Jenische

halbnomadische Ethnizität in Europa
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Die Jenischen sind ein gelegentlich mit den Roma verwechseltes eigenständiges Volk. Ihre Herkunft ist ungeklärt, Teile der jenischen Sprache weisen auf eine sehr lange Geschichte hin. Sie reicht wohl auch länger zurück, als es die weit verbreiteten Theorie vermuten lässt, die Jenischen seien eine im Zuge der Bauernkriege (1520 bis 1525) aus der Schweiz ausgewanderte Volksgruppe mit eigener Sprache.

Teilweise werden sie auch als weiße Zigeuner bezeichnet, da sie im Vergleich zu den Roma eine hellere Hautfarbe haben. Dass es überhaupt zu einem Vergleich mit Roma kam, liegt daran, dass Jenische als Randgruppe der Gesellschaft oft in ähnlichen Berufen (Scherenschleifer, Korbflechter und Gaukler) tätig waren und dass sie ein nomadisierendes Leben führten. Heutzutage sind die meisten Jenischen in Deutschland halbsesshaft oder sesshaft. In der Schweiz gibt es 50.000 Jenische, von denen noch 3.500 ganzjährig auf die "Reise" fahren und nicht sesshaft sind. In Deutschland leben 200.000 Jenische, wovon 120.000 in Bayern, Saarland und Baden-Würtemberg leben. 29.000 davon leben auf Walze. 35.000 leben in Österreich(vorwiegend im Mühlviertel, Waldviertel und im Burgenland), 3.500 leben als ganzjährig Fahrende. Für andere Länder wie Frankreich, die Benelux-Staaten liegen keine Angaben zum Bevölkerungsanteil der Jenischen vor, da diese bislang einzig in der Schweiz als nationale Minderheit anerkannt sind.

Obwohl im Nationalsozialismus Publikationen und Schriftreihen des Reichsgesundheitsamtes und der "Rassentheoretiker" Robert Ritter und Eva Justin die Jenischen als mit den Roma und Sinti ethnisch nicht verwandte Gruppe darstellen, wurden die jenischen Menschen als so genannte "Zigeunermischlinge" oder "Asoziale" verfolgt, in Konzentrationslager deportiert und vielfach ermordet. Im Weltbild der Nazis widersprachen "Mischlinge" noch stärker der Vorstellung einer "reinen Rasse" als die von ihnen zu "minderwertigen", aber "reinrassigen" Menschen erklärten Personen, weshalb sie teilweise jenische Menschen noch schlechter behandelten als Sinti und Roma.

Die Geschichte der Jenischen ist vor allem in der Schweiz zurzeit ein viel diskutiertes Thema, da dort von den 1920er bis in die 1970er Jahre jenische Kinder durch die "Hilfsaktion" Kinder der Landstrasse zwangsweise von ihren Eltern getrennt wurden, um das Jenische zu bekämpfen und die Leute im Staatssinne zu disziplinieren. Viele Jenische wurde in diesem Zeitraum zwangssterilisiert. Heute gelten die Jenischen in der Schweiz als nationale Minderheit und in Österreich als Volksgruppe. Ähnliche Gruppen gibt es auch in anderen Ländern, so z.B. die spanischen Quinqui, die mit den Jenischen ethnische Gemeinsamkeiten haben und die Tinkers, die ihnen soziologisch ähneln.

Jenische Dörfer und Siedlungsplätze in Deutschland

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