Die Bildeiche bei Albertshausen (auch Michaelseiche genannt) ist ein Naturdenkmal, welches etwa 500 Meter südöstlich von Albertshausen, einem Ortsteil von Bad Kissingen, auf etwa 300 Meter Höhe über Normalnull steht. Die Stieleiche wird von einer Hainbuchenhecke umrahmt und befindet sich unmittelbar neben dem Autobahnzubringer von Bad Kissingen zur Bundesautobahn 7. Sie ist Eigentum der Stadt Bad Kissingen. Das Deutsche Baumarchiv zählt die Eiche, wobei der Stammumfang in einem Meter Höhe als wichtigstes Auswahlkriterium dient, zu den national bedeutsamen Bäumen (NBB).[1]

Geschichte
Die Eiche stand zunächst im Waldbereich. Um 1810 wurde die Waldabteilung um die Bildeiche gerodet, um eine landwirtschaftliche Nutzfläche zu gewinnen. Während der Rodungsarbeiten stieß man auf die schon damals starke Eiche und schonte sie. Von da an stand die Bildeiche frei in offener Feldflur. Heute schließt sich der Waldbereich 300 Meter südlich an. Der Solitärbaum diente als Treffpunkt und Orientierungsmarke. Der Name Bildeiche geht auf ein Marienbild zurück, das die gläubige Bevölkerung damals an dem Baum anbrachte. Mit den Jahren soll diese Figur von Rinde und Splintholz eingeschlossen worden sein. Heute ist davon nichts mehr zusehen.
Der Ökonomierat Carl Steinbach aus Bad Kissingen, der damals Jagdpächter von Albertshausen war, ließ 1933 die noch heute vorhandene Figur des Erzengels Michael von dem Bildhauer Josef Kirchner aus Hausen anfertigen und an der Eiche in etwa 2,5 Meter Höhe an der Ostseite des Stammes anbringen.
Dazu befindet sich eine Plakette am Stamm:
Gestiftet von Carl u. Amalie Steinbach Bad Kissingen 1933 Gefertigt von Josef Kirchner Bildhauer Bad Kissingen |
Während einer Kirchenprozession wurde die Statue feierlich eingesegnet. Die Statue wurde vor vielen Jahren gestohlen und später bei Fulda wieder aufgefunden. Die Figur befindet sich heute in der Pfarrkirche, an der Eiche wurde eine Kopie angebracht. Nach dem Diebstahl des Erzengels kam zeitweise der Name Michaelseiche auf, der sich jedoch nicht etablierte. An der Engelsfigur ist ein Panier mit einer lateinischen Inschrift, welche QUIS UT DEUS lautet, angebracht. Der Name Michael stammt aus dem Hebräischen und bedeutet Wer ist wie Gott?, oder im lateinischen Quis ut deus?.
Der Stifter ließ neben der Heiligenfigur eine Tafel, die heute nicht mehr vorhanden ist, mit folgender Inschrift anbringen:[2]
St. Michael Dein Panier sei Allzeits Deutschlands Schutz und Zier |
Neben der Heiligenfigur befindet sich eine Tafel von 1985 mit folgender Inschrift:
Hl. Michael bete für uns 1985 |
Die Eiche wurde zweimal, 1935 und 1987, unter Naturschutz gestellt. Sie ist bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Bad Kissingen mit der Nummer 672-N/027 und der Bezeichnung Bildeiche gelistet.[3] Beim Bayerischen Landesamt für Umwelt wird die Eiche mit der Nummer ND-05349 und der Bezeichnung Bildeiche geführt.[4] Sie ist seit dem 11. Februar 1935 nach dem Reichsnaturschutzgesetz (RNG) per Verordnung als Naturdenkmal ausgewiesen.
Im Zuge des Baues der Autobahn 7 von Bad Hersfeld bis Würzburg von 1965 bis 1968 wurde direkt neben der Eiche die Umgehungsstraße von Albertshausen, die als Autobahnzubringer von Bad Kissingen dient, mit Abfahrt zum Ort hin, gebaut. Am 2. März 1987[5] wurde die Eiche per Verordnung im Bayerischen Naturschutzgesetz (BayNatSchG) ein zweites Mal als Naturdenkmal ausgewiesen.[6] Im Juni 2003 ist ein starker Seitenast ausgebrochen. An der Eiche wurde im November 2003 durch die Firma Dill eine Überprüfung der Kronensicherung durchgeführt, eine geringe Einkürzung der Krone vorgenommen und das Totholz entfernt.
Beschreibung
Der Stamm beginnt am Boden breit und wuchtig und verjüngt sich nach oben. Er ist völlig hohl und weist nach Norden hin eine Öffnung auf. Das morsche und pilzbefallene Holz wurde bei einer Baumpflegemaßnahmen im Stamm entfernt. Anschließend wurde dieser dann gedexelt, der Rest geglättet und die Oberfläche mit pilztötenden Mitteln behandelt. Die Öffnung wurde danach mit einem engmaschigen Drahtgeflecht verschlossen. Die Borke ist bis zu zehn Zentimeter tief gefurcht und steht brettartig hervor, wie es nur bei sehr wenigen Eichen zu beobachten ist, was ein Zeichen für ein hohes Alter ist. Bis in etwa sechs Meter Höhe ist der Stamm astfrei, wobei die untersten Äste ausgebrochen sind und die Krone im unteren Teil asymmetrisch wirkt. Die Eiche hat aktuell eine Krone mit einem Durchmesser von etwa 19 und einer Höhe von 23 Metern. Die Vitalität der Eiche ist gut.
