Summer Wars

Film von Mamoru Hosoda (2009)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Juni 2010 um 09:36 Uhr durch Balumir (Diskussion | Beiträge) (Handlung: Tippfehler). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:Infobox Anime-Film

Summer Wars (jap. サマーウォーズ, Samā Wōzu, dt. „Sommerkriege“) ist ein Anime-Science-Fiction-Film aus dem Jahr 2009. Der Film entstand unter der Regie von Mamoru Hosoda im japanischen Animationsstudio Madhouse. Im Mittelpunkt der Handlung steht der zurückhaltende Elftklässler Kenji Koiso, der aus versehen einen Hack der virtuellen Welt OZ ermöglicht und sich zusammen mit der überaus großen Familie seiner Schulfreundin Natsuki Shinohara anschickt den Zusammenbruch der virtuellen als auch der davon abhängig gewordenen realen Welt zu verhindern.

In Deutschland wurde der Film erstmals am 16. Februar 2010 auf der Berlinale aufgeführt.[1]

Handlung

Zu Beginn wird dem Zuschauer die Virtuelle Welt OZ vorgestellt, in der Millionen von Menschen in einer nicht weit entfernten fiktiven Zukunft weltweit miteinander kommunizieren können. In dieser Welt, die die Menschen als Avatare abgebildet, laufen fast alle Geschehnisse mit denen der realen Welt zusammen und sind nahezu untrennbar miteinander verbunden. Auch der Protagonist Kenji Koiso, ein Wunderkind in mathematischen Dingen, ist innerhalb dieser Welt als Avatar mit seinen Freunden unterwegs.

Im realen Leben kommt es zu der Situation, dass Kenjis Schulfreundin Natsuki Shinohara kurz nach Ferien zum Geburtstag ihrer neunzigjährigen Großmutter Sakae Jinnouchi eingeladen wurde. Sie hatte nämlich ihrer Großmutter versprochen sich einen würdigen Partner zu suchen. Von diesem Plan weiß Kenji jedoch nichts, der schließlich im großen Haus der Familie – gelegen in Ueda, Präfektur Nagano – sich damit konfrontiert sieht, sich als ihren Verlobten auszugeben. Er versucht diese Rolle, so gut es seine zurückhaltende Art es zulässt, zu spielen und lernt dabei die dutzende Angehörige ihrer Familie kennen. Gegen Abend taucht der Computerexperte Wabisuke Jinnouchi auf, der in der Familie, trotz Familienangehörigkeit, nicht gern gesehen ist. Zugleich ist er aber auch Natsukis Onkel und „erste Liebe“. Nicht wissend, wie er mit dem Auftauchen Wabisuke umgehen soll, fällt es Kenji schwer einzuschlafen und er erhält überraschend ein E-Mail, die einen mathematischen Code enthält. Davon inspiriert versucht er diesen zu entziffern und hat nach einer langen Nacht Erfolg. Als er das Ergebnis zurückschickt, das er für die Lösung eines Rätsels hält, ahnt er nicht, das er damit den Zugangscode zu OZ geknackt hat.

Am nächsten Morgen muss er erschreckt feststellen das sein Account geknackt wurde und in seinem Namen große Teile von OZ durcheinandergebracht wurden. Bald darauf wird er sowohl von der Familie als auch von der Polizei gesucht und lernt zwischenzeitlich Kazuma Ikezawa kennen, dessen Avatar ein berüchtigter Kämpfer ist. Zusammen treffen sie in den virtuellen Welt auf den Hacker, der sich jedoch als Künstliche Intelligenz (KI) herausstellt die sich „Love Machine“ nennt. Bei der ersten Auseinandersetzung ist Kazuma ihr jedoch hoffnungslos unterlegen und das Chaos breitet sich aus. Inzwischen ist auch bereits die reale Welt betroffen, deren Verkehrsleitsysteme, Notrufe, etc. verrückt spielen, da die Accounts der zuständigen Personen ebenfalls kompromittiert wurden. So ist es dem Polizisten der Kenji im Haus der Familie festgenommen hatte nicht möglich ihn von dort abzuführen und auch die geladenen Gäste der Party haben Probleme die Geburtstagsfeier pünktlich zu erreichen. So wird der Familie auch nach und nach die Tragweite des Zwischenfalls bewusst. Letztlich gerät auch die neunzigjährige Großmutter, die zuvor sich redlich um Ordnung bemühte ins Visier der KI, die deren Warnsystem für mögliche Anfälle deaktiviert.

