Maginot-Linie

französische Befestigungsanlage an der Nord- und Ostgrenze
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Die Maginot-Linie (IPA: [maʒi'noː], französisch Ligne Maginot, benannt nach dem französischen Verteidigungsminister André Maginot), war ein Verteidigungssystem bestehend aus vielen Bunkern entlang der französischen Grenze zu Deutschland und Italien sowie an der Südspitze von Korsika, welches von 1930 bis 1940 gebaut wurde um Angriffe des Deutschen Reichs und Italiens zu verhindern bzw. abzuwehren.

Amerikanische Truppen erreichen die Maginot-Linie (1944)

Oft wird auch nur der Teil entlang der deutschen Grenze als Maginot-Linie bezeichnet, während man für die Hälfte zu Italien den Begriff Alpin-Linie gebraucht.

Geschichte

Planung und Bau

 
Karte der Maginot-Linie

Unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkrieges beauftragte die französische Regierung ihren Generalstab mit einer Studie zur Verteidigung der französischen Grenzen, um Maßnahmen gegen eine Invasion, wie 1914 geschehen, zu treffen. Die bekanntesten an der Studie Beteiligten waren die Marschälle Ferdinand Foch, Philippe Pétain und Joseph Joffre. Foch war gegenüber statischen Verteidigungssystemen abgeneigt, Joffre sprach sich für eine Lösung nach dem Vorbild der Festungen von Verdun, Toul und Epinal aus, Pétain bevorzugte eine lineare und befestigte Front.

Minister Painlevé rief zwei Kommissionen ins Leben: Die Kommission zur Verteidigung der Grenzen (Commission de défense des frontieres – CDF) mit dem Auftrag, die allgemeine Linienführung sowie Organisation zu planen und einen Kostenvoranschlag abzugeben, sowie die Kommission zur Organisation der Festigungsgebiete (Commission d'organisation des régions fortifiées – CORF), welche die Ergebnisse der CDF zur praktischen Umsetzung vorbereiten sollte.

Anfang 1929 wurde das Konzept der CORF vom Ministerrat angenommen. Painlevé übergab im gleichen Jahr sein Amt an seinen Nachfolger André Maginot. Maginot legte das Programm dem Parlament vor und ließ offen darüber abstimmen. Das Ergebnis der Abstimmung war eine Verabschiedung mit über 90%iger Zustimmung, das Projekt wurde damit am 14. Januar 1930 zum Gesetz. Ausschlaggebend für die Entscheidung zum Bau der Maginot-Linie dürfte die erfolgreiche Verteidigung Frankreichs am Festungsring von Verdun gewesen sein. Bei Verdun konnten die deutschen Truppen 1916 trotz gewaltiger Anstrengungen den Festungsring nicht durchbrechen und hatten zudem gewaltige Verluste.

Die wichtigsten Teile der Linie wurden bis 1936 gebaut, als mit der steigenden Bedrohung Deutschlands unter Führung von Hitler auch die Gründe zu ihrer Rechtfertigung an Bedeutung gewannen. Die Kosten betrugen offiziell insgesamt 5 Milliarden alte Französische Francs.

Maginot starb 1932 an einer Lebensmittelvergiftung und konnte die Vollendung der Linie nicht miterleben.

Bei den Planungen hatte jedoch niemand an die Möglichkeit des Einsatzes größerer Mengen Panzer gedacht. Die Verteidigungsanlagen waren gemäß der Erfahrungen aus dem vorherigen Krieg eigentlich nur gegen Infanterieangriffe gedacht. Die wichtigsten Angelpunkte der Maginot-Linie sollten neu entwickelte Artilleriewerke mit ausfahrbaren Geschütztürmen sein, die mit Kanonen Kaliber 7,5 cm und Haubitzen Kaliber 13,5 cm bestückt im Abstand von 10 km stehen sollten. Der Zwischenraum zwischen den Artilleriewerken sollte durch leichtbewaffnete Infanteriewerke und Kasematten geschützt werden. Insgesamt war die Verteidigungslinie mit nur 344 Geschützen und 500 Panzerabwehrkanonen bezogen auf die Gesamtlänge artilleristisch eher dürftig ausgestattet. Die einzelnen Anlagen sollten mit eigener Energieversorgung und Lüftungssystem ausgestattet werden. Größere Artilleriewerke hatten sogar elektrisch betriebene Feldbahnen. Bis zu 20.000 Arbeiter waren Anfang der 30er Jahre beim Bau eingesetzt.

