Gerhart Hauptmann

deutscher Schriftsteller
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Gerhart Hauptmann (* 15. November 1862 in Obersalzbrunn (seit 1935: Bad Salzbrunn), Kreis Waldenburg in Schlesien; † 6. Juni 1946 in Agnetendorf, Schlesien) war der wichtigste deutsche Schriftsteller des Naturalismus.

Leben

Gerhart Hauptmann wurde am 15. November 1862, an einem strahlenden Herbsttag gegen Mittag, als Sohn des Gastwirts Robert Hauptmann in Obersalzbrunn, Schlesien (heutiges Polen), im Hotel "Zur Krone" geboren. Nach dem Besuch der Dorfschule und der Realschule in Breslau, beginnt er im April 1878 eine landwirtschaftliche Ausbildung auf einem Gut in Lohnig und später in Lederose in Schlesien. Mit 18 Jahren tritt er in die Bildhauerklasse an der Breslauer Königlichen Kunst- und Gewerbeschule ein. Nach einem kurzen Bildhauerstudium in Breslau und Jena begann er mit ersten literarischen Schöpfungen. Zum Schreiben wurde er durch Vorlesungen von Haeckel und Eucken, die er in Jena besuchte, beeinflusst. Hauptmann unternahm viele Reisen, u.a. nach Spanien,Schweiz und Italien. Eine Karriere als Bildhauer in Rom 1883/84 scheiterte allerdings. 1885 kommt es zur Heirat mit Marie Thienemann, Tochter eines Großgrundbesitzers. Somit waren seine finanziellen Sorgen beseitigt und er konnte von nun an als freier Schriftsteller arbeiten. Hauptmann zog mit ihr nach Berlin, wo er mit vielen Künstlern der Moderne in Kontakt kam, u.a. Arno Holz.

 
Gerhart Hauptmann

In seinem Frühwerk setzte er sich in verschiedenen Genres intensiv mit dem Naturalismus auseinander und förderte seine Entwicklung, z.B. mit der Novelle (Literatur) Bahnwärter Thiel, und den Theaterstücken Vor Sonnenaufgang und Die Weber. Sein erstes Stück Vor Sonnenaufgang (1889) gilt als grundlegendes Werk des Naturalismus, gezeigt wird der moralische Verfall mehrerer Bauernfamilien, die plötzlich zu Wohlstand gelangt sind, als auf ihrem Land Kohlevorkommen entdeckt wurden. Er wurde dann schlagartig berühmt, weil Vor Sonnenaufgang zu einem Skandal führte und verboten wurde. Mit diesen Stücken wurde er zum wohl bedeutendsten Vertreter des Naturalismus. Auf der "Freien Bühne" in Berlin konnten seine Stücke nichtöffentlich und daher unzensiert aufgeführt werden.

Mit seiner Traumdichtung Hanneles Himmelfahrt wandte sich Hauptmann vom Naturalismus ab, und vermischte naturalistische mit romantischen Elementen. Nach Scheitern der ersten Ehe, ging er 1904 eine Zweite mit Margarete Marschalk ein. In den Tragödien Die Ratten und Rose Bernd und der Komödie Der Biberpelz widmete er sich wieder der Sozialkritik. 1912 erhielt Hauptmann den Nobelpreis für Literatur.

1918 beteiligte er sich aktiv mit zahlreichen anderen Künstlern am Aufbau der Weimarer Republik. 1924 wird er Ehrenmitglied an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Ein Jahr vor der nationalsozialistischen Machtergreifung wird eines seiner Dramen zum letzten mal uraufgeführt: Vor Sonnenaufgang. Hauptmann erwirbt 1930 das "Haus Seedorn" auf Hiddensee, das er umbauen ließ. Hiddensee ist der Ort, an den es ihn zwischen 1885 und 1943 immer wieder zog. 1933 zieht er sich ganz aus dem öffentlichen Leben zurück. Seine Werke werden weiterhin veröffentlicht und verfilmt.

