Diese sehr ernsten Scherze. Poetikvorlesungen ist der Titel eines Sachbuchs des deutsch-österreichischen Autors Daniel Kehlmann, das erstmals 2007 beim Wallstein Verlag in der Reihe Göttinger Sudelblätter erschienen ist. Kehlmann nimmt in Form eines selbst verfassten Interviews Stellung zu poetologischen Themen und zum eigenen Werk. Der Titel des Buches stammt aus dem Diktum von Johann Wolfgang von Goethe, es handele sich beim Faust um »sehr ernste Scherze«.
Inhalt
Um die vermeintliche akademisch-journalistischen Neugier gegenüber einem bekannten Schriftsteller zu befriedigen, erfindet Kehlmann einen Interviewer und gibt auf diese Weise selbst Auskunft. Im ersten Teil werden allgemeine poetologische Fragestellungen behandelt. Schriftstellern sollten demnach keine Macht besitzen, da sie als Pragmatiker und Opportunisten mit einer Neigung zu extremen Ansichten großen gesellschaftlichen Schaden anrichten könnten. Anschließend geht Kehlmann der Frage nach, ob das Schreiben ein Handwerk sei. Seiner Ansicht könne keine noch so große technische Versiertheit den Autor davor bewahren, schlechte oder unbedeutende Texte zu verfassen. Vielmehr zeige die eigene Erfahrung, dass ein Autor bei jedem neuen Werk wieder am Anfang stehe. Für den historischen Roman sei nämlich eine präzise Recherche unabdingbar. Zudem müsse die Handlung mit Beschreibungen von Gesten begleitet und durch eine innere Notwendigkeit geführt werden. Kehlmann unterscheidet inhaltlich zwischen einem Realismus nordamerikanischer Herkunft und den um ein magisches Element bereicherten südamerikanischen Realismus.
Der zweite Teil des Textes beschäftigt sich mit dem Roman Die Vermessung der Welt. Der Autor stellt sich hier der Frage, wie sich die Abweichung der literarischen Figuren des Romans von den historischen Personen Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß rechtfertigen lässt. Nach seiner Auffassung verwandeln sich im Schreibprozess die realen Figuren zu Geschöpfen des Schriftstellers, der ihr Leben nun um der Handlung willen neu erfinden müsse. Auf diesem dialektischen Verhältnis zur Realität beruhe jegliche Kunst.
Pressestimmen
„Man muss Autor und Verlag dankbar dafür sein, denn »Diese sehr ernsten Scherze« ist nicht nur eines der klügsten, sondern dem Titel gemäß tatsächlich auch eines der heitersten Bücher, die in letzter Zeit über Literatur [...] geschrieben worden ist. Man hat als Leser nicht nur seine intellektuelle Freude daran, man ist ob des wunderbaren Humors, mit dem Kehlmann sein Thema behandelt, auch bestens unterhalten. Diese Seiten kann man wirklich in kurzer Zeit lesen - und wird den Band beglückt und bereichert zuklappen.“
Ausgaben
- 2007: Daniel Kehlmann: Diese sehr ernsten Scherze. Poetikvorlesungen. Wallstein Verlag; 44 S., Broschiert - ISBN 3-835-30145-4
Einzelnachweise
- ↑ Zitiert nach wallstein-verlag.de