Klausheide (Grafschaft Bentheim)

Ehemalige Gemeinde bei Nordhorn in Niedersachsen
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Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde Klausheide ist eine ehemalige Gemeinde im Landkreis Grafschaft Bentheim in Niedersachsen. Die Gemarkung gehört politisch zur Stadt Nordhorn.

Geographie

Geographische Lage

Klausheide liegt im südwestlichen Niedersachsen, etwa zwölf Kilometer von der niederländischen und 25 km von der nordrhein-westfälischen Grenze entfernt. Die nächstgelegene Ortschaft ist Lohne (5 km nordöstlich), die nächsten Städte sind Nordhorn (6 km südwestlich) und Lingen (Ems) (13 km nordöstlich). Klausheide wird in West-Ost-Richtung von der Bundesstraße 213 und in Süd-West-Nord-Ost-Richtung von der L 67 durchzogen. Die Gemarkung grenzt im Süden an den Ems-Vechte-Kanal, nördlich der B 213 an die Lee und im äußersten nordwestlichen Zipfel an den Süd-Nord-Kanal.

Noch vor einhundert Jahren waren weite Teile des Gebietes von Heide- und Moorflächen bedeckt. Durch Kultivierungsmaßnahmen in den 1910er Jahren entstanden hauptsächlich landwirtschaftlich genutzte Flächen und ein großer, zusammenhängender Nadelwald, sowie die Ortschaft, das Gut und der Flugplatz Klausheide.

Ausdehnung der Gemarkung

Die Fläche der Gemarkung beträgt 22,2 km2, größte Nord-Süd-Ausdehnung ist ca. 8 km, größte Ost-West-Ausdehnung ist ca. 5 km.

Nachbarorte

Klausheide grenzt im Norden an Wietmarschen, im Osten an Lohne, im Süden an Hesepe, im Westen an Nordhorns Bauerschaften Feldflur und Bakelde, und im äußersten nordwestlichen Zipfel an die Bauerschaft Bimolten.

Geschichte

Anfänge

Ab 1910 erwarb die Industriellen-Familie Krupp von Bohlen und Halbach große Moor- und Heideflächen auf dem Gebiet der Landkreise Grafschaft Bentheim und Lingen in der Provinz Hannover. Ziel war die Nutzbarmachung für landwirtschaftliche Zwecke und die Errichtung eines Mustergutes. Das Gebiet wurde nach Claus von Bohlen und Halbach benannt, dem dritten Sohn von Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Der Erste Weltkrieg behinderte den raschen Fortgang der Kultivierungsmaßnahmen, dennoch konnte bereits 1916 die erste Ernte eingefahren werden. 1919 war der Gutshof nördlich der Chaussee Nordhorn—Lingen, der heutigen B 213, bereits angelegt und man begann, für die Arbeiter Häuser beidseits dieser Straße zu bauen. Aus diesen Häusern entwickelte sich im Laufe der Zeit die Siedlung Klausheide.

Gemeinde

Der Gutsbezirk Klausheide erstreckte sich auf mehrere Gemeinden in den Landkreisen Grafschaft Bentheim und Lingen: Altendorf, Bakelde, Lohne, Elbergen, Engden und Hesepe. Siedlung und Gutshof befanden sich auf dem Gebiet der Gemeinde Bakelde. Als diese und Altendorf nach Nordhorn eingemeindet wurden, trennte man die zum Gut gehörenden Gebiete dieser beiden Gemeinden ab und bildete eine neue Gemeinde Clausheide (ab ca. den 1940er Jahren wurde die Schreibweise nach Klausheide geändert). Seit dem 1. März 1974 gehört Klausheide zur Stadt Nordhorn.

Flugplatz

Siehe Artikel Flugplatz Klausheide.