1990 wies der Stamm in 1,3 Meter Höhe bei einer Höhe von 24 Metern und einem Kronendurchmesser von 20 Metern einen Umfang von 7,35 Metern auf.[7] Im Jahr 2001 hatte der Stamm an der Stelle seines geringsten Durchmessers (Taille) einen Umfang von 6,97 Metern und im Jahre 2008 in einem Meter Höhe von 7,96 Metern.[8] Der Stamm hat im Jahre 2010 auf 1,3 Meter, der Höhe des sogenannten Brusthöhendurchmessers (BHD), einen Umfang von 7,70 Metern. Die Eiche zählt damit zu den stärksten in Bayern. Messungen im Jahre 2009 an der Stelle des geringsten Umfanges, in etwa 2,5 Meter Höhe, ergaben 7,02 Meter. 1991 waren es an gleicher Stelle noch 6,66 Meter Umfang. Ein Umfangszuwachs von 36 Zentimetern in 18 Jahren entspricht pro Jahr zwei Zentimetern. Dies entspricht in etwa den Durchschnitt der meisten ihrer Art mit vergleichbarer Größe, bei denen die jährliche Umfangszunahme bei etwa 1,8[9] bis 2 Zentimetern[10] liegt.
Das Alter der Eiche wird in der Literatur unterschiedlich angegeben. Die Untere Naturschutzbehörde schätzt das Alter der Eiche auf etwa 380 Jahre.[3] Der Forstwissenschaftler Hans Joachim Fröhlich schätzte im Jahr 1990 das Alter der Eiche auf 700 bis 800 Jahren.[11] Das Deutsche Baumarchiv gibt im Jahre 2009 ein Alter von 350 bis 600 Jahren an.[8] Umfangsmessungen der letzten 20 Jahre ergaben eine jährliche Umfangszunahme von etwa zwei Zentimetern, was auf ein Alter von etwa 350 bis 400 Jahren hindeutet, vorausgesetzt, dass in den jüngeren Jahren der Eiche aufgrund ungünstiger Wachstumsbedingungen kein langsameres Wachstum stattfand, als in den letzten 20 Jahren.
Siehe auch
Literatur
- Bernd Ullrich, Stefan Kühn, Uwe Kühn: Unsere 500 ältesten Bäume: Exklusiv aus dem Deutschen Baumarchiv. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2009, ISBN 978-3-8354-0376-5.
- Uwe Kühn, Stefan Kühn, Bernd Ullrich: Bäume die Geschichten erzählen. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2005, ISBN 3-405-16767-1.
- Hans Joachim Fröhlich: Band 2, Bayern. In: Wege zu alten Bäumen. WDV-Wirtschaftsdienst, Frankfurt 1990, ISBN 3-926181-09-5.
- Landkreis Bad Kissingen – Bildeiche. In: Untere Naturschutzbehörde (Hrsg.): Liste der Naturdenkmäler Bayerns. Bad Kissingen 2. Mai 1987 (vortlaufend aktualisiert).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bernd Ullrich, Stefan Kühn, Uwe Kühn: Unsere 500 ältesten Bäume: Exklusiv aus dem Deutschen Baumarchiv. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2009, ISBN 978-3-8354-0376-5, S. 267.
- ↑ Uwe Kühn, Stefan Kühn, Bernd Ullrich: Bäume die Geschichten erzählen. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2005, ISBN 3-405-16767-1, S. 102.
- ↑ a b Landkreis Bad Kissingen – Bildeiche. In: Untere Naturschutzbehörde (Hrsg.): Liste der Naturdenkmäler Bayerns. Bad Kissingen 2. Mai 1987 (vortlaufend aktualisiert).
- ↑ Grüne Liste Naturdenkmale. Bayerisches Landesamt für Umwelt, 17. März 2009, abgerufen am 29. Mai 2010 (Excel-Datei: 1,0 MB).
- ↑ Amstblatt vom 2. Mai 1987, Lfd. Nr. 212, S. 5–6.
- ↑ Gesetz über den Schutz der Natur, die Pflege der Landschaft und die Erholung in der freien Natur. Abgerufen am 29. Mai 2010.
- ↑ Hans Joachim Fröhlich: Band 2, Bayern. In: Wege zu alten Bäumen. WDV-Wirtschaftsdienst, Frankfurt 1990, ISBN 3-926181-09-5, S. 44.
- ↑ a b Bernd Ullrich, Stefan Kühn, Uwe Kühn: Unsere 500 ältesten Bäume: Exklusiv aus dem Deutschen Baumarchiv. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2009, ISBN 978-3-8354-0376-5, S. 267.
- ↑ Bernd Ullrich, Stefan Kühn, Uwe Kühn: Unsere 500 ältesten Bäume: Exklusiv aus dem Deutschen Baumarchiv. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2009, ISBN 978-3-8354-0376-5, S. 105.
- ↑ Uwe Kühn, Stefan Kühn, Bernd Ullrich: Bäume die Geschichten erzählen. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2005, ISBN 3-405-16767-1, S. 7.
- ↑ Hans Joachim Fröhlich: Band 2, Bayern. In: Wege zu alten Bäumen. WDV-Wirtschaftsdienst, Frankfurt 1990, ISBN 3-926181-09-5, S. 44.
Koordinaten: 50° 12′ 11″ N, 9° 59′ 47″ O