BMW Motorrad ist ein Geschäftsfeld des Fahrzeug- und Motorenherstellers BMW. Das Unternehmen wurde am 7. März 1916 als Bayerische Flugzeugwerke (BFW) in München gegründet und konzentrierte sich ursprünglich auf die Herstellung von Flugmotoren. Am 21. Juli 1917[1] wurde das Unternehmen dann in Bayerische Motoren Werke GmbH umbenannt, 1918 erfolgte die Umfirmierung zur Bayerische Motoren Werke AG[2]. Seit 1923 stellt das Unternehmen auch Motorräder her, 1928 kam die Automobilherstellung hinzu. Heute ist BMW der einzige Großserienhersteller hubraumstarker Motorräder in Deutschland und einer der umsatzstärksten in Europa.










Historie
Bereits das erste Motorrad von BMW, die R 32, hatte mit Zweizylinder-Boxermotor und Kardanantrieb eine für BMW lange Zeit typische Bauweise, die bis heute neben anderen fortgeführt wird.
Zwei Jahre später kam mit der BMW R 39 eine zweite Baureihe hinzu, deren Kombination von senkrecht stehendem Einzylindermotor und Kardanantrieb nicht weniger typisch war. Vier Jahrzehnte lang waren diese beiden Baureihen das Motorradsortiment von BMW.
1955 begann mit der Einführung der Vollschwingen-BMW die Abkehr von der Geradwegfederung. Zugleich wurde der Kardanantrieb so geändert, dass die Motorräder bei Lastwechseln nicht wie andere um die Querachse kippen, sondern sich komplett heben oder senken. Dieses einzigartige Fahrverhalten führte zum Spitznamen Gummikuh.
1966 wurde mit der BMW R 27 die Einzylinder-Baureihe eingestellt und nur noch die Zweizylinder-Baureihe fortgeführt. Kompakte Automobile hatten Motorräder als Kraftfahrzeug des „kleinen Mannes“ abgelöst. BMW war der einzige deutsche Hersteller von Motorrädern, dessen Fertigung hubraumstarker Krafträder das überlebte. Die Kombination von Boxermotor und Kardanantrieb war mittlerweile ein Alleinstellungsmerkmal von BMW.
1969 stieß BMW mit der neu konstruierten R 75/5 in die damals höchste Hubraumklasse vor. Doch die zeitgleich eingeführte Honda CB 750 Four mit Vierzylindermotor sollte eine Entwicklung einleiten, die alle europäischen Motorradhersteller gegenüber den japanischen bald ins Hintertreffen geraten lassen sollte. Als BMW 1973 mit der R 90 S Hubraum nachlegte, hatte im Vorjahr die Kawasaki Z1 mit Tassenstößeln bereits einen weiteren Maßstab gesetzt. Fortan gab es Motoren aus Japan, die nicht nur leistungsstärker als jene von BMW waren, sondern auch seltener einer Wartung bedurften.
1980 überraschte BMW mit der R 80 G/S, die auf den Boom der Enduros setzte, der mit der Yamaha XT 500 begonnen hatte. Die R 80 G/S war nicht nur die erste Enduro von BMW, sondern auch die erste Enduro mit Mehrzylindermotor. Aus der „Not“ der üppigen Kardanschwinge hatten die Konstrukteure eine Tugend gemacht, indem sie auf den zweiten Schwingenarm verzichteten. Ein Motorrad mit Mehrzylindermotor und Kardanantrieb im Gelände einzusetzen, erschien damals eher abwegig. Das änderte sich, als BMW die nächste Rallye Dakar gewann. BMW war nach Jahrzehnten auf einen Schlag zurück im Kreis der Unternehmen, mit denen man im Motorradsport rechnen musste.
