Gedächtnis

Fähigkeit des Nervensystems von Lebewesen, aufgenommene Informationen zu behalten, zu ordnen und wieder abzurufen
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== -1- == Kurzfassung

Unter dem Gedächtnis versteht man die Speicherfähigkeit des menschlichen und tierischen Gehirns für Informationen.(Das Gedächtnis ist ein großes System zum Speichern von Informationen in unserem Gehirn)

Man unterscheidet das Langzeit-, das Kurzzeit- und das Ultrakurzzeitgedächtnis.


== -2- == Die Aufgaben des Gedächtnisses

Das Gedächtnis hat - wie jeder Informationsspeicher - vier wesentliche Funktionen:

  • Lernen = Neues Einspeichern von Informationen
  • Behalten = Bewahren von wichtigen Informationen
  • Erinnern = Reproduktion von Informationen meist durch einen Trigger
  • Vergessen = teilweises oder völliges Löschen von Informationen

Anatomische Strukturen, die mit dem Gedächtnis zu tun haben

Im Gegensatz z.B. zur Sprache gibt es kein umschriebenes Gedächtniszentrum im Gehirn. Trotzdem kann man verschiedene anatomische Strukturen unterscheiden, die speziell dem Erinnerungsvermögen zuzuordnen sind.

Abgrenzbare Einzelbereiche des Gedächtnis

  • Priming
    • Unbewusst wahrgenommene Zusammenhänge
    • z.B. Blatt - Baum
    • verschaltet vor allem im Scheitellappen (Parietallappen)
  • Emotionale Bewertung und Zugang zum Gedächtnis
    • verschaltet im Limbischen System
    • Hippocampus + Amygdala
  • Prozedurales Gedächtnis
    • Bewegungsabläufe, die man erlernt und die man dann weitgehend unbewusst abrufen kann.
    • z.B. Fahrradfahren, Tanzen, Autofahren
    • wird in den Basalganglien und im Kleinhirn verschaltet
  • Episodisches Gedächtnis
    • Speicherung von persönlichen Erlebnissen. Die eigene Geschichte
    • z.B. die erste Begegnung mit der Freundin
    • z.B. der Hundebiss
    • verschaltet im Schläfenlappen (Temporallapoen) und Scheitellappen (Parietallappen))
  • Semantisches Gedächtnis
    • Daten und Fakten, die man bewusst erlernt hat
    • z.B. Wie heißt die Hauptstadt von Russland ?
    • verschaltet im Schläfenlappen


== -3- == Krankheiten

Krankheiten, die das Gedächtnis betreffen können

Wortfeld Gedächtnis



== -6- == Das Gedächtnis: Allgemein

Unser Gehirn besteht aus 15 bis 100 Millarden neuronen, den sogenannten gehirnzellen. Die Reize (Informationen) können

  • Visuell (Sehbar)
  • Auditiv (Hörbar)
  • Haptisch (Fühlbare)
  • Gustatorisch (Geschmaklich)
  • Olfaktorisch (Riechbare)

sein.

Kurzzeitgedächtnis: Informationen können 10 bis 20 Sekunden gespeichert werden. Die Reize treffen in eine Sinneszelle, die dort verarbeitet werden und dann in Form eines elektrischen Erregungsimpulses (Spike) in eine Neurone (Gehirnzelle) weitergeleitet wird. An deren Ende, also der Nervenfaserendung, befindet sich die sogenannte Synapse. Sie ist so wie ein Stempel aufgebaut und es fliest eine Flüssigkeit durch diese hindurch. Die Synapse kann sich mit anderen Neuronen verbinden, kann sich aber auch an Muskeln anschließen die dann den "Befehl" ausführen.

Kurzzeitgedächtnis:

Die Informationen können bis zu 20 Minuten lang gespeichert werden. Sie baut auf das Ultrakurzzeitgedächtnis auf. D.H. die Information, der Reiz muss mehr Vernbindungen aufweisen. Sie muss mit anderen Neuronen verknüpft werden. Am Ende der Nervenzellen (das was unser Ultrakurzzeitgedächtnis ist) kreisen die Reize herum und weisen feste molekularische Spuren auf.

Langzeitgedächtnis:




== -5- == Gehirn Forscher


Berühmte Forscher

  • der Amnesiepatient H.M.
  • Der Neurologe (Gehirnforscher) Alois (Aloys) Alzheimer
  • der englische Soldat Adrian Mills, der nach einem Sturz einen Teil seines Gedächtnis verloren hat
    • Spiegel 42/2002
  • Tony Buzan der Mnemotechniken zum Gedächtnistraining entwickelt hat
  • Andi Bell der aktuelle Gedächtnissport-Weltmeister
  • Kim Peek Inselbegabter, berühmt durch den Filmhit Rain Man.

Gedächtnisexperten

  • Hans Joachim Markowitsch, Professor für physiologische Psychologie
    • Universität Bielefeld

Zitate

  • Eine Äußerung von Luis Bunuel, dem französischen Filmregisseur, schätzt die Unersetzbarkeit des Gedächtnisses richtig ein: "Man muss erst beginnen, sein Gedächtnis zu verlieren, und sei es nur stückweise, um sich darüber klar zu werden, dass das Gedächtnis unser ganzes Leben ist. Ein Leben ohne Gedächtnis wäre kein Leben... Unser Gedächtnis ist unser Zusammenhalt, unser Grund, unser Handeln, unser Gefühl. Ohne Gedächtnis sind wir nichts..."

Gedächtnistraining und Sport

Gedächtnistraining ist in vieler Hinsicht möglich. Es gibt zahlreiche Gedächtnistrainer und zahllose Bücher. Meist bauen diese auf Mnemotechniken auf. Die berühmteste ist die Loci-Methode. Heutzutage gibt es auch Gedächtnissportler, Gedächtnissportmeisterschaften und eine Weltrangliste. Der Weltrekord im Memorieren, also Auswendiglernen, möglichst vieler Ziffern in 5 Minuten liegt bei 324. Den deutschen Rekord hält Gunther Karsten mit 282 Ziffern.

Literatur

  • Ebbinghaus 1913, Über das Gedächtnis
  • Frederic Bartlett (1932)
  • Gedächtnis. Die Natur des Erinnerns.
    • Squire, L. & Kandel, E. (1999).
    • Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.
    • 26.20 EUR , didaktisch gut gemachtes Buch
  • Gedächtnis.Im Labyrinth der Gedächtnis-Schaltkreise; Lernen im Schlaf; Wie Angst und Sucht sich eingraben.
    • Spektrum der Wissenschaft, Spezial Nr.2002/1. 2002.
    • 82 S. m. zahlr. meist farb. Abb. 28 cm. Kartoniert.
    • ISBN: 3-936278-08-3, KNO-NR: 10 65 49 60
    • -SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT- 8.90 EUR
  • Essentials of Human Memory.Cognitive Psychology.
    • Baddeley, Alan D.:
    • Repr. 1999. XI, 356 p. w. figs. 22 cm. Kartoniert. 644gr.
    • ISBN: 0-86377-545-4, KNO-NR: 09 57 22 60
    • -GB; PSYCHOLOGY PRESS-
  • Lernen, Erinnern, Vergessen.
    • Bredenkamp, J. (1998).
    • München: Beck.
  • Psychologie des Lernens.
    • Guy R. Lefrancois