Am nächsten Tag muss die Familie entsetzt den Tod der Großmutter feststellen und verfällt in einen Zustand von Trauer und Wut. So schickt sich insbesondere der männliche Teil der Familie an, die KI zu vernichten. Dazu beschaffen die Mitglieder der Familie, die die verschiedensten hohen Posten innehaben, alle erdenkliche Ausstattung, um dem Wesen in der virtuellen Welt gegenübertreten zu können. Der Plan schlägt letzten Endes aber aufgrund der Überhitzung des Hauptrechners fehl, dessen Kühlung von einem Familienmitglied entwendet wurde, um stattdessen die aufgebahrte Verstorbene zu kühlen.

Schließlich gerät dadurch immer mehr auch die Familie ins Visier der KI, die sich Zwischenzeitlich als eine Entwicklung von Wabisuke herausstellte und er dessen fatale Folgen er sich erst nach dem Tod der Großmutter bewusst wurde. So droht die KI damit einen japanischen Verteidigungssatelliten einzusetzen, um die Atomkraftwerke der Welt damit zu treffen. Da für diese jedoch alles nur ein Spiel zu sein scheint, hat Natsuki die Idee sie zu einem Spiel herauszufordern, worauf sie sich einlässt und letzten Endes die kompromittieren Avatare verliert und angreifbar wird. Dennoch gibt sich Love Machine nicht geschlagen und nimmt nun selbst das Haus der Familie ins Visier. Die Einzige Möglichkeit besteht darin den Sicherheitscode erneut zu knacken. Dazu bleiben jedoch nur noch zehn nervenaufreibende Minuten. Letztlich schafft er es im Zusammenspiel mit Kazuma und dessen Avatar die KI auszuschalten. Während der gesamten Geschichte und ihren Zwischenfällen sind sich unterdessen Kenji und Natsuki näher gekommen und werden von der Familie nahezu genötigt ein Paar zu werden.

Hauptcharaktere

Kenji Koiso (小磯 健二, Koiso Kenji)
Kenji ist der siebzehnjährige Protagonist des Filmes. Anfangs nur ein zurückhaltender Junge mit großen mathematischen Begabung und starkem Interesse an der interaktiven Welt, entwickelt er sich unter den gegebenen Umständen zu einem Mann. Dabei hat er zunächst starke Probleme mit andern Menschen in Kontakt zu treten und auch die Beziehung zu seiner heimlichen Liebe Natsuki gestaltet sich als kompliziert. Auch wenn er bis zum Schluss seine Scheu ihr seine Liebe zu gestehen nicht wirklich ablegen kann.
Natsuki Shinohara (篠原 夏希, Shinohara Natsuki)
Natsuki ist ein überaus populäres achtzehnjähriges Mädchen, die die Schönste ihrer Schule sein soll. Sie besitzt jedoch auch ein großes Interesse an OZ und verliebt sich langsam in Kenji, obwohl es zunächst den Anschein hat, als würde sie noch immer stark an ihrer ersten Liebe Wabisuke Jinnouchi hängen, da sie offensichtlich die Einzige aus der ganzen Familie ist, die ihn leiden kann.
Sakae Jinnouchi (陣内 栄, Jinnouchi Sakae)
Sakae ist die beinahe neunzigjährige Großmutter von Natsuki und hält als Oberhaupt die Familie zusammen. Darüber hinaus besitzt sie zahlreiche Beziehungen zu zahlreichen einflussreichen Personen der Politik und der Finanzwesens.

Entstehung

Laut Hosoda war der Grundgedanke hinter dem Film eine einfache Familie, die zusammen die Welt rettet. Dadurch sollte sich der Film an ein möglichst breites Publikum richten und zur sommerlichen Atomsphäre passen, zu der er in den Kinos gezeigt wird.[2] Neben Hosoda als Leiter der Regie arbeitete Satoko Okudera am Drehbuch und Yoshiyuki Sadamoto am Charakterdesign. Die Leitung der Animation übernahmen Hiroyuki Aoyama und Tatsuzo Nishida, wobei Nishida die Leitung der Action-Szenen übernahm. Alle fünf hatten zuvor am 2006 veröffentlichten Film Das Mädchen, das durch die Zeit sprang gearbeitet, der ebenfalls von Madhouse animiert wurde. [3]

Die künstlerische Leitung übernahm Yōji Takeshige. Er wählte als Vorbild für die Umgebung in der der Film spielt die japanische Stadt Ueda, da sie in einem Gebiet liegt, das ursprünglich vom bekannten Sanada-Klan bewohnt wurde, auf dem auch die Familie basiert. Takeshige, der zuvor für Studio Ghibli gearbeitet hatte, brachte zusätzlich älter wirkende japanische Häuserdesigns in die Szenen ein. Im Film wurde ebenfalls die japanische Raumsonde Hayabusa mit eingebracht, deren Kontrollzentrum in der nahe gelegen Stadt Saku liegt. Hosoda hatte diese Idee mit eingebracht um die Entwicklung hinsichtlich der Raumfahrt zu unterstützen.[4]

Während eines Interviews in Singapur berichtete Mamoru Hosoda über Dinge die ihn zu der Umgebung von OZ und der Familie als Thema inspirierten. Dabei merkte er an, dass es durchaus Gemeinsamkeiten zwischen OZ und Second Life gäbe, jedoch an das größte soziale Netzwerk Japans Mixi gedacht habe. Zu der Erscheinung der Welt von OZ merkte er an, das er das Werk von Takashi Murakami bewundere, mit dem dessen Ästhetik bereits zuvor von Kritikern verglichen wurde.[5] Dennoch erklärte er, das er die Szenen nicht nach seinem Vorbild entworfen habe, aber in beiden Werken dieselbe saubere und aufgeräumte Gestaltung vorliege, die ihn sehr ansprechen würde.

In einem weiteren Interview mit Anime News Network er erklärte er, wie sich die Ansicht von einer Familie sich nach der Fertigstellung von Das Mädchen, das durch die Zeit sprang und seiner eigenen Hochzeit geändert habe. So brachte er in Summer Wars bewusst auch Charaktere ein die nicht so verträglich seien und mit denen man innerhalb einer Familie auskommen müsse.[6] Dies wirkte sich insbesondere auf die Dauer der Produktionszeit aus, die insgesamt drei Jahre betrug. Masao Maruyama, der Geschäftsführer von Madhouse, erklärte auf der Otakon 2009, dass diese ungewöhnlich lange Produktionszeit dadurch entstanden sei, dass Hosoda auf eine große Anzahl von Charakteren innerhalb von Natsukis Familie bestand. Im Anschluss daran habe ihm Hosoda versprechen müssen, dass er in seiner nächsten Produktion nur zwei Hauptcharaktere verwenden werde und die Produktionszeit sich auf zwei Jahre beschränke. Daraus wurde abermals deutlich, dass Summer Wars ein weiteres Werk aus einer Filmreihe von Madhouse ist, von denen jeweils einer pro Quartal erscheinen soll. Die nachfolgenden Anime-Filme sind Mai Mai Miracle, Yona Yona Penguin, und Redline die in der ersten Hälfte 2010 erscheinen sollen.[7]

Ankündigungen und Veröffentlichungen

Erstmals angekündigt wurde die Produktion des Filmes vom Studio Madhouse auf der Tōkyō Kokusai Anime Fair 2008, mit der Mitteilung das Regisseur Mamoru Hosoda an einem neuen Film arbeiten würde.[8] Der Titel des Films (Summer Wars) wurde im Dezember 2008 im Magazin Newtype erstmals genannt.

Manga

Bereits vor der Veröffentlichung war die Erwartungshaltung an Summer Wars aufgrund des großen Erfolgs und der positiven Kritiken von Das Mädchen, das durch die Zeit sprang groß.[9] Um die Popularität bereits vor der Veröffentlichung zu steigern, hatte der Produktionspartner Kadokawa Shoten den Film im Vorfeld mehrfach angekündigt und zwei Adaptionen als Manga veröffentlicht. Eine von Igura Sugimoto gezeichnete Adaption begann im im Juli 2009 innerhalb des Magazins Young Ace mit der Veröffentlichung.[10] Eine erste Zusammenfassung der einzelnen Kapitel wurde am 10. August als Tankōbon veröffentlicht und erreichte in den von Oricon für Comics aufgestellten Charts den 23. Platz mit 51.645 verkauften Exemplaren.[11]

Eine weitere aus der Handlung abgeleitete Nebengeschichte Summer Wars Gaiden erschien ebenfalls im Juli 2009 innerhalb des Magazins Comp Ace.[12]

Rezeption

Summer Wars war der erste Anime, der je beim Internationalen Filmfestival von Locarno aufgeführt wurde.[13] Dort war er für den Goldenen Leoparden nominiert, wo er zwar gegen She, a Chinese verlor, jedoch Publikums- und Presseliebling war.[14] So nannte ihn die Tribune de Genève als „bei weitem besten Film auf diesem Festival“.[15]

Der Film nahm am Sitges Festival Internacional de Cinema de Catalunya 2009 in der Sektion Oficial Fantàstic Panorama teil und erhielt den Premio Gertie für den besten Animationsfilm des Festivals, wie Hosadas Das Mädchen, das durch die Zeit sprang im Jahr 2006.[16]

Bei der Tōkyō Kokusai Anime Fair 2010 erhielt Summer Wars den Preis für die beste Animations und den besten Film. Mamoru Hosoda erhielt den Preis für die beste Regie und die beste Handlung, Satoko Okudera für das beste Drehbuch, Yōji Takeshige für die beste künstlerische Leitung und Yoshiyuki Sadamoto für das beste Character-Design. Damit gewann Summer Wars in 7 der 12 Kategorien.

Am 2. Februar 2010 erhielt Summer Wars den Großen Preis in der Kategorie Animation beim 13. Japan Media Arts Festival.[17]

Am 5. März 2010 wurde er mit dem Japanese Academy Award für den besten Animationsfilm des Jahres ausgezeichnet.[18]

Darüber hinaus wurde Summer Wars beim Hong Kong Asian Film Festival 2009, beim Leeds International Film Festival 2009 und bei der Berlinale 2010 in der Sektion Generation 14plus aufgeführt.

Synchronisation

Rolle japanischer Sprecher (Seiyū) deutscher Sprecher
Kenji Koiso Ryūnosuke Kamiki Tobias Diakow
Natsuki Shinohara Nanami Sakuraba Kathrin Heß
Kazuma Ikezawa Mitsuki Tanimura Milena Karas
Wabisuke Jinnouchi Ayumu Saitō Andreas Meese
Sakae Jinnouchi Sumiko Fuji Michaela Klarwein

Einzelnachweise

  1. SUMMER WARS. In: Berlinale.de. Abgerufen am 18. Februar 2010.
  2. An ordinary family who saves the world. Internationales Filmfestival von Locarno, abgerufen am 18. Februar 2010 (englisch).
  3. Leapt Through Time's Hosoda to Direct Summer Wars Film. Anime News Network, 6. Dezember 2008, abgerufen am 18. Februar 2010 (englisch).
  4. Summer Wars. (PDF) Internationales Filmfestival von Locarno, abgerufen am 18. Februar 2010 (englisch).
  5. Patrick W. Galbraith: Otaku2 Summer Wars Review. 14. August 2009, abgerufen am 18. Februar 2010 (englisch).
  6. Justin Sevakis: Interview: Mamoru Hosoda. Anime News Network, 22. Dezember 2009, abgerufen am 18. Februar 2010 (englisch).
  7. Evan Miller: Otakon 2009 – Madhouse. Anime News Network, 17. Juli 2009, abgerufen am 18. Februar 2010 (englisch).
  8. TokiKake's Hosoda, xxxHOLiC's Mizushima Plan Films. Anime News Network, 28. März 2008, abgerufen am 18. Februar 2010 (englisch).
  9. Otakon 2009 – Madhouse. Anime News Network, 17. Juli 2009, abgerufen am 22. Februar 2010 (englisch).
  10. Kadokawa to Launch Young Ace Magazine with Eva in July (Update 2). Anime News Network, 21. März 2009, abgerufen am 22. Februar 2010 (englisch).
  11. Japanese Comic Ranking, August 10-16. Anime News Network, 19. August 2009, abgerufen am 22. Februar 2010 (englisch).
  12. New Strike Witches, Canaan, Koihime Musō Manga to Launch. Anime News Network, 25. März 2009, abgerufen am 22. Februar 2010 (englisch).
  13. Didier Péron: Mondes en alerte à Locarno. In: Libération.fr. 14. August 2009, abgerufen am 20. Februar 2010 (französisch).
  14. Carole Wälti: Locarno: le Léopard d'or va à l'Asie rugissante. In: swissinfo.ch. 16. August 2009, abgerufen am 20. Februar 2010 (französisch).
  15. Pascal Gavillet: Le jury du 62e Festival de Locarno frôle l’académisme. In: Tribune de Genève. 17. August 2009, abgerufen am 20. Februar 2010 (französisch, D’autant plus qu’il s’agit là – et de loin – du meilleur film qu’on a pu découvrir durant cette édition.).
  16. Moon, mejor película de Sitges 09. Sitges Festival Internacional de Cinema de Catalunya, 11. Oktober 2009, abgerufen am 24. März 2010 (spanisch).
  17. 2009 (13th) Japan Media Arts Festival. List of Award-winning Works. Japan Media Arts Plaza, abgerufen am 24. März 2010 (englisch).
  18. Summer Wars Wins Japan Academy's Animation of the Year. Anime News Network, 5. März 2010, abgerufen am 24. März 2010 (englisch).