Gerhart Hauptmann starb am 6. Juni 1946 in Agnetendorf in Schlesien. Sein Grab befindet sich im Ort Kloster auf Hiddensee.

Die Weber

In dem Fünfakter Die Weber (1892), seinem bedeutendsten Drama, thematisiert er das Schicksal einer Gruppe schlesischer Weber zu Zeiten der Weberaufstände, wobei er eine ganze soziale Schicht zu Protagonisten des Stückes macht, um so die sozialen und politischen Dimensionen des Konflikts zu verdeutlichen. Sprache, Situationen und realistische "Volkstypen" wurden damals als revolutionär aufgefasst.

Artikel zu einem der tatsächlichen Weberaufstände 1844: "Allgemeine Zeitung", Augsburg vom 12. Juni 1844:

So eben hat ein Haufen Weber aus Langenbielau und der Umgegend in Peterswaldau die Gebäude und Vorräte des Fabrikanten Zwanziger niedergerissen und zerstört. Die Familie des Zwanziger ist auf das Schloss des Grafen Stolberg geflüchtet. Das angemessene Einschreiten der Prediger Schneider und Knüttel hat vorläufig weiteren Unfug gehemmt, wozu Geldausteilung des Fabrikanten Wagenknecht, der sein Haus nur durch diese bewahrt hat, beigetragen haben mögen. Es ist Militär aus Schweidnitz verlangt, das jeden Augenblick erwartet wird.

Werke

  • 1885 - Promethidenlos
  • 1888 - Bahnwärter Thiel
  • 1889 - Vor Sonnenaufgang
  • 1890 - Das Friedensfest
  • 1893 - De Waber / Die Weber
  • 1893 - Der Biberpelz
  • 1893 - Hanneles Himmelfahrt
  • 1897 - Die versunkene Glocke
  • 1898 - Fuhrmann Henschel
  • 1900 - Michael Kramer
  • 1901 - Der rote Hahn
  • 1902 - Der arme Heinrich
  • 1903 - Rose Bernd
  • 1909 - Griselda
  • 1910 - Der Narr in Christo Emanuel Quint
  • 1911 - Die Ratten
  • 1912 - Atlantis
  • 1912 - Gabriel Schillings Flucht
  • 1914 - Der Bogen des Odysseus
  • 1917 - Winterballade
  • 1921 - Anna
  • 1925 - Veland
  • 1925 - Die Insel der großen Mutter oder Das Wunder von Île des Dames
  • 1928 - Des großen Kampffliegers, Landfahrers, Gauklers und Magiers Till Eulenspiegel Abenteuer
  • 1928 - Wanda
  • 1939 - Ährenlese
  • 1932 - Vor Sonnenaufgang
  • 1937 - Das Abenteuer meiner Jugend (Autobiographie)
  • 1939 - Die Tochter der Kathedrale
  • 1941 - Die Atriden-Tetralogie
  • 1941 - Das Märchen
  • 1946 - Neue Gedichte