Bis 1940 wurden 108 Artilleriewerke, davon fast die Hälfte an der Grenze zu Italien, gebaut. Die Maginot-Linie war aber, anders als in der französischen und deutschen Propaganda dargestellt, keine durchgehende Verteidigungslinie. Vielmehr bestand sie aus einer Vielzahl eigenständiger und isolierter Befestigungsbauwerke. Die Infanteriewerke hatten eine Besatzung von ca. 100 Soldaten, kleinere Artilleriewerke hatten 150–200 Mann, während größere bis zu 600 Soldaten aufwiesen.

Ein entscheidender Nachteil in der Planung der Verteidigungsanlage lag darin, dass die Maginot-Linie viel zu personalintensiv war. Eine bis zur Nordsee durchgehende Maginot-Linie hätte aufgrund des hohen Personalbedarfs einen Großteil der französischen Streitkräfte gebunden und Offensivaktionen unmöglich gemacht. Deshalb wurde die Verteidigungsanlage nur bis Sedan voll ausgebaut. Einzelne Abschnitte, z. B. an der Maas, waren wegen Sparzwang ganz ohne Artilleriewerke gebaut worden. Die Abschnitte zwischen Sedan und Lauterbourg waren sehr stark befestigt, auf der Rheinseite war allerdings zu Kriegsbeginn noch nicht überall die Ausrüstung eingetroffen, so dass hier die Stellungen ungenügend ausgerüstet waren. Hinzu kam, dass die Bunkerlinie nicht überall fertig wurde. Im Jura befinden sich Kasematten, deren Schalung bis heute nicht entfernt wurde. Durch die hohen Kosten der Werke im Elsass mussten andere Abschnitte vernachlässigt werden. Teilweise wurden sogar eiserne Schilderhäuser aus dem Ersten Weltkrieg einbetoniert und zu Beobachtungsständen umfunktioniert (Sundgau-Stellung).

Die französische Bevölkerung hatte sich hinter dem Milliardenprojekt sicher gefühlt und verließ sich zu sehr auf diese von öffentlicher Seite gepriesene Befestigungslinie. Initiativen anderer Politiker, offensivere Taktiken vorzubereiten, wurden daher nicht oder zu spät ergriffen, weil sie zunächst unter Berufung auf die Unüberwindbarkeit der Maginot-Linie abgelehnt wurden.

Verlauf des Krieges an der Maginot-Linie

 
Karte der Maginot-Linie im Elsass

Die deutschen Angriffsspitzen zielten beim Angriff auf Frankreich genau auf die Schwachpunkte der Linie. Ein Teil der Wehrmacht nahm, ähnlich dem alten Schlieffenplan aus dem Ersten Weltkrieg, den Weg durch Belgien und umging damit die gesamte Linie, während ein anderer Verband die Linie an einem nur schwach ausgebauten Verband durchstieß. Die Alliierten erwarteten indes, dass die deutschen Streitkräfte aufgrund der Befestigungen gezwungenermaßen den Weg durch Belgien nehmen würden und sandten einen Großteil ihrer Kräfte, insbesondere die gut ausgerüsteten Truppen nach Belgien. Als die französischen Truppen und die British Expeditionary Force dort auf die Wehrmacht trafen, bestärkte sie das in der Ansicht, der deutsche Angriff würde wieder durch Belgien erfolgen - währenddessen die schnellen Panzerdivisionen der Deutschen unbemerkt durch die kaum verteidigten Ardennen brachen und die Maginot-Linie bei Sedan umgingen. Die Masse der alliierten Armeen, welche in Belgien und Nordfrankreich stand, wurde durch diesen Durchbruch deutscher Panzerverbände zur Küste in Belgien eingeschlossen. Ein Großteil der britischen Truppen wurde bei Dünkirchen eingeschlossen und konnte anschließend, weil die Deutschen den Kampf in dem schwierigen Gelände scheuten und sieben Tage warteten, bis die Infanterie aufgeschlossen hatte, über See nach England evakuiert werden (sog. Wunder von Dünkirchen). Die restlichen französischen Truppen konnten keine stabile Verteidigungslinie mehr aufbauen und Frankreich musste kapitulieren.