Religionen

Seit Anbeginn ist die konfessionelle Struktur in Klausheide sehr heterogen. Durch den Zuzug sowohl aus der Grafschaft Bentheim (vorwiegend reformiert) als auch aus dem Emsland (vorwiegend katholisch) und weit darüber hinaus wohnten in der Siedlung Katholiken, Reformierte und Lutheraner. Eine eigene Kirchengemeinde konnte wegen dieser Lage nie entstehen: Alle Christen gehörten zu Gemeinden in Nordhorn. Nach dem Zweiten Weltkrieg war indess die Bevölkerung soweit angewachsen, dass sowohl bei den Katholiken als auch bei den Protestanten der Wunsch nach einer Kirche am Ort bestand.

1956 gründeten Reformierte und Lutheraner den Evangelischen Kirchbauverein e. V. mit dem Zweck, eine gemeinsame Kirche zu errichten. Die Vereinsmitglieder konnten ca. 17.000 DM an Spenden sammeln, womit letztendlich das Geläut und die Orgel finanziert wurden. Die politische Gemeinde stellte kostenlos ein Grundstück zur Verfügung. Der Grundstein für die Michaeliskirche wurde am 13. August 1960 gelegt, die Einweihung erfolgte am 25. Januar 1962. Bauträger war zwar die lutherische Gemeinde, dennoch fanden seit Anbeginn die sonntäglichen Gottesdienste im Wechsel zwischen lutherischer und reformierter Gemeinde statt.

Für die Katholiken in Klausheide wurde 1965 eine Filialkirche der St.-Augustinus-Gemeinde Nordhorn gebaut. Sie wurde Liudger, dem Missionar des Münsterlandes, geweiht. Wegen Einsparmaßnahmen wurde diese Kirche aufgegeben: Am 14. Juni 2009 wurde St. Ludgerus entwidmet, seitdem feiern die Katholiken ihre Gottesdienste im Wechsel mit Reformierten und Lutheranern in der Michaeliskirche.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sport

In Klausheide gibt es einen Sportverein: SV Klausheide e. V., des Weiteren einen Schützen- und Sportschützenverein. Am Flugplatz haben diverse andere Vereine ihren Sitz:

  • Luftsportring Grenzland e. V.
  • Luftsportverein Lingen e. V.
  • Verein für Motorflug Klausheide e. V.
  • Vereinigung Aktiver Piloten e. V.
  • Fallschirmsportgruppe Nordhorn
  • Interessenverband historischer Flugzeuge Flugplatz Klausheide

Regelmäßige Veranstaltungen

Jährlich im Juni findet in Klausheide das Schützenfest statt. Der Sportverein veranstalten im Juli die Sportwoche.

Wirtschaft und Infrastruktur

Industrie

Bis zum zweiten Weltkrieg war Klausheide vor allem durch das Gut landwirtschaftlich geprägt. Die Familie Krupp zu Bohlen und Halbach verkaufte das Gut nach Kriegsende an die Lochow-Petkus GmbH, Bergen (heute KWS Lochow GmbH). Nach dem zweiten Weltkrieg entstand am westlichen Rand der Siedlung ein kleines Gewerbegebiet, in dem sich insbesondere eine große Türen- und Fensterfabrik ansiedelte. Nach dem Konkurs dieser Firma nutzen diverse kleinere Firmen das Gelände. Als die Lochw-Petkus GmbH den Getreideanbau in Klausheide aufgab, wurden die meisten Flächen an den Landkreis und die Stadt verkauft. Die Stadt Nordhorn hat inzwischen östlich der Siedlung ein Industriegebiet eingerichtet (Klausheide-Ost, 113,3 ha). Hier hat sich insbesondere ein großes Unternehmen für die Herstellung von Rohrleitungsteilen aus Kunststoff angesiedelt (Reinert-Ritz GmbH). Nördlich der Siedlung wird ein weiteres Industriegebiet erschlossen (Klausheide-Nord, 121,5 ha).