1982 brach mit der K 100 eine neue Ära der Motorräder von BMW an. Ihr Gitterrahmen stetzt auf einen tragenden Motor-Getriebe-Block auf. Der Vierzylinder-Reihenmotor mit Wasserkühlung ist nicht wie üblich quer, sondern längs angeordnet. Dadurch bedarf es keiner Umlenkung zwischen Kurbelwelle und Kardanwelle. Die Zylinder liegen waagerecht, um einen ebenso tiefen Schwerpunkt wie bei Boxermotoren zu erzielen. Obwohl die Motoren mit ihrer Benzineinspritzung vergleichsweise fortschrittlich waren, schöpfen sie die Leistungsgrenzen des Stands der Technik ihrer Zeit nicht aus. Nichtdestotrotz gilt dieser Antrieb wegen des eigenständigen und konsequenten Entwurfs als bemerkenswerte Konstrukteursleistung. Ab 1988 war die K 100 als erstes Motorrad mit Antiblockiersystem erhältlich. Ab 1989 war die sportliche Variante K 100 RS als erste BMW mit Vierventiltechnik ausgestattet, verfügte als erstes Motorrad über einen geregelten Katalysator und zudem über das neuartige Paralever, das den Kardanantrieb fahrdynamisch dem Ketten-Endantrieb gleichstellt.
1993 führte BMW entgegen der früheren Bekundung, keine Motorräder mit Boxermotor mehr entwickeln zu wollen, die R 1100 RS ein. Ihr Motor trug der konservativen Stammkundschaft Rechnung, wenngleich er von Grund auf neu entwickelt war. Die Ventilsteuerung erfolgt über eine Kombination von Steuerkette und Stoßstangen. Spektakulär war an der R 1100 RS das System Telelever, das erstmals bei einem Serienmotorrad das Einsinken beim Bremsen fast gänzlich unterband.
Ebenfalls 1993 brachten die Bayerischen Motoren Werke mit der F 650 erstmals ein Motorrad auf den Markt, dessen Motor sie weder selbst entwickelt hatten noch selbst herstellten. Die BMW F 650 basiert auf der Aprilia Pegaso und hat wie diese einen Einzylindermotor von Rotax und Ketten-Endantrieb. Sie wurde auch nicht von BMW, sondern von Aprilia hergestellt. Die Motoren des Nachfolgemodells G 650 stellt das Unternehmen Loncin in China her.
Im Jahr 2000 stellte BMW den ungewöhnlichen C1 vor, einen überdachten Motorroller. Statt der Helmpflicht unterliegen die Fahrer der Gurtpflicht. Der C1 zielte auf das Marktsegment zwischen normalen Motorrollern und Kleinstwagen wie dem Smart Fortwo.
2005 wurde mit der BMW K 1200 S eine Baureihe mit konventionell quer eingebautem Vierzylindermotor eingeführt, die die Baureihe mit längs eingebautem Vierzylindermotor nach und nach ablöste. Diese Baureihe ist mit Duolever ausgestattet.
2006 führte BMW die F 800 mit Parallel-Twin ein; zunächst mit Riemen-Endantrieb, später auch mit Ketten-Endantrieb. Die Motoren sind wieder von Rotax.
2008 brachte BMW die Sportenduro G 450 X auf den Markt. Der Einzylindermotor wird von Kymco in Taiwan gefertigt.[3]
2009 führte BMW die S 1000 RR ein. Mit konventioneller Teleskopgabel, quer eingebautem Vierzylindermotor und Ketten-Endantrieb gleicht sie den Produkten der japanischen Mitbewerber in dieser Klasse.