 
Zerstörter Panzerturm nach der Eroberung durch die Wehrmacht im Mai 1940

Von der Wehrmacht wirklich angegriffene Befestigungen hielten dem Abwurf von Stuka-Bomben, dem direkten Beschuss mit 8,8 cm Flak und dem Einsatz von Hohlladungen meist nicht lange stand. Häufig mussten die Besatzungen in Infanteriewerken ohne Geschütze hilflos zusehen, wie die Wehrmacht ihre Geschütze nah heranzog und mit dem direkten Beschuss begann. Die Geschütze mussten nur außer Reichweite der französischen MGs bleiben. Der Widerstand dauerte häufig nicht länger als 48 Stunden, da dann alle MGs und Panzerabwehrkanonen (Paks) zerstört waren und die Lüftung ausfiel. Insbesondere die Lüftungen stellten sich als Schwachpunkt heraus, da sie häufig ausfielen. Die 107 Soldaten starke Besatzung des Infanteriewerks von La Ferte im Abschnitt Montmedy kam trotz Gasmasken durch giftige Explosionsgase um. Auch dort hatten die Verteidiger hilflos zusehen müssen, wie die Wehrmacht die beiden Bunker außer Gefecht setzte, da sie keine Geschütze besaßen. Die Soldaten waren dann in tiefere Bereiche des Infanteriewerks geflohen und dort erstickt.

 
zerstörter Bunker bei Arras im Mai 1940

Fakt ist, dass auf vielen Werken der Maginot-Linie zum Zeitpunkt der Kapitulation noch die französische Flagge wehte und seitens der Wehrmacht kein Versuch gemacht worden war, sie einzunehmen. Die deutschen Truppen begnügten sich damit, die einzelnen Bunker und Werke voneinander abzuschneiden und die Besatzungen in ihren Anlagen einzuschließen und damit effektiv zu neutralisieren. Wahrscheinlich hätten Teile der Linie noch monatelang aushalten können, was jedoch angesichts der Besetzung Frankreichs sinnlos gewesen wäre. Tatsache ist, dass sich einige der Kommandanten der verschiedenen Werke, darunter der des Four à Chaux, – getreu ihrem Motto – weigerten, der Kapitulation Folge zu leisten und die Forts an die Wehrmacht zu übergeben. In einem Tagesbefehl vom 1. Juli 1940 würdigte der Oberbefehlshaber Frankreichs General Maxime Weygand die 22.000 verbliebenen Verteidiger der Maginot-Linie.

Die Maginot-Linie heute

Viele Werke (frz.: ouvrage) der Maginot-Linie kann man heute besuchen. Darunter:

Ein Gegenstück zur Maginot-Linie erbaute Deutschland Ende der 1930er Jahre in Form des Westwalls. Nach dem Vorbild der Maginot-Linie entstand von 1935 bis 1939 der Tschechoslowakische Wall.

 
Abzeichen der Festungstruppen mit dem Motto „On Ne Passe Pas“

Organisation

Obwohl der Name „Maginot Linie“ auf eine dünne Linie aus Befestigungen hinweist, war das Bunkersystem dennoch bis zu 25 km tief. Es bestand aus einem auf das Gelände angepassten System aus Bunkern, Festungen und anderen militärischen Einrichtungen wie Grenzposten, Kommunikationszentralen, Infanterieunterkünften, Barrikaden, Depots, Beobachtungspunkten, Artillerie-, Panzerabwehr- und Maschinengewehrbefestigungen etc. Diese Anlagen machten das System zu einem schwerbewaffneten, aber dennoch starren Verteidigungssystem.

Von der Grenze bis ins Hinterland bestand das System aus:

Grenzposten

Diese einheitlichen Blockhäuser aus Beton waren meist als normale Wohnhäuser getarnt und wenige Meter von der Grenze entfernt errichtet worden. Sie waren mit Truppen belegt, um bei einem Überraschungsangriff die Attacke bereits zu Beginn zu verlangsamen. Dazu waren bereits Barrikaden und Sprengstoffladungen gegen Panzer vorbereitet.

Außenposten und Unterstützungslinie

Etwa fünf Kilometer hinter der Grenze waren eine Reihe von Panzerabwehrbunkern errichtet worden, um Panzerangriffe verzögern zu können. Diese Verzögerung sollte erreichen, dass die dahinterliegenden Hauptverteidigungstellungen rechtzeitig bemannt werden konnten. Diese Stellungen sicherten auch die Hauptverbindungsstraßen innerhalb der Verteidigungsstellungen und zur Grenze.