Verkehr

Straßenverkehr

Klausheide liegt sehr verkehrsgünstig an der B 213 (Oranier-Route) und ca. vier Kilometer von der Anschlussstelle Lingen der A 31 (Emden–Bottrop) entfernt.

Öffentlicher Nahverkehr

Klausheide wird von einer Regionalbuslinie erschlossen, mit der man zu den Hauptverkehrszeiten im Stundentakt nach Nordhorn und über Lohne nach Lingen gelangt. Der nächste Personenbahnhof befindet sich im 13 km entfernten Lingen.

Luftverkehr

Östlich des Ortes befindet sich der Flugplatz Klausheide. Hier können Motorflugzeuge bis maximal 10 t Gesamtgewicht und Segelflugzeuge starten und landen. Nächster internationaler Flughafen ist der Flughafen Münster/Osnabrück in Greven.

Medien

Regionale Tageszeitung in Klausheide sind die Grafschafter Nachrichten.

Öffentliche Einrichtungen

Bibliothek

Eine Zweigstelle der Nordhorner Stadtbibliothek befindet sich im Dorfgemeinschaftshaus. Hier werden insbesondere für Kinder und Jugendliche Medien zum Ausleihen vorgehalten.

Jugendtreff

Im ehemaligen Kühlhaus am Dorfgemeinschaftshaus wurde ein Jugendtreff eingerichtet.

Sportzentrum

Mitte der 1970er Jahre wurde das neue Sportzentrum mit Turnhalle und Hallenbad eröffnet. Das Hallenbad wurde inzwischen geschlossen und zu einer Mehrzweckhalle umgebaut.

Bildung

In Klausheide gibt es eine Grundschule mit Montessori-Profil. Eine Zweigstelle wird zum Schuljahresbeginn 2010/11 in Nordhorn eröffnet.

Der Kindergarten St. Ludgerus ist in der ehemaligen Turnhalle im Dorfgemeinschaftshaus untergebracht. Träger ist die katholische Kirchengemeinde.


Literatur

  • Heinrich Specht (Bearb.): Der Landkreis Grafschaft Bentheim (Regierungsbezirk Osnabrück). Kreisbeschreibung und Raumordnungsplan nebst statistischem Anhang (Die Landkreise in Niedersachsen, Reihe D, Bd. 9), Bremen-Horn 1953.
  • Heinz Aldekamp, Werner Rohr: Nordhorn nach 1945. Hrsg. v. VHS Grafschaft Bentheim. Volkshochschule, Nordhorn (Hellendoorn, Bad Bentheim) 1977, 1987, 1994 (5. Aufl.).
  • Bernd-Andreas Knoop: Das große Buch der Grafschaft. Knoop, Lage 1984.
  • Herbert Wagner: Militär in der Region, Dokumentation über den Artillerieschieß- und Bombenabwurfplatz Engdener Wüste. Nordhorn-Range, Bad Bentheim 1989. ISBN 3-88683-010-1
  • Margret Delißen (Red.), Helmut Röh (Ill.), Bärbel Görtzen: Nordhorn – Grenzstadt ohne Grenzen. Neomedia-Verlag, Reken 1989, 1999.
  • Hubert Titz: Nordhorn – eine Zeitreise. Landkreis Grafschaft Bentheim, Museumskoordination und Volkshochschule, Nordhorn 1998. ISBN 3-922303-30-7
  • Herbert Wagner: Die Gestapo war nicht allein… Politische Sozialkontrolle und Staatsterror im deutsch-niederländischen Grenzgebiet 1929–1945. LIT-Verlag, Münster 2004 (enthält die NS-Geschichte der damals 67 Gemeinden und Städte des Landkreises).
  • Steffen Burkert (Hrsg.): Die Grafschaft Bentheim – Geschichte und Gegenwart eines Landkreises. Verlag Heimatverein Grafschaft Bentheim e. V., Bad Bentheim 2010.

Einzelnachweise