Titoismus

realsozialistisches System in Jugoslawien zwischen 1948 und 1980
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Als Titoismus wird das sozialistische System von Jugoslawien zwischen 1945 und 1980, dem Todesjahr von Marschall Josip Broz Tito bezeichnet.

Josip Broz Tito

Unter der Führung Titos war die kommunistisch geprägte Partisanenbewegung mit ihrer Taktik im Zweiten Weltkrieg unter großen Opfern gegen die Truppen der Wehrmacht, der Italiener und die innerjugoslawischen Rivalen letztlich erfolgreich. Titos Ruf als Partisanenkommandeur und sein Charisma brachten die Kommunistische Partei Jugoslawiens, deren Vorsitzender Tito war, nach dem Zweiten Weltkrieg in Jugoslawien an die Macht.

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurden wie auch in anderen kommunistischen Ländern Zwangsenteigungen durchgeführt sowie Repressionen gegen Andersdenkende, im Besonderen gegen Stalinisten, durchgeführt. Zahlreiche Menschen wurden von der UDBA als auch der OZNA ermordet oder in Zwangsarbeitslagern wie zum Beispiel dem Goli Otok gebracht.

Der Titoismus etablierte sich als nationale Alternative zum Stalinismus in der internationalen Arbeiterbewegung. Jugoslawien zeichnete sich in dieser Zeit dadurch aus, dass es auch nach dem Zerwürfnis zwischen Tito und Stalin von der Sowjetunion unabhängig blieb. Die sowjetisch kontrollierten Staaten des Warschauer Paktes isolierten daraufhin Jugoslawien.

Auf Initiative Titos, des ägyptischen Staatschefs Nasser, des indischen Premiers Nehru sowie des indonesischen Präsidenten Sukarno wurde die Bewegung der Blockfreien Staaten geschaffen, die bis heute existiert.

Der Titoismus gilt neben dem Eurokommunismus als eine Form des westlichen Sozialismus.

Der Titoismus zeichnete sich innenpolitisch durch ein umfassendes föderatives Konzept der Staatsorganisation aus, das den sechs in der jugoslawischen Föderation zusammengefassten Republiken weit reichende Selbstbestimmungsrechte und den beiden autonomen Provinzen (Kosovo und Vojvodina) Autonomie gewährte. Ein weiteres Merkmal des Titoismus war die sogenannte Arbeiterselbstverwaltung. Diese gestattete den Mitarbeitern eines jeden Betriebes Einfluss auf die Unternehmensführung zu nehmen, zum Beispiel durch Wahl des Direktors oder durch Mitbestimmung über Löhne und Gehälter. In ökonomischer Hinsicht, orientierte sich der Titoismus an der sozialistische Marktwirtschaft, was die Errichtung privater Klein- und Familienbetriebe ermöglichtete.

Außenpolitische Säulen des Titoismus waren die Gleichberechtigung der Staaten und die Blockfreiheit, für die sich Jugoslawien einsetzte. Dennoch erstarkten auch in Jugoslawien bürokratische Strukturen, im Vergleich zu den anderen realsozialistischen Staaten war es jedoch gesellschaftlich offener.

Nach Titos Tod 1980 wurden die Prinzipien des Titoismus zusehends aufgegeben und hunderttausende Bürger verließen das Land um der wirtschaftlichen Not zu entkommen, der Wunsch nach besseren Lebensbedingungen, wirtschaftlichen Interessenkonflikten, Selbstbestimmung, Einführung eines Mehrparteiensystemes, von Demokratie sowie Nationalismen und Mängel der Bundesverfassung ließen den Vielvölkerstaat Jugoslawien zerbrechen.

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