Festungsabschnitt (frz. Secteur Fortifie)

In mittelstarkem Ausbau bestand ein solcher Abschnitt vor allem aus etwa 1 km voneinander entfernt gelegenen Kasematten wie etwa an der Rheinfront. Den schweren Ausbau findet man beispielsweise bei Thionville, wo eine fortlaufende Linie von Artillerie- und Infanteriewerken mit dazwischenliegenden Kasematten die Hauptkampflinie bildeten.

Sperrabschnitt (frz. Secteur Défensif)

Solche Abschnitte stützen sich meist auf schwer überschreitbare Hindernisse wie Anstauungen (Saarabschnitt) oder waldreiches und bergiges Gelände (Ardennen) und wurden daher zusätzlich nur schwach mit Kleinkampfanlagen und Blockhäusern befestigt.

Festungstruppen

Das operative Nachkriegsdenken Frankreichs wurde von Marschall Henri Philippe Pétain, dem Generalinspekteur der französischen Armee, geprägt. Angesichts der schrecklichen Verluste, die Frankreich bei seinen Offensivoperationen im Ersten Weltkrieg erlitten hatte und gestützt auf persönliche Abwehrerfolge („Held von Verdun“) räumte er der Verteidigung Priorität ein. Dementsprechend war die Französische Armee vor allem defensiv aufgestellt. Die meisten Einheiten waren direkt in oder um die Maginot-Linie aufgestellt, so dass kaum Offensivkräfte zu Verfügung standen.

Diese Einheiten waren 64 Feld- (davon 14 Kolonialdiv.) und zwölf Festungs-Divisionen + Festungstruppen) unterteilt in:

RAP (frz. Régiment d'artillerie de Position) Festungsartillerie-Regimenter
RIF (frz. Régiment d'infanterie de Forteresse) Festungsinfanterie-Regimenter

Befestigungsanlagen

Typen

Artilleriewerk (frz. Gros Ouvrage)

Innerhalb der Maginot-Linie stellten diese Werke die größten Befestigungsanlagen dar. Immer findet sich hier die große räumliche Trennung zwischen Kampfblocks und Eingangsanlagen, um abseits vom Gefecht neue Mannschaften und Munition nachführen zu können. Zwischen 250 und 1100 Mann waren darin untergebracht und konnten dank eigener Stromversorgung, großen Vorräten an Lebensmitteln, Trinkwasser, Kraftstoff und Munition für längere Zeit völlig selbständig den Feuerkampf führen. Bestehend aus zwischen 4 bis 17 Kampfblöcken verfügten diese Anlagen je nach ihrem Auftrag über eine bestimmte Anzahl von 7,5 cm-Kanonen, 13,5 cm-Haubitzen und 8,1 cm-Granatwerfern.  
Munitionseingang zu einem Artilleriewerk

Beobachtungsbunker (frz. Observatoire)

Als die eigentlichen Augen der Maginot-Linie waren diese auf erhöhter Position erbauten Bunker mit etwa 3,5 m dicken Betondecken versehen, um auch stärkstem Artilleriebeschuss standzuhalten. Neben entsprechender Fernsprech- und zum Teil auch Funkausstattung waren Beobachtungsglocken zum Leiten des Artilleriefeuers vorhanden.  
  Beobachtungsbunker Boust

Blockhaus (frz. Blockhaus)

Als Blockhaus wurde bei der Maginot-Linie ein einstöckiger Betonbunker mit geringer Wandstärke bezeichnet, in denen höchstens ein Bereitschaftsraum neben den Kampfräumen vorhanden war. Die Waffen wirkten flankierend zum Schutz der Nachbarwerke. Die mit maximal 16 Mann belegten Bunker verfügten nur über Handlüfter zum Gasschutz und Petroleumleuchten.  
  Blockhaus bei Auenheim

Großunterstand (frz. Abri)

Bis zu 250 Mann konnten in diesen betonierten Kasernen untergebracht werden. Sie gehörten zu den Intervalltruppen, die als bewegliche Einheiten zwischen den eigentlichen Festungswerken operieren sollten. In diesen Großbunkern, die es in einer oberirdischen (frz. abri de surface) und unterirdischen Variante (frz. abris-cavernes) gab, waren Ruhe- und Bereitschaftsräume, Gasschutzfilteranlage, Stromaggregat, Küche und Frischwassertank vorhanden.  
  Großunterstand Zeiterholz