Literatur

  • Neville E. Alexander: Studien zum Stilwandel im dramatischen Werk Gerhart Hauptmanns. Stuttgart 1964
  • Jean Améry: Gerhart Hauptmann. Der ewige Deutsche. Mühlacker 1963
  • C.F.W. Behl, Felix A. Voigt: Chronik von Gerhart Hauptmanns Leben und Schaffen. Bearb. von Mechthild Peiffer-Voigt. - Würzburg: Bergstadtverl. Korn, 1993
  • Hans von Brescius: Gerhart Hauptmann. Zeitgeschehen und Bewußtsein in unbekannten Selbstzeugnissen. 2., verbesserte Auflage. Bonn 1977
  • Christian Büttrich: Gerhart Hauptmanns „Till Eulenspiegel“. Mythologie und mythische Bildlichkeit. Hannover 1992
  • Hans Daiber: Gerhart Hauptmann oder der letzte Klassiker. Wien / München / Zürich 1971
  • Peter Delvaux: Antiker Mythos und Zeitgeschehen. Sinnstruktur und Zeitbezüge in Gerhart Hauptmanns Atriden-Tetralogie. Amsterdam / Atlanta 1992
  • Peter Delvaux : Leid soll lehren. Historische Zusammenhänge in Gerhart Hauptmanns Atriden-Tetralogie. Amsterdam / Atlanta 1994
  • Ralph Fiedler: Die späten Dramen Gerhart Hauptmanns. München 1954
  • Joseph Gregor: Gerhart Hauptmann. Das Werk und unsere Zeit. Wien o. J. (1951 / 1952)
  • Karl S. Guthke: Gerhart Hauptmann. Weltbild im Werk. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. München 1980
  • Eberhard Hilscher: Gerhart Hauptmann. - Frankfurt a.M.: Athenäum-Verl., 1988
  • Sigfrid Hoefert: Gerhart Hauptmann. 2., durchges. und erg. Aufl. - Stuttgart: Metzler, 1982 (Sammlung Metzler 107)
  • Sigfrid Hoefert: Gerhart Hauptmann und der Film. - Berlin: Erich Schmidt, 1996 (Veröffentlichungen der Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft 7)
  • Sigfrid Hoefert: Internationale Bibliographie zum Werk Gerhart Hauptmanns. Bd. 1-3 - Berlin: Erich Schmidt, 1986 - 2003 (Veröffentlichungen der Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft 3, 4 und 12)
  • Thurit Kriener, Gabriella Rovagnati: Dionysische Perspektiven, Gerhart Hauptmanns Novelle "Der Ketzer von Soana" und sein Briefwechsel mit Rudolf Pannwitz. Berlin: Erich Schmidt, 2005 (Veröffentlichungen der Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft 13)
  • Ulrich Lauterbach (Hrsg.): Wirklichkeit und Traum - Gerhart Hauptmann - Wiebaden: Reichert, 1987
  • Wolfgang Leppmann: Gerhart Hauptmann. Leben, Werk und Zeit. Berlin 1995
  • Dietrich Meinert: Hellenismus und Christentum in Gerhart Hauptmanns Atriden-Tetralogie. Kapstadt / Amsterdam 1964
  • Rolf Michaelis: Der schwarze Zeus. Gerhart Hauptmanns zweiter Weg. Berlin 1962
  • Alexander Martin Pfleger: Gerhart Hauptmanns Atridentetralogie. "...der Kere Strudel...". - Divinität und Humanität im Widerstreit. Hamburg 2003. ISBN 3-8300-0868-6
  • Daria Santini: Gerhart Hauptmann zwischen Modernität und Tradition. Neue Perspektiven zur Atriden-Tetralogie. Berlin 1998
  • Joachim Seyppel: Gerhart Hauptmann. Überarbeitete Neuauflage. Berlin 1993
  • Peter Sprengel: Gerhart Hauptmann. - München: Beck, 1984
  • Peter Sprengel: Die Wirklichkeit der Mythen. Untersuchungen zum Werk Gerhart Hauptmanns aufgrund des handschriftenlichen Nachlasses. - Berlin: Erich Schmidt, 1981 (Veröffentlichungen der Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft 2)
  • Kurt L. Tank: Gerhart Hauptmann. - Reinbek: Rowohlt., 1986
  • Bernhard Tempel: Gerhart Hauptmanns Erzählung Mignon. Mit Erstdruck der ersten Fassung und Materialien. Berlin 2000
  • Felix Alfred Voigt: Gerhart Hauptmann und die Antike. Berlin 1965
  • Felix Alfred Voigt / Walter A. Reichart: Hauptmann und Shakespeare. Goslar 1947
  • Rudolf Ziesche: Der Manuskriptnachlaß Gerhart Hauptmanns. - Wiesbaden: Harrassowitz, 1977 - 2000 (Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz: Kataloge der Handschriftenabteilung, Reihe 2, Bd. 2, Tl. 1-4)

Siehe auch: Drama, Bürgerliches Trauerspiel, Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft