Hans-Joachim Marseille
Hans-Joachim "Jochen" Marseille (* 13. Dezember 1919 in Berlin; † 30. September 1942 südl. Sidi-Abd-el-Rahman, Ägypten) war deutscher Jagdflieger, Hauptmann und Fliegerass im Zweiten Weltkrieg.
Leben
Geboren wurde Hans-Joachim Marseille als Sohn eines Generalmajors der Luftwaffe. Er besuchte das Prinz-Heinrich-Gymnasium in Berlin-Schöneberg, das er mit 17 Jahren erfolgreich beendete. Im Jahr 1938 meldete er sich deshalb freiwillig zur Luftwaffe. Bereits während seiner Ausbildung stellte sich sein fliegerisches Talent deutlich heraus, jedoch hatte er Probleme mit der Disziplin eines Soldaten und dem damit einhergehenden Respekt gegenüber den Vorgesetzten. Zum Beispiel missachtete er Mindestflughöhen und landete bei einem Übungsflug einmal auf einer Schnellstraße wegen eines menschlichen Bedürfnisses.
Im August 1940 konnte Marseille nach einer sorgfältigen Friedensausbildung als Oberfähnrich zum Lehrgeschwader 2 an die Kanalküste versetzt werden, wo er seine ersten Feindberührungen hatte. Während der Luftschlacht um England vermeldete er am 24. August 1940, seinem ersten Kampftag, seinen ersten Luftsieg. An seinem zweiten Kampftag schoss er seine zweite Maschine ab und erhielt dadurch das Eiserne Kreuz 2. Klasse, nach seinem fünften Abschuss, drei Tage später, erhielt er das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Im März 1941 wurde Marseille schließlich zum Jagdgeschwader 27 nach Nordafrika versetzt. In seiner Zeit an der Kanalküste bekam er zweimal eine Disziplinarstrafe, u. a. fünf Tage Arrest.
In Nordafrika wurde er im Juni 1941 zum Leutnant befördert und erhielt im Dezember desselben Jahres das Deutsche Kreuz in Gold. Während seines ersten Feindfluges über Libyen konnte er seinen ersten Abschuss in Afrika verzeichnen. In den darauf folgenden Wochen kamen weitere hinzu, doch zog er sich den Unmut seines unmittelbaren Vorgesetzten Oberleutnant Gerhard Homuth zu, da Marseille, sobald er Feindflugzeuge sah, sich von dem Verband löste und den Gegner eigenmächtig angriff. Dies widersprach jeglicher Regel von Luftkämpfen. Seinem Gruppenkommandeur Hauptmann Neumann missfiel dies auch, doch erkannte er das große fliegerische Talent von Marseille.
Im Mai 1941, nachdem Marseille 13 Abschüsse zu verzeichnen hatte, wurde er schließlich zum Leutnant befördert. Kurz darauf musste er nach schweren Treffern im Niemandsland notlanden und erreichte erst nach einem langen Fußmarsch unverletzt die eigenen Linien. In den folgenden Monaten besann sich Marseille immer mehr seiner Pflichten als Soldat und Flieger. Er wirkte in Luftkämpfen immer mehr mit seinen Kameraden zusammen und akzeptierte militärische Grundregeln weitestgehend. Zum Rottenführer ernannt eignete er sich in unzähligen Einsätzen eine beachtliche Trefferpräzision an.
Im Februar 1942 erzielte Marseille als erfolgreichster Pilot seines Geschwaders den 50. Abschuss, wofür er mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet und zum Oberleutnant befördert wurde. Als Homuth im Mai die gesamte Gruppe übernahm, rückte Marseille zum Staffelführer auf. In den folgenden Monaten erzielte er im Durchschnitt zwei bis fünf Feindabschüsse pro Luftkampf. Marseille war nicht nur in Deutschland zu einer Berühmtheit geworden, sondern auch bei seinen Gegnern. Die britischen Piloten sollen sogar den Befehl erhalten haben, Marseille gar nicht mehr oder eben nur in einer Gruppe anzugreifen. Die Briten setzten schließlich "Elite"-Piloten auf Marseille an. Unter ihnen war auch das Fliegerass Clive Caldwell, der zwar einige Staffelkameraden Marseilles abschießen konnte, jedoch nie auf Marseille selbst traf.
Im Juni 1942 schoss Oberleutnant Marseille sechs Gegner in nur elf Minuten ab und erhielt im selben Monat, als zweiter Pilot seines Jagdgeschwaders, nach 75 Luftsiegen das Eichenlaub zum Ritterkreuz. Er war zu diesem Zeitpunkt der 97. Soldat, der das Eichenlaub erhielt. Am 17. Juni verkündete das Jagdgeschwader 27 den 100. Abschuss von Marseille. Er war damit der erste Jagdflieger, der die Marke 100 gegen westalliierte Piloten erreicht hatte. Die darauf folgende Verleihung der Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub fand direkt in Berlin statt. Bis dahin war er erst der 12. Träger dieser hohen Auszeichnung.
Nachdem er zu seinem Geschwader zurückkehrte, fand Marseille eine völlig andere Situation vor, als die, die er wegen seiner Reise nach Berlin zurückgelassen hatte. Die deutsche Luftwaffe war in Afrika in die Defensive zurückgedrängt. Die deutschen Piloten standen einem sechsmal größeren Gegner gegenüber, was die Verluste des Geschwaders ansteigen ließ. Bereits am ersten Einsatztag konnte Marseille 10 Feindflugzeuge abschießen.
Am 1. September 1942 gelangen ihm an einem einzigen Tag 17 bestätigte Abschüsse in drei Einsätzen und damit eine Gesamtabschusszahl von 121. Nachdem er am 2. September fünf weitere Abschüsse und 126 insgesamt verbuchen konnte, wurden ihm die Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern verliehen und er war damit erst der vierte Offizier mit dieser Auszeichnung. In den folgenden Tagen kamen weitere Luftsiege hinzu und er wurde schließlich zum fünften Mal im Wehrmachtsbericht namentlich erwähnt. Am 24. September 1942 wurde er schließlich im Alter von 22 zum bis dahin jüngsten Hauptmann der Luftwaffe befördert. Die Übermacht der Gegner und die damit verbundenen Dauereinsätze zeigten auch bei Marseille Wirkung. Er war oft übermüdet und abgekämpft, woraufhin ihn Generalfeldmarschall Erwin Rommel persönlich Fronturlaub anbot, indem er mit dem "Wüstenfuchs" bei einer Rede Adolf Hitlers neben ihm hätte sitzen sollen. Marseille lehnte jedoch ab, da er seine Staffel nicht verlassen wollte und an Weihnachten zu seiner Verlobten hätte reisen wollen.
Am 30. September 1942, dem Tag der Kundgebung im Sportpalast, kehrte die Staffel kampflos zurück, als die Maschine von Marseille, eine Messerschmitt Me 109 G-2, wegen eines technischen Defektes Feuer fing. Er wurde durch seine Kameraden dirigiert -weil seine Scheiben von Öl verschmiert waren, um sich auf deutsches Territorium zu retten. Als er schließlich abspringen musste, war er dafür in der falschen Fluglage (Das Flugzeug war nicht auf Kopf gedreht um nicht Gefahr zu laufen vom Leitwerk getroffen zu werden.), so dass er vom Leitwerk getroffen wurde und das Bewusstsein verlor bzw. sofort tot war. Zum Ziehen der Reißleine des Fallschirms kam er nicht mehr.
Er wurde anschließend mit militärischen Ehren in Derna beerdigt. An der Absturzstelle wurde eine kleine Pyramide durch die 3. Staffel und deren italienische Freunde des Geschwaders errichtet. Auf der Bronzetafel der Pyramide stand geschrieben: Hier starb unbesiegt Hptm H.J. Marseille. Nach dem Krieg wurde Marseille nach Tobruk ins dortige Ehrenmal des Afrikakorps überführt und beigesetzt.
1989 wurde auf derselben Stelle eine neue Pyramide durch seine alten Staffelkameraden erbaut mit der gleichlautenden Inschrift, in verschiedenen Sprachen (Arabisch, Deutsch & Italienisch).
Hauptmann Hans-Joachim Marseille erzielte bis zu seinem Tod 158 Luftsiege in 388 Feindflügen. Die Deutsche Luftwaffe ehrte den herausragenden Jagdflieger durch Benennung einer Kaserne nach ihm.
Auszeichnungen
- Italienisches Fliegerabzeichen
- Italienische Tapferkeitsmedaille in Gold
- Ehrenpokal der Luftwaffe
- Ehrendolch des Heeres
- Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen in Gold mit Brillanten
- Frontflugspange für Jäger in Gold mit Anhänger Einsatzzahl "300"
- Ärmelband "Afrika"
- Sechsmalige Nennung im Wehrmachtsbericht
- Eisernes Kreuz 2. und 1. Klasse
- Deutsches Kreuz in Gold
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten
- Ritterkreuz 22. Februar 1942
- Eichenlaub (97.) 6. Juni 1942
- Schwerter (12.) 18. Juni 1942
- Brillanten (4.) 3. September 1942
Verfilmung
- Der Stern von Afrika, 1956 (IMDB)
Dokumentationen
- Hans-Joachim Marseille - Der Stern von Afrika
- VHS, ASIN B00004S11G
- DVD, ASIN B00067PZ34
Weblinks
- Vorlage:PND
- Biographie bei Lexikon der Wehrmacht
- Biografie bei Waffenhq.de
- Biographie bei Adlertag.de
- Biografie Vorlage:En
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Marseille, Hans-Joachim |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jagdflieger, Hauptmann und Fliegerass im Zweiten Weltkrieg |
| GEBURTSDATUM | 13. Dezember 1919 |
| GEBURTSORT | Berlin |
| STERBEDATUM | 30. September 1942 |
| STERBEORT | El Alamein, Ägypten |