Infanteriewerk (frz. Petit Ouvrage)

In die Infanteriewerke der Maginot-Linie waren als Artilleriewaffen nur ganz vereinzelt 8,1 cm-Granatwerfer eingebaut worden. Alle besaßen hingegen mindestens eine MG oder 2,5 cm Pak/MG-Turm. Insgesamt waren diese nur mit zwischen 35 und 230 Mann belegten Anlagen wesentlich schwächer bewaffnet als die Artilleriewerke. Manche von ihnen waren für einen späteren Ausbau ausgelegt, zu dem es wegen finanziellen Schwierigkeiten jedoch nicht mehr kam. Auch diese Werke waren mit Ruheräumen, Küche, eigener Stromversorgung usw. ausgestattet.  
  Infanteriewerk Bois du Four

Kasematte (frz. Casemate)

Eine Kasematte stellte innerhalb der Maginot-Linie eine selbständige, meist zweistöckige Kampfanlage dar. Für die bis zu 50 Mann Besatzung waren Ruhe- und Bereitschaftsräume, Gasschutzfilteranlage, Stromaggregat, Küche und Frischwassertank vorhanden. Die Waffen wirkten flankierend zum Schutz der Nachbarwerke.  
  Kasematte Quatre Vents

Kleinkampfanlage (frz. Abri de tir)

Die verschiedenen Typen der Kleinkampfanlagen in der Maginot-Linie bestanden alle nur aus dem eigentlichen Kampfraum für MG oder Pak. Ruhe- oder Bereitschaftsräume für die Mannschaften waren nicht vorgesehen. Stromanschluss oder Gasschutz fehlten ebenso.  
  Kleinkampfanlage bei Cattenom

Bezeichnungen der Kampfblöcke

Bei den großen Befestigungsanlagen der Maginot-Linie, den Artilleriewerken (frz. Gros Ouvrage), unterschied man früher meist nur nach Kampfblöcken (frz. blocs de combat) und den Eingangsblöcken (frz. entrees). Die einen stellen das Herzstück der Festung dar – aus denen der Feuerkampf geführt wurde, die anderen sind weit davon abgesetzt zur Nachführung von Mannschaften und Munition gedacht. In neueren Veröffentlichungen werden dagegen die Kampfblöcke weiter unterteilt:

Artilleriebunker

Dieser Block verfügt nur über Turmgeschütze (7,5; 8,1 oder 13,5 cm), und die Bunkerdecke schließt mit der Oberfläche ab – alle weiteren Teile der Anlage (Bereitschaftsräume, Munitionsvorrat usw.) sind unterirdisch angeordnet.  
  Bunkerdecke schließt bodengleich ab

Artilleriekasematte

Bei einem solchen Block befindet sich der Kampfraum vollständig über der Erde. Seine Artilleriewaffen (7,5; 8,1 oder 13,5 cm) wirken nur flankierend zum Schutz der Nachbarwerke. Da sie so dem direkten Beschuss entzogen sind, ragen sie ständig aus der Betonscharte heraus. Oftmals sind hier drei 7,5 cm-Kanonen nebeneinander angeordnet.  
  3x 7,5 cm Kasemattengeschütze

Infanteriebunker

Diese Blocks verfügt nur über Panzerglocken. Die Bunkerdecke schließt mit der Oberfläche ab – alle weiteren Teile der Anlage (Bereitschaftsräume, Munitionsvorrat usw.) sind unterirdisch angeordnet. Solche Bunker waren nur mit leichten Maschinengewehren bewaffnet.  
  Panzerglocke auf einem Infanteriebunker

Infanteriekasematte

Ein solcher Block war mit Panzerabwehrkanonen und schweren Zwillingsmaschinengewehren, die flankierend zum Schutz der Nachbarwerke wirkten, ausgestattet. In einigen waren zusätzlich MG- oder 2,5 cm Pak/MG-Turm eingebaut. Auf diesen Kasematten befanden sich mehrere Panzerglocken mit Maschinengewehren.  
  Kasematte für Pak und MG

