Dieser Artikel befasst sich mit dem allgemeinen Begriff Spiel als Tätigkeit. Andere Bedeutungen finden sich unter Spiel (Begriffsklärung).
Spielen (von althochdeutsch spil Tanzbewegung) ist eine Tätigkeit, die ohne bewußten Zweck zur Entspannung, nur aus Freude an ihrer Ausübung, ihrem Inhalt oder ihrem Ergebnis ausgeführt wird.
Zum Wesen des Spiels
Das Spiel ist eine Beschäftigung, die um der in ihr selbst liegenden Zerstreuung, Erheiterung oder Anregung willen, meist mit andern in Gemeinschaft, vorgenommen wird. Man teilt die Spiele am besten ein in
- Bewegungsspiele, zu denen unter anderen die Ball-, Kugel-, Kegel- und Fangspiele gehören, und in
- Ruhespiele, die der Schärfung der Beobachtung und der Aufmerksamkeit und der Betätigung des Geistes dienen. Die meisten unsrer sogenannten Gesellschaftsspiele, dazu auch Karten-, Brettspiele usw. gehören zu diesem Typus. Glücksspiele, die lediglöich zu dem Zweck betrieben werden, um finanzielle Gewinne zu erzielen, fallen nicht unter diesen Begriff des Spiels.
Meist hat das Spiel(en) auch zwanglosen Charakter, doch kann der natürliche Spieltrieb des Menschen in eine Sucht ausarten.
Spielerische Tätigkeiten sind ihrem Wesen nach nicht der Arbeit, sondern der Freizeit zugeordnet und dienen in der Regel dem lustbetonten Zeitvertreib des Spielers oder einer Spielgesellschaft.
Jedem Kind ist die Neugier und Lust zum Spiel angeboren. Sie wird entwicklungspsychologisch als die Haupttriebkraft der frühkindlichen Selbstfindung und späteren Sozialisation des Menschen angesehen. Danach reflektiert, erforscht und erkennt der Mensch die Welt zuerst im Kinderspiel. Den Wert des Spiels erkannten bereits schon die Gesetzgeber und Philosophen des Altertums. Später ist es vor allem durch die von Rousseau und den Pädagogen Pestalozzi und Fröbel auch erzieherisch zur Geltung gekommen. Die Bewegungsspiele haben auch das Turnen, insbesondere das Schulturnen stark beeinflusst.
Die Rolle des Spielens in der Gesellschaft erforscht die Ludologie.
Spiel oder Nicht-Spiel?
Die Tätigkeit eines Menschen oder eines Tieres ist kein Spiel, wenn sie erzwungen oder zweckgebunden ist, das heißt unmittelbar der Pflichterfüllung, Notdurft bzw. Suchtbefriedigung, Schadensabwendung oder Schmerzvermeidung geschuldet ist. Es gibt jedoch keine genauen Abgrenzungen, so wie beim Lernspiel, das dem Zweck des Lernens dient, aber dennoch spielerisch sein soll. Spielen gewinnt eine besondere Qualität, wenn kreative Aspekte überwiegen, das heißt weiterreichende Entwicklungen der teilnehmenden Persönlichkeiten und ihrer gesellschaftlichen Beziehungen ins Auge gefasst werden. Obwohl solche Spiele nach ökonomischen Kriterien keinesfalls Arbeit sind, verfügen sie aus sozialwissenschaftlicher Sicht doch über ganz wesentliche Arbeitsmerkmale. Es kommt auf die jeweilige Rolle bzw. Funktion des Beteiligten im betreffenden Spiel oder Nicht-Spiel und auf die Sichtweise des Beobachters an.
Historie
Im Altertum nahmen die großen öffentlichen Kampfspiele die oberste Stelle ein, aber auch gesellige Spiele, namentlich bei den Griechen, (bei Trinkgelagen den Weinklatsch Kottabos hatten ihren Platz im Alltag. Das bei Griechen und Römern sehr beliebte Ballspiel und Würfelspiel, das Richterspiel der Kinder etc. wurde mit Hingabe veranstaltet. Ein Brettspiel namens petteia, nach der Sage eine Erfindung des Palamedes, erscheint bereits bei Homer als Unterhaltung der Freier in Ithaka ( siehe: "Odyssee", I, 107). Allerdings fehlt Genaueres über die Art der griechischen Brettspiele. Dem heutigen Schach- oder Damenspiel scheint das sogenannte Städtespiel ähnlich gewesen zu sein. Von den verschiedenen Gattungen der römischen Brettspiele sind einigermaßen bekannt der ludus latrunculorum (Räuberspiel), eine Art Belagerungsspiel, wobei die Steine in Bauern und Offiziere geteilt waren und es galt, die feindlichen Steine zu schlagen oder festzusetzen, und der ludus duodecim scriptorum, das Spiel der 12 Linien, bei welchem auf einem in zweimal 12 Felder geteilten Wurfbrett das Vorrücken der 15 je weißen und schwarzen Steine durch die Höhe des jedem Zug vorangehenden Würfelwurfs bestimmt wurde (Vorläufer des Backgammon). Sehr beliebt war im Altertum das Fingerraten, das noch heute in Italien als Moraspiel verbreitet ist. (siehe auch Schere, Stein, Papier).
