Konventionelle Landwirtschaft

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Konventionelle Landwirtschaft betreiben diejenigen landwirtschaftlichen Betriebe, welche nicht den Vorgaben „alternativer“ Bewirtschaftungsmodelle folgen. Sie ist die bei weitem häufigste Wirtschaftsweise in der Landwirtschaft und damit der größte Bestandteil des Primären Wirtschaftssektors. Sie ist eingebettet in ein komplexes System von Lieferanten-Kunden-Beziehungen innerhalb des System des Agribusiness. Da der Begriff "konventionelle Landwirtschaft" erst mit dem Entstehen „alternativer“ Wirtschaftsformen aufkam und meist von deren Verfechtern verwendet wird, ist er teilweise negativ besetzt.

Abgrenzung und Grundsätze

Was „konventionelle“ oder „herkömmliche“ Landwirtschaft ist, lässt sich nur im Vergleich zu „alternativen“ Wirtschaftsformen erkennen. Solche „alternativen“ Bewirtschaftungsweisen sind beispielsweise die Ökologische Landwirtschaft, die Biologisch-dynamische Landwirtschaft oder die Permakultur. Die Integrierte Produktion oder auch nachhaltige Landwirtschaft ist eine Form der konventionellen Landwirtschaft, bei der versucht wird, den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln zu reduzieren.

Die alternativen Landwirtschaftsformen berufen sich auf feste Richtlinien, um zum Beispiel die Qualität ihrer Produkte einordnen zu können. Konventionell arbeitende Landwirte müssen sich nicht an die Richtlinien des Öko-Landbaus halten. Für die Umweltverträglichkeit ihrer Produktionsweise gelten jedoch die jeweiligen gesetzlichen Vorschriften. Im deutschen Landwirtschaftsrecht gibt es den Begriff der „guten fachlichen Praxis“, beispielsweise im Düngemittelgesetz. In der Schweiz gilt ein sogenannter Ökologischer Leistungsnachweis (ÖLN) als Mindeststandard für die Landwirtschaft.

Merkmale

Die konventionelle Landwirtschaft setzt im Ackerbau heute üblicherweise chemische Pflanzenschutzmittel und neben Wirtschaftsdüngern (z.B. Gülle) auch Mineraldünger (z.B. Kalkammonsalpeter) ein. Dadurch werden bei konventioneller Landwirtschaft in der Regel höhere Ernteerträge erzielt als bei anderen Wirtschaftsweisen.

Bei der Viehhaltung gibt es eine zunehmende Tendenz zur Massentierhaltung und Spezialisierung, beispielsweise auf Milchwirtschaft. Der Trend zur Spezialisierung und Intensivierung ist bei konventionellen Betrieben stärker ausgeprägt als in der alternativen Landwirtschaft.

Mischbetriebe, die sowohl Ackerbau als auch Viehzucht betreiben, kaufen meist einen Teil des Kraftfutters (z.B. Sojaschrot) zu. In einigen auf die Massentierhaltung spezialisierten Betrieben werden hingegen ausschließlich zugekaufte Futtermittel verfüttert. Eine solche Industrielle Landwirtschaft muss zwar der Konventionellen Landwirtschaft zugerechnet werden, sie ist aber nicht typisch für die Mehrzahl der Betriebe in Europa.

Verbreitung

In Deutschland wirtschaften etwa 97% der landwirtschaftlichen Betriebe konventionell, in Österreich und der Schweiz sind es etwa 90%.

Probleme des offenen Systems

Der Stoffkreislauf in der Landwirtschaft kann in vier Komponenten gegliedert werden: Pflanzenbau, Futtermittel, Tierhaltung und Düngung. Diese Komponenten bilden im Idealfall einen geschlossenen Kreislauf, was bei den alternativen Bewirtschaftungsformen im wesentlichen zutrifft. Durch den Anbau von Futterpflanzen wird das benötigte Futter betriebsintern erzeugt. Eine flächengebundene Tierhaltung und die Verwendung des betriebseigenen Wirtschaftsdüngers schließen den Kreislauf.

In der konventionellen Landwirtschaft kann der geschlossene Kreislauf an verschiedenen Stellen durchbrochen sein, so daß ein teilweise „Offenes System“ entsteht. Im Pflanzenbau können Kunstdünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Die Futtermittel müssen bei der konventionellen Landwirtschaft nicht selbst erzeugt werden, sondern können als Kraftfutter zugekauft werden. Das Vieh wird durch Spezialisierung bei der Zucht und Mast zunehmend in Großbetrieben gehalten, was die sinnvolle Verwendung des dabei anfallenden Wirtschaftsdüngers erschwert. Die so entstehenden Überschüsse an Gülle müssen über den Nährstoffbedarf des Bodens hinaus auf die Felder ausgebracht werden, teilweise müssen für die Gülle-Entsorgung weitere Flächen angepachtet werden.