Werk Berlin
Seit 1967 werden im BMW-Werk in Berlin-Spandau Motorräder gebaut. Rund 1800 Mitarbeiter fertigen inzwischen täglich bis zu 535 Maschinen. Im Jahre 2001 konnte die Produktion des einmillionsten Motorrades gefeiert werden. Das Spandauer Werk ist außerdem ein bedeutendes Zulieferwerk für die Pkw-Produktion von BMW. So werden dort unter anderem sämtliche Bremsscheiben für alle Pkw-Modelle von BMW produziert. Seit dem Jahr 2000 wird das Werk, welches die Nummer 3.1 trägt, kontinuierlich erweitert und modernisiert. So wurde von 2001 bis 2003 eine weitere Fertigungshalle für Motorräder errichtet. Optisch besonders charakteristisch für die BMW-Motorradproduktion sind die gelben „C-Haken“, welche in zwei Etagen an einem Schienensystem durch die zwei Montagehallen gleiten und auf denen die Motorräder die verschiedenen Fertigungsschritte durchlaufen. Auch im Zeitalter moderner Technik erfolgt die Motorradproduktion immer noch zum großen Teil durch hochqualifizierte Arbeitskräfte im Handbetrieb. Sogar die Zierstreifen an den Motorrädern werden nach wie vor durch besonders erfahrene Mitarbeiterinnen manuell aufgemalt.
Polizeimotorräder
Die deutschen Bundesländer statteten in der Vergangenheit ihre Kradstaffeln fast ausnahmslos mit Fahrzeugen von BMW aus. Auf Grund gesetzlicher Vorgaben der Europäischen Union ist heute in der Regel eine europaweite Ausschreibung notwendig. Dabei erhielten in Berlin (2008) und in Hessen (2005) andere Hersteller den Zuschlag, da deren Motorräder wirtschaftlicher waren.[4] [5].
In Spanien fährt die Guardia Civil Motorräder von BMW[6].
Rückrufmaßnahmen
Seit 2005 neigt das Geschäftsfeld BMW Motorrad dazu, Rückrufe bei Motorrädern nur noch auf dem Papier abzuwickeln. Dies gilt beispielsweise für den Rückruf der Bedienungsanleitungen im Zusammenhang mit dem Integral-ABS von FTE automotive oder der Handprotektoren der BMW R 1200 GS-Motorräder bis Produktionsdatum Oktober 2007. [7]
Aktuelle Modellpalette
Unter geringer Veränderung von Fahrwerk und Verkleidung stellt BMW Modelle der folgenden Typen her (die Buchstaben hinter der Hubraumgröße bezeichnen dabei das Modell, etwa „GS“ für „Gelände & Straße“):
R-Reihe
- R 1200 R: Naked Bike, Luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Boxermotor, 1.170 cm³, 80 kW/109 PS, 115 Nm, 198 kg trocken
- R 1200 RT: Tourer, Luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Boxermotor, 1.170 cm³, 81 kW/110 PS, 115 Nm, 229 kg trocken
- R 1200 GS: Reiseenduro, Luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Boxermotor, 1.170 cm³, 72 kW/98 PS, 115 Nm, 199 kg trocken
- R 1200 GS Adventure: Reiseenduro, Luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Boxermotor, 1.170 cm³, 72 kW/98 PS, 115 Nm, 223 kg trocken
- R 1200 C: Cruiser, Luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Boxermotor, 1.170 cm³, 45 kW/61 PS, 98 Nm, 277 kg trocken - 2004 eingestellt
K-Reihe
- K 1200 LT: Luxustourer, Wassergekühlter Reihenvierzylinder-Motor, 1.171 cm³, 85 kW/116 PS, 120 Nm, 353,5 kg trocken