Aus der deutschsprachigen Gegend ist im Mittelalter vor allem als Volksspiel der Schwerttanz zu erwähnen, neben welchem auch Steinstoßen, Speerwerfen, Wettlaufen beliebt waren. Auch das Kegeln und das stets mit Leidenschaft betriebene Würfelspiel sind in Mitteleuropa schon lange heimisch. Während das Landvolk an diesen Spielen festhielt, wandten sich die höfischen Kreise der Ritterzeit vorwiegend den Kampfspielen zu, aus denen sich unter fremdem Einfluss die eigentlichen Ritterspiele (Tjost, Buhurt und Turnier) entwickelten. Daneben wurde das Ballspiel (meist von der weiblichen Jugend) und als beliebtestes Verstandesspiel das Brettspiel und das Schachspiel (seit dem 11. Jahrhundert) betrieben. Im Spätmittelalter trat, hauptsächlich in den Städten, das Spielen um Geld in den Vordergrund.
Zitate
- "Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." - Friedrich Schiller (Über die ästhetische Erziehung des Menschen, 15. Brief)
- "Durch spielerisches Experimentieren kamen vermutlich ebenso viele Durchblicke zustande wie durch planmäßiges Abarbeiten vorgegebener Programme." - Werner Winkler (Probleme schnell und einfach lösen, ISBN 3636070010, S. 170)
- "Das Spiel ist das einzige, was Männer wirklich ernst nehmen. Deshalb sind Spielregeln älter als alle Gesetze der Welt." - Peter Bamm
Literatur
- Frederik Jacobus Johannes Buytendijk (1933): Wesen und Sinn des Spiels. Berlin: Wolff.
- Manfred Eigen, Ruthild Winkler (1988): Das Spiel. München: Piper. ISBN 3-492-20410-4
- Daniil Elkonin (1980): Psychologie des Spiels. Köln: Pahl-Rugenstein. ISBN 3-7609-0497-1
- Karl Groos (1896): Die Spiele der Tiere. Jena: G. Fischer. (3. Aufl. 1930)
- Karl Groos (1899): Die Spiele der Menschen. Jena. G. Fischer.
- Johan Huizinga: Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel. Reinbek: Rowohlt. ISBN 3-499-55435-6
- Franz Müller-Spahn, Jürgen Margraf (2003): Wenn Spielen pathologisch wird. Karger. ISBN 3-8055-7517-3
- Rolf Oerter (1997): Psychologie des Spiels. 2. Aufl. Weinheim: PVU. ISBN 3-621-27377-8
- Friedrich Schiller (1795/2000): Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen. Stuttgart: Reclam. ISBN 3-15-018062-7
- Linda Walz und Gerhard Seidl, Hrsg. (2002): Lust am Spielen: Lesebuch einer Leidenschaft. München: Piper. ISBN 3-492-23493-3
Siehe auch
- Portal Spiel, Homo ludens, Spielart, Spieltypen
- Spiele in der Transaktionsanalyse
- Rollenspiel, Computerspiel, Glücksspiel,
- Ballspiel, Spielplatz, Spielstraße, Spielwiese, Spielzeug
- Spieler, Mitspieler, Schauspieler,
- Spielmann, Klavierspiel,
- Spieltheorie in der Logik und Informatik
- Onlinespiel
Weblinks
- www.spieletest.at - Österreichische Seite zum Thema Brett- und Kartenspiele sowie Spielzeug. Mit Rezensionen zu Spielen aus aller Welt mit Schwerpunkt deutschsprachiger Brettspiele.
- Michas-Spielmitmir.de - Seite mit Rezensionen zu Spielen
- spielonaut.de - Seite mit ausführlichen Rezensionen zu Spielen