Prizren (albanisch auch Prizreni, serbisch-kyrillisch Призрен) ist eine Stadt im südlichen Kosovo. Sie ist der Hauptort der gleichnamigen Großgemeinde. Die Stadt ist Sitz der katholischen Apostolischen Administratur Prizren, diese verwaltet die Katholiken im Kosovo. Außerdem ist Prizren eine serbisch-orthodoxe Eparchie. Es ist Hauptsitz der multinationalen Task Force South der KFOR. Ihr Hauptquartier befindet sich in einer ehemaligen osmanischen Kaserne aus dem Jahre 1908 der Jugoslawischen Volksarmee. Prizren unterhält seit Ende der sechziger Jahre eine Partnerschaft zur deutschen Stadt Bingen am Rhein. Es ist die einzige deutsch-kosovarische Städtepartnerschaft.
Prizren/Prizreni 1 Prizren/Призрен 2 | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | ![]() | |||
Gemeinde: | Prizren | |||
Koordinaten: | 42° 13′ N, 20° 44′ O | |||
Höhe: | 400 m ü. A. | |||
Einwohner: | 171.464 (2006) | |||
Telefonvorwahl: | +383 (0) 029 | |||
Postleitzahl: | 20000 | |||
3 Die Unabhängigkeit des Kosovo ist umstritten. Serbien betrachtet das Land weiterhin als serbische Provinz. |



Geografie
Prizren ist von Hochgebirgen umgeben: Im Süden befinden sich die Šar Planina (alb. Malet e Sharrit) und im Westen das Pashtrik-Gebirge. Die Stadt gehört zur historischen Region Rrafsh i Dukagjinit (serb. Metohija). Prizren liegt an den Ufern des Flusses Lumëbardhi.
Verkehr
Prizren ist an das Netz der Eisenbahngesellschaft Hekurudhat e Kosovës angeschlossen. Hierher verkehren Güterzüge. Seit vielen Jahren wird die Verlängerung der Verbindung nach Albanien diskutiert.
Bevölkerung
Allein die Stadt Prizren zählte im Jahre 2007 171.464 Einwohner und im Jahre 2008 schätzte man die Einwohnerzahl der Großgemeinde Prizren auf 240.000.
Die ethnische Struktur hat sich durch den Kosovo-Krieg deutlich gewandelt. Im Jahr 2002 lebten, nach Schätzungen der OSZE, in der Großgemeinde Prizren rund 180.000 oder 81.6 % Albaner (1991: 132.000), 21.000 oder 9.6 % Bosniaken (1991: 19.000), 14.000 oder 6.4 % Türken (1991: 7.200), 5.000 oder 2.3 % Roma (1991: 4.000) und 200 oder 0.09 % Serben (1991: 11.000).
Prizren ist eine sehr osmanisch geprägte Stadt: 94 % gehören dem Islam an (Albaner, Bosniaken, Türken, Roma und Aschkali). Daneben sind 5 % Katholiken (Albaner) und 1 % serbisch-orthodox. Die Zusammenarbeit zwischen muslimischen und katholischen Gemeinden gilt als gut.
Geschichte
- Siehe: Geschichte des Kosovo
Prizren spielt im historischen Bewusstsein von Serben und Albanern eine entscheidende Rolle. Die Region („Theranda“) wurde erstmals von Illyrern besiedelt. Die Römer eroberten das Gebiet und verleibten es ihrem Reich ein (Paeonia). Prizren als Stadt wird erstmals zu Beginn des 11. Jahrhunderts in byzantinischen Quellen als Sitz eines Bischofs erwähnt. Eine Bulle des Kaisers Basileios II. nennt Prizren als eine der dem Erzbistum Ohrid unterstellten Eparchien. Sie umfasste damals nur einen Teil des heutigen Kosovo.
Spätestens 1216 wird Prizren - bis dahin unter byzantinischer Herrschaft stehend - Teil des serbischen Reiches. Im serbischen mittelalterlichen Reich des Königs Stefan Uroš IV. Dušan war Prizren Handelszentrum; in seine Regierungszeit fällt auch die erste Erwähnung einer katholischen Kirche in Prizren. Von 1330 bis 1380 wurde eine Reihe katholischer Bischöfe von Prizren ernannt. Allerdings ist nicht bekannt, ob diese Ernennung rein nominell war (Titularbischof) oder ob die ernannten Bischöfe je ihre Diözese besuchten. Die Tolerierung eines katholischen Elementes in Prizren geht vermutlich auf die Anwesenheit kroatischer Kaufleute aus Dubrovnik (Ragusa) zurück.
Der albanische Nationalheld Gjergj Kastrioti Skanderbeg gründete mit einigen anderen albanischen und montenegrinischen Fürsten die Liga von Lezha, welche für die Verteidigung des Heimatlandes der Albaner und Montenegriner gegen die Osmanische Eroberung vorgesehen war. Der Machteinfluss lag über das ganze heutige Montenegro, Albanien, Kosovo, Epirus und halb Mazedonien. Nach vielen erfolgreichen Schlachten starb Skanderbeg, und die Liga begann langsam zu zerfallen. Nach einigen weniger erfolgreichen Schlachten konnten die Osmanen die Gebiete der Liga erobern und ihrem Reich einverleiben. Somit kam auch Prizren unter türkische Herrschaft für 400 Jahre.
Gegen Endes des 19. Jahrhunderts war Prizren Sitz eines Sandschak im europäisch-türkischen Vilayet Kosovo, verwaltet wurde er von der "Begolli"- und später von der "Rrotlla"-Familie. In Prizren wurde 1878 von den Albanern die Liga von Prizren gegründet, dies gilt als Geburtsstunde der modernen albanischen "Renaissance" (alb. Rilindja). Die Liga beabsichtige die Gebiete der Albaner den Albanern zu lassen (einschließlich Prizren und ganz Kosovo), doch ihre Forderungen wurden nicht toleriert und die Liga wurde gewaltsam von den Osmanen aufgelöst.
Nach dem Ersten Balkankrieg 1912/13 fiel das Kosovo mit Prizren an das Königreich Serbien. Ende 1918 wird die Stadt Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien). Im föderalen System des sozialistischen Jugoslawien ab 1945 kommt Prizren zur neu geschaffenen Republik Serbien als Teil der Sozialistischen Autonomen Provinz Kosovo. Von 1999 bis 2008 gehört die Stadt zu der unter UN-Verwaltung stehenden Provinz Kosovo. Seit 17. Februar 2008 befindet sie sich auf dem Staatsgebiet der unabhängigen Republik Kosovo.
Am 17. März 2004 wurde das ehemalige serbische Viertel Podkalaja (unter den Ruinen der ehemaligen Türkischen Festung Kalaja) von randalierenden Albanern in Schutt und Asche gelegt. Zerstört oder beschädigt wurden außerdem zwei serbisch-orthodoxe Klöster, darunter das berühmte Erzengelkloster, das orthodoxe Priesterseminar und fünf andere orthodoxe Stätten. Die gemäßigte politische Führung der Kosovo-Albaner verurteilte die Übergriffe gegen Serben.
Politik
Drei Parteien der ethnischen Minderheiten haben ihren Hauptsitz in Prizren: KDTP (Türken), DSB (eine der bosnischen Parteien) und PREBK (eine der Roma-Parteien).
Das 41-köpfige Parlament der Großgemeinde Prizren setzt sich seit den Kommunalwahlen 2002 wie folgt zusammen (in Klammern die nationale Zugehörigkeit der Partei, soweit bekannt):
- PDK (alb.): 16 Sitze
- LDK (alb.) : 12 Sitze
- KDTP (türk.): 4 Sitze
- AAK (alb.): (2) Sitze
- VATAN (bosn.): 2 Sitze
- KP (serb.): 1
- DPP: 1
- PD: 1
- BSDAK (bosn.): 1
- PSHDK: 1
Die Roma sind nicht im Parlament vertreten. Präsident der Stadt ist Eqrem Kryeziu (LDK), Verwaltungschef ist Ragip Gajraku (LDK).
Sehenswürdigkeiten
Die osmanische Steinbrücke (alb. Ura e gurit, türk.Taş köprüsu) überquert den Fluss Lumëbardhi (serb. Prizrenska Bistrica).
In der Stadt befindet sich die katholische "Helfende-Frau-Kathedrale" (Katedralja e Zonjës ndihmëtare).
Die serbisch-orthodoxe Muttergotteskirche Ljeviška in Prizren ist die einzige erhaltene mittelalterliche serbische Stadtkathedrale. Sie wurde um das Jahr 1306 errichtet und enthält gut erhaltene Wandmalereien. 2006 wurde sie in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Viele weitere Klöster sind in der Stadt zu finden.
Osmanische Architektur prägt das Stadtbild bis heute. Die "Sinan-Pascha-Moschee" (Xhamia e Sinan Pashës/Sinan Pašina Džamija) in Prizren hat das höchste Minarett des Balkans. Daneben gibt es kleinere Moscheen, wie die "Maksut-Pascha-Moschee" (Xhamia e Maksut Pashës), die "Çoraga-Moschee/Haxhi-Ramadani-Moschee" (Xhamia e Çoragës/Xhamia e Haxhi Ramadanit) und die "Gazi-Mehmet-Pascha-Moschee/Bajrakli-Moschee" (Xhamia e Gazi Mehmet Pashës/Xhamia e Bajraklisë). Die Letztere ist auch die am meisten verzierte Moschee in Prizren, sie stammt aus dem Jahre 1566. In ihr wurde auch die Liga von Prizren gegründet; in deren Nähe befindet ich der "Gazi-Mehmet-Pascha-Hammam" (Hamami i Gazi Mehmet Pashës) aus dem Jahre 1573. Er ist einer der drei größten Hammams des Balkans, neben dem Hammam von Sarajevo und dem von Skopje.
Prizren ist außerdem Sitz eines serbisch-orthodoxen Bischofs.
Sport
Der in Prizren am meisten bekannte Verein ist KF Liria, der mit seinen Jugendmannschaften gelegentlich an internationalen Turnieren teilnimmt. Außerdem spielt der in Prizren geborene Shqipran Skeraj bei der TuS Koblenz in der zweiten deutschen Bundesliga.
Anderes
Als Stadtblume gilt die Lilie (alb. Zambak).
Söhne und Töchter der Stadt
- Kasim Baba, Sufimystiker
- Arjan Beqaj, albanischer Fußball-Torhüter
- Colos, albanischer deutschsprachiger Rapper
- Ivica Dačić, Vorsitzender der SPS
- Hektor Gjurgjiali, Rockmusiker (Grupi 403)
- Anton Pashku, albanischsprachiger Schriftsteller und Verlagslektor
- Ali Haydar Şen, türkischer Millionär und Präsident des Fenerbahçe Istanbul
- Kujtim Shala, ehemaliger Fußballer
- Veton Surroi, Politiker
- Spase Tunič, Diplomat
- Blondi Badalli, Fussballer beim BVB
- Lorik Cana, Fussballer beim Sunderland FC
- Luan Krasniqi, WBO Boxer, Schwergewicht
- Bleona Badalli, Fussballerin beim Bayern München FC