdrückten (Aufsatz)
  • 1993: Verlust und Übermut. Ein Kapitel über den Untertan als Bewohner der Moderne (Aufsatz)
  • 1998: Mitautorenschaft an der deutschsprachigen Ausgabe von Das Schwarzbuch des Kommunismus – Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Piper Verlag, München 2004. ISBN 3-492-04053-5
  • 2007: Reite Schritt, Schnitter Tod! Leben und Sterben im Speziallager Nr. 1 des NKWD Mühlberg/Elbe (Aufsatz), hrsg. v. Elisabeth Schuster, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. ISBN 978-3-93659-202-3
  • 2007: Diktaturerfahrungen der Deutschen im 20. Jahrhundert und was wir daraus lernen können (Schriftenreihe zu Grundlagen, Zielen und Ergebnissen der parlamentarischen Arbeit der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages; Band 42), Dresden 2007
  • 2009: Die Flucht der Insassen: Freiheit als Risiko (Weichenstellungen in die Zukunft. Eine Veröffentlichung der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.). Sankt Augustin-Berlin 2009. ISBN 978-3-941904-20-0
  • 2009: Winter im Sommer – Frühling im Herbst: Erinnerungen, Siedler-Verlag, ISBN 978-3-88680-935-6
  • 2010: Gerechtigkeit, Versöhnung und Strafe als gesellschaftliche und politische Herausforderungen, in: Versöhnung, Strafe und Gerechtigkeit: das schwere Erbe von Unrechts-Staaten (Kontexte; 40), hrsg. von Michael Bongardt. Göttingen 2010, S. 17–28. ISBN 978-3-7675-7132-7

Vorträge

Gespräche

Auszeichnungen und Ehrungen

Literatur

  • Marianne Birthler: Die Freiheit gestalten: Joachim Gauck zum 70. Geburtstag. In: Deutschland-Archiv Bd. 43 (2010), 1, S. 20–22. ISSN 0012-1428
  • Norbert Robers: Joachim Gauck – die Biografie einer Institution, Berlin 2000. ISBN 3-89487-365-5.

Einzelnachweise

  1. Artikel auf FAZ.net: „Ein großer Ermutiger der Demokratie“, 4. Juni 2010.
  2. Gauck 2009, S. 27.
  3. Gauck 2009, S. 35.
  4. Gauck 2009, S. 37.
  5. Gauck 2009, S. 37 f.
  6. Gauck 2009, S. 41.
  7. Gauck 2009, S. 60.
  8. Gauck 2009, S. 71.
  9. Gauck 2009, S. 104 f.
  10. Gauck 2009, S. 117.
  11. Bericht über die Buchvorstellung der Biographie „Winter im Sommer – Frühling im Herbst“
  12. Joachim Gauck: Kandidat Mut. Yes, we Gauck, BILD vom 6. Juni 2010.
  13. Joachim Gauck: Sein Liebespfad nach Nürnberg, Nürnberger Nachrichten online vom 7. Juni 2010.
  14. K. Schlottmann: Der Wanderprediger. In: Sächsische Zeitung vom 5. Juni 2010.
  15. Der Tagesspiegel (2003) „Wie weit darf man gehen, Herr Gauck?“ Interview.
  16. Gegen Vergessen – Für Demokratie
  17. Ludwig Greven: „Kompetenter Freigeist ohne Chance“, in: Zeit Online, 4. Juni 2010.
  18. Deutschlandfunk (2008) „Wir sind besonders begabt für Angst und Ängste“ Interview
  19. A Message to the People of the United States of America. Anzeige der Antlantik-Brücke (mit Gauck als Unterzeichner) in der New York Times vom 16. Februar 2003.
  20. Gremienmitglieder der deutschen Nationalstiftung. Abgerufen am 7. Juni 2010.
  21. Aktivitäten der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Jahresbericht 2003, S. 43 (PDF; 313 kB)
  22. z-g-v.de: Menschen an unserer Seite. Abgerufen am 7. Juni 2010.
  23. Prague Declaration – Declaration Text. 3. Juni 2008, abgerufen am 28. Januar 2010.
  24. Declaration on Crimes of Communism. 25. Februar 2010, abgerufen am 3. Juni 2010.
  25. Artikel in report-k
  26. Preisträger des Hermann-Ehlers-Preises
  27. Preisträger des Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken
  28. Karl-Heinz Jügelt, Ehrenpromotionen der Theologischen Fakultät 1999, Joachim Gauck, Dr. Heinrich Rathke: akademischer Festakt in der Aula der Universität am 20. Januar 1999, Rostock 1999.
  29. Rede zum Dolf Sternberger-Preis 2000
  30. Verleihung an Joachim Gauck und den Mitarbeiter der Abteilung Bildung und Forschung, Thomas Auerbach (Webseite der BStU)
  31. Preisträger des Cicero-Rednerpreises
  32. Preisträger Erich Kästner-Preis
  33. Kurt Müller: Laudatio auf Joachim Gauck, in: Antrittsvorlesungen 18. Januar 2000 bis 27. November 2001: mit dem Festakt zur Ehrenpromotion von Joachim Gauck am 24. April 2001, von Christel Köhle-Hezinger. Jena 2005, S. 19–23. ISBN 3-932218-15-9.
  34. Goldenes Lot für Joachim Gauck
  35. 2002 Wittenberg Award Recipient (englisch)
  36. Gesellschaftspolitisches Engagement auf der Basis christlichen Glaubens, S. 37–42 (PDF; 1,16 MB)
  37. Verleihung des Thomas-Dehler-Preises 2008 an Joachim Gauck

Siehe auch

Commons: Joachim Gauck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Joachim Gauck – in den Nachrichten

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