Bewaffnung und Optik

Turm- und Kasemattengeschütze  
  Aus- u. Einfahren des Turms
Übersicht der Turm- und Kasemattengeschütze
Bezeichnung Waffentyp Reichweite[1] Turmgewicht Kadenz Beispiele
7,5 cm-Turm oder -Kasematte Kanone 9,5 – 12 km 189 – 265 t 13 S/min    
Turm Kasematte
8,1 cm-Turm oder -Kasematte Granatwerfer 3,5 km 125 t 15 S/min    
Kasematte Außen Kasematte Innen
13,5 cm-Turm oder -Kasematte Haubitze 5,6 km 163 t 6 S/min  
MG-Turm MAC-31 3 km 96 t 450 S/min  
2,5 cm Pak/MG-Turm 2,5 cm Pak und MAC-31 3 km / 450 m 135 t 20 / 450 S/min  
3,7/4,7 cm Pak Panzerabwehrkanone 3 km   15 S/min  
4,7 cm Pak / 1x ZMG Die Pak war an einer Laufschiene an der Decke befestigt und konnte zurückgezogen werden, anschließend wurde das Zwillings-MG in die Scharte eingeklappt.  

Glocken oder Kuppeln

Die Stahlpanzerung wies eine Stärke von 20 bis 30 cm auf, das Gewicht lag zwischen 11 und 35 t.

Übersicht der Panzerglocken
Bezeichnung französisch Bemerkung Beispiele
AM-Glocke Arme mixte In diese Glocke war eine sogenannte Kombinationswaffe mit 2,5 cm-Panzerabwehrkanone (Pak) und einem Maschinengewehr eingebaut.  
GFM-Glocke Guetteur fusil mitrailleur In die Scharten dieser Glocke konnten wahlweise eine Optik zum Beobachten, ein leichtes Maschinengewehr (MAC-24/29 oder ein leichter 5 cm-Granatwerfer eingesetzt werden.  
JM-Glocke Jumelage mitrailleuse In diese Glocke war ein schweres Zwillingsmaschinengewehr (MAC-31) fest eingebaut.  
LG-Glocke Lance-grenade Diese Glocke waren für die 5 und 6 cm-Granatwerfer vorgesehen, doch wurden diese Waffen nicht mehr rechtzeitig ausgeliefert.  
VDP-Glocke Vision directe et periscopique Aus dieser Glocke konnte direkt aus einem schmalen Sehschlitz mit entsprechender Optik oder mit einem ausfahrbaren Periskop beobachtet werden.  

Legenden

Auf Grund der schnellen Niederlage 1940 wurde das französische Militär zum auch heute noch beliebten Spottobjekt vor allem der angelsächsischen alliierten Streitkräfte. In Verbindung hiermit hält sich hartnäckig die Legende, beim Bau der Maginot-Linie seien Geschützforts wegen Fehlplanungen

  • falsch herum, also mit Schussrichtung ins französische Hinterland, oder
  • mit begrenztem Richtbereich, so dass die deutschen Truppen, die die Linie nach Umgehung von hinten angingen, nicht beschossen werden konnten,

oder

  • mit rückseitig offenen Eingangsbereichen gebaut worden

Zuletzt wurde dies in dem Buch „Dude, Where's My Country?“ (Volle Deckung, Mr. Bush) von Michael Moore verbreitet.

Hierzu ist festzustellen, dass die Maginot-Linie, damals auf dem höchsten Stand der Befestigungskunst, natürlich auch ins Hinterland ausgerichtete Forts hatte, um andere Werke decken zu können. Dass die Linie falsch herum gebaut worden wäre oder ihre Geschütze nur unzureichend hätten traversieren können, ist falsch.


Literatur

  • Klaus-Jürgen Bremm Die Maginot-Linie 1930-1940, Militär & Geschichte 2009, 46: 20-25
  • Jean Yves Mary: La Ligne Maginot. Paris 1985, ISBN 2-7321-0220-2.
  • Oberkommando des Heeres (Hrsg.): Denkschrift über die französische Landesbefestigung. Berlin 1941.
  • Philippe Truttmann: La muraille de France ou la ligne Maginot. Thionville 1988, ISBN 3-8132-0685-8.
  • Jean Bernard Wahl: Damals und heute. Die Maginotlinie. Hamburg 2000, ISBN 3-8132-0685-8.

Einzelnachweise

  1. Zahlenangaben nach Truttmann, S. 587, 595-596.

Siehe auch

Westwall, Liste der Ouvrages, Atlantikwall

Commons: Maginot Line – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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