- K 1200 S: Sporttourer, Wassergekühlter Reihenvierzylinder-Motor, 1.157 cm³, 123 kW/167 PS, 130 Nm, 227,5 kg trocken
- K 1200 R: Naked Bike, Wassergekühlter Reihenvierzylinder-Motor, 1.157 cm³, 120 kW/163 PS, 127 Nm, 215 kg trocken
- K 1200 RS: Sporttourer, Wassergekühlter Reihenvierzylinder-Motor, 1.157 cm³, 123 kW/130 PS, 130 Nm, 287,5 kg trocken
- K 1200 GT: Tourer, Wassergekühlter Reihenvierzylinder-Motor, 1.157 cm³, 112 kW/152 PS, 130 Nm, 249 kg trocken
- K 1300 S: Sporttourer, Wassergekühlter Reihenvierzylinder-Motor, 1.293 cm³, 129 kW/175 PS, 140 Nm, 228 kg trocken
- K 1300 R: Naked Bike, Wassergekühlter Reihenvierzylinder-Motor, 1.293 cm³, 127 kW/173 PS, 140 Nm, 217 kg trocken
- K 1300 GT: Tourer, Wassergekühlter Reihenvierzylinder-Motor, 1.293 cm³, 118 kW/160 PS, 135 Nm, 255 kg trocken
F-Reihe
- F 650 GS: Reiseenduro: Wassergekühlter Zweizylinder-Viertaktmotor (Parallel-Twin), 798 cm³, 52 kW/71 PS, 75 Nm, 179 kg
- F 800 S: Sportler, Wassergekühlter Zweizylinder-Viertaktmotor (Parallel-Twin), 798 cm³, 62,5 kW/85 PS, 86 Nm, 182 kg
- F 650 CS: Supermoto/Sporttourer: Wassergekühlter Einzylinder-Motor, 652 cm³, 37 kW/50 PS, 60 Nm, 177,2 kg
- F 800 ST: Sporttourer, Wassergekühlter Zweizylinder-Viertaktmotor (Parallel-Twin), 798 cm³, 62,5 kW/85 PS, 86 Nm, 182 kg
- F 800 GS: Reiseenduro: Wassergekühlter Zweizylinder-Viertaktmotor (Parallel-Twin), 798 cm³, 63 kW/85 PS, 83 Nm, 185 kg
- F 800 R: Naked Bike: Wassergekühlter Zweizylinder-Viertaktmotor (Parallel-Twin), 798 cm³, 64 kW/87 PS, 86 Nm, 182 kg
G-Reihe
- G 450 X: Sportenduro, Wassergekühlter Einzylinder-Motor, 449,5 cm³, 38 kW/52 PS, 44 Nm, 111 kg trocken
- G 650 Xchallenge: Enduro, Wassergekühlter Einzylinder-Motor, 652 cm³, 39 kW/53 PS, 60 Nm, 144 kg trocken
- G 650 Xcountry: Scrambler, Wassergekühlter Einzylinder-Motor, 652 cm³, 39 kW/53 PS, 60 Nm, 148 kg trocken
- G 650 Xmoto: Supermoto, Wassergekühlter Einzylinder-Motor, 652 cm³, 39 kW/53 PS, 60 Nm, 147 kg trocken
HP-Reihe
- HP2 Megamoto: Supermoto, Luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Boxermotor, 1.170 cm³, 83 kW/113 PS, 174 kg trocken
- HP2 Sport: Race Replika der Werksmaschine, Luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Boxermotor, DOHC, 1.170 cm³, 98 kW/133 PS, 199 kg fahrbereit
S-Reihe
- BMW S 1000 RR: Supersportler, Wassergekühlter Reihenvierzylinder-Motor, 999 cm³
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 90 Jahre BMW - Markenzeichen...
- ↑ BMW Geschichte Suche nach Jahr
- ↑ Reich der Mitte. Motor Presse Stuttgart, 5. Juni 2008, abgerufen am 20. Januar 2010.
- ↑ [1] Hauptstadtpolizei - Moto Guzzi statt BMW.] Moto Guzzi liefert 35 Maschinen Typ Norge 850 an Berlin, Stand: 2008
- ↑ Hessische Polizei - Yamaha statt BMW. Yamaha liefert 40 Maschinen Typ FJR 1300 A, Stand: 2004
- ↑ http://www.mallorca-blog.de/bmw-motorraeder-der-guardia-civil-stehen-still-10805.html
- ↑ http://de.indymedia.org/2008/07/221569.shtml