Das Tabakmosaikvirus oder Tabak-Rattle-Virus (TMV) ist ein ca. 200 nm langes und ca. 18 nm breites Virus aus einsträngiger Ribonukleinsäure, das auf Pflanzen spezialisiert ist. Es befällt weder Tiere noch Mikroorganismen. Das TMV erlangte geschichtliche Bedeutung, da mit ihm erstmals eine Krankheitsübertragung ohne eine Beteiligung von Bakterien nachgewiesen werden konnte.
Geschichte
Als älteste Quellen werden Mayer (1886) in den USA und Iwanovski (1892) in Russland genannt. Iwanovski wies nach, dass sich die Mosaikkrankheit von Tabakpflanzen durch einen bakterienfreien Extrakt aus kranken Tabakblättern auf gesunde Pflanzen übertragen lässt (horizontale Transmisson). Sechs Jahre später wurde der Befund durch den Holländer M. W. Beijerinck bestätigt. 1935 wurde das Virus erstmals isoliert und kristallisiert.
Befall
Das Tabak-Rattle-Virus (TMV) verursacht die viröse Eisenfleckigkeit. Vom Übertragungsweg und Symptomausprägung her nimmt es eine Sonderstellung innerhalb der Viruskrankheiten ein. Bei Befall können sich gelbe bogen-, ring- oder fleckenartige Blattverfärbungen sowie nekroti-sche eingesunkene Ringe bzw. Bögen (Pfropfen) auf der Knollenschale oder rostbraune Flecke im Knollenfleisch bilden. Es kann über 400 Pflanzenarten befallen, darunter neben Kartoffeln verschiedene Zwischenfrucht- und Unkrautarten wie Vogelmiere, Hirtentä-schelkraut, Phacelia und besonders Gelbsenf. Getreide ist kein Wirt des Virus. Dieses Virus wird auf Kartoffeln durch Nematoden der Gattung Trichodorus und Paratrichodorus übertragen, beim Saugen scheiden sie das Virus aus. Eine Übertragung durch infiziertes Pflanzgut und eine mechanische Übertragung finden nicht statt. Daher müssen für eine Infektion sowohl infi-zierte Pflanzenteile als auch Nematoden im Boden präsent sein, bzw. Nematoden, die das Virus noch in sich tragen. Die freilebenden Nematoden kommen häufig in leichten, humosen Sandböden vor. Sie reagieren sehr empfindlich auf Trockenheit, daher tritt die Krankheit v.a. unter feuchteren Anbaubedingungen auf. Bei der Anfälligkeit bestehen deutliche Unterschiede zwischen den Sorten. Daher muss beim Anbau von anfälligen Sorten (z.B. „Adretta“, „Granola“, „Nicola“) auf Vorfrucht und Standort geachtet werden.
Literatur
- Mayer, A. (1886). Landw. VersStnen 32: 451.
- Iwanovski, D. (1892). Izv. imp. Akad. Nauk